Jahres-Archiv 2009

Schön ist es auch im Hafen

Sonntag, Arbeitstag. Wir nutzen die heutige Windstille - nachdem es in den letzten Wochen immer ordentlich geweht hatte - um endlich mehrere Dinge zu erledigen. Werner steigt - mutig wie er ist - in unseren doch recht hohen Mast um unseren einseitig losen Radarreflektor zu bergen. Das staendige Klonk, Klonk gegen unseren Mast geht nicht nur uns auf den Nerv und ist zudem auch nicht das Beste fürs Material.

Danach steht die Genua auf dem Plan: beim letzten Segeltag hatte sich unser Fall entschieden, etwas nach unten abzusacken, dementsprechend war unser Segeltrimm mehr schlecht als recht (was unser Schiff aber nicht davon abhielt, seine Regattavergangenheit aufleben zu lassen und nach einem Wechsel auf dei große Genua langsam aber sicher alle Schiffe zu ueberholen, die zuvor leicht ueberlegen laechelnd an uns vorueber gezogen waren). Die Genua mußte also dringend etwas nach oben befoerdert werden. Wie das dann so ist, eins zieht das naechste nach sich und wir richten auch noch gleich die Reffleine für die große Rollanlage. Die ist irgendwie zu lang geraten und hat auch die Unart, sich oberhalb der Trommel um das Segel zu wickeln. Ach ja und die Segellatten müssen auch endlich mal an ihre Plaetze im Groß, wie gesagt: ein idealer Tag für all diese Arbeiten. Stechende Sonne und drohende Regen/Gewitterwolken wechseln sich ab und der Wind haelt sich dezent zurück.

Helgoland, der anziehende rote Fels in der Nordsee

Warum fahren so viele Segelboote (und nicht nur diese) jedes oder fast jedes Wochenende zu diesem wirklich nicht besonders großen Eiland in der Nordsee??? Ist es die Moeglichkeit, verguenstigt Zigaretten und sonstiges einzukaufen? Ist es einfach die Tatsache, das es halt mehr Spass macht, ein Ziel für den Wochenend-Segeltoern zu haben? Ist es die besondere Atmosphaere dieses “Roten Felsens”? Oder die Moeglichkeit, von einer Kneipe in die naechste und von einem Spirituosen- und Parfuemgeschaefts ins naechste “fallen” zu koennen? Vielleicht ist es einfach eine Mischung aus allem. Jedenfalls haben wir mit 2,40 mtr. Tiefgang und meist wenig zur Verfuegung stehender Zeit wenig geeignete Ziele für einen Wochenend-Segeltrip und somit ist Helgoland auch für uns ein attraktrives Ziel.

Der beruehmt-beruechtigte rote Felsen in der Nordsee

Der beruehmt-beruechtigte rote Felsen in der Nordsee

Nachdem unser letzter Versuch Helgoland auf eigenem Kiel zu erreichen, klaeglich im oder am Nebel gescheitert ist, starten wir an Pfingsten bei gutem Wetter und ordentlichem Wind einen erneuten Versuch.

Es wird ein schoener Segeltag, wir koennen das Elbmuendungsfahrwasser bei guter Sicht queren und es sind auch nur wenige von den großen Containerschiffen unterwegs. Dafuer tummeln sich vor Helgoland auffallend viele Segelboote und die meisten davon mit Spi. Uns schwant nix gutes: da war doch was mit Pfingsten, Helgoland und Regatta…..jawoll: hier ist Regattawochenende was offenbar jeder gestandene Segler weiß - nur wir halt nicht. Der Hafen ist auch dementsprechend gut gefuellt,

