Monats-Archiv April, 2018

Grounded

Bakery in Urbanna

Bakery in Urbanna

Gemütliche Sitzecke im Cafe Grounded in Urbanna - mit der Crew der Kassiopeia

Gemütliche Sitzecke im Cafe Grounded in Urbanna - mit der Crew der Kassiopeia

Terrasse des Mueums von Urbanna - leider ist es etwas kühl heute, die Rocking Chairs bleiben ungenutzt

Terrasse des Mueums von Urbanna - leider ist es etwas kühl heute, die Rocking Chairs bleiben ungenutzt

schöne Backsteinhäuser stehen in Urbanna

schöne Backsteinhäuser stehen in Urbanna

Segelkunst - statt Leinwand werden hier Segel bemalt und künstlerisch gestaltet - Urbanna, Galerie & Antiqiutätengeschäft

Segelkunst - statt Leinwand werden hier Segel bemalt und künstlerisch gestaltet - Urbanna, Galerie & Antiqiutätengeschäft

Urbanna

Urbanna

Ich schwitze. Geht ja gar nicht, sowas hier im fast noch winterlichen Deltaville?? An Bord und in der Nacht??? Liegt es daran, dass ich mich irgendwie „krank“ fühle und  mich entsprechend früh unter die Decke in der Koje gekuschelt habe?

Mitten in der Nacht weckt mich nicht nur die Schweissattacke sondern auch ein steter Regentropfen der aus dem (undichten) Griff der Luke über mir haargenau rechts von meinem Kopf laut und vernehmlich aufs Kissen platscht. Grrr. Nicht schon wieder Wasser von oben ins Schiff. Das hatten wir ausreichend auf dem Weg von Cartagena in die USA.

Ignorieren hilft nicht wirklich viel, draussen regnet es sich grad ein. Gut für die Salzkruste auf unserem Schiff, weniger gut für mein Seelenheil. Also aufstehen und ein Eimerchen suchen. Das hängt dann am Lukengriff und fängt das Nass ab. Dann fängt der zweite Griff das tropfen an …… ja, ich hab noch ein Eimerchen, Yoghurt sei Dank.

Dafür stellt der Heizlüfter seinen Dienst ein. Stromausfall in ganz Deltaville wie wir später beim Frühstück erfahren. Ah, deshalb ging auch das Internet heut früh nicht und ich hatte schon wieder das Laptop verantwortlich gemacht…..

Was macht man mit so einem Regentag? Aufräumen, wegräumen, putzen? Die Motivation ist unter Null. Da kommt das Angebot der Kassiopeia-Crew gerade recht. Claudi & Michl sind ja Auto-mobil und planen einen Ausflug ins Café Grounded in Urbanna. Ob wir mitkommen wollen? Wir überlegen nicht lange und sagen zu.Eine Stunde später geht es durch die winterlich-grau-grün-braune Landschaft. So manches kennen wir jetzt schon.

Urabanna besticht durch hübsche Häuser und eine Art Ortskern. Den hat Deltaville ja leider überhaupt nicht. Und zum Café gehören noch zwei andere Läden, die zum Stöbern einladen. Handarbeiten aller Art werden in der Region gross geschrieben und ich muss mich schon sehr gewaltsam von den Windspielen losreissen, die aus Metall sind und den Sound der Chesapeake Glockentonnen nachahmen …. klong-klong, klong-klong. Der Skipper schaut schon wieder griesgrämig und rechnet wahrscheinlich im Kopf die Gepäcktonnage hoch, falls wir mal wieder nach Deutschland fliegen.

Nach dem Kaffee machen wir einen Abstecher ins Museum. Hier wird ein kostbarer Schatz gehütet und ausgestellt: die legendäre Landkarte, gezeichnet von John Mitchell. Wie, ihr kennt John Mitchell nicht?? Bildungslücke!! Das sorgsam restaurierte und hinter Glas zur Schau gestellte, handkolorierte Stück wird inzwischen auf einen Wert von 500,000 Dollar geschätzt und man kann sogar auf einer Bank davor Platz nehmen, um es ausgiebig und mit gebührend Abstand zu bewundern. Die restlichen Museumsstücke beschäftigen sich mit dem Fischfang und der Austernzucht sowie dem früher hier sehr populären Tabakhandel. Überschaubar ist es und anheimelnd, das kleine Museum. Und der Eintrag ins Gästebuch ist ein „must“. Gegenüber und nebenan ziehen weitere Backsteinhäuser die Blicke auf sich. Heute werden sie als Wohnhäuser genutzt und sind wunderschön renoviert. Früher wurde hier Tabak gelagert oder von reichen Familien anno 17irgendwas schon als stattliches Wohnhaus genutzt. 14 solcher historisch wertvollen Gebäude gibt es in Urbanna und am ersten Freitag und Samstag im November findet in Urbanna das offizielle Austern-Festival von Virginia statt.

