Landurlaub. Das bedeutet nicht nur, fremde Länder oder Inseln näher kennen zu lernen. Für Fahrtensegler ist das eine Zeit des Heimaturlaubs, eine Zeit, die sie meist mit langen Einkaufs- und To-do-Listen füllen. Es gibt immer etwas, was man in dieser Zeit fürs Schiff besorgen oder erledigen muss. Denn irgendwie ist Deutschland für uns immer noch DAS Einkaufsparadies für Bootszubehör schlechthin.

Egal, ob es sich um Technik, neue Segel, Werkzeug, Schäkel oder andere Kleinteile handelt. Hier kennen wir die Einkaufsquellen, können in aller Ruhe vergleichen, bestellen, zurück geben.

Man stöhnt, weil die Liste irgendwie gar nicht kürzer wird, weil das Hirn immer wieder neue Punkte findet, die auf die Liste gehören. Irgendwann ist dann auf wundersame Weise doch alles abgearbeitet (oder für unwichtig erklärt) und der Stapel an Einkäufen enorm gewachsen.

Und dann kommt der Tag der Wahrheit: die Taschen werden gepackt. Schnell noch mal die Gepäckvorschriften der Airline checken und die Kofferwaage startklar machen. Möglichst leichte Reisetaschen mit grossem Volumen sind sorgsam ausgewählt worden. Geht doch jedes Kilo an Taschengewicht zu Lasten der mitzunehmenden Dinge. Und aus diesem Grund werden auch Kleidungsstücke wie Jeans, Pullover, Jacken und schwere Schuhe als Reisekleidung bereit gelegt. Obwohl man doch in Temperaturzonen fliegt, die mehr nach kurzer Hose, T-shirt und Flip-Flops schreien. Aber wer einmal ein paar Schuhe oder eine Jeans mitgewogen hat, der weiss wovon ich spreche. Aber zurück zur Packstation. Alles ist verstaut, jetzt geht es an den Haken, an den der Waage. Nur unter Aufbietung aller Kräfte überwindet das Gepäckstück die Schwerkraft und schwebt schliesslich einige Zentimeter über dem Boden. Gehalten von der Waage, deren Anzeige etwas unschlüssig hin und her zittert und dann erbarmungslos das Gewicht kundtut. Kann ja gar nicht sein, die geht falsch!!! Nochmal. Dieses Mal wird eine andere Technik angewandt …. nutzt aber nix, das Ergebnis bleibt gleich.

Frust, Ernüchterung machen sich breit. Alles wieder auspacken, neu sortieren, nach Gewicht oder Gewichtung der Priorität? Was muss ins normale Gepäck, was könnte ins Handgepäck, wieviel Luft ist da noch drin? So verbringt der geplagte Landurlauber einige Stunden, wägt und wiegt ab, packt und staut hin und her, bestaunt und bemitleidet von anderen Familienmitgliedern.

Irgendwann ist aber doch auf wundersame Weise alles (naja, fast) verpackt, das Gewicht der einzelnen Gepäckstücke stimmt und Frau hat zur grossen Erleichterung nach vielen Mails und Telefonaten erfahren, dass man spontan am Schalter für gar nicht so viel Geld ein weiteres Gepäckstück zubuchen kann. Das Landleben kann sich wieder angenehmeren Dingen widmen.

Wie z.B. Besuchen anderer Segler. Denn die Zeit an Land nutzen wir auch gerne, um uns mit Segelfreunden zu treffen. Irgendwann hat man sich auf dem Wasser getroffen, kennen gelernt, Freundschaften geschlossen. Dann trennen sich die Kurslinien, jeder hat andere Ziele. Man bleibt in Kontakt, per Email oder auch Telefon. Aber wenn man dann in Deutschland eintrifft, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ein persönliches Wiedersehen möglich zu machen. Dann werden Erinnerungen, Erlebnisse, Tipps und auch Seekarten, Handbücher und natürlich auch Abflugstermine ausgetauscht. Alle sind standby, haben ihren Abflug schon gebucht. Wir dagegen haben mit dem ganzen Abflugsbohei noch nichts zu tun, das ist weit weg. Leider.

Wir geniessen aber auch sehr die Treffen mit Freunden, die an Land zurück geblieben sind. Die ehemaligen Segler, die heute mit einem Wohnmobil durch die Welt gondeln oder in einem Hexenwald im Holzhaus wohnen oder die Landratten, die sich ein Leben auf einem Boot gar nicht vorstellen können. Wir philosophieren, bekommen Lebensgeschichten erzählt, geben Tipps und und bekommen Anregungen. Erweitern unser Bewusstsein und werden inspiriert, aber auch nachdenklich. Alle diese Begegnungen bereichern unser derzeitiges Landleben. Und bei aller Wehmut und Sehnsucht nach unserem Bordleben ist es auch schön, einmal so viel Zeit zu haben, sich zu treffen, zu begegnen, sich auszutauschen. Oder auch einfach nur mal so durch die Gegend zu fahren und dabei Dinge zu entdecken, die wir so bislang noch nicht wahr genommen haben.

Landleben, Landurlaub in Deutschland - vielleicht manchmal etwas langweilig und eintönig, aber auch schön und genussreich.