Feliz Ano Cartagena de Indias

Über dem Boulevard am Muelle de los Pegasus leuchtet ein Sternenhimmel, ein künstlicher. Der Uhrenturm, Torre deReloj, hat sich in einen blitzenden Weihnachtsbaum verwandelt und die Durchgangstore in der Stadtmauer darunter sind nicht zu verfehlen, so beleuchtet wie sie sind. Nebenan, im Parque del Centenario, fallen zwischen grossen Kugellampen leuchtende Tropfen von den Bäumen und an der Muelle de los Pegasos  bläht ein Segelboot seine Leuchtsegel. Überall türmen sich Plastikstühle hinter Absperrungen. Menschen strömen aus allen Richtungen zu den diversen Plätzen und zur Mole. Die Terrassenmöbel werden zusammen geschraubt, Kühlboxen deponiert. Und das unweit der noch abgedeckten Raketenabschussbasis, Sicherheitsabstand? Maximal 3 Meter, reicht doch. Überall sind Bühnen für Musikbands aufgebaut. Die Strassen und Plätze der Altstadt verwandeln sich in ein riesiges Freiluftrestaurant. Festlich gedeckte Tische und edle Stühle sorgen zusammen mit reichlich Blumenschmuck, bunten Papphüten, den obligaten Weintrauben und sonstiger Silvesterdeko für das passende Flair. Elfengleich schweben weiss gekleidete Zauberwesen - wahlweise staksen sie auch auf hohen Plateauabsätzen - aus allen Richtungen ins Zentrum. Weiss ist die Farbe des Abends, seid es die Kleidung, sei es die Dekoration der Restaurants. Fieberhaft wird noch an den letzten Sitzgelegenheiten gearbeitet, Hussen und Bänder an den Stühlen angebracht, Gläser und Geschirr aufgestellt.  Im Parque Fernandez de la Madrid meint eine Engländerin beim Anblick der Szenerie: “oh, I think, its a Wedding” . Weit gefehlt, gute Dame, das ist Silvester in Cartagena!! Viele Gassen sind für den Autoverkehr gesperrt, Pferdehufe rutschen übers Pflaster wenn die schweren, schwarzen Kutschen um eine Kurve gezogen werden müssen. Eine Kutschfahrt durch die Altstadt ist an Silvester offenbar äusserst beliebt.

Da geht es an der Mole doch urbaner zu: Plastiktisch samt Stuhl, fertig ist die Party. Auf der Bühne hier ist das Programm mindestens genauso schrill und laut wie die Musik in der Altstadt; zu vorgerückter Stunde findet unter grossem Gegröle ein Wegtrinken statt. Wir schieben uns noch etwas durchs Gedränge;  wundern uns, das man sich an einen Tisch direkt vor der dröhnenden Musikbox setzen kann;  machen einen Abstecher nach Getsemani, trinken ein Bierchen in der Bar Caponera, von wo wir einen guten Blick auf Mole und Paseo haben, und geniessen die Brise, die uns hier ins Gesicht weht. Langsam werden wir müde, wie spät es wohl ist? Uff, noch fast 3 Stunden bis Mitternacht …. halten wir das hier durch? Nicht wirklich, irgendwie ist es interessant, das alles zu sehen wenn auch nur als Zuschauer von aussen, aber Füsse und Rücken schmerzen, der Skipper fällt schon halb ins 21 Uhr Koma (Sailors Midnight), uns zieht es nach Hause. Ein Taxi ist schnell gefunden und erleichtert fallen wir gut eine Stunde später auf die Sitzbänke unserer Terrasse, lassen Revue passieren, wo wir die letzten Jahreswechsel verbracht haben und mit wem. La Linea - in einer grossen Gruppe; Teneriffa - mit Inge-Lore und Ralf von der Malwieder; Grenada - am Strand der Prickly Bay mit netten Menschen (Werner) und in Deutschland (Elke), Jamaica - mit ungewohnt wenig Feuerwerk und Tamtam und jetzt Cartagena de Indias - wieder ganz anders, mit einer riesigen Freiluftparty, Feuerwerk und Krach.

Zeitig vor Mitternacht donnern die Böller schon durch die Nacht. Dann ist es soweit: sogar von hier können wir das Feuerwerk in der Stadt sehen und nebenan auf der Werft Astivik werden auf einem Frachtschiff die Signalraketen verballert. Bengalisches Licht auf der Werft; mal was anderes. 2017 endet für uns in Cartagena und 2018 beginnt. Ein Jahr mit neuer Hoffnung, mit neuen Plänen. Wir wünschen allen und uns, dass es ein erfolgreiches, glückliches, gutes Jahr wird. Eines, an das man sich gerne erinnert.

Fotos gibt es leider keine, da wir auf die Mitnahme von Fotoapparat und Mobiltelefon verzichtet haben. Wir wollten nicht schon wieder was an die Bedürftigen der Stadt “spenden”. Im Nachhinein hab ich mich über mein Hasenfussdenken etwas geärgert. Aber vielleicht finde ich ja im Internet noch ein paar Fotos, die unsere Eindrücke untermalen.