Bunte Reihenhausfassaden in Bremen-Schwachhausen

Bunte Reihenhausfassaden in Bremen-Schwachhausen

Bremen Schwachhausen. Ein Arzttermin ist anberaumt. In der angegebenen Strasse pressen sich die Autos dicht an dicht und blockieren zu beiden Seiten die ursprünglich mal als Radwege gedachten Bereiche der Gehwege.

alte Häuser, alte Bäume

Typische Wohnstrasse in Bremen: alte Häuser, alte Bäume

Hier soll eine Arztpraxis sein??? Schmucke Wohnhäuser reihen sich aneinander, Reihenhausbau aus

Winter ade - die ersten Frühlingsboten strecken die Köpfe aus der Erde

Winter ade - die ersten Frühlingsboten strecken die Köpfe aus der Erde

19irgendwas. Treppenstufen führen hinauf zu einheitlichen und doch individuell gestalteten Eingangstüren oder hinab zu schmalen Kellerwohnungstüren. Garagenzufahrten die kaum noch mit modernen Autos als solche nutzbar sind und kleine Vorgärten, in denen die obligatorischen Fahrräder zwischen Mülltonnen und Blumenkübeln auf ihren Einsatz warten. Die ersten Frühlingsblüher wie Schneeglöckchen und Winterlinge recken ihre Blütenkelche aus dem Boden und farbige Haustüren strahlen aus der noch leicht wintergrauen-tristesten Fassadenfront heraus, ziehen die Blicke ebenso auf sich wie die bunt gestalteten Fassaden in der nächsten Strasse.

Wir reihen unser Auto in die Parkenden ein und blockieren nun auch den Radweg. Mit einem zugegebenermassen schlechten Gewissen. Denn Bremen ist eine - in meinen Augen leicht renitente - Radfahrerstadt. Doch heute werde ich eines besseren belehrt: eine (notgedrungen) den Gehweg nutzende Radlerin klingelt mich zur Seite und bedankt sich äusserst höflich bei mir fürs Platz machen mit dem Kommentar, dass ja auf dem Radweg kein Platz sei, aber wo sollten denn auch die armen Autofahrer hin? Ich bin positiv überrascht, mit soviel Verständnis hatte ich nicht gerechnet. Wir wünschen uns gegenseitig einen schönen Tag und das unterm grauen Februarhimmel. Mit einem Lächeln im Gesicht schlendere ich weiter auf meiner Voyeurtour, auf der Suche nach weiteren Haustürmotiven.

Hohe Bäume säumen die Strasse und werfen im Sommer sicherlich dichten Schatten auf die Häuser, die kaum höher als die Bäume sind. Ein Mann tritt aus einem der Häuser. Ob er mir helfen könne, ob ich jemanden suche. Die Hausnummer seien manchmal nicht so gut erkennbar. Nein, nein, ich warte auf jemanden und bewundere die schönen alten Häuser hier. So kommen wir ins Gespräch und ich erfahre, dass die von mir ebenfalls bewunderten Bäume für Probleme sorgen. Eigentlich gehören sie gar nicht hierher. Nach dem Krieg wurden sie als Ersatz für die ursprünglich hier angesiedelten Vogelbeerbäume angepflanzt. Jetzt sind sie viel zu mächtig, zu durstig. Was dazu führt, das sie in trockenen Jahren ihre Blätter bereits im Juni abwerfen, gleichzeitig aber dem Boden noch mehr Wasser entziehen. Dieses Wasser benötigen aber auch die hölzernen Fundamente, die Pfähle, auf denen die umliegenden Häuser stehen. Pfahlbauten in Bremen? Das ist mir neu. Und so etwas erfährt man einfach so auf der Strasse, ganz zufällig. Man muss halt nur mit den Menschen sprechen, sie freundlich anlächeln, aufeinander zugehen. Die Fremde nicht als bedrohlich ansehen, Verständnis und Interesse füreinander haben.