Wremen - hier gibt es handgewebtes, handgestricktes und vieles mehr

Wremen - hier gibt es handgewebtes, handgestricktes und vieles mehr

Hinterm Deich

Hinterm Deich

Schlickrutscher sind hier in ihrem Element

Schlickrutscher sind hier in ihrem Element

Wat(t) en Blick!

Wat(t) en Blick!

Havenwelten - Kutterhavenwelt um genau zu sein. Unser Tagesziel heisst „Wremen“ und dort angekommen führt der erste Weg natürlich in den Hafen. Vom Deich aus geht der Blick über ganz viel Watt, den Kutterhaven, Salzwiesen, ein etwas zu modern geratenes Hotelgebäude zum Leuchtturm. Der steht, schwarz-weiss geringelt, etwas pummelig wirkend (weil klein und rund) am Ende der Hafenmole und heisst kleiner Prinz. Nein, so heisst er nicht. Aber irgendwie fällt mir das immer ein …. „Kleiner Preusse“ muss es heissen. Die Einheimischen sind mächtig stolz auf ihn. Seit 2005 steht er wieder hier am Hafen und bietet einen erhöhten Ausblick rüber zum Kranterminal Bremerhavens und auf die Seeschiffsstrasse Weser mit ihren vielen unterschiedlichen, im Wasser stehenden Leuchtfeuern. Die weisen den dicken Pötten bei Tag und Nacht den Weg durch das Fahrwasser. Bremerhaven ist nicht weit, das wird uns hier sehr bewusst.

Hinterm Priel winken die Verladekräne von Bremerhaven

Hinterm Priel winken die Verladekräne von Bremerhaven

Der Wasserweg zum Kutterhafen Wremen ist gewunden und ähnelt einem Labyrinth. Einem aus Stangen und Reisigbesen bestehenden Labyrinth, das sich nur dem so wirklich erschliesst, der mit einem Boot den Weg befährt. Links und rechts ist grad kein Wasser zu sehen, Ebbe. Und auch im Hafen liegen die wenigen Sportboote „hog en droog“ (hoch und trocken), auf jeden Fall ziemlich weich. Ob das den empfindlichen Antriebswellen und Schrauben vielleicht trotzdem nicht so gut bekommt? Ein Segelboot ragt etwas höher aus dem Modder, da wollte der Kiel wohl nicht weiter einsacken.

Trocken gefallen im Hafen von Wremen

Trocken gefallen im Hafen von Wremen

Am Hafen sind fahrbare Buden aufgebaut, Tisch, Stühle, Windschutz und sogar Strandkörbe - hier muss keiner sein Fischbrötchen im Stehen futtern. Derweil kreiseln die Autos und Motorräder um die Wagenburg, Parkplätze sind nur begrenzt verfügbar, aber dafür gibt es keine Parkgebühr. An einem Pfahl kann man sehen, wie hoch die Flut hier schon einige Male gestanden hat. Nicht wenige Hinweise sind hoch über unseren Köpfen angebracht. Gut für die dahinterliegende Häuser, das der Deich mittlerweile recht hoch und sehr stabil ist. Deichpflege wird heute gross geschrieben. Die Wochenendurlauber und Besucher des kleinen Ortes Wremen denken heute sicherlich nicht daran, mit welcher Wut das Meer hier wüten kann. Grün, soweit das Auge reicht, der Deich schlängelt sich zwischen Land und Meer an der Küste entlang und ist für uns Urlauber in erster Linie ein erhöhter Rad-Wanderweg oder Aussichtsplatz.

