Grazil und unter Einsatz meines Lebens schwinge ich mich auf die Steuerbord-Sitzbank. Die ist voll gepackt und diverse Polsterteile, Kopfkissen und anderer irgendwie meist nicht gebrauchter Kram blockiert meine Schapps. Leider muss ich aber an a) die Mehlflasche (links unten in der Rückenlehne versteckt), b) Trockenhefe und c) die Hefeteig-Schüssel (ganz oben rechts und voll blockiert von irgendwelchen Kopfkissen - meine Güte, warum haben wir so viele Kopfkissen an Bord????).

Ich schaffe es tatsächlich, unverletzt auf dem Boden der Tatsachen - in diesem Fall unserem Schiffsboden - zu landen. Triumphierend schwinge ich sogar den Mixer - der Käptn hatte angedroht, noch einen Kuchen backen zu wollen.

Und dann geht es ans Pizza backen. Zwischen Werkzeugteilen (die unbedingt im Pantrybereich und somit in Griffnähe zum Motorraum aufbewahrt werden müssen), irgendwelchen Getränkeflaschen, der Reisflasche, der 5 Liter Ölflasche (die sonst grad keinen Platz mehr findet) und diversen Schalen mit Obst (weil das Obstnetz grad ausser Betrieb ist) wird erst der Teig angesetzt, dann gerollt, belegt und letztendlich in den Backofen geschoben. Sch…. was ist mit dem Bodenblech des Backofens passiert? Das hängt irgendwie ziemlich schräg in den Angeln. Na, geht ja, Blech drauf, schon ist alles wieder gerichtet.

Puff, der Funke zündet und entflammt Herd und nicht mich. Den primitivo Eierwecker in knallrot (Erinnerung an Teneriffa …. und eine superschöne Zeit mit den Malwieder’s) eingestellt und erstmal relaxt im Internet gesurft. Dank an Ferroalquimar für die leistungsstarke Wifi-Antenne, die das www sogar zu uns an Bord bringt So sitze wir relaxt im halbwegs aufgeräumten Cockpit, geniessen die frische Brise (Ausläufer von Matthew, der irgendwie zwischen Martinique und den ABC durchzieht) oder einfach nur das typische Cartagena Wetter? Egal, Hauptsache angenehm und mal nicht schwitzend.

Die Pizza ist verdrückt, des Käptns Daumen geht nach oben: das war lecker! Gleich wird der Nachtwächter wieder den Plastikstuhl auf seinem Fahrrad Richtung Pier transportieren, um dort einige Stunden seiner Wachzeit zu verbringen. Dann wechselt er wahrscheinlich unter unser Nachbarschiff, hört Radio, raucht und bewacht unseren Schlaf.

Und morgen bringen wir dann unser Grosssegel zum Segelmacher. Samt Lazybags. Alles heut in aller Früh (5:30 bis 7:30 abmontiert. Man muss ja die extrem windstille Phase am frühen Morgen für solche Aktionen nutzen. Nackig sieht unser Schiffle jetzt irgendwie aus, am Grossbaum zumindest. Ungewohnt blass, ohne die gelben Farbtupfer von Sprayhood und Lazybags.