Unser Getriebe ist wieder zusammen gebastelt, das Schiffsinnere besteht nicht mehr aus Fallgruben, das Deck ist nochmal gesäubert, der Wassertank gefüllt - wir wären dann soweit, es kann ein 2. Mal in die Gurte gehen.

Pünktlich um 15 Uhr rücken die Jungs an und mit zweimal kurz Hupen verkündet Jorge, das es jetzt los geht.

Dayro, unser fleissiger und zuverlässiger Helfer sowie Charly, der Motormechaniker, stehen ebenfalls parat.

Die Krangurte werden angezogen, die Stützen vom Schiffsrumpf entfernt. Was ist das jetzt? Äusserst unwillig nur lösen sich 3 der Stützen und nehmen vorsichtshalber auch gleich ein Stück Antifouling mit, hinterlassen unschöne helle Stellen im sonst makellosen Schwarz.

Der Motor wird abgestellt, Dayro und Werner werden aktiv, der Rest der Truppe steht drumherum, diskutiert und nimmt alles mit Gelassenheit. Sanft schaukelt ‚na ja‘ in den Gurten, gänzlich unbeeindruckt von dem Getue unter ihr.

Ich sitze im Schatten eines Baumes und schaue trübsinnig vor mich hin. Morse SOS und Rauchzeichen nach Deutschland zwecks mentaler Unterstützung. Jose setzt sich an meine grüne Seite und fragt, warum ich so „triste“ sei. Unwillige Kopfbewegung zum Schiff hin meinerseits.  Das sei doch alles halb so schlimm und damit hat er ja auch Recht.

Irgendwann befinden die Männer, jetzt sei das alles wieder gut und naja wird ausgeparkt, schwebt Richtung Wasser. Dieses Mal ohne Posaunenchor.

Ich halte mich auch etwas zurück, will das Elend gar nicht so genau sehen.

Rein gehts ins Wasser, alles wie gehabt. Der Wind zerrt an den Gurten, Wellen spielen ums Schiff. „Alles o.k.“ tönt es von dort, der Motor ist dicht. Während ich mir vor Erleichterung eine Zigarette von einem der Männer schnorre (muss jetzt irgendwie mal sein) und in einer äusserst eigenen Version der spanischen Sprache erläutere, was wir bislang so gemacht haben, wo wir waren etc., schwebt unser Schiff wieder an Land.  Ich gucke verdutzt und Louis erläutert mir die niederschmetternde Diagnose die da lautet: ein Ventil ist undicht, es kommt jetzt an einer anderen Stelle Wasser rein, wenn auch deutlich weniger.

Also wieder an den alten Platz, die Stützen und unser dort noch deponiertes Zweit-Dinghy nicken schon erwartungsfroh: „das ging ja schnell, willkommen zurück“. Jaja, lästert ihr nur.

Alle sehen es gelassen, also schliesse ich mich an. Nur als der Skipper verkündet: Charly kommt nicht richtig an das Ventil ran, er muss da was rausschneiden, schrillen meine Alarmglocken. Wie jetzt, ein Loch in den Rumpf schneiden??? Der Skipper nickt, ja das muss wohl sein. Augenrollen und Stimme leicht erheben meinerseits: nur über meine Leiche, es kommt mir kein Loch in den Rumpf, ihr seid wohl verrückt geworden. Dann wird der Kühlschrank still gelegt, die Toilette gleich mit dazu (wofür gibt es Pützen). Der Skipper schüttelt unwillig den Kopf und erklärt mich für verrückt, ich soll mich nicht so anstellen. Das mit dem „schneiden“ hat er dann aber wohl irgendwie mal wieder falsch verstanden: es wird dann lediglich ein Stück aus unserem Mobiliar raus gesägt. Damit kann ich sehr gut leben.

Das Kranteam zimmert noch  gut gelaunt die Stützen unters Schiff, die Krangurte bleiben erstmal an Ort und Stelle - Feierabend, es kehrt Ruhe ein auf dem Werftgelände.

Mein Magen rebelliert: ich habe Hunger! Camarones mit ordentlich Spaghetti - Nervennahrung für angespannte Bordfrauen- und männer. Die Gemüter beruhigen sich, der Mond hangelt sich langsam höher. Blue Moon und was nicht alles ist heute. So nah sei er der Erde nur selten. Stimmt schon, irgendwie ist er uns sehr nahe und sehr rund. Mehr kann ich nicht entdecken, der Schlaf überkommt mich und noch nicht einmal Donna Leon’s Comissario Brunetti kann mich davon abhalten, aufs Kissen zu sinken, während draussen der Wind mit über 20 Knoten am Sonnenschutz zerrt.

Wie meinte Louis so passend: man könnte meinen, dass unser Schiff hier nicht weg wolle …. die Befürchtung haben wir inzwischen auch!