Nach einem Abstecher zum Hafen hat uns der doch recht kalte Wind ordentlich ausgekühlt und wir wärmen uns in einer Mischung aus Kunstgalerie und Antiqutätenshop etwas auf. Auch hier die obligatorische herzliche und ausführliche Begrüssung. Einen Laden betreten ohne das man gleich erzählt, woher man kommt und wie es einem geht - das ist hier unmöglich. Sogar der kleine schwarze Spaniel schenkt uns seine ausgiebige Aufmerksamkeit,  beschnüffelt uns intensiv. Ich bin versucht, mich in die Passepartout-Auswahl zweier Damen einzuschalten - ich würd ja das türkisfarbene nehmen, das passt hervorragend zu den Farben des zu rahmenden Bildes ….

Gemälde auf Segeltuch, das ist mal was neues - für uns zumindest. Aber neben ausgefallenen Kunstobjekten kann man noch viel mehr entdecken. Im hinteren, bedeutend grösseren Teil der Räumlichkeiten werden Möbel und allerlei Dekorationsstücke zum Kauf angeboten. Eine stattliche Sammlung an hölzernen Lockenten harrt ebenso ihrer neuen Bestimmung wie auch diverse Nautiquitäten, Bilder, eine Sammlung von Baseball-Caps, Gewehre, Fotoapparate aller Art, Wasserskier aus Holz oder Bücher. Stunden könnte man hier verbringen.

Langsam zieht es uns aber zurück zum Auto. Ein kurzer Abstecher noch in die „Bakery“. Darunter hatten wir uns jetzt irgendwie was anderes vorgestellt, die Auswahl an Backwaren beschränkt sich auf Plätzchen und Cup-Cakes. Aber sehenswert ist der kleine Raum allemal und die Inhaberin verabschiedet uns trotz Nicht-Kauf überaus freundlich und empfiehlt uns „keep you warm today“.  Bei den heutigen Temperaturen fällt uns das nicht ganz so leicht, aber warm ums Herz wird einem hier allemal und immer wieder. Charming Virginia, charming Urbanna. Ob wir vielleicht doch den Rat der beiden Herren in der Galerie beherzigen und das Boot hierher verlegen? Liegeplätze gibt es auch hier reichlich, allein der Tiefgang hindert uns mal wieder.

alleinallein

Allein-allein Nach fast 2 Monaten der erste Abend allein an Bord. Ungewohnt, ungewohnt ruhig. Auf dem Salontisch leuchtet ein Teelicht, die frisch erworbene Minze verströmt ihren angenehmen Duft. Draussen klappert das Grossfall nur noch ganz sanft gegen den Mast - der Wind hat wieder nach gelassen. Heute früh haben wir unsere Mitsegler zum Flughafen in Richmond gebracht und schnöde ihrem Schicksal überlassen - Kurzzeitparkplatz, Kiss & Tschüss. Danach geht es zu Lidl, AT&T (örtlicher Telefonanbieter), zu Kohl’s (Klamotten aller Art) und dann gönnen wir uns was Süsses plus Kaffee. Der Pieper auf unserem Tisch schrillt und blinkt ganz hektisch, als unsere diversen Kaffee’s trink- und abholbereit sind. USA - für uns eine komplett neue Welt und wir sind froh und dankbar, dass uns die Kassiopeia-Crew mit fahrbarem Untersatz sowie Rat und Tat zur Seite steht. Hilft scho und erleichtert vieles! Bei fast sommerlichen Temperaturen geht es heimwärts bzw. erst einmal an Bord der Kassiopeia. Sauerteigbrot nach deutscher Art mit gesalzener Butter, französische Pat+e, Oliven und zur Krönung noch Grafschaften Goldsaft - kann es uns besser gehen???? Beschwingt durch Rotwein und Bier tasten wir uns die Leiter wieder auf den Boden der Tatsachen hinunter und werden von Michl & Claudi samt Einkäufen zurück zu unserer naja gebracht. Ein weiterer Apriltag in den USA der in einem angenehmen, irgendwie entschleunigten Tempo vergangen ist. Es ist so herrlich umhektisch hier und so vergeht auch der Abend an Bord, der erste allein zu zweit. in der Fishingbay, Chesapeake Bay, Virginia, USA.

