Monats-Archiv April, 2018

Andersrum

Sonntag

Unser 3. Sonntag hier in der Fishingbay. In Deutschland feiert ein Teil der Familie Kommunion. Was uns aber bislang nicht bewusst war, mit kirchlichen Daten (und anderen) haben wir es irgendwie nicht so.

Was macht man an so einem Sonntag in der immer noch sehr ruhigen Marina? Man nimmt das Dinghi mal an Deck, bastelt Fallen von den Vorsegeln ab, tüdelt die Rettungsleinen ab, die sich von achtern bis zum Bug ziehen und irgendwie ziemliche Dreckfänger darstellen. Und als der Arbeitsdrang beendet ist, fängt die Bordfrau das Kochen an.

Prompt ist das Gas alle. Lange erwartet und gewissermassen herbei geredet ist es also jetzt soweit: die Gasflasche muss gewechselt werden. Bis dato war das immer die Aufgabe des Skippers. Für die Frau an Bord war die Gasangelegenheit ein Buch mit mehreren Siegeln, die sie nie zu öffnen wagte. Schliesslich kommt zu Hause das Gas komfortabel von irgendwoher, nachfüllen und Flaschen wechseln entfällt da. Jetzt aber heisst es geduldig am Herd ausharren, bis die Flasche gewechselt ist und von achtern der Ruf erschallt „probier mal, ob Gas kommt“. Immerhin: wir haben 2 richtig gut volle Gasflaschen zur Verfügung, es kann also los gehen, der Skipper eilt nach achtern und öffnet die Kiste. Wobei ihm natürlich erstmal so einiges an sonstigem Kram in die Finger bzw. aus denselbigen fällt. Ich harre derweil geduldig im Schiffsinneren aus.

Leider kommt aber erstmal ausser diversen Flüchen nix in der Pantry an. Gefühlte Stunden später (aber auch nur gefühlt) kommt die suggestive Frage an den Skipper „soll ich Dir helfen???“. Ein verstimmtes „Ja, bitte“ lässt mich also den Beobachtunsposten am Herd verlassen und die Gaskiste inspizieren.

Von Hand lässt sich natürlich da nix machen. Also nochmal nach unten turnen und den passenden Schlüssel suchen. Ein 22er sei es meint das massgeschulte Auge des Skippers. Wir haben 2 von dieser Grössse in der Werkzeugkiste und komischerweise passt nur der eine, der mit dem vielen Rost und die zarten Bordfrauenhände natürlich im null Komma nix verschmutzende. Was ist jetzt an dem anders?? Hat der Rost vielleicht einen Nanomillimeter weg geätzt sodass der Schlüssel auf die Mutter passt???? Dinge, die sich mir nie erschliessen werden.

„Du musst andersrum drehen“. Aha, wie definiert man jetzt andersrum? Normalerweise dreht man links herum auf, rechts herum zu. Andersrum müsste dann also - genau, andersrum zum Erfolg führen. Also drehe ich andersrum und siehe da, es bewegt sich was. „Wer hat das Ding eigentlich fest gezogen??“ Ja, muss doch fest sein, sonst könnte ja Gas austreten. Das leuchtet auch mir ein, wollen wir nicht. Mein „nach fest kommt ab“ wird geflissentlich ignoriert und irgendwann sind Gasflasche und Ventil samt Druckminderer, Schlauch und was da noch so alles dranhängt, voneinander getrennt. Das hätten wir schon mal.

