deep deep blue

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Ruhe des Segelns 12.03.2018

kurz vor Grand Cayman, der Wind lässt nach, die Wellenhöhe hat sich deutlich reduziert. Wellen rauschen heran, zischeln unterm Schiff durch, klopfen auch mal hart an die Bordwand. Das Heck macht schwungvolle Bewegungen nach links und rechts, der Windgenerator säuselt vor sich hin. Was brauch ich einen Windmesser, wenn ich einen Windgenerator habe? Höre ich doch genau am Geräusch der Rotorblätter, welche Windstärke wir haben. Naja, fast genau.

Im Abflussrohr der Pflicht macht es „gluck“, das gegenüberliegende antwortet mit „glock-glock“ - was die sich wohl zu erzählen haben? Kommunizierende Abflussrohre?

Fische fliegen vorbei, hopsen von Wellenkamm zu Wellenkamm; auf der Flucht vor Räubern oder einfach ihrer Bestimmung folgend? Frachter tauchen auf, als AIS-Signal auf dem Bildschirm des Plotters und einige auch deutlich sichtbar, hinter unserem Heck herziehend, kleine Lichtpunkte in der Nacht und graue Schatten in der Morgenstimmung. Um uns herum ist das tiefdunkle Blau des Atlantiks, am Horizont ins leichte himmelblau übergehend. Segeln, wie es immer sein sollte. Die Schot ächzt, der Baum knarrt - Ruhe geht allerdings anders.

Der Skipper hat die Lee-Koje in Beschlag genommen, ich verbiege mich zwischen Tisch und Sprayhood, um auf der Luvbank einigermassen bequemen Halt zu finden - immer bemüht, den Absturz zu vermeiden. Der ihn dann irgendwann doch ereilt. Von unten dringt leises Gemurmel aus dem Schiff. Der Rest der Crew hat es sich auf der Salonbank gemütlich gemacht.

Als es hell wird, schreit des Skippers gequältes Ampereherz auf: wie stehen die Solarpaneele? Die sind ja gar nicht richtig ausgerichtet! Beherzt will er zur Tat schreiten und wird abrupt abgebremst von der Bordfrau. Die legt noch einige Gedenkminuten ein, die Handlung will wohl überlegt sein, das Deck birgt akute Rutschgefahr, ist von einer Salzwasserschicht überzogen. Naja im Salzmantel, ein neues Gericht auf der Speisekarte? Bei 36°C stundenlang gegart - lecker! So richtig hilft die Ausrichtung der Paneele unserer Strombilanz auch nicht auf die Sprünge. Es macht sich nun doch bemerkbar, dass Elli 2, die elektronische Steuerfrau, seit einigen Stunden ihren zwar spurtreuen, aber eben auch stromfressenden, Dienst verrichtet. Elli 3, die Windpilotanlage musste aufgrund einer lockeren Schraube kurzfristig wieder aus dem Betrieb genommen werden. Eine Reparatur war unterwegs nicht möglich und Elli 1, die Bordfrau, fiel aufgrund erhöhten Schlafbedarfes und damit verbundener Arbeitsverweigerung ebenfalls aus.

So ist das, das dee-deep-blue Segeln über 380 Seemeilen zwischen Providencia und Grand Cayman. Fast unwirklich schön.