Sonntag

Unser 3. Sonntag hier in der Fishingbay. In Deutschland feiert ein Teil der Familie Kommunion. Was uns aber bislang nicht bewusst war, mit kirchlichen Daten (und anderen) haben wir es irgendwie nicht so.

Was macht man an so einem Sonntag in der immer noch sehr ruhigen Marina? Man nimmt das Dinghi mal an Deck, bastelt Fallen von den Vorsegeln ab, tüdelt die Rettungsleinen ab, die sich von achtern bis zum Bug ziehen und irgendwie ziemliche Dreckfänger darstellen. Und als der Arbeitsdrang beendet ist, fängt die Bordfrau das Kochen an.

Prompt ist das Gas alle. Lange erwartet und gewissermassen herbei geredet ist es also jetzt soweit: die Gasflasche muss gewechselt werden. Bis dato war das immer die Aufgabe des Skippers. Für die Frau an Bord war die Gasangelegenheit ein Buch mit mehreren Siegeln, die sie nie zu öffnen wagte. Schliesslich kommt zu Hause das Gas komfortabel von irgendwoher, nachfüllen und Flaschen wechseln entfällt da. Jetzt aber heisst es geduldig am Herd ausharren, bis die Flasche gewechselt ist und von achtern der Ruf erschallt „probier mal, ob Gas kommt“. Immerhin: wir haben 2 richtig gut volle Gasflaschen zur Verfügung, es kann also los gehen, der Skipper eilt nach achtern und öffnet die Kiste. Wobei ihm natürlich erstmal so einiges an sonstigem Kram in die Finger bzw. aus denselbigen fällt. Ich harre derweil geduldig im Schiffsinneren aus.

Leider kommt aber erstmal ausser diversen Flüchen nix in der Pantry an. Gefühlte Stunden später (aber auch nur gefühlt) kommt die suggestive Frage an den Skipper „soll ich Dir helfen???“. Ein verstimmtes „Ja, bitte“ lässt mich also den Beobachtunsposten am Herd verlassen und die Gaskiste inspizieren.

Von Hand lässt sich natürlich da nix machen. Also nochmal nach unten turnen und den passenden Schlüssel suchen. Ein 22er sei es meint das massgeschulte Auge des Skippers. Wir haben 2 von dieser Grössse in der Werkzeugkiste und komischerweise passt nur der eine, der mit dem vielen Rost und die zarten Bordfrauenhände natürlich im null Komma nix verschmutzende. Was ist jetzt an dem anders?? Hat der Rost vielleicht einen Nanomillimeter weg geätzt sodass der Schlüssel auf die Mutter passt???? Dinge, die sich mir nie erschliessen werden.

„Du musst andersrum drehen“. Aha, wie definiert man jetzt andersrum? Normalerweise dreht man links herum auf, rechts herum zu. Andersrum müsste dann also - genau, andersrum zum Erfolg führen. Also drehe ich andersrum und siehe da, es bewegt sich was. „Wer hat das Ding eigentlich fest gezogen??“ Ja, muss doch fest sein, sonst könnte ja Gas austreten. Das leuchtet auch mir ein, wollen wir nicht. Mein „nach fest kommt ab“ wird geflissentlich ignoriert und irgendwann sind Gasflasche und Ventil samt Druckminderer, Schlauch und was da noch so alles dranhängt, voneinander getrennt. Das hätten wir schon mal.

Der vermeintliche leichtere Teil, die volle Flasche mit dem ganzen Gerödel zu verbinden, scheitert erst einmal am Gewinde der neuen Flasche. Das will partout keine Verbindung mit dem Rest eingehen. „Du musst andersrum drehen“ …. wie jetzt, andersrum?? Wenn doch beim trennen „andersrum“ hiess, das ich nach rechts drehe und das zum Erfolg führte, dann muss ich doch jetzt ergo nach links drehen oder doch andersrum??? Ist das jetzt ein anderes Ventil, brauche ich dafür einen Adapter??? Der Skipper legt seine eine, einsatzbereite Hand an. Was natürlich auch nicht zum Erfolg führt. Er flucht - „geh mal weg, lass mich nochmal“. Es fängt das regnen an, leicht tröpfelnd, aber unangenehm, also ist Eile angesagt. Unter Druck kann ich am besten arbeiten und so drücke, schiebe und drehe ich bis es irgendwie passt. „Hast Du das auch gerade eingedreht??“ Schlüssel ansetzen, festziehen bis zum ächzen, probeweise aufdrehen - nix zischt, nix riecht - geschafft.

Probedrehen am Herd: et Gas kütt! Super. Frau wächst ja bekanntlich an ihren Aufgaben. Gut, das sich das nicht in Körpergrösse ausdrückt, dann müsste ich eigentlich mittlerweile so um die 2 Meter sein. Was wiederum bedeuten würde, das ich mir täglich mehrfach irgendwo im Schiff den Schädel anhauen würde. jetzt hab ich mir aber wirklich das Füsse hochlegen verdient und kann entspannt dem Heulen des Windes in den Riggs lauschen. Kühl ist es wieder geworden, windig und etwas regnerisch. Auch hier in der Fishingbay macht der Frühling nochmal eine kurze Pause.