Der vermeintliche leichtere Teil, die volle Flasche mit dem ganzen Gerödel zu verbinden, scheitert erst einmal am Gewinde der neuen Flasche. Das will partout keine Verbindung mit dem Rest eingehen. „Du musst andersrum drehen“ …. wie jetzt, andersrum?? Wenn doch beim trennen „andersrum“ hiess, das ich nach rechts drehe und das zum Erfolg führte, dann muss ich doch jetzt ergo nach links drehen oder doch andersrum??? Ist das jetzt ein anderes Ventil, brauche ich dafür einen Adapter??? Der Skipper legt seine eine, einsatzbereite Hand an. Was natürlich auch nicht zum Erfolg führt. Er flucht - „geh mal weg, lass mich nochmal“. Es fängt das regnen an, leicht tröpfelnd, aber unangenehm, also ist Eile angesagt. Unter Druck kann ich am besten arbeiten und so drücke, schiebe und drehe ich bis es irgendwie passt. „Hast Du das auch gerade eingedreht??“ Schlüssel ansetzen, festziehen bis zum ächzen, probeweise aufdrehen - nix zischt, nix riecht - geschafft.

Probedrehen am Herd: et Gas kütt! Super. Frau wächst ja bekanntlich an ihren Aufgaben. Gut, das sich das nicht in Körpergrösse ausdrückt, dann müsste ich eigentlich mittlerweile so um die 2 Meter sein. Was wiederum bedeuten würde, das ich mir täglich mehrfach irgendwo im Schiff den Schädel anhauen würde. jetzt hab ich mir aber wirklich das Füsse hochlegen verdient und kann entspannt dem Heulen des Windes in den Riggs lauschen. Kühl ist es wieder geworden, windig und etwas regnerisch. Auch hier in der Fishingbay macht der Frühling nochmal eine kurze Pause.

Autos Autos

aussen pfui, innen hui!

Das ist mal ein Motörchen! Und hier kann man fast schon sagen: aussen pfui, innen hui!

1930er Cadillac

Und von dem sind wir alle total begeistert: 1930er Cadillac

W

i

Ein Studebaker! Der Inbegriff des Detektivfahrzeugs (zumindest für mich) Leider bekomme ich das Bild nicht gedreht, also bitte Laptop drehen!

Ein Studebaker! Der Inbegriff des Detektivfahrzeugs (zumindest für mich) Leider bekomme ich das Bild nicht gedreht, also bitte Laptop drehen!

Derzeit suchen wir ja nach einem gebrauchten Auto, mit dem wir das Land etwas besser erkunden können. Da passt es grad irgendwie dazu, dass etwas ausserhalb von Deltaville eine Classic Car Show stattfindet. Von 10-14 Uhr, ein überschaubarer Zeitraum. Die Kassiopeia-Crew unterbricht ihre Schleifarbeiten und wir lassen uns gerne beim Nichtstun unterbrechen und so geht es wieder einmal zu viert aus Deltaville raus. Nur wenige Meilen weiter stehen auf einer grossen Wiese vor Friedhof und Kirche zahlreiche chromblitzende Fahrzeuge. Links die Oldtimer - rechts die Besucherfahrzeuge.

Das volle Programm bekommen wir zwar nicht mehr mit, dafür sind wir schon etwas spät dran, aber für ein paar Fotos und kurze Gespräche mit den stolzen Besitzern reicht es allemal. Und das alles bei kurze-Hose-Tshirt-Wetter, was will man mehr!

Den MG würd ich wohl nehmen

Den MG würd ich wohl nehmen

von aussen sieht man es diesem Fahrzeug nicht so wirklich an, was sich unter der Motorhaube versteckt

von aussen sieht man es diesem Fahrzeug nicht so wirklich an, was sich unter der Motorhaube versteckt

Auf den Geschmack gekommen

Sonne, warm, T-Shirt-Wetter. Die Pullover bleiben im Schapp, der Heizlüfter schweigt. Seit unserer Ankunft vor fast 2 Wochen ist es zum ersten Mal richtig sommerlich warm, frühsommerlich. Denn der richtige Sommer soll hier bis zu 40°C bringen, wir lassen uns gerne überraschen. Die Vögel zwitschern lauter als noch die letzten Tage, die Jagdhunde der Marina-Betreiber sind irgendwie kontaktfreudiger, die Bäume wirken schon grüner und auf den Feldern spriesst das Getreide in die Höhe. Seidelbast in mir bis dato unbekannten Ausmassen blüht in kräftigem Pink und auf der Kassiopeia flattert die Wäsche auf der Leine anstatt ihre Runden in der Trockentrommel zu drehen.