Eine Insel im Regattafieber

Eine Insel im Regattafieber

die mit uns einlaufenden Regattaschiffe wissen oft auch nicht so recht wohin und wir tuckern ziemlich ratlos im Hafen rund. Der Hafenmeister verschwindet auf seinem Boot irgendwo ganz hinten im Gewuehl der Boote und ward nicht mehr gesehen. Toll. Kurz entschlossen machen wir an einem Schlepper fest und gehen zum Hafenmeisterbuero wo noch zwei nette Herren sitzen und den administrativen Aufgaben eines Hafenmeisters nachgehen.  Nach Zahlung unseres Obulus bekommen wir die Anweisung, vor dem SAR-Schiff an die Pier zu gehen. “Da in der Ecke…., es koennen noch zwei Boote maximal an euch ran”. Was für mich o.k. ist, ist dem Skipper aeusserst suspekt: “Da sollen wir ran, wie soll das denn gehen….koennen wir denn nicht…..” Bevor wir es uns mit dem Hafenmeister verscherzen, wagen wir es und steuern langsam und nach kurzer Ueberlegung rueckwaerts auf den uns angewiesenen Platz zu. Davor liegt eine Zehner-Reihe kleinerer Segelboote, so max 5-6 mtr. Auf dem aeussersten steht ein junger Mann und ruft uns zu: “wollt ihr hier festmachen??????????” Er ist sichtlich beruhigt, als wir verneinen und auf den Platz vor dem maechtigen Bug des SAR-Kreuzers zeigen. “Ach so, dann ist ja gut!” meint er und feiert beruhigt weiter. Wir stellen uns belustigt vor, wie das wohl ausgesehen haette, wenn wir unseren gut 17T wiegenden ”Panzerkreuzer” hier geparkt haetten… und was der Hafenmeister wohl dazu gesagt haette…mit einer solchen Aktion wuerden wir auf jeden Fall einen mehr als bleibenden Eindruck hinterlassen!

Liegeplatz vor dem maechtigen Bug des SAR-Kreuzers

Liegeplatz vor dem maechtigen Bug des SAR-Kreuzers - Seite an Seite mit der "Wappen von Bremen"

Im Abstand von wenigen Zentimetern manoevriert der Skipper uns an einer knallgelben Mooringboje vorbei, der Mast hat noch ganz gut Platz auf der anderen Seite. Ein groesseres Problem stellt für mich die Art des Festmachens dar: nur Ringe in der Wand oder Poller oben auf der Pier und dazwischen eine einsame Leiter die ich dann wohl hoch muss. Und das Wissen: wir haben zur Zeit Hochwasser, das faellt noch einige Meter und unser Boot damit auch. Erhaengen möchte ich unser Schiffchen nur ungern. Ich rette mich erstmal an die Ketten die irgenwo im Wasser enden. Nicht schoen, vor allem für unsere Festmacher, aber zumindest sind sie hier einigermaßen flexibel und koennen mit dem Wasserstand hoch und runter wandern (hoffe ich zumindest, eine gewisse Skepsis kann ich nur schlecht verbergen). Kaum haengen wir einigermaßen fest, bekommen wir schon Besuch: die Wappen von Bremen moechte gerne an unsere gruene Seite. Aber die haben ja ausreichend Leute an Bord, viele helfende Haende und wir bekommen auch noch Tipps vom erfahrenen Skipper, wie wir unsere Leinen am besten ausbringen. Puh, geschafft. Ich komme mir in diesem Revier immer wieder wie ein Anfaenger vor. Wenn man nur Schwimmstege oder Dalbenboxen kennt, dann sind solche Liegeplaetze eben eine neue Erfahrung.

Nachdem wir noch eine Weile das Verhalten unserer Leinen und unseres Schiffes beobachtet haben (ich ganz besonders kritisch), machen wir einen kleinen Landgang und schauen teilweise amuesiert dem Treiben auf den Regattaschiffen zu.

Da staunt der Skipper nur noch

Da staunt der Skipper nur noch

Am naechsten Tag muessen wir leider unter Motor zurück nach Bremerhaven, wir haben kaum Wind und setzen die Segel zeitweise nur zur Unterstuetzung. Erst kurz vor Bremerhaven frischt er auf, puenktlich zum Einlaufen in den Vorhafen zur Schleuse weht es dann so richtig und die Schleuse geht uns vor der Nase zu. Aber bis jetzt sind wir ja noch immer geschleust worden, so auch heute. Das kleinere der beiden Becken ist gut mit Sportbooten gefuellt.

