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Good bye Jamaica - Hola Cuba Ausklarieren in Montego Bay - in 2 Etappen, etwas überraschend, unfreiwillig aber nicht unwillkommen: am Sonntag sitzen die Immigrationsofficer untätig im Marinabüro herum und freuen sich über die Abwechslung in Form von ausreisewilligen Seglern. Her mit den Papieren, Pässen etc., neue Formulare ausfüllen, zack-zack. Customs können wir heute auch noch erledigen, wollen wir aber nicht; warum Overtime-Gebühr zahlen, wo es nicht nötig ist? Teil 2 dann also am Montag. Pünktlich zur Büroöffnung sitzen die Crews von gleich 4 Yachten auf dem Clubgelände rum; nutzen schnell noch mal das Wifi, rufen Wetter ab, zeigen sich gegenseitig was auf Google-Earth. Wo war noch mal der Mega-Mart? Oder vielleicht doch zu Hi-Lo? Der Käptn der Nautica sucht verzweifelt seine Dokumente, verflixt die waren doch eben noch ? Auf der Anrichte liegen nur die Papiere einer gewissen naja rum, die Dame im Marinaoffice kann auch nicht weiterhelfen - alle sind in Aufruhr. Nur der Skipper der Aries Dream nicht. Der schaut nochmal eben in sein Laptop und hat überhaupt nicht mitbekommen, dass er die Nautica-Dokumente eingesackt hat. Wie sagte die Oma immer? ’s Haus verliert nix. Aufatmen bei der Nautica-Crew. Nur die Crew der 5. Deutschen Yacht fehlt, sitzt auf ihrem Boot herum und hadert mit der Welt in Form eines Riss im Ölkühler. Kuba muss jedenfalls noch etwas auf die Beiden warten. Customs und Immigration haben heute ihre Quotenfrauen ins Rennen geschickt, top gestylt im Kostüm, mit onduliertem Haar (die Lockenwickler sind doch tatsächlich mal zu Hause geblieben), weissem Blüschen und Perlonstrümpfen an den drallen Beinen. Auch Customs geht zack-zack, der ebenfalls anwesende zweite Immigrationoffier will noch wissen, warum wir denn gar nicht mehr bei ihm vorstellig werden müssen. Aha, die jungen Kollegen haben gestern schon, ob die das auch richtig gemacht haben? Streng und skeptisch schaut er hinter seiner Brille in die Runde. Das können sie gut, die Behördenmenschen: streng und wichtig gucken und komische Fragen stellen, gleich mehrfach. Oder auf einer genauen Uhrzeit beharren, wann man(n) denn nun ausreisen will oder wann genau man eingereist ist. Als käme es uns Seglern auf die Stunde oder gar Minute an. Jetzt aber ab ins Dinghi. Schnell noch der Aries Dream die Mooringleine lösen und dann quer über die Bucht zum Mutterschiff. Wasser aus den Kanistern in den Tank füllen, Dinghi hochholen, alles verstauen, Kuchenbude abbauen (die endlich wieder trocken ist). Aries D zieht derweil Kreise um das Ankerfeld vor Pier One. Endlich sind auch wir sowohl schweiss gebadet als auch abreisefertig. Die Ankerkette rasselt hoch, das Gross geht am Mast hoch, die Genua bläht sich auf - schon in der weitläufigen Montego Bay können wir den Motor abstellen, die Segel ziehen gut. Draussen empfangen uns gute 15 Knoten Wind, die sich schnell auf 20 Knoten steigern. Amwind-Kurs, später Halbwind ? da kommen Schiff und Crew in Wallung. Mit SOG zwischen 6 und teilweise sogar 9 Knoten Fahrt rauschen wir der Nacht und Cuba entgegen. Zwischendurch flaut es mal ab, es regnet heftig, dann übernimmt Rasmus wieder das Kommando. Wir biegen irgendwann gefühlt ab, von einer Art komfortablen Schnellstrasse auf eine Hoppel-Schotterpiste. Das Schiff ruckelt und hoppelt übers Wasser, mehrere Wellen fluten das Deck. Klar, das soviel Wasser auch irgendwo seinen Weg ins Schiff findet; an einigen Stellen tropft es von der Decke oder vom Niedergang. Und die Bilge - ach, reden