Wir starten unseren gemeinsamen Arbeitseinsatz der da heisst: abkleben und spachteln - Vorbereitungen für die Lackierarbeiten am Rumpf der Kassiopeia. Claudi bewaffnet mich mit einer blauen KLebebandrolle, Michl erteilt letzte Instruktionen, was genau vor der weissen Farbe geschützt werden soll. Ich klebe ab, Werner hält die Leiter fest, Michel spachtelt kleine Löcher und Unebenheiten im Gelcoat aus. Der Einsatz wird belohnt mit Kaffee und Keksen auf einer Bank am Ufer, in der Sonne und direkt neben dem Kran des Stingray Boatyard. Wir blicken aufs schmale Fahrwasser, beobachten das Einkranen eines hübschen Bootes, kommentieren fachmännisch die aus dem Motorraum ertönenden Start- bzw. Nicht-Startgeräusche und geniessen das Leben und den blauen Himmel über uns; die Tatsache, das wir im T-Shirt am Wasser sitzen und es uns gut geht. Entdecken wir hier gerade eine neue Variante der Leichtigkeit des Seins?

Der Tag klingt aus - wie könnte es anders sein - mit einem zweiten BBQ zwecks Reste vertilgen. Die Knoblauchbutter war zwar lecker aber zu reichlich bemessen. Da muss noch an der Reduzierung gearbeitet werden. Und die Bratwurst wird bestimmt auch schlecht, wenn sie nicht bald auf dem Grill landet. Pappsatt und zufrieden sitzen wir kurze Zeit später um den runden Tisch. Beobachten das offenbar allabendlich stattfindende Eintreffen und Aufsuchen der Duschräume eines Paares. Die Beiden fahren mit einem Auto vor und verschwinden für mindestens eine Stunde in besagten Räumlichkeiten, kommend dann umgezogen und geschniegelt, gestriegelt und wohlduftend nach einer von uns gefühlten Ewigkeit wieder freundlich grüssend an uns vorbei. Wie kann man so lange duschen???? Vier Augenpaare gucken sich mit dicken Fragezeichen an. Bei uns geht das definitiv schneller! Sollten wir da vielleicht irgendwas falsch machen???

Wir haben Hunger, Hunger .... noch ist der Tisch nicht reichlich gedeckt, das ändert sich aber gleich

Wir haben Hunger, Hunger .... noch ist der Tisch nicht reichlich gedeckt, das ändert sich aber gleich

Was hat Barbie mit Grillen zu tun?

Moonstone (hinten rechts) und naja (vorne links) seit längerer Zeit mal wieder nah beinander liegend

Moonstone (hinten rechts) und naja (vorne links) seit längerer Zeit mal wieder nah beinander liegend

BBQ, lautsprachlich Ba-Bi-Qu (oder so ähnlich). Klingt irgendwie nach der Barbie-Puppe. Hat aber mit ihr keinerlei Ähnlichkeit oder doch?? Bestimmt gibt es auch passend zum Barbie-Haus einen Grill, den Ken dann bedient. Ein Barbie-BBQ.

Unsere Ken’s heissen Michl & Werner und sie heizen den Grills der Fishingbay Marina kräftig ein. Gas, Kohle, nix wird ausgelassen. Und alles zu Ehren der Moonstone Aberdour-Crew, Claire & Allan. die heute, bei kräftigem Südwind, von Norfolk kommend und auf den Weg weiter die Chesapeake Bay hinauf, weiter nordwärts, hier festgemacht hat. Für ein Abendessen mit uns legen sie gerne einen Boxenstop hier in der Fishingbay ein. Auch diese Beiden liebenswerten Menschen haben wir nun schon seit mindestens 3 Jahren nicht mehr gesehen. Mal abgesehen von einer flüchtigen Begegnung vor der Küste Kubas und einem kurzen Funkkontakt. Sie gingen, wir kamen. Dann kreuzten sich unsere Kurse leider nie mehr. Trotzdem fühlt es sich an, als wären wir erst vor wenigen Wochen zusammen gewesen, alles ist vertraut, angenehm.

