lSamstag früh, die Sonne steigt unbarmherzig höher. Mein Kapre steht unterm dicken Schiffsbauch und zetert rum: wenn wir jetzt nicht bald den Verdünnen für das Antifouling bekommen, brauchen wir heute gar nicht mehr anfangen mit dem ersten Anstrich.

Als brave Crew schnalle ich mir doch gleich mal die Rennsandalen unter die geschundenen Füsse und düse los. Bewaffnet mit einem Zettel, auf dem die spanischen Ausdrücke für alle zu besorgenden Teile notiert sind. Für den Fall der Fälle.

Mein Ziel ist Todoman. Die haben einen recht gut sortierten Shop auf ihrem Werftgelände, den kenne ich schon. Die (täglich wechselnden) Wächter kennen mich leider noch nicht alle. Also Sprüchlein aufgesagt mit dem Hinweis, das ich schon weiss, wo ich hin muss. Der Shop versteckt sich hinter mehreren Motorbooten und einer profanen weissen Tür.

Fällt man durch diese hindurch,  wird man gleich von einem Schreibtisch und - seit heute neu! - einer Art Tresen ausgebremst. Und obwohl schon 3 Herren vor dem Schreibtisch rumlungern, werde ich umgehend nach meinem Begehr gefragt: „ a la orde“ heisst das dann, das kenne ich auch schon.

Also Zettel gezückt und los geht das. Leider ist spanisch und spanisch irgendwie immer mal wieder zweierlei. Und der Zettel auch nur kurzzeitig hilfreich.  Hier scheitert es an den gesuchten Anoden. Ein Blick ins Lager (wow, ich bin beeindruckt!) zeigt mir die gewünschten Anoden. Allein es scheitert an der Grösse. Und was heisst jetzt Innendurchmesser? Der Blick ins Wörterbuch bringt mich bei der Gegenseite (die wirklich bemüht ist) nicht wirklich weiter. Flugs wird englischsprachige, weibliche Verstärkung aus dem Büro nebenan herbei zitiert. Mühsam wie Kaugummi ziehen sich die weiteren Verkaufsverhandlungen. Endlich steht alles auf dem Tresen und mir wird ein Preis notiert. Aber was ist das? Die Anoden werden weg genommen, eine andere Anode kommt ins Spiel, kurze Diskussion zwischen der übersetzenden Senora, die mir dann verklickert, das die eigentlich gewünschte Form der Anoden nicht den gewünschten Durchmesser haben. Warum jetzt nicht? 38 kann ich sowohl auf spanisch, als auch auf englisch eigentlich ganz gut sagen. Ich bin im Zwiespalt, passen muss das Ding ja schliesslich und zwar auf unsere 38er Welle. Aber findet so ein dickes Ei vor des Käptns Augen Gnade? ….. Egal, ich handele ein Rückgaberecht aus und ziehe endlich mit meiner Beute von dannen.

Damit ist der Einkaufsspass leider noch nicht beendet. Denn den passenden Verdünnen für unser Hempel-Antifouling hatte Todomar nicht vorrätig. Nur widerwillig wurde mir ein anderer verkauft und auch nur, weil ich ausdrücklich erwähnt habe, er sei nur zum Säubern der Gerätschaften (also Finger, Füsse, Arme und sonstiges).

Da ich es mir mit dem Käptn aber nicht verscherzen möchte und auf gar keinen Fall für eine Fehlfunktion unseres Antifoulings (durch falschen Verdünner verursacht) verantwortlich sein möchte, eile ich noch schnell zu Hempel. Die halbe Strecke habe ich ja eh schon hinter mich gebracht, auf die paar Meter kommt es also auch nicht mehr an. Leider muss ich dazu dann auch wieder die Strasse überqueren.

4 Spuren, befahren mit Staubschleudernden, langnasigen, drohend schnell heransausenden LKW, unzähligen Fotos und ebenso vielen PKW - das stellt jeden Hasen vor eine echte Herausforderung. Und wie ein Hase fühle ich mich auch etwas bei der Überquerung. Nach dem ersten Sprint über 2 Spuren ist eine Verschnaufpause auf dem schmalen Mittelstreifen angesagt. Immer wieder mahnend angehabt von den dicken Brummern, bleib ja stehen, ich bin stärker und schneller!!! Jaja, ich bleib ja stehen. Irgendwann kommt eine Lücke und weiter gehts. Hust, hust, hier drüben wird noch mehr Staub aufgewirbelt. Dafür zwinkern mir ein paar LKW-Fahrer zu und rufen „hola, linda“ - hach, sind ja doch auch nett, die kolumbianischen Männer.

Nein, Avocados möchte ich grad keine kaufen und für einen Plausch mit dem Strassenkehrer fehlt mir etwas die Zeit. So sind sie, die Gringas, immer in Eile. Hempel rein, Verdünner gekauft (ja,ja der ist für Hempel-Antifouling!), Hempel raus und wieder zurück. Nein, immer noch keine Zeit für einen Plausch, Hust,hust, wieder über die Strasse. Unterhalb in einer rundum offenen Bude bekommt mal wieder einen Haarschnitt verpasst und an der Ecke werden Tische und Stühle vor der bunt bemalten Holzbude aufgemalt, in der letztes Wochenende irgendwie Musik war. Ob wir uns heute Abend mal ins Nachtleben stürzen sollen?

Völlig durchgeschwitzt überreiche ich meine Beute dem Käptn, der alles wohlgefällig entgegen nimmt. Was ein Glück, alles richtig gemacht.

Nach einer kurzen Abkühlung im klimatisierten Aufenthaltsraum der Werft geht es nochmal los. Den Geldautomaten habe ich nämlich aus Zeitmangel links liegen lassen. Leider ist die Barschaft nicht mehr so berauschend und hier gilt leider allzuoft: nur Bares ist Wahres. Dairo, unser fleissiger Helfer muss heute und morgen wieder bezahlt werden und auch sonst kann es nie schaden, ein paar Pesetas für weitere Spontaneinkäufe bei Todomar in der Tasche zu haben.

Mir reicht es jedenfalls für heute, mein Fitnessprogramm mit integrierter Sauna hat mein Blut in Wallung gebracht und mir die Schweissperlen unter den Strohhut getrieben. Jetzt hab ich nur noch einen Wunsch: abhängen im Schatten, cooldown, ein kaltes erfrischendes Getränke. Oder noch besser: in eine Badewanne mit kaltem Wasser legen ……