13.-14.02.2016 Ocho Rios

Der Frühstückstisch ist reichhaltig gedeckt, die morgendliche Schwimmrunde um die Boote ist absolviert, eine Schildkröte haben wir gesichtet, die Boote liegen ganz ruhig in der Oracabessa Bucht. An Land lärmen Baumaschinen, Autos fahren hin und her - das weckt unsere Neugier. Das Tagesziel Ocho Rios liegt nur knapp 8 Meilen entfernt, wir können den Tag also entspannt angehen.

Das Dinghi wird am von weitem stabil aussehenden grossen Holzsteg neben einem kleinen Strand festgemacht. Dessen “Holzpoller” erweisen sich als ziemlich marode, da nutzen auch die Abdeckbleche aus Kupfer nix wenn das Holz untendrunter weg fault. Eine Klampe fehlt auch bereits.

Und schon sind wir mitten drin oder besser gesagt drauf: auf dem Gelände des “Golden Eye” - Hotel, Ressort, exclusive Ferienanlage? Nur 27 bunt angestrichene Holzhäuser verteilen sich inmitten einer schön angelegten und zum Teil frisch bepflanzten Gartenanlage. Schon voll möbliert wird noch Putz auf die Wände aufgebracht. Kühlschränke stehen noch etwas unmotiviert mitten im Schlafraum rum, die altmodische Badewanne steht schon mit den Löwenkopffüssen auf ihrem zukünftigen Platz: auf einer von Bambus vor neugierigen Blicken abgeschirmten Terrasse! Wie geil ist das denn?!

Wir besichtigen die zukünftige Bar, die dazugehörigen Sanitäranlagen, den kleinen Pool sowie das Meerwasserbecken. Und sind ganz hin und weg über soviel liebevolle Details, so ausgefallene (innen)architektonische Bauausführung eines Hotels. Stehen doch an Jamaicas Nordküste noch ganz andere Hotelanlagen, protzig, klotzig, in Ocho Rios gar im Hochhausstil errichtet. Bettenburgen anstelle von Individualität. Golden Eye, ein passender Name für ein schön gelegenes und schön angelegtes Urlaubsdomizil.

Trotzdem zieht es uns weiter. Wir nutzen die regenfreie Phase und segeln für eine Stunde mit sanftem Schiebewind Richtung Ocho Rios. Dann lässt der Wind weiter nach, eine weiche Dünung schiebt uns von hinten an; den Rest der Strecke legen wir unter Motor zurück und werden kurz vor unserem Ziel nochmal kräftig geduscht. Eine breite Regenfront rauscht von Osten her über uns hinweg und lässt die vorausliegende Küstenlinie sowie eine davor ankernde Megayacht einfach mal eben verschwinden. Die dicken grünen Ansteuerungstonnen von Ocho Rios bleiben allerdings gut sichtbar - das Riff ebenfalls.

In der Bucht vor dem weitem Sandstrand liegt schon eine Segelyacht. Die uns wieder voraus gelaufene Aries hat auch schon einen guten Ankerplatz gefunden und wir quetschen uns dazwischen. Sieht gut aus, reichlich Platz nach allen Seiten. Nach angemessener Wartezeit starten wir zum Landgang und erkunden die Touristenhochburg. Das wir in einer solchen auch mit anderen Preisen rechnen müssen, erleben wir gleich beim Bier an der Bar: 400 JAD, das toppt sogar noch Oracabessa und ist fast doppelt so teuer wie das Bier in der Marybelle Bar in Port Antonio. Immerhin haben wir nach mehreren Anläufen Wifi, empfangen Emails und sonstige Nachrichten, können das aktuelle Wetter abrufen. Hat eben alles seinen