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Hoffentlich nimmt mir unsere grande Dame das nicht uebel …. Ich bin fremd-gesegelt! Und auch noch eine Regatta mitgesegelt. Wo wir doch sonst um derartige Veranstaltungen lieber einen ziemlich grosszuegigen Bogen fahren. Aber hier, in Deutschland, ist halt irgendwie alles anders. Das Leben an Land, mit der Familie, mit Freunden. Einkaufen, Ausgehen, Restaurantbesuche, Waesche waschen — alles anders, wenn auch (noch) vertraut. Auch das Segeln. Mit dem Strom, den Rhein abwaerts geht es. Von der Steganlage des SCR Walluf geht es in den Ruedesheimer Hafen zum RYC. Sonntaegliche Ruhe liegt ueber der Steganlage des SCR. Sanft wippen die festgemachten Boote in der Duenung der vorbeiziehenden Frachtschiffe. Die ersten Segler tunen ihre Schiffe, Schrubber werden ausgepackt und eingesetzt. Ob “Haeschen huepf” dann schneller ueber die Wellen huepft? Der Himmel ist truebe grau; Wind? Eher keiner. Dabei waren die Prognosen gar nicht mal so uebel. Gut 26 Segelboote finden sich im Bereich der Startlinie, kurz vorm Schiersteiner Hafen, ein. Gestartet wird mit einem Zeitfenster, so bleibt die sonst ueblich Hektik und Aufregung aus. Wir gleiten einfach irgendwann sanft ueber die Linie und sind unterwegs. Die Rosebud, schon viele Jahre im Besitz des bisherigen 1. Vorsitzenden des RYC, ist ein huebsches und irgendwie gutmuetiges Schiff, auf dem ich mich auf Anhieb wohl fuehle.

Wind aus West-Suedwest; also kreuzen. Im teilweise recht engen Fahrwasser des Rheins nicht so ohne. Wer sich weit heraus wagt aus dem Tonnenstrich sitzt unter Umstaenden schnell fest. Was mit “geblaehten” Segeln zwar immer noch teilweise recht sportlich aussieht, aber der Schein ist eben truegerisch, da bewegt sich dann erstmal nix. So geht es einigen Regattateilnehmern, die im Eifer des Gefechts ueber die Seitenlinie preschen. Mit 1,80 Tiefgang ist der Skipper der Rosebud da eher vorsichtig und wird in seinen Bemuehungen, rechtzeitig zu wenden, von seiner “daemlichen” Crew eifrig unterstuetzt. Dafuer strapaziert er das Nervenkostuem seiner Vorschoterinnen mit wagemutigen Attacken auf die entgegenkommenden Berufsschiffe. Bei so mancher Wende stellt frau sich (und dem Skipper) die bange Frage “schaffen wir das noch?”. Wir schaffen es immer und der Skipper grinst etwas diebisch in sich rein. Wenn doch nur etwas mehr Wind waere!! Mal kommt eine Brise auf, dann wieder fallen wir buchstaeblich ins Flautenloch. Von Fahrt ist da nicht wirklich zu sprechen, der Strom schiebt halt, kontrolliertes Treiben kuennte man es vielleicht nennen. “Klar zur Wende” — kaum ist die Fock zur Zufriedenheit des Steuermannes dicht geholt, da heisst es auch schon wieder “Wende”. Dabei haetten wir jetzt grad so einen guten Run gehabt, taucht doch da die bluede Buhne ziemlich nah vorm Bug auf. Oder ein anderes Boot mit Wegerecht pocht auf diesem …. oder eine Tonne …. oder ein Fahrgastschiff oder oder oder. Langweilig wird es uns jedenfalls nicht; Steuerbordbug, Backbordbug, Steuerbordbug, Backbordbug …. warum laufen wir auf dem einen Bug fast 2 Knoten langsamer??

Immer wieder passieren wir Regattateilnehmer, die sich an flachen Stellen des Rheins festgefahren haben.Das grosse Begleitschlauchboot des SCR prescht hin und her, einige kommen aber aus eigener Kraft wieder frei. Ja, ja der Rhein — eigentlich kann man hier ja nicht wirklich segeln; behaupten zumindest buese Zungen. Den Gegenbeweis treten die tapferen Rheinsegler alljaehrlich mehrfach an. Und tatsaechlich: kurz vorm Zieleinlauf hat Neptun ein Einsehen und pustet nochmal kraeftig die Backen auf. Rosebud legt sich leicht auf die Backe. Schwungvoll runden wir die Hafenspitze und werden leicht gebremst. Hier in der Einfahrt zum Ruedesheimer Hafen ist es ebenfalls recht flach, der Schwung schiebt uns aber drueber, die Fock wird eingerollt, das Gross faellt und wird aufgetucht. Angekommen, festgemacht. Und auf zum Suppe fassen (alternativ Spiessbraten), Kaffee, Kuchen, kuehle Getraenke — fuer alles ist gesorgt. Und bei der Siegerehrung ist die Rosebud noch nicht einmal auf dem gewohnt letzten Platz gelandet. Mit launigen Worten und einem Spruch zu jedem Team fuehrt Vorstandsmitglied Birgit durch die Platzierungen und hat fuer jedes Team ein kleines Praesent. Und die Sonne lacht auch noch einmal kurz dazu. Sommer im Rheingau. Urlaub vom Bord(Boots)leben fuer mich, Alltag bzw. Wochenendvergnuegen fuer viele Andere.Und ich geniesse die Leichtigkeit des Deutschland-Urlaublebens. Nicht nur heute.