Der 1. April. Von airberlin bekommen wir ein Werbemail für Stehplätze. Wir sind so fern von allen Realitäten, dass wir erstmal denken, was soll der Quatsch denn. Dann fällt mir das Datum auf: 1. April. Und zur Feier des Tages gönnen wir uns ein luxuriöses Frühstücksbuffet im Hotel Jagua. Für 8 CUC schlemmen wir uns durch Käse, Schinken, Pfannkuchen, Omeletts, Obst und Cerealien, leeren die Saftkrüge, trinken Cappuccino und Tee und können gar nicht genug vom frischen Baguette bekommen. Pappsatt hängen wir dann in der Lobby auf den Korbgarnituren Marke „hol den Kran, ich komm hier nicht mehr raus“ und versuchen das Internet zum mitmachen zu überreden.

Gefluche von der Sitzgruppe gegenüber und von dem Mann neben mir: des Käptns Laptop ist nicht willens, in die Internet-Geschichte einzusteigen und das von La Favorita stellt sich auch bockig an. Meines ist ausnahmsweise mal sehr kooperativ, leider läuft dann die Zeit auf meiner Stundenkarte etwas zu schnell für die anstehenden Aufgabenbereiche ab. Shit happens. Dafür kann dann Lydia ihre Karte nicht mehr stoppen und überlässt uns freundlicherweise ihr Laptop, um noch einiges in Sachen Bootstechnik zu eruieren. Man hilft sich ja.

Auf der Fahrt zurück zu den Mutterschiffen wird der Magen samt Frühstück nochmal ordentlich durchgeschüttelt. Wind und Welle bewegen nicht nur die vor Anker liegenden Schiffe sondern eben auch die Dinghis ganz ordentlich. Heute nochmal von Bord? Definitiv nicht vor Abend. Denn dann schlafen Wind und Welle erfahrungsgemäss immer wieder ein. Das geht hier fast jeden Tag so, mal mehr mal weniger und wir bewundern die kleinen Boote, die relativ weit aussen ankern und entsprechend kräftiger durchgeschaukelt werden.

Und da sitze ich so gemütlich in unserer Plicht und schaue den nickenden Booten zu, als ein kleiner grauer, auf den Wellen tanzender Punkt meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Skipper einer weit draussen ankernden schwedischen Yacht versucht, zu seinem Schiff zu kommen. Setzt etwas zu weit oben an, dreht merkwürdigerweise immer wieder den Bug seines Gummibootes gegen Wind und Welle. Was zur Folge hat, dass das relativ leichte Schlauchboot vorne ziemlich hochgeht. Das sieht gefährlich aus, aber irgendwie bekommt er das Gespann immer wieder in den Griff. So halbwegs. Ist das wirklich der Schwede? Ich bin mir nicht mehr so sicher bei der Richtung, die das Schlauchboot einschlägt. Dann ist es klar: das Ziel ist das schwedische Boot. Das verfehlt er aber um mehrere Meter, kämpft sich erneut gegen Wind und Welle wieder heran, wird wieder abgetrieben.

Und justamente als ich den Käptn zur Hilfeleistung aktiviere, hebt sich das schwedische Schlauchboot kräftig in die Höhe – und kippt um! Mann und Motor sind im Wasser, unterm Schlauchboot. Wir geben Gas und ein etwas näher liegender anderer Nachbar hat das Drama auch mitbekommen, eilt ebenfalls zur Hilfe. Er ist schnelle dran und packt den völlig konfusen Schwedenmann am Kragen, hält ihn über Wasser. Werner hilft, ihn aus dem Wasser ins andere Schlauchboot zu ziehen. Ein weiterer Helfer fängt derweil das umgekippte Schlauchboot ein und mit vereinten Kräften wird es wieder umgedreht, Wasser läuft aus dem Aussenborder. Salzwasser, tödlich für unsere braven Zwei- und Viertaktgesellen.

Der Schwedenmann wird samt Dinghi erst einmal zu seinem Schiff gebracht. Lallend sitzt er auf dem Achterdeck und gesteht „ich bin wohl etwas betrunken“ . Die Sonnenbrille hängt von einem Brillenband gehalten auf halb-acht irgendwo um den Hals, das T-Shirt klebt am schmalen Körper und seine grösste Sorge gilt dem Dinghi. Unsere Sorge dagegen gilt ihm. Hoffentlich versucht er nicht, mit dem nicht einsatzfähigen Dinghi wieder an Land zu fahren, wo seine Frau irgendwann auf ihn wartet. Der niederländische Nachbar verspricht, die Frau abzuholen und unser Schwede verzieht sich glücklicherweise ins sichere Mittelcockpit seines Schiffes.

Etwas später dann nimmt sich ein 3-köpfiges deutsch-niederländisches Rettungsteam dem versalzten Aussenborder an. Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen, den fast versenkten Aussenborder wieder zum Leben zu erwecken. Währenddessen schläft der Eigner seinen Schock oder was auch immer aus. Er sei immer noch nicht ganz von dieser Welt meint der niederländische Nachbar, der ihm ebenfalls zuHilfe geeilt ist.

Wir haben das schwedische Boot seit Curacao immer wieder einmal getroffen und sind schon lange der Meinung, dass der Skipper ein Alkoholproblem hat. Ob es da so gut ist, mit einem Segelboot unterwegs zu sein? Nicht immer werden aufmerksame Retter vor Ort sein. Und ohne die hätte das heute ganz anders ausgehen können. Wir mögen es uns nicht vorstellen.