Wenn wir durch die Counties, die verschiedenen Bundesstaaten fahren, kommt es uns vor, als führen wir durch ein einziges riesiges Wohngebiet oder Shoppingcenter. An jeder markanten Kreuzung sind Supermärkte, Malls, Geschäfte aller Art. Oder sie ziehen sich gefühlt endlos endlang der Highways.

Wohngebiete von normal über mittelklasse-wohlhabend bis offenbar sehr wohlhabend liegen an mehrspurigen Strassen, den Interstates. Auf den Strassen oder in den Gärten spielende Kinder sieht man nie. Kaum ein Garten ist eingezäunt. Um einen Pool oder wenn jemand Hunde hat, sieht man einen Zaun. Grosse Grundstücke gehen ineinander über und vermitteln ein Gefühl des Abstands, der Isolation. Hier kann man sehr einsam sein, obwohl man mittendrin wohnt. Wo hört welcher Ort, welche Stadt auf, wo fängt die nächste an? Sind wir jetzt in Richmond oder wo genau??

Rund um grössere Städte entstehen immer mehr „Reihenhaus“ Siedlungen. Die Grundstücke sind deutlich kleiner, der Focus liegt auf der Grösse des Hauses. Maximale Bebauung bei minimaler Grundstücksgrösse. Oder gleich Reihenhausbebauung. Grosser Zaun um alles, fertig. Die Familien können einziehen. Alles schön kompakt und schön nah am ebenfalls neu entstandenen Shopping-Center.

Seniorenheime? Haben wir noch keine gesehen, fallen nicht so offensichtlich ins Auge. Vielleicht ziehen die meisten Senioren ins warme Kalifornien? Tagespflege für Erwachsene wird schonmal angeboten. Und jede Menge Schulen, Kindergärten. Die Kirchen bieten in den Ferien Summercamps an und Sonntags regelt schonmal ein Polizist den Verkehr, wenn der Gottesdienst beendet ist und alle vom Parkplatz weg fahren. Dann ist rush-hour in einem Vorort Richmonds. Die Kirche scheint besonders beliebt zu sein, der Parkplatz ist immer noch proppenvoll.

Und immer wieder historische Stätten oder Parks. Solche mit Campingplätzen und Wandermöglichkeiten bis zum Plattfuss. Oder welche wie den Henrichs-Park bei Richmond. In dem nach gelebt wird, wie die Siedler und Indianer früher lebten, was sie anpflanzten, welches Handwerk sie verrichteten. Aber nur von 10-17 Uhr, dann ist Feierabend und die historisch gewandeten Menschen schwingen sich auf ihre modernen Mustangs, brausen ihrem eigentlichen Zuhause entgegen. Ein Job wie jeder andere?! Staunend stehen wir vor den Palisaden, die die Gebäude heutzutage nur noch gegen neugierige Blicke ohne Ticketerwerb schützen.

Vom Fluss dahinter dringt das Brüllen der PS-starken Bootsmotoren herüber. Am Public Boat Landing reihen sich die hochbeinigen Hubraum-Boliden mit ihren Bootstrailern aneinander. Der Platz ist frisch geteert, alles ist großzügig und passt gar nicht so recht zum gemütlichen, schmalen Fluss, dessen bräunliches Wasser gemächlich vorbeiströmt. Bäume ziehen sich bis dicht ans Ufer, urwaldfeeing. Ein SUP wird vorbei gepaddelt, ein Trampelpfad führt ins Dickicht und zu einer Badestelle, die unüberhörbar von einer Gruppe spanischsprachiger Einwohner bevölkert wird.

Ein Kraftwerk produziert Strom und pustet dicke weisse Wolken aus den hohen Schornsteinen. Es rattert und klappert. Direkt daneben kann man in den Wetlands vor dem Henrichs-Park Vögel beobachten. Früher ein Flusslauf, abgetrennt und heute Feuchtbiotop. 80 Meilen von der Chesapeake Bay entfernt erfüllt es eine wichtige Aufgabe für die Bay. Reinigt und filtert Wasser, bietet vielfältiger Fauna & Flora Lebensraum. Kontraste, wie sie stärker nicht sein könnten.

Wetlands

Wetlands

Wetlands Henricus Park Richmond

Wetlands Henricus Park Richmond