„Country Roads, take me home …. to a place I belong ….. Mountain Mamma …… „

Eine Melodie, Textfragmente kommen uns in den Kopf. Vor uns liegt die Country-Road, die durch Virginia führt. Eine von vielen. Und diese hier bringt uns zum Shenandoah Naturpark. Durch diesen Park führt der Skyline-Drive.

Für insgesamt 60 Dollar dürfen wir 7 Tage durch den Park cruisen, wandern oder einfach nur sitzen-stehen, gucken. Von einem der vielen Aussichtspunkte entlang der Strasse z.B.

Es geht stramm bergauf, wir schwitzen, unser Auto auch. Am ersten Aussichtspunkt brodelt und blubbert es ganz merkwürdig unter der Motorhaube. Unverdrossen prügeln wir das Bettmobil weiter bergan, sind doch nur ein paar Meilen bis zum Besuchercenter. Auf halbem Weg dann noch ein Stop mitten im Wald. Aus einem entgegenkommenden Cabriolet wedeln vier Hände aufgeregt Richtung Hang. Unser dicken Fragezeichen in den Augen verwandeln sich schnell in fette Ausrufezeichen: wir sehen unsere ersten Bären in freier Wildbahn. Und die auch noch nur wenige Meter vom Auto entfernt. Mama Bär und ihr Nachkomme lassen es sich schmecken. Ganz unberührt von den Zuschauern in ihren stinkenden Blechkisten. Was für ein Erlebnis!

Auf dem Parkplatz des Besuchercenters ist erstmal Boxenstopp. Kühlflüssigkeit sprudelt aus unserem Motorraum, es zischt und blubbert noch immer und unser armes Auto bekommt jetzt erstmal bei geöffneter Motorhaube eine Abkühlung im Schatten. Mit dem schwächelnden Auto weiterfahren? Lieber nicht. Also zurück ins Tal, nach Front Royal. Da ist es auch warm. Und der Ort bereitet sich auf den morgigen Feiertag vor. Schon wieder ein Feiertag! Auch die USA feiert ihre Unabhängigkeit. Mit Feuerwerk und Arbeitsfrei. Autowerkstatt aufsuchen fällt dann wohl eher aus.

Wir trösten uns mit Pizza und Stadtbummel. Der Ort ist überschaubar, die Hauptstrasse bzw. ein Teil davon glänzt ebenfalls durch einigen Leerstand in den Ladenlokalen. Aber das ganze wirkt ganz hübsch und nett, ist mit üppigen Blumenampeln und reichlich Stars&Stripes Flaggen aufgepeppt. Auf dem Parkplatz versammelt sich die „Dorfjugend“ um ihre Autos. „Die warten wohl aufs Feuerwerk“ mutmasst der Navigator. Und tatsächlich, eine der jungen Damen kommt auf uns zu und fragt, ob wir auch Feuerwerk gucken wollen. Auf meine interessierte Gegenfrage, wo das denn stattfinde, zuckt sie die Schultern. Eigentlich dachte sie, wir wüssten das. Feuerwerk fällt also aus. Wir hören es von Ferne irgendwo knallen. Und die leeren Verkaufsstände für die Raketen haben wir gesehen. Aber wir sind ja eh nicht so die Knall-Bumm-Zisch-Fans.

Am nächsten Morgen stürzen wir uns mit abgekühltem Auto wieder auf den Shenandoah Park. Fahren die kurvige Strasse durch kühles Grün, bewundern die Aussicht auf die umliegenden Berge und schrauben uns so ganz allmählich hoch und höher. Zeit, einen Platz für die Nacht zu suchen. Unsere wähl fällt auf den Campingplatz Big Meadows. Gleich nach dem grossen Blumenwiese „Big Meadows“ geht es rechts hinterm Besuchercenter ab. Das übrigens sehr gekonnt über die Entstehung des Parks, seine Fauna und Flora informiert.

Auf dem Campingplatz werden wir neugierig von unserem Nachbarn beäugt. Der wechselt ganz aufgeregt immer wieder seinen Standort und linst durch die Büsche und Bäume, die unseren Platz von seinem trennen. Na, so aussergewöhnlich sehen wir ja nun auch nicht aus. Irgendwann ruft er dann rüber: „there is a Bear!“ …. schei….. ausgerechnet jetzt, wo bei uns die Pfanne mit den Fleischspiessen auf dem Kocher brutzelt! Werner will, dass ich den Fotoapparat schussbereit mache, ich dagegen überlege, wie ich die Pfanne am schnellsten in Sicherheit bringe. Und was sonst noch so an Lebensmitteln ins sichere Auto muss. So hat jeder seine Prioritäten.