Wir schwelgen in dünnen Steaks und Bratwürsten, in Salaten und knusprigem Baguette, bestrichen mit Knoblauchbutter. Gut, das uns beim heutigen Aldi-Einkauf spontan eine Bratwurst-Testauswahl in den Einkaufswagen fiel. Als hätten wir es geahnt.

Das Wetter spielt mit, es ist windig aber die Sonne hat die Temperaturen so hoch geschraubt, das wir relativ lange draussen sitzen können und uns erst zu etwas vorgerückter Stunde in die Captain Lounge verziehen. Das ist ein nett eingerichteter Aufenthaltsraum für die Gäste der Marina, direkt an Duschen und Grills angrenzend. Viel zu schnell vergeht der Abend, verstohlenes Gähnen setzt ein. Eigentlich will ja keiner die Runde auflösen, aber der Tag war für die Segler anstrengend und für die Landeier ebenfalls. Morgen früh zieht die Moonstone schon weiter. Sie folgt der Empfehlung eines anderen Seglers und wird in einem kleinen Boatyard weiter nördlich an Land gestellt während ihre Crew in die Heimat fliegt.

Die Moonstone schiebt sich durch die wellengepeitschte Fishingbay - Südwind schäumt das Wasser auf in dieser sonst so ruhigen Bucht

Die Moonstone schiebt sich durch die wellengepeitschte Fishingbay - Südwind schäumt das Wasser auf in dieser sonst so ruhigen Bucht

Key West - ein Rückblick

Key West liegt nun schon gut 3 Wochen in unserem Kielwasser. Wirklich etwas darüber geschrieben habe ich bislang noch nicht. Daher ist das hier eher ein Rückblick, wenn auch in der Gegenwartsform geschrieben. Zu stark sind die Eindrücke von Key West, unserer ersten Stadt in den USA.

USA - das war nie unsere Präferenz, hierher wollten wir nie, eigentlich. Man soll nie nie sagen?! Etwas spöttisch, abfällig haben wir oft auf dieses Land geschaut, auf seine Politik und auf viele Meinungen und Einstellungen der Bevölkerung. “Amiland”, nein, da müssen wir nicht. Insgeheim aber gab es schon ein paar Ecken, die ich mir gerne mal in natura angeschaut hätte. Träume von einem Indian Summer, von Maine und New York bzw. Manhattan. Oder einmal über die Golden Gate Bridge und die legendären Strassen von San Franzisco fahren. Vielleicht noch New Orleans, den Swing der Black Music auffangen. Na, so ganz abwegig war es dann wohl doch nicht, das wir letztendlich nun doch hier gelandet sind. Vielleicht hatten wir auch nie den Mut, zu unseren geheimen Wünschen & Träumen zu stehen? “na ja” macht Unmögliches möglich. Und so landen wir nun hier, Dank unseres störrischen Schiffes, das man nicht überall parken kann. Und mit dem wir nicht mal eben bis zu den Azoren segeln wollten und konnten.

Von Grand Cayman aus bot sich Key West an, als Einklarierungshafen. Und ohne vorherigen Stop auf Cuba sollte es auch keine Schwierigkeiten dort geben. Ein leichtes Bauchzwicken liess sich bei mir trotzdem nicht vermeiden. Manchmal ist es gar nicht gut, wenn man sich im Vorfeld zu viel informiert. Manches muss man einfach auf sich zukommen lassen.

Die Realität jedenfalls war in Key West positiv überraschend und viel einfacher, als von mir erwartet. Und ja, Key West ist verrückt, liebenswert verrückt. Mit skurrilen bärtigen und langhaarigen Typen, wummerndem Harley-Davidson-Sound, Pelikanen, liebevoll gestalteten Holzhäusern, tollen Boutiquen und Andenkenläden, unzähligen Bars, Cafés, Restaurants, Bier- und Rumdestillen, Hotelanlagen direkt am Wasser. Eine Urlaubsregion. Hierher fährt der Amerikaner (und nicht nur der), um Urlaub zu machen, zu feiern, Wassersport Aktivitäten auszuprobieren, sich und seinen Reichtum zu präsentieren, Sonne zu tanken und einfach locker das Leben zu geniessen.

