Kilmarnock - liegt doch in Schottland oder nicht? Ja, auch. Aber hier in den USA gibt es auch ein Kilmarnock. Man suche in Gockel Bitteschön mit dem Zusatz “Virginia”. Und erfährt, das dieser Ort bereits seit ca. 1600 existiert, aber als Kimarnock erst zwei Jahrhunderte später benannt wurde. Heute gibt es viele Geschäfte, richtige Kreuzungen mit Ampelanlage (wir müssen das erwähnen, weil es in Deltaville so etwas eben nicht gibt), ein Museum und ein nettes Café. Nicht zu vergessen den Schnapsladen, den Supermarkt Tru-Value und den NN-Burger Laden. In dem gibt es eigentlich die besten Burger der Staaten. Frisch zubereitet, das Fleisch auf einem richtigen Grill überm Feuer gebrutzelt. Und wem schmeckt er nicht, wer gibt nach knapp der Hälfte auf und überlässt mir seinen (zugebenermassen etwas fader als meiner schmeckend) Burger? Natürlich, der Skipper! Der ist echt kein Fall für einen Burgerladen. Auch wenn man hier ohne Käse und ohne Sauce wählen kann.

Bevor wir die gastliche Stätte verlassen, suchen wir noch die Toilette auf. Warum ich das erwähne?? Na, andere Länder, andere Toiletten-Sitten :-). Ich kann mich kaum halten vor Lachen, als ich wieder rauskomme, Michl und Claudia grinsen mich wissend an: auf der Toilette ertönt via Bewegungsmelder ein Lied mit dem sinnreichen Text “Wash your hands, wash, wash, wash your hands ……”. und dazu wird man per Foto (für die Analphabeten) und Text auf dem Spiegel ebenfalls daran erinnert, dass man zumindest als Angestellter bei NN Burger vor dem Verlassen der Räumlichkeiten Bitteschön die Hände waschen soll.

Als nächster Punkt steht der Museumsbesuch an. Eine ältere Dame freut sich riesig, das gleich 4 Besucher den Weg in ihr Haus finden. Und dann auch noch aus Deutschland. Obwohl ja schon einige Gäste aus Europa sich das Museum angeschaut haben. So auf Anhieb findet sie im Gästebuch allerdings keine Exemplar dieser Besuchergattung. Im Museum sind einige skurrile Gegenstände ausgestellt und wir erfahren, dass der Ort 3x ziemlich abgebrannt ist. Zuletzt in den 50er Jahren. Heute gibt es zum Glück eine effiziente Feuerwehr und seither ist wohl auch nix mehr passiert

Auch wenn die Fassaden der Häuser nicht mehr original sind, hat man sich doch bemüht, einiges im alten Stil wieder aufzubauen. Vor einigen Geschäften stehen überdimensionierte Gummistiefel, bunt bemalt und mit allerlei Zierrat aufgepeppt. Eine Hommage an die schwere Arbeit der Fischer, die bei jedem Wetter hinaus fahren, damit die Bewohner rund um die Chesapeake Bay fangfrischen Fisch, Krabben und Hummer auf den Tisch bringen können. Das Markenzeichen der Fischer sind wohl weisse Gummistiefel, die hier aus Gips vergrössert nachgebastelt und zur künstlerischen Entfaltung frei gegeben wurden. Insgesamt 15 Exemplare findet man davon in Kilmarnock und der näheren Umgebung, ein Paar soll auch vorm Deltaville Maritime Museum stehen.

Michel erinnert sich an ein Café am anderen Ende des Ortes und findet es auch tatsächlich. Wir fallen in weiche, caramellfarbene Ledersessel und sinken und sinken und sinken ….. komme ich hier ohne Hilfe auch wieder raus??? Bequem sind sie aber, die Sitzgelegenheiten und wir sitzen relaxt mit Blick auf ein wirklich schönes Gemälde. Das ein dezentes Preisschild aufweist: 4.850 USD! O.k, es ist ein tolles Bild, aber so viel Geld dafür ausgeben??

Um den nächsten Klamottenladen, der sicher auch noch Deko oder netten Modeschmuck im Angebot hat, machen wir sicherheitshalber einen Bogen. Auch wenn der nette Herr, der just in dem Moment aus der Ladentür stürzt, als ich auf den Auslöser der Kamera drücke, uns gleich zu einem Besuch einlädt. Wir seien doch jetzt schon in fast allen Geschäften des Ortes gewesen, da könnten wir diesen nicht auslassen. Oh my Godness, man kennt uns also auch schon hier in Kilmarnock! War ja klar, hier sind nur wenige Menschen zu Fuss unterwegs, da fällt man einfach auf.

Noch ein Besuch beim örtlichen Spirituosenhändler Der zu meiner grossen Überraschung auch ASBACH URALT im Angebot hat! Made in Rüdesheim, früher zumindest mal. Und viele Jahre mein Arbeitgeber, lang ists her. Wer in diesen Läden nicht fündig wird, der ist definitiv Antialkoholiker oder knapp bei Kasse. Denn einige der Spirituosen schlagen mit ziemlich vielen Dollars in die Bordkasse, wenn wir sie denn kaufen würden. Wollen wir aber nicht.

Bevor wir den netten Ort wieder verlassen geht es noch schnell in den hiesigen Supermarkt. Eiiiigentlich wollten wir ja nur unsere Aufbackbrötchen Vorräte aufstocken. Aber getreu dem Motto “kaufe wenn es gibt, dann hast Du in der Not” wandern noch einige andere Artikel in den Korb und der Skipper darf sich auf ein Gulaschgericht seiner Wahl freuen. So als Wiedergutmachung für die heutige Burger-Schlappe die er erlitten hat.

Zurück geht es über kleinere Seitenstrassen. Mit Blick auf endlose Pferdekoppeln; auf Zäune, die nicht wirklich etwas einzäunen (weil erhebliche Bestandteile fehlen), auf viel Wasser und den Rappahanock River. Über den führt eine Brücke und das Wasser ist deutlich ruhiger als auf der Herfahrt. Der Wind hat sich gelegt, die Temperaturen sind etwas höher geklettert. Der Frühling tut sich schwer hier an der Ostküste Virginias und doch sieht man den deutlichen Unterschied in der Vegetation. Es blüht vieles, das Getreide spriesst und die Bäume wirken auch schon grüner.