wir nicht drüber, ich bin es so leid. Der Käptn auch, was jetzt grad aber auch nicht viel nutzt. Segeln könnt so schön sein .. Schön ist aber irgendwie auch, mal nicht alleine zu segeln. Das Toplicht der Aries Dream ist mal achteraus, mal neben uns und irgendwann auch wieder voraus. Über Funk stehen wir in regelmässigem Kontakt und vergewissern uns gegenseitig, dass alles in Ordnung ist. Mit dem ersten Morgenlicht tauchen auch schon vereinzelt Bäume am Horizont auf. Die stehen auf den Inselchen der Jardines de la Reina, den königlichen Gärten. Eine Meereskönigin. Soviel haben wir davon gehört und eigentlich ist es hier für Boote mit unserem Tiefgang nicht wirklich entspanntes reinfahren. Aber wir haben eine Strecke und ein, zwei Ankermöglichkeiten ausgetüftelt, die uns machbar erscheint. Aries mit dem vorausschauenden Echolot (sowas praktisches!) fährt voraus und gibt uns über Funk ein paar hilfreiche Anweisungen zur Anfahrt. Merkwürdigerweise können wir uns gegenseitig nicht mehr auf unseren AIS-Geräten verfolgen, nachdem wir die Einfahrt zu den Jardines passiert haben. Ob da jemand die Signale stört? Dunkeltürkisfarbenes Wasser um uns herum, leichte Wellen, Wind und ausreichend Wasser unterm Kiel. Auch hier, innerhalb der Jardines können wir noch ein gutes Stück segeln. Was auch gut ist, denn die Strecke bis zum Ankerplatz zieht sich doch ganz schön. Ein 3. Segelboot hält auf den ausgewählten Ankerplatz zu. Der sich allerdings als so weitläufig entpuppt, dass hier locker noch 50 weitere Yachten ankern könnten ohne den ebenfalls präsenten Krabbenkuttern ins Gehege zu kommen. Seesterne treiben bzw. schwimmen an uns vorbei. Pizzatellergross, sowas hab ich noch nie gesehen. Schon habe ich die Jardines ins Herz geschlossen. Sowas schönes zur Ankunft! Auf einen anderen Gesellen könnte ich ja gut verzichten, hab ihn aber auch nicht persönlich gesichtet: ein Hai hat die Aries Dream bei der Einfahrt ein Stück begleitet. Und das erzählt uns Rene ganz beiläufig beim Essen. Gut, dass der Käptn schon schwimmen war, ich wär ja 1000 Tode gestorben wenn ich das vor seinem Sprung ins hier doch tatsächlich sehr frisch-kühle Nass gewusst hätte! So klingen zwei Segeltage nun also auf Cuba aus. Wir sind auf Cuba und sind es irgendwie doch noch nicht. Noch wehen die Q-Flaggen unter der Steuerbordsaling, noch sind wir nicht einklariert. Aber diesen Aussenposten Cubas, die weitgehend unbewohnten Jardines de la Reina konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen. Unberührte Natur, kein Internet, noch nichtmal Mobilfunknetz. Nur ein paar Fischer, ein paar andere Segler (wenn überhaupt) und wir. Und jede Menge Wasser. Und kleine Inseln, mit Mangroven üppig grün bewachsen. Sandstrände ohne Palmen, alles ganz flach, ganz ruhig (abgesehen vom Generator auf einem der Fischerboote). Ganz still liegen wir, trotz einer leichten Strömung. Die Windgeneratoren säuseln nur noch sanft vor sich hin, die Sonne blitzt noch einmal kurz zwischen den Wolken auf. Cuba hat uns wider Erwarten am Nachmittag doch noch mit blauem Himmel und Sonnenschein begrüsst. So darf das gerne weiter gehen.

Morgen noch ein Tag hier, dann tasten wir uns wieder vorsichtig raus aus den Jardines und segeln weiter nach Cienfuegos. Wo schon einige andere, uns bekannte Yachten liegen. Wo wir einklarieren und uns dem Zauber Kubas hingeben wollen. Cuba, so viele Jahre ein Mythos. Ein bisschen was gelesen darüber, ein paar Reiseberichte gesehen. Aber gefühlt, gespürt, gerochen, er-lebt - das ist neu, für uns wie für viele andere auch.