Der Bär - es ist ein junger, kleinerer - beschäftigt sich kurz mit einem Strommasten und trollt sich dann hinter dem Toilettenhäuschen übers Grün abwärts. Uff, wir können unser Abendessen in Ruhe geniessen. Dafür stehen dann irgendwann zwei Rehmamis mit ihren Kitzen auf der Wiese und grasen in aller Gemütsruhe. Rehe sehen wir noch einige,  ganz nah und sich nicht wirklich störend lassend. Eines äst auf unserem Zeltplatz, direkt hinterm Auto. Chipmonks flitzen über die Wege und Plätze. Nur von Stinktieren und Waschbären bleiben wir verschont.

Wolken ziehen auf und Nebel weht über den Campingplatz, es kühlt merklich ab. Für die Nacht gerade richtig.

Am nächsten Morgen geht es noch ein paar Meter zurück nach Norden. Ein gestern gut besuchter Parkplatz ist unser Ziel. Von dort führt ein Weg zum …… Wasserfall.  Ein Weg führt am Bach entlang bergab. Dabei überwinden wir so einige Höhenmeter bis wir am Wasserfall stehen. Der rauscht …. Fuss tief über die Felsen. Bei weitem nicht so beeindruckend wie die Niagarfälle, aber auch schön. Der Aufstieg ist dann schweisstreibend, aber immerhin kurz. Insgesamt sind wir nur knapp 1,4 Meilen unterwegs. Das schaffen wir als bekennende Nicht-Hiker gerade noch. Ins Schwitzen kommen wir trotzdem ordentlich, die Temperaturen steigen trotz der frühen Morgenstunde schon merklich an, eine zweite Dusche wäre jetzt angnehm.

Und dann sind wir schon wieder raus aus dem Park. Gleiten sanft auf und ab durch einen Teil Virginias, der sehenswert ist. Pferdefarmen, Weingüter, beeindruckende Famrhäuser. Hier zeigt man, was man hat und man hat offenbar einiges.

Ein Boxenstopp bei Lidl Richmond, dann geht es die restlichen Meilen nach Deltaville. Vertraute Strassen. „Country Roads ….“. Dann sind wir an dem Platz, wo wir hin gehören, an unserem Boot. Und stellen im letzten Tageslicht fest: die Leiter ist weg! Und nu??? Ein kurzer Rundgang auf dem Platz lässt uns die Leiter an einem anderen Boot finden. Wir klopfen, keiner antwortet. Ob wir sie einfach wegnehmen sollen?? Eine andere, für uns passende Leiter haben wir nicht gefunden. Nee, lieber nicht, die Luken stehen offen. Also schlafen wir nochmal eine Nacht im Bettmobil. Lassen uns von den Moskitos quälen und lauschen dem Froschkonzert vom nahegelegenen Teich.

5 Wochen on the Road liegen hinter uns. Viel gesehen und erlebt haben wir. Und im Nachhinein würden wir uns mehr Zeit für Montreal nehmen. Würden den Rideau-Kanal entlang fahren bis Ottawa, würden uns mehr von Quebec anschauen. Dann auf direktem Weg zu den Niagarafällen, zum Shenandoah-Park. Und für den würden wir uns richtige Wanderschuhe mitnehmen und mehr Wandertouren machen. Oder durch das Shenandoah-Tal fahren, die Weingüter Virginias kennenlernen. Beim nächsten Mal, da machen wir es ein bisschen anders.

Aber schön waren die vergangenen Wochen trotzdem.

Und für alle, denen es wie uns geht, die den kompletten Text dieses Ohrwurms, im Original von John Denver gesungen, nicht mehr auf die Reihe bekommen, hier der Songtext:

Almost heaven, West Virginia
Blue ridge mountains, Shenandoah river
Life is old there, older than the trees
Younger than the mountains, blowing like a breeze
Country roads, take me home
To the place I belong
West Virginia
Mountain mamma, take me home
Country roads
All my memories, gather round her
Modest lady, stranger to blue water
Dark and dusty, painted on the sky
Misty taste of moonshine, teardrop in my eye
Country roads, take me home
To the place I belong
West Virginia
Mountain mamma, take me home
Country roads
I hear her voice in the morning hour she calls me
Radio reminds me of my home far away
Driving down the road I get a feeling
That I should have been home yesterday, yesterday
Country roads, take me home
To the place I belong
West Virginia
Mountain mamma, take me home
Country roads
Country roads, take me home
To the place I belong
West Virginia
Mountain mamma, take me home
Country roads
Take me home, down country roads
Take me home, down country roads
23 Meter Abstand soll Mensch von den Deers halten. Denen ist das egal, die rücken uns Menschen gerne auch mal näher auf die Pelle
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Bärig - nur wenige Meter oberhalb der Strasse sind zwei Bären auf Futtersuche

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