Pazifik hin, Pazifik her

Das Dauerthema an Bord: was kommt als nächstes. Wo wollen wir eigentlich hin? Zurück nach Europa, zu den Azoren, noch einmal zu den Kanaren. Oder ins Mittelmeer? Oder hier in der Karibik weiter Inselshopping im Atlantik betreiben?

Oder - leicht zaghaft kommt der Käptn daher - vielleicht doch durch den Panamakanal und in den Pazifik?? Kaum wagt er es noch zur Sprache zu bringen, war die Crew doch bislang eher skeptisch eingestellt diesem Plan gegenüber.

Zu viele Ach und Weh’s, zu viele Wenn und Aber. Bis Neuseeland/Australien interessiert es die Crew ja noch, aber was dann so kommt. Da waren ja die Biskaya-Wellen kaum grauer und höher. Da baut sich so richtig was bedrohliches, finsteres vor dem inneren Auge auf. Warum? Keine Ahnung, ist nicht begründbar, rational. Ist einfach so.

Der Käptn hat das Thema fast schon abgehakt. Versucht aber trotzdem, s’schiffle so aufzumotzen, dass Frau sich vielleicht doch noch mit dem Gedanken anfreunden kann. Argumente der etwas anderen Art.

Und dann die grosse Überraschung: bei einem generellen Paargespräch lässt Frau so ganz nebenbei einfliessen, dass sie sich nun durchaus vorstellen kann, auf dem Pazifik zu segeln. Und ist erstmal ein klein wenig selbst überrascht von der Klarheit dieser Erkenntnis. Dem Käptn geht es ebenso: ungläubige Blicke kommen von der Backbord-Bank herüber, dicke Fragezeichen stehen in den bebrillten und derzeit so unglaublich blauen Augen. Wann hat sich seine Augenfarbe eigentlich so verändert. Habe ich ihn zu lange nicht mehr richtig angeschaut, meinen Käptn? ….

„Das klang aber vor einigen Wochen noch ganz anders“. Ja, klang es, weil ich mir selbst nicht getraut habe, mir nicht sicher war. Und keine Vorfreude wecken wollte, um dann zu sagen „ätschibätschi, nun doch nicht“. Es ist eine Entscheidung für mich, eine grundlegende, tiefgreifende. Der Pazifik und alles was dann kommt   - das ist für mich nochmal eine andere Hausnummer. Da liegt Europa nicht mehr „ums Eck“, da ist mächtig viel Wasser zwischen den Ländern und Inseln. Und so etwas muss reifen, daran muss ich mich gewöhnen.

Bei Reitern gibt es so einen blöden Spruch, von wegen „wirf Dein Herz voran, das Pferd wird ihm folgen“. Ist das bei Seglern vielleicht auch so? Wenn mein Herz sagt, ja, machen wir, wird das Boot dann auch brav folgen? Wird sich einfach alles ineinander fügen?

Planen und was-wäre-wenn Aktionen sind nicht so meins. Manchmal hab ich Vorahnungen, düstere. Die Macht der Gedanken. Vielleicht muss Frau sie einfach fliessen lassen und dann fliesst alles ganz von selbst, positives Denken zieht positives Handeln nach sich.

Und alles, was nach Australien kommt? Es kommt, wie es kommt, warten wir es einfach ab und lassen es uns gewissermassen auch auf uns zukommen!

Noch behalte ich es ein klein wenig für mich, traue mir selbst noch nicht so ganz. Aber vielleicht sitze ich bald in einer Runde und sage mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie Giuliana von der Paddy Boy „yes, sure, we will go into the pacific“.