Dazu gehören dann allabendliche Fotoshootings-Termine an der Pier, mit Blick auf Tank-Island - Pardon: Sunset Island - und die untergehende Sonne. Die versinkt hier äusserst malerisch und fotogen im Meer und die Blitzlichter zucken wild an Land dazu. Grosse Fischerboote breiten malerisch ihre Netzarme aus und reihen sich wie mit dem Lineal ausmessen aneinander. Fähren tuckern hin und her, Ausflugsboote aller Art wühlen das Wasser auf und lassen unser Dinghi tanzen. Die Überfahrten sind feucht, weniger fröhlich. Am Abend bläst uns der Wind empfindlich kühl ins Gesicht und nach der zweiten äusserst durchnässten Tour werfen wir uns vor Fahrtantritt jedes Mal ins komplette Ölzeug.

Drüben an Land drängelt man sich am Dinghisteg durch die Vielzahl an Schlauchbooten und teils sehr skurrilen Festbootkonstruktionen. Dafür das man hier festmachen darf, bezahlt man beim Dockmaster eine tägliche oder wöchentliche Gebühr. Pappt einen entsprechenden Nachweis auf den Aussenborder …. und ist total geschockt, als dieser sich nach einem Tag schon verdünnisiert hat. Irgendwie muss ich aber doch über entsprechenden Charme verfügen oder wirke extrem mitleidserregend Jedenfalls gibt es vom Hafenmeister auch ohne Quittungsnachweis einen Ersatzbabber. Den bringen wir dieses Mal strategisch geschickter am Motor an.

Rund um den Hafen zieht sich die Erlebnismeile. Hier muss trotzdem keiner auf Kundenfang gehen. Fast alle Lokale sind gut besucht. Das Geld sitzt locker in den Taschen der Bermudashorts. Apropos Bermudashorts. Wie es sich gehört bei einem Behördengang haben wir uns einigermassen aufgebretzelt, so rein kleidungstechnisch, vor unserem Gang zur CBP (Zustroms & Border Protection). Der Skipper hat saubere Bermudas und einen feines Hemd an, die Skipperin trägt knielang und züchtig geschlossenes Shirt. Dann stehen wir in dem kleinen Büro und wie latschen da die Crews anderer Schiffe rein? Mit Basecap auf, Sonnenbrille lässig obendrauf, Flip-Flops an den Füssen, schmuddelige, verschwitzte Shirts und Flatter-Shorts um die Hüften. So, wie sie vom Boot gestiegen sind, lässig und cool ist die Devise und die macht auf vor den Behörden nicht halt. Die sehen es lässig und gelassen, da zuckt nix. Und alle werden gleich behandelt. Ob es aber vielleicht dann doch an unserem seriösen Auftreten gelegen hat (oder an meiner Mitleidserregung s.oben), dass wir für unsere Mitsegler nach kurzen Diskussionen ein neues Visum ausgestellt bekamen, keine Strafe zahlen mussten oder uns gar kurzerhand die Einreise verweigert wurde? Nur die Glaskugel wird es wissen und wir werden bis auf ewige Zeiten ein Loblied auf die netten Beamten des CBP Key West singen! Und vollkommen erleichtert und happy feiern wir unsere Einreise im Café Plantation mit lecker Kuchen und einem Koppje Koffein. Der Inhaber steht selbst hinterm Tresen und verfügt ganz unüberhörbar über einen niederländischen Akzent. Seit 15 Jahren lebt er hier und makelt neben Kaffeetassen und Kuchentellern auch noch Immobilien, fährt natürlich in seiner Freizeit auch auf einer Harley durch die Strassen und hat sein Café typisch holländisch und supergemütlich eingerichtet, mit Korbstühlen und -sofas, mit gemütlichen Lampen, knarrendem Holzboden und bunten Kunstwerken an den Wänden (die man alle kaufen kann). Hier lässt es sich gut aushalten, gezelig halt.

