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Husch-Husch die Eisenbahn

„Ich will mit dem Zug durch Cuba fahren“. Der Käptn sprichts, die Bordfrau staunt. Der Mann, der im früheren Zuhause an Land über so ziemlich jeden vorbeifahrenden Zug aufs heftigste zu schimpfen wusste, ausgerechnet der Mann will Zug fahren. Da sag ich doch nur noch Aaaaja statt naja.

Den Bahnhof von Cienfuegos finden wir eher zufällig, auf dem Weg zur Visaverlängerung. Ein kleiner Platz mit Bänken im Schatten wunderschön blühender Bäume und der obligatorischen Gipskopp-Büste. Ein altertümlicher LKW wird beladen, ansonsten herrscht im Bahnhofsgebäude selbst gähnende Leere, verlassene Stuhlreihen, leere Schalter. Zwei Bahnhofsdamen in schmucker Uniform schlendern gelangweilt durchs Gelände und harren der Dinge, die da kommen – oder auch nicht. Auf den Gleisen stehen mehrere Waggons, irgendwo weiter vorn schnauft es ryhtmisch: eine Lok bewegt sich wenige Meter, schiebt Waggons von a nach b. Neben den Gleisen grasen Pferde auf dem weitläufigen und eingezäunten Bahnhofsgelände während ihre arebeitenden Kollegen etwas weiter vorne im Schatten grösserer Bäume zwischen den Deichseln ihrer Kutschen auf Fahrgäste warten.Zug-, Bus- und Kutschenbahnhof dicht nebeneinander – man hat die freie Wahl. Und wer sich gar nicht entscheiden kann, der holt sich in der nahe gelegenen Rum- oder Zigarrenfabrikation vielleicht erstmal eine dicke Zigarre oder ein Gläschen hochprozentigen.

Eine in schnörkeliger Schrift mehr bemalte Tafel listet alle Zugverbindungen mit Abfahrts- und Ankunftszeiten auf. Die letzte Spalte ist für Bemerkungen vorgesehen. Aber irgendwie sind fast alle Züge gestrichen, cancelado. Nach Santa Clara kann man fahren, Abfahrt 4 Uhr in der Früh. Das ist hart und muss erstmal verdaut werden.

Auch meine Ankündigung, dass der Käptn für dieses Abenteuer definitiv auf die Begleitung seiner Bordfrau verzichten werden muss, kann ihn nicht stoppen. Oder doch? Eine Weile noch verkündet er vollmundig, dass er mit dem Zug fahren will. Irgendwann aber verlassen wir Cienfuegos und die Zugfahrt ist Geschichte. Irgendwie schade, hätte ja schon gerne des Käptns Bericht gehört.