Raureif liegt auf den Wiesen und Feldern, eine langsam kräftiger werdende Sonne schiebt sich über den Horizont und wirft ihr verzauberndes Licht auf die Landschaft. Die Kälte verwandelt meine Finger beim ersten Fotostopp am Weserdeich in kleine Eisklumpen. Enten quaken im Schilf, Möwen üben im leichten Wind neue Sturzflugformationen, kreischen um die Wette.

Bremerhaven - unser Heimathafen für mehrere Jahre. Vertraut und doch im stetigen Wandel. Auch heute noch fahren wir wann immer möglich nach Bremerhaven. Mit dem Auto, auf dem Landweg. Fahren unsere Runden durchs Hafengebiet und staunen über die Veränderungen, erfreuen uns an dem, was noch Bestand hat und sich vertraut präsentiert. Sehr viel ist es grad nicht.

Bremerhaven ist im Umbruch, setzt in den letzten Jahren voll auf die Kraft der Windenergie. Als Jobmotor, als Bringer von Investitionen und Steuergeldern.

Dafür wird dann auch schonmal ein kleiner Flughafen geopfert und zum Gewerbebauland umfunktioniert. Dafür werden Hecken und Gräser nieder gemetzelt; freier Blick auf bis dahin versteckt gelegene Gebäude, wo man früher in viel Natur schaute.  Strassen werden verbreitert und verlegt, Übergänge gebaut, Ampelanlagen installiert. Noch führen einige neue Strassen ins Nirgendwo. Bald wird man darüber neue Firmengebäude erreichen.

Bremerhaven boomt.

Im neuen Hafen hat sich um Boardinghouse einer bekannten Marinakette ein Hotel gesellt, das Konzept der Betreiber geht offenbar auf. Auch wenn die Steganlage der zugehörigen Marina jetzt, im Winter, etwas verwaist wirkt. Nur wenige Boote sind im Wasser verblieben und trotzen den Temperaturen. Im frühmorgendlichen Sonnenlicht glänzen die Fenster der gegenüber liegenden, neu erbauten Wohn- und Bürohäuser. Wo früher Sand und Kies verladen wurde und staubige freie Plätze den zahlreichen Besuchern Parkmöglichkeiten offerierten, wird heute gelebt, gearbeitet. Mit Blick auf Hafen, auf Mediterraneo, Klimahaus, den Museumshafen, die Schleuse, den Loschenturm und vielleicht sogar auf die Weser. Es ist schick, in Bremerhaven zu leben und zu arbeiten. Zumindest partiell.

Aber auch das Gesamtkonzept Bremerhaven ist anziehend, faszinierend. Nicht wirklich schön oder flauschig wie viele wirklich alte Hansestädte. Aber lebendig. Und lebenswert, liebenswert ?!? Wir finden ja, die Meinungen darüber sind sicherlich kontrovers und bieten Stoff für Diskussionen.

Für uns ist es und bleibt es ein Stück Heimat. Über mehr als ein Jahrzehnt konnten wir den Wandel dieser Stadt miterleben. Nicht täglich aber an vielen Wochenenden sind wir über die „Baustellen“ geschlendert und haben Neuigkeiten bestaunt.

Und heute besuchen wir unsere frühere Marina am kleinen Leuchtturm. Erinnern uns an viele gesellige und auch beschauliche Abende an Bord oder in der kleinen Leuchtturm Bar. Viele „weisst Du noch“. So wie die Erinnerung an die abendliche Lichtshow mit Fischwerbung auf der grossen weissen Wand der gegenüberliegenden Fischfabrik. Oder die Rheingauer Weinabende an Bord unserer naja mit anderen Seglern, an das Auf und Ab der ein- und auslaufenden Schiffe. An die äusserst spassigen Opti-Regatten der Vereins-UHU’s, an einen winterlichen Ausflug nach Helgoland mit der ganzen Truppe und vieles mehr.

Und wir fühlen uns immer noch ein klein wenig als Teil dieses Mikrokosmos Bremerhaven, unserem Heimathafen. Dessen Namen auch wir jetzt doch schon in einige Länder gebracht haben.

Blick über den Hafen - Marina am Leuchtturm

Blick über den Hafen - Marina am Leuchtturm

Ebbe an der Weser im Morgenlicht

Ebbe an der Weser im Morgenlicht