Getsemani – zum gefühlt x-ten Male laufen wir durch die Gassen. Ob uns die alten Leute, die vor ihren Häusern sitzen schon erkennen? In einer Tür sind mehrere gigantisch grosse Musikboxen über- und nebeneinander getürmt,, die ganze Gasse wird damit beschallt. Ein hagerer, hutzeliger Mann tanzt uns entgegen, torkelt etwas. Na, ganz nüchtern sind wir wohl nicht mehr. Freundliches Grüssen und schon baumelt eines der allgegenwärtigen kleinen Plastiktütchen vor unseren Augen. Weisses Pulver ist darin, vielleicht 5-6 Gramm. Backpulver, Mehl oder sonstwas? Wer weiss es schon und wir haben keinerlei Ambitionen, es auszutesten.

Es verwundert uns schon etwas, so viel Polizeipräsenz und trotzdem wird ganz unverhohlen in den Strassen, auf Plätzen Drogen angeboten. Ob man vielleicht dabei aus alter Gewohnheit gerne mal wegsieht, ein Auge zudrückt? Beim Verzehr von Bier auf dem Platz de la Trinidad passiert das jedenfalls nicht: Bier trinken ist hier verboten und wird mit umgehendem Platzverweis geahndet.

Ein kleines Stück weiter, auf dem kleinen Platz an der Pizzeria Basilico werden Möbel gestrichen. Nebenan in der Garage des Schreiners lagern Holzbohlen und wir werfen fachmännische Blicke auf das Mahagoniähnliche, rötliche Holz. Ein einheimisches, hartes Holz sei das erklärt uns des Schreiners Frau, ja hatten wir uns schon so gedacht. Auf einer Bank sitzen 2 jüngere einheimische Männer und verwickeln den Käptn in ein Gespräch. Woher wir sind. Unsere Antwort löst dann meist die ständige Wiederholung von Satzfregmenten wie „alles klar, alles paletti“ aus. Und oft bekommen wir auch noch erzählt, dass es hier oder dort ein Lokal unter deutscher Regie gibt.

Im Takt - dieser Mann tanzt durch die Gassen Getsemanis und vertickt nebenbei weisses Pulver in Plastiktütchen

Im Takt - dieser Mann tanzt durch die Gassen Getsemanis und vertickt nebenbei weisses Pulver in Plastiktütchen

Ortswechsel – wir sind in der Altstadt. Cartagena ist im Fussballfieber. Gut erkennbar an den Farben rot-gelb-blau, die plötzlich alle Ecken dominieren. In den Bussen und auf den Strassen sieht man fast nur noch in gelbe Shirts gekleidete Kolumbianer. Tröten und andere Fanartikel sind über Nacht an den Verkaufsständen aufgetaucht und man wird schon fast genötigt, ein Trikot in den Farben der Nationalmannschaft zu erwerben. Und auch wenn uns die Dehnbarkeit sowohl in der Breite als auch der Länge tatkräftig unter Beweis gestellt wird, sind wir skeptisch, ob das vorgeführte Modell auch wirklich der Grösse XL entspricht.

auch diese Strassenbar hat kräftig aufgerüstet

Cartagena im Fussballfieber: auch diese Strassenbar hat kräftig aufgerüstet

In Amerika wird gerade zum 100. Mal der Copa America zelebriert. Alle Fussballmannschaften aus dem lateinamerikanischen Raum geben sich ein Stelldichein und treten mit mehr oder weniger Elan den Ball übers Feld. Kolumbien hat die ersten beiden Spiele in seiner Gruppe gewonnen, entsprechend ist die Euphorie im Lande - oder zumindest in Cartagena – gestiegen. Nicht nur die Zahl der Trikotverkäufer sondern auch die der Trikottragenden Bevölkerung nimmt stetig zu. Unter Public viewing hatten wir uns allerdings etwas anderes vorgestellt. Hier zahlt man Eintritt, erhält allerdings vom Hauptsponsor der Veranstaltung 2 Dosen Aquila Bier gratis dazu. Die Besucherzahl ist überschaubar, der Lärm aus den Boxen dafür grandios. Auf die ständigen Werbeeinblendungen könnten wir allerdings gut verzichten. Die Halbzeitpause wird durch 2 sprachgewandte Live-Moderatoren überbrückt, die sich 4 tanzfreudige junge Mädels aus dem Publikum picken. Die müssen dann zu fetziger Musik auf der höher gelegenen Bühne ihren Hüftschwung präsentieren. Das dann eine blasshäutige, blonde Australiererin den Miniwettbewerb gewinnt ist wahrscheinlich eine eher tourismusfördernde Massnahme oder der hohen Anzahl an Gringos geschuldet. Der gegen Ende einsetzende leichte Regen lässt uns einen schnellen Heimweg durch ein ruhiges Getsemani antreten. Kein Autokorso, keine Böller, keine Jubelgesänge aus Bars oder Restaurants. Was war das doch lebhaft in Brasilien, in Salvador do Bahia, nach einem Fussballspiel. Irgendwie scheinen die Kolumbianer in dem Punkt beherrschter, zurückhaltender zu sein. Hatten wir jetzt so auch nicht gedacht.