Unser Anlegemanöver im AKSC laeuft gut, unser Heck wandert mit dem ueblichen Spielraum von nur wenigen Zentimetern an den Nachbarschiffen vorbei, Heinz nimmt die Leinen entgegen, wir atmen auf. Geschafft. Unser Platz ist ja doch recht eng und das reinfahren bei viel Wind ist eine ganz schoen kniffelige Angelegenheit.

Ein schoenes Wochenende liegt hinter uns und wir sind zwar fix und fertig aber auch gluecklich & zufrieden.

Nebeltoern

02. Mai 2009 Nebeltoern nach Helgoland…… Unter Nebel versteht man in der Meteorologie fein verteilte Wassertroepfchen, die durch Kondensation der feuchten und gesaettigten Luft entstanden sind. Technisch gesehen ist Nebel ein Aerosol, in der meteorologischen Systematik wird er jedoch zu den Hydrometeoren gezaehlt. Soweit die Theorie. In der Praxis und auf dem Wasser fuehlt sich Nebel allein emotional gesehen schon ganz anders an. Aber wie komme ich jetzt auf dieses Thema? Unser erster Toern der Saison 2009 sollte uns - wohin auch sonst! - nach Helgoland fuehren. Wetter gut, Wind - naja, reden wir nicht davon - Laune und Motivation hoch. Also los geht das. Bis zu den sog. Tuermen bzw. kurz danach ist alles bestens. Und dann: wo ist denn das andere Segelboot? Wo ist denn der Turm? Was ist das fuer eine weiss-graue Wand in die wir hineinfahren? NEBEL!! Von jetzt auf gleich sind drin. Nach einigem Hin und Her und dem gespannten Verfolgen des Funkverkehrs entscheiden wir uns dafuer, umzukehren. Bei diesen Verhaeltnissen das Fahrwasser der Elbmuendung zu queren, da raet uns unser Bauch eindeutig von ab, auch wenn der Weg zuerueck nach BHV laenger ist als die Reststrecke nach Helgoland. Schweren Herzens aendern wir den Kurs, tasten uns langsam voran. Radar - haben wir, erkennen kann ich da irgendwie nicht wirklich was. Der Kartenplotter meldet uns treu und brav die Tonnen die auf unserem Kurs liegen, sehen koennen wir sie nicht. Von links droehnt uns das Nebelhorn des Turms ins Ohr, zu sehen ist auch er nicht. Wir melden uns bei der Weser-Radarberatung an. Das ist ein gutes Gefuehl: man steht vor der Fahrwasserquerung und bekommt ein eindeutiges “es ist alles o.k., ihr koennt queren”. Puh, das waere schon mal geschafft. Wir sind schon maechtig erleichtert, bekommen ueber Funk genaue Ansagen wo wir stehen und ob wir unseren Kurs korrigieren sollten. Und dann ist da ja noch der Plotter der uns zeigt, wo wir stehen. Nach einigen Meilen wird die Sicht langsam wieder besser und wir melden uns von der Radarberatung wieder ab. Auch wenn wir unser Ziel nicht erreicht haben, um eine wichtige Erfahrung sind wir auf jeden Fall reicher und wir sind froh, das wir auf unseren Bauch gehoert haben. Und eines wissen wir ganz genau: das mit dem Radarbild muessen wir dringend ueben - bei guter Sicht und wenn wir keine Probleme haben, die großen Poette zu sehen!!

