Hektik, Fusspilz, Aufregung, Schwitzen von früh bis spät. Hurrikan Florence hat unsere finalen Arbeiten vor Abreise nach good old Germany mächtig durcheinander gewirbelt. Sonst allerdings haben wir von ihm glücklicherweise nicht wirklich viel mitbekommen.

Schlappe 2 Tage bleiben uns, um all die 1000 Dinge noch zu erledigen. Wir sind gut im „last minute“ arbeiten. Aber dieses Mal ist es einfach zuviel. Zumal auch noch der Batterielader kurzfristig seinen Dienst verweigert. Allein die Ursachensuche kostet viel Zeit und bringt uns nicht wirklich weiter - Mysterium Strom! Zu viele Kabel ziehen sich durch den Bauch unseres Schiffes und nicht immer ist das woher-wohin ganz klar.

Korrodierte Anschlüsse, lose sitzende Kabel - definitiv ein Grund für die verweigerte Stromzufuhr in Richtung Batterien. Strom bekommen wir vom Anschluss am Boden, das steht fest. Und bei der Gelegenheit „finden“ wir dann auch tatsächlich eine Steckdose, die uns ganz ohne up-down Converter den 220 Volt Saft liefern kann! Wir sind hin und weg. Natürlich fehlt dann mal wieder ein Adapterstecker weil wir mit einer Kabellänge nicht vom Schiff zur Steckdose kommen. Aber das berührt uns jetzt auch nicht mehr so wirklich.

Stattdessen verpacken wir unser Schiffchen liebevoll in weisse Planen, hängen dekorativ noch ein paar Wasserflaschen zwecks Beschwerung dran und hoffen, dass es nicht allzu kalt wird. Die Bändsel werden es aber hoffentlich richten.

“Der ist ja wsserscheu, der Frosch. Der hüpft immer weg, wenn Du mit dem Schlauch in seine Richtung spritzt”. Der Skipper ist bass erstaunt, ein wasserscheuer Frosch? Unsrer, grasgrüner und vielleicht auch deshalb etwas wasserscheuer Hüpfer hat es sich wieder unterm Dinghi bequem gemacht und wird mit der Sicherung beauftragt. Hat ja auch nicht jeder, einen Wach-Frosch!

Segel vom Segelmacher holen, noch einige Dinge in den Storage verfrachten, mir mal eben mit einer scharfen Kante in den Handballen schneiden, Wäsche waschen, aufräumen - nimmt das Chaos eigentlich nie ein Ende? Dazwischen zwei schwitzende Männer, die sich dem Thema Strom widmen. „Pass mal auf Dich auf, Du siehst schei…. aus“. Das sind so Momente, da helfen nur noch der Griff zur Zigarette und zum Vino Rosso …. bei mir jedenfalls. Meinem Aussehen wird das allerdings nicht wirklich zuträglich sein, fürchte ich.

Etwas Ruhe am Abend vorm Abflug bringt uns eine Essenseinladung auf die Kassiopeia. Sitzen, lecker essen, Gin-Tonic, entspanntes Plaudern über die Reiseerlebnisse, mal kein „ihr müsst noch, habt ihr schon, wie wollt ihr denn …..“.

In die Koje kommen wir erst nach Mitternacht. Eine Ladung Wäsche musste noch sein. Last minute gewissermassen. Und dank Trockner problemlos machbar. Das der Wecker um 5 Uhr klingelt schlägt uns Beiden auf den Magen, kein Gedanke an den sonst obligaten Kaffee!!

Schnüre zurecht schneiden, Plane endgültig fixieren. Dann fällt dem Skipper ein, wir könnten doch den Laderegler des Windgenerators mal eben abmontieren und zwecks Prüfung mit nach Deutschland nehmen. Grummelnd fuhrwerke ich mit diversen Schraubenziehern im Schapp herum. Wer baut so einen Scheiss eigentlich ein??? Haben die alle Gummiarme und Lupenaugen??

Irgendwann ist nicht alles weg geräumt, aber so einigermassen klar Schiff.

Die mit zum Flughafen fahrenden und unser Auto übernehmenden Freunde stehen schon Gepäck bei Fuss an ihrem Steg, tanken müssen wir noch …. „wo ist dein Handy Werner????“ „Weiss ich doch nicht“. Die gross angelegte Suchaktion startet, alle in Frage kommenden Orte auf dem Schiff, in der Dusche, Wäscherei, unser Parkplatz - alles wird abgegrast, Ortungsanrufe werden vom Handy schlichtweg ignoriert, es springt sofort die Mailbox an. War ja klar.  Die Matratzen werden nochmal umgedreht, Kissen aufgeschüttelt - vielleicht ist es ja meiner morgendlichen Aufräumaktion zum Opfer und in die Ritzen gefallen? Nada. Die Zeit galoppiert natürlich derweil munter weiter. Ich werde leicht hektisch. Dann fahren wir halt ohne Handy los.

Die Fahrt zum Flughafen ist immerhin entspannt und führt über die gewohnt leeren Strassen. Der Flughafen Richmond ist überschaubar und wir fallen direkt vorm JetBlue Check-in durch die Tür. Bei der Gelegenheit taucht dann auch das vermisste Handy im Kofferraum auf. Unschuldig lugt es unter einer Tasche hervor. Alle sind erleichtert.

Jetzt kann der Flughafen-Marathon starten: Richmond-Boston-Manchester UK - Hannover, D.

Wir kommen rum!