Wachtposten der Werft ASTIVIK - sitzen unterm Wellblechdach

Wachtposten der Werft ASTIVIK - sitzen unterm Wellblechdach

Die Sonne schiebt sich über den kleinen Bergrücken hinter der Werft. Taucht auf aus ihrer Versenkung auf der anderen Seite der Welt. Dunst hüllt die Bäume ein, macht sie grau, schemenhaft, verwischt ihre Konturen und löst sich nur allzu schnell in der mit ihr aufsteigenden Wärme auf.

Morgennebel

Morgennebel

Vielfältige Vogelstimmen begrüssen den neuen Tag, die Werft schläft noch; die Ruhe des Sonntags setzt sich noch für kurze Zeit fort. Ein letztes durchatmen, bevor der Arbeitsalltag beginnt. Bevor die Schleifmaschinen, Rostklopfer, Kräne und Stimmen der Arbeiter den Tag beherrschen und die Vogelstimmen übertönen. Bevor das durchdringende Sirenensignal den Beginn der Arbeit ankündigt und immer mehr behelmte Männer ihren jeweiligen Arbeitsplätzen zustreben.

Freier Blick aufs Wasser - naja, fast

Freier Blick aufs Wasser - naja, fast

An dem kleinen Kanal, der sich von der Bucht ins Land schiebt, sitzt der kleinere der beiden Iguanas und geniesst die Sonne. Auf der Nachbarwerft landen weisse Kraniche auf einem Dach. Ob der Wachmann von Astivik (die Nachbarwerft) auf seinem erhöhten Ausguck unter dem Blechdach wohl schon abgelöst ist?  Schläft er dort? Wie hält Mann es den ganzen Tag dort oben aus, wenn die Sonne gnadenlos aufs Blech brennt?

Eines der Trockendocks ist wieder leer und wir haben Blick aufs Wasser. Schnelle Motorboote zerschneiden die glatte Wasserfläche wie ein scharfes Messer die Torte teilt. Wenig später liegt alles wieder still, unberührt, als wäre nie was gewesen. Die Rostklopfer hämmern ihr mehrstimmiges, unmelodisches Lied in den Morgen: ein helles, kontinuierliches Ping-Ping, unterbrochen vom aus dem Takt geratenen “Wumm-Wumm” der schweren Geräte. Montagmorgen auf der Werft.

Während wir hier hoch und trocken auf unserem Schiff sitzen, Polster waschen, Schränke und Schapps auswischen, Edelstahl vom Flugrost befreien, Dieselkanister auf ihren Einsatz vorbereiten, Winschen warten und Fragen nach unseren Plänen beantworten, bereiten sich andere entweder in Panama auf Teil 2 ihres ganz persönlichen Abenteuers vor und warten auf ihre Kanaldurchfahrt oder sie sind schon im Pazifik angekommen. Oder machen sich von irgendeiner Karibikinsel aus auf den Weg nach Panama. Oder sitzen in Deutschland wie auf heissen Kohlen, arbeiten ihre diversen (Arzt)Termine ab und gucken täglich in den Kalender, wann sie denn wohl ihren Flug zum Boot buchen könnten. Oder warten auf passenden Wind, um sich in der Kette der Karibikinseln weiter nordwärts arbeiten zu können. Es gibt so viele “Oder”, denn vielschichtig ist unsere kleine Seglerwelt.

Auch der Iguana geniesst die Morgensonne auf seinem Platz am Wassergraben

Auch der Iguana geniesst die Morgensonne auf seinem Platz am Wassergraben