Abschied von der na ja - unsere Mitsegler fliegen heute zurück nach Deutschland

Abschied von der na ja - unsere Mitsegler fliegen heute zurück nach Deutschland

Chesapeake Bay

Wir sind angekommen! In der Nacht von Samstag auf Sonntag geht es unter Segeln in die Fishing Bay. Ausführliche Berichte zu den letzten Tagen bzw. Wochen folgen demnächst!

April-April oder eine andere Welt

Bei Tage präsentiert sich uns die Fishingbay ganz neu. Wir sehen die Häuser, die zu den Lichtern der letzten Nacht gehören. Auf Pfählen haben die hier heimischen Osprey’s ihre Nester gebaut und brüten ihren Nachwuchs aus. Er wird auch Fischfalke genannt und von Frühling bis zum Sommer lebt er in der Chesapeake Bay und ihren Flüssen und Seitenarmen. Nutzt die Tidengewässer, um leichte Beute zu machen. Braun und weiss ist er mit einer Körperlänge von bis zu 2 Fuss (ca. 61cm und einer Flügelspannweite von bis zu 6 Fuss (ca. 183). Ein auch aus der Entfernung beeindruckender Raubvogel.

Eine Flora, die der deutschen sehr ähnelt. Braunes Schilf am Ufer, Tannen- und Laubbäume, Frühlingsblüher in den weitläufigen Gärten (oder was man hier so als Garten bezeichnen mag). Hunde bellen und doch ist es österlich-ruhig an diesem Sonntag. Ostern! Das war uns datumsmässig irgendwie abhanden gekommen. Jetzt, wo wir wieder Email- und Handyempfang haben trudeln zahlreiche Osterwünsche ein.

An Land stehen Claudi & Michl von der SY Kassiopeia. Auch ohne AIS-Signal wissen sie von unserer Ankunft, haben für uns eingekauft. Als der Aussenborder endlich willens ist, seinen Dienst zu verrichten, tuckern wir an Land und fallen uns in die Arme. Wir begutachten gemeinsam die Steggegebenheiten und entscheiden, na ja umgehend an den Steg zu verholen. Unter Segeln. Bei fast no-wind. Aber wir kommen da hin, wo wir hin wollen, wo das Empfangskomitee zum Leinen annehmen bereit steht. Mehr trieb es sie ….. die Fenstermacher Leinen werden entspannt übergeben, dann liegen wir längsseits, neben dem Krandock.

Das Carepaket wird übergeben, die Stromfrage muss gelöst werden. Unser internes Ladegerät kann leider keine amerikanischen Stromstärken (110-115V), Claudi & Michl wissen Rat. Also ab ins Auto der Beiden und zu West Marine. Die beiden Alternativen, Nauti Nell’s und Hurds haben leider heute geschlossen. Verständlich, war doch was mit Ostern heute! Da auch West Marine nur teure und trotzdem für uns nicht brauchbare Stromkabel samt Adapter oder komplett neue, teure Ladegeräte zu bieten hat, wird die Stromsache auf morgen verschoben. Wieder zurück an Bord kommen dann auch wir in den Genuss der Leckereien aus dem Care-Paket. Die Erdbeeren waren zwar schon vertilgt, aber die Schoko-Eier haben uns damit ausreichend versöhnt. Zu viel Obst soll ja gar nicht soooo gesund sein.

Lange sitzen wir im Cockpit und erzählen, die Sonne wärmt uns angenehm. Ums uns herum ist es ruhig, friedlich, das Schiff liegt ruhig. Zum ersten Mal seit Wochen wackelt und schaukelt nix. Ungewohnt aber durchaus angenehm. Welcome in Deltaville, in der Fishingbay Marina bzw. im Boatyard. Und nein, es ist kein Aprilscherz, den 1.04. haben wir auch noch!

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