Wieder im Wasser

Auf dem Küstenkanal 2009.JPG

Unsere “na ja” schwimmt endlich wieder !!! Nach 1 1/2 Jahren hat der Autokran sie am Samstag den 04.04. am Küstenkanal ihrem Element übergeben. Auch dieses Jahr war die Lady wieder äusserst bockig und ihr Kiel wollte sich nicht wirklich vom Tieflader lösen. Aber wo rohe Kräfte sinnvoll walten…… es ging alles glatt und nach einer guten Stunde lag sie im Kanalwasser. Leider hörten die Problemchen damit noch nicht auf: auch unsere beliebte Aktion “Diesel und Wasseraustritt an Stellen wo es nicht sein soll” wurde wieder ins Programm aufgenommen. Nach schweisstreibenden Einsätzen von diversen Werkzeugen waren auch diese Leckagen behoben, das Getriebe drehte sich ordnungsgemäss und unser lieber Anton Siemer konnte endlich hochzufrieden mit sich und seinem Werk nach Hause und Richtung Konzert eilen. Sonntag, 05.04.09. Nebel liegt über dem Küstenkanal, das Wasser ist total ruhig. Nichts bewegt sich ausser den Krähen die um die Brücke herum flattern und ordentlich Radau machen. Unser Schiff liegt völlig reglos an der Kaimauer. Auf Deck sind noch die Fussabdrücke von gestern zu sehen. Aber zum putzen werden wir später noch genügend Zeit haben. Jetzt heisst es erst einmal, alles vorzubereiten: die Notantenne wird ans Funkgerät angeschlossen, die notwendigen Unterlagen für die diversen Schleusungen und Brückendurchfahrten bereit gelegt und nachdem das Gefühl “ich bin unfähig um diese Uhrzeit etwas sinnvolles zu tun” gewichen ist und der Motor läuft, kommt langsam die Vorfreude. Zwei Berufsschiffe sind mittlerweile an uns vorbei Richtung Lock Oldenburg gezogen und den Skipper zieht es auch in diese Richtung. Heute am Sonntag werden Sportboote dort nur bis maximal 12 Uhr geschleust und wir haben immerhin gute 26 Kanalkilometer vor uns. Aber alles läuft wie geplant: um kurz nach 11 sind wir vor der Schleuse Oldenburg, die Schleusenkammer wird wieder für uns hoch geholt, wir können einfahren und schon geht es auch wieder abwärts. Die beiden Brücken in Oldenburg werden ebenfalls ohne allzu grösseren Wartezeiten für uns geöffnet und wie berechnet rauschen wir knapp eine Stunde vor Hochwasser in die Hunte. Jetzt kommt auch die Sonne immer wieder mal raus und es wird langsam wärmer. Hach, ist das herrlich! Permanent haben wir um die 5 Meter Wasser unterm Echolot, dieses Mal ist kein Atem anhalten angesagt. Ein einziges Berufsschiff begegnet uns und das an einer absolut unspektakulären, breiten Stelle. Kein Problem also. An den beiden Brücken legt Werner schwungvoll und kurzzeitig unseren Geräteträger nach unten so das wir ohne jeglich Wartezeit darunter durch kommen. Ein kurzer Seitenblick auf Elsfleth und seinen lieblichen, Entendreck-verschmierten Anlegesteg, den wir seit einer ärgerlichen Aktion vor 2 Jahren tunlichst meiden und schon sind wir auf der Weser. Hier nickt unser Schiff erst einmal eifrig in die Wellen, fast könnte man meinen, sie freut sich und begrüsst das “grosse” Wasser!! Bei mittlerweile herrlichem Frühlingswetter laufen wir die Weser nach Bremerhaven und bangen und hoffen, das wir die 16:30 Schleusung noch bekommen. Das klappt auch tatsächlich, vor uns ist eine andere Segelyacht eingelaufen und der Schleusenwärter hat unser heranrauschen und Fender auslegen wohl richtig interpretiert und auf uns gewartet. Vielen Dank unbekannterweise an dieser Stelle. Der Anleger war noch nicht ganz so routiniert, aber ich habe auch schon schlechtere Aktionen hingelegt. Insgesamt hat alles gut geklappt bis hierher. Jetzt noch um die Ecke Richtung AKSC, Fender wieder einmal umhängen, Festmacher einigermassen gut positionieren und ….lange Gesichter: der uns zugewiesene Platz ist immer noch belegt! Also wieder alles umbauen und einen anderen Platz anvisieren. An diesem Tag dürfen wir dann nochmal den Liegeplatz wechseln und haben somit für unseren ersten Tag an Bord reichlichst Gelegenheit für Manöver-Übungen. Dank der helfenden Hände am Steg klappt aber alles super und der Skipper schafft es sogar, unsere 15,20 butterweich in eine Box zu manövrieren, die eigentlich für max. 13 meter Schiffe gedacht ist. Kompliment! Jetzt liegt sie erstmal einsam da, wir haben erst wieder nach Ostern Zeit für sie. Dann wird der Mast gestellt und dann…’na ja’ warten wir mal ab, was der Sommer uns noch so bringt!

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