Hier in Key West füllen wir auch unkompliziert unsere Gasflaschen wieder auf, an einer Autotankstelle; bunkern den Wassertank voll, gehen einkaufen und erstehen eine Telefonkarte mit Internetzugang. Das wir uns dabei leider für den falschen Anbieter (t-mobile) entscheiden und damit dann ausgerechnet an unserem Zielort Deltaville im absoluten Funkmastloch landen, das hat uns leider niemand gesagt.

Dafür kommen wir mit Gestrandeten ins Gespräch. Rund 200 Boote wurden im letzten Hurrikan zerstört. Viele der Bootseigner haben sich auf die Christmas Tree Insel geflüchtet. Leben dort unter freiem Himmel oder haben sich abenteuerliche Behausungen zurecht gebastelt. Was für uns so romantisch zwischen den Bäumen hängt, ist das pure Überleben für die Menschen hier. Und obwohl sie nur noch wenig haben, teilen sie gerne eine Dose Bier oder Saft mit Besuchern. Die meisten arbeiten an Land, kellnern oder fahren auf einem der Ausflugsschiffe mit. Sehen sauber und gepflegt aus, waschen ihre Wäsche in der Marina-Laundry und verdienen sich wahrscheinlich ein paar Zusatzdollar, in dem sie Touristen wie uns zu irgendwelchen Geschäften bringen, damit deren Umsatz erhöht wird. Die zwei Gesichter von Key West. Denn auch etwas ausserhalb sind die Häuser weniger aufgehübscht, nicht mehr so fotogen. Da wird einfach gewohnt, im Reihenhaus und ohne kuscheligen Garten hinterm Haus. Mieten sind teilweise unbezahlbar, so mancher wohnt daher auf dem Boot. Wehe, wenn man das dann im Hurrikan verliert. Die Leute in den dicken SUV’s machen sich darum wahrscheinlich keine Gedanken. Und auch die meisten (Tages)Touristen werden davon nichts mitbekommen.

Key West - zu kurz waren wir hier. Es ist schräg, skurril, eine Urlaubsmetropole, sehr amerikanisch (soweit wir das beurteilen können), relaxt, sportlich, voller Bewegung, hübsch (zumindest die Old Town) und wir haben fest vor, noch einmal hierher zu kommen. Dann aber auf dem Landweg und mit etwas mehr Zeit im Gepäck und 4 Rädern unterm Hintern, die uns etwas mobiler machen und uns die Füsse nicht ganz platt laufen lassen. Key West war für uns definitiv ein positiver Start für unseren Aufenthalt in den USA!

Gestrandet, nicht nur die Boote, auch die früheren Besitzer sind auf Christmas Tree Island ans Ufer "gespült" worden

Gestrandet, nicht nur die Boote, auch die früheren Besitzer sind auf Christmas Tree Island ans Ufer

Für uns romantisches Schaukeln, für die Bewohner von Christmas Island ein kleines Stückchen Luxus mit Blick auf den Sonnenuntergang. Den gibt es gratis hier in Key West

Für uns romantisches Schaukeln, für die Bewohner von Christmas Island ein kleines Stückchen Luxus mit Blick auf den Sonnenuntergang. Den gibt es gratis hier in Key West

Wir folgen Antonio, einem der Bewohner von Christmas Tree Island, zu einem Supermarkt. Im Hintergrund das Gebäude, in dem die CBP residiert und wo wir einklarieren mussten

Wir folgen Antonio, einem der Bewohner von Christmas Tree Island, zu einem Supermarkt. Im Hintergrund das Gebäude, in dem die CBP residiert und wo wir einklarieren mussten

Einladend - Terrasse eines Gästehauses in Key West

Einladend - Terrasse eines Gästehauses in Key West

« Previous PageNext Page »