Hat man den kleinen Leuchtturm passiert, die zahlreichen Informationstafeln zum Thema Wattenmeer, Fauna & Flora etc. gelesen, dann führt der Weg zwischen den Salzwiesen und dem Watt am Ufer entlang. Links grau-braune scheinbare Endlosigkeit die weit draussen aber doch endet: am Fahrwasser, über das die dicken Pötte scheinbar schweben. Dann gebietet uns eine weisse Eule auf blauem Schild Einhalt, der Weg ist hier zu Ende: Naturschutzgebiet, Betreten, Surfen, Wellenreiten, Kiten ist verboten - hier gehört die Natur ganz den Vögeln, Wattwürmern, Muscheln und sonstigem Getier. Und das ist wahrscheinlich auch gut so angesichts der vielen Menschen, die es an einem solch sonnigen Tag hier an die Küste zieht.

Im Ort selbst herrscht sonntägliche Ruhe. Der an Mittwochen stark bevölkerte Grillplatz liegt leer und verwaist, alle Tische und Bänke sind weg geräumt, kein appetitlicher Geruch wabert durch die Gassen. Auch Bäcker, Kaufmann, Blumenladen oder Geschenkeecke haben geschlossen, in die beiden Museen - Fischereimuseum und kurioses Muschelmuseum - verirrt sich kaum ein Besucher. Die mächtige Glocke im separaten Glockenturm der Kirche schweigt und auch aus den Häusern, die sich direkt an die Friedhofsmauer anschliessen, dringt kein Laut. In einem schönen alten Haus kann man handgewebtes und andere Dinge die man nicht braucht erwerben. O.k. handgestrickte Socken kann man durchaus brauchen, aber nicht jetzt, bei gefühlt 30°C. So bleibt es auch bei uns beim Gucken, das durch das ständige Vogelgezwitscher an der Eingangstür leicht gestört wird: die Ladeninhaberin löst diesen Alarm durch ihr Rumgerwerkel aus. Kaum ein Auto hält an, alle fahren weiter, zum Kutterhafen, ans Wasser. Hier spielt sich das Leben grad vor dem Deich ab, nicht dahinter.

Der kleine Preusen-Prinz

Der kleine Preusen-Prinz

Auf einer schmalen Strasse hinterm Deich fahren wir Richtung Dorum. Ist das vielleicht doch nur für Radfahrer erlaubt hier?? Eng ist es und ein ausweichen über den Grasstreifen ist unvermeidlich. Entgegenkommende Autos beruhigen mich: so viele können doch nicht irren - oder doch?? Die teils etwas missmutigen Blicke der überholten Radfahrer blende ich optimistisch einfach aus. Wo es doch so viel Schönes zu sehen gibt, hier hinterm Deich,: viel sanfte Landschaft. Felder, Weiden und dazwischen immer wieder eingekuschelt Häuser, Bauernhöfe, auf einer Wiese tollen Fohlen ausgelassen um ihre Mütter herum.

Ortsdurchfahrt Midlum - das Beste an diesem Ort ist wohl die auf einem kleinen Hügel thronende und offensichtlich gut erhaltene oder restaurierte alte Windmühle. Wir sind bestimmt nicht objektiv und vielleicht entdeckt man bei genauerem Hinschauen noch mehr Sehenswertes. Heute aber wird in Midlum kräftig gefeiert und danach steht uns jetzt grad nicht der Sinn. Also weiter nach Dorum.

Dorum verfügt über mehrere Ortsteile und ebenfalls einen Kutterhafen. Schon oben vom Deich sieht man fast nur schwarz: jede Menge Motorräder sind am Hafen geparkt. Die riesigen, offiziellen Parkplatzflächen für PKW sind dagegen nicht wirklich gefüllt. Trotzdem fühlen wir uns hier auf Anhieb nicht wohl, verlassen das Auto nur für ein Foto. Nix wie weg und nach Hause. Aber nicht, ohne in Cuxhaven noch Fisch einzukaufen.

Motorrad-Treff im Dorumer Kutterhafen

Motorrad-Treff im Dorumer Kutterhafen

Wremen Friedhof - Grabplatten am Glockenturm

Wremen Friedhof - Grabplatten am Glockenturm