Die Tage werden länger, die dusselige Zeitumstellung haben wir hinter uns und die Luft wird täglich wärmer. Fenster und Türen können offen stehen, ohne das man gleich das Gefühl hat, zu erfrieren. Das Zwitschern und Tirilieren der Vögel ist lauter und vielfältiger geworden; ein Taubenpaar baut in der hohen Tanne auf dem Nachbargrundstück sein Nest und auf der Suche nach Baumaterial haben die Flattermänner das Moos vom Dach des Gartenhauses auf den Boden geworfen. Man ist wählerisch und nimmt nicht alles, was da unter die Krallen gerät.

Spaziergänge können ohne dicke Vermummung unternommen werden und die Sonne wärmt die Knochen schon richtig gut durch - Frühling in Deutschland.

Den haben wir zuletzt 2012 so bewusst erlebt. 2012, das letzte Jahr unseres Landlebens, der gewohnten Normalität, mit Haus, Job und auf Wochenenden oder Urlaub beschränkte Frei-Zeit.

Der Frühling, der angefüllt war mit Umbaumassnahmen an unserem Haus, mit Kisten packen, Möbel einlagern oder verschenken. Angefüllt mit Unruhe, Aufbruchstimmung und Abschieden, mit Trauer und Verlusten. Ein Umbruch in unserem Leben, ein Aufbruch in etwas Neues, ungewohntes, unvertrautes.

Das ist nun 5 Jahre her. Und wieder steht eine Veränderung vor uns, ungeplant, ungewollt.  „Wie geht es denn nun bei euch weiter“ - diese Frage stellen uns Familie, Freunde und auch wir selbst in den letzten Wochen häufig. Eine Antwort haben wir darauf noch nicht so wirklich gefunden. Nach dem anfänglichen Aktionismus, in dem Boot ver- und ein Wohnmobil oder Hausboot ge-kauft wurde, in dem das Haus verkauft werden sollte, wir uns von allem Eigentum und den damit verbundenen Verpflichtungen lösen, vielleicht gar befreien wollten, haben sich die Wogen in unseren Köpfen wieder etwas geglättet und wir denken sachlicher über alles nach.

Ich packe meinen Traum vom Haus am Meer wieder in die Schublade aus dem ich ihn schon vorfreudig heraus geholt hatte. Ausgiebige Shoppingtouren ins Gartencenter werden wieder eingestellt, Verkaufsanzeigen fürs Boot werden erstmal keine geschaltet und das Internet wird nicht mehr nach Wohnmobilen oder Hausbooten durchforstet. Denn eigentlich wollen wir ja gar nicht anders leben. Was ist schon ein Haus AM Meer gegen ein Haus AUF dem Meer. Ein Leben ohne unsere „na ja“? - irgendwie grad immer noch nicht wirklich vorstellbar. Oder haben wir Angst vor der Veränderung; vor Entscheidungen, die unser weiteres Leben extrem beeinflussen und verändern?

Ein klein wenig wehmütig lese ich von Los-Segler-Treffen oder Vorbereitungskursen, höre von geplanten Routen und Törnplänen der Freunde, die noch unterwegs sind, in der Karibik oder im Mittelmeer. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ….. wir haben noch keinen Neuanfang, fühlen uns in einer Zwischenstufe, nicht Fisch nicht Fleisch. Wären so gerne dort, wo wir uns zu Hause fühlen und haben doch Angst davor, dass wir das gar nicht mehr bewältigen können. Von Frühlingsgefühlen sind wir in dem Punkt noch weit entfernt, noch herrscht bei uns keine wirkliche Aufbruchstimmung.