Public Viewing in Cartagena

Public Viewing in Cartagena

Stattdessen entschliesse ich mich ganz spontan, an einem der kleinen Cocteleria-Stände einen Garnelencocktail zu probieren. Stilecht aus dem Pappbecher, mit Plastiklöffel. Die dazu gereichten Cräcker in ein Stück Küchenrolle gewickelt. Dem Käptn wird beim zusehen schon schlecht: „was der alles in die Sauce gepackt hat …..das kann man doch nicht essen“. Ich kann und finde, es schmeckt gut. Nein, da sind die dicken frittierten Klossähnlichen Teile aus Kartoffeln, etwas Fleisch und einem eingebackenen Ei schon eher nach Käptns Geschmack. Leider werden die hier grad nicht angeboten.

Lecker Shrimpscocktail - stilecht im Styroporbecher, die Cräcker in Küchenpapier gewickelt - Fastfood a la Columbia

Lecker Shrimpscocktail - stilecht im Styroporbecher, die Cräcker in Küchenpapier gewickelt - Fastfood a la Columbia

Dafür bekommen wir auf der alten Stadtmauer was geboten: hier sind die Vorbereitungen für eine Hochzeitsfeier in vollem Gange. Mit Bühne für die Band, mit Blumentorbogen, mit Glaskronleuchtern unterm Pavillondach, mit zierlich anmutenden Tischen und Stühlen im Silberlook, Kerzenleuchtern aus Glas und und und. Die Paletten mit den Aquila-Bierdosen fallen in dem ganzen Edel-Dekokram kaum auf. Hoffentlich regnet es heute Abend nicht. Die Location, das Ambiente sind jedenfalls traumhaft. So heiratet man also in Cartagena de Indias … zumindest wenn man genug Geld hat. Und der Käptn stellt sich schon mal probeweise wen nauch nur kurz unter den blumenberankten Torbogen. Das ist nicht so sein Ding, nix wie weg. Die kleinen Plätze unten rund um Kirche und Museen warten schon mit neuen Ansichten auf uns.

Kurzer Blick, dann flüchtet der Skipper auch gleich wieder. Hochzeit, das ist nix für ihn. Auch wenn es nicht die eigene ist

Kurzer Blick, dann flüchtet der Skipper auch gleich wieder. Hochzeit, das ist nix für ihn. Auch wenn es nicht die eigene ist

Genau gegenüber, am Muelle Touristico, liegen die bunt geflaggten weissen Militärboote. Nummer 155 und 154 haben hier festgemacht während drüben am Kai des Marinestützpunktes alle grauen Trümmer mit Lichterketten versehen und teilweise vor Anker gelegt wurden. Sogar der schöne Dreimaster musste seinen Liegeplatz räumen. Und ein mit einer Lichterkette geschmücktes U-Boot haben wir auch noch nie gesehen. Auf die Böller, die mich fast meinen Wein verschütten lassen und die dumpf und vielfältig aus den Hochhausschluchten Mangas und Boccagrandes widerhallen, hätten wir allerdings verzichten können.

auf der Stadtmauer, mit edlem Geschirr und besonderem Mobiliar

Nobel wird hier gefeiert: auf der Stadtmauer, mit edlem Geschirr und besonderem Mobiliar

Plätze in Cartagena

Immer wieder sehenswert: Plätze in Cartagena

Und noch mehr Fotos gibt es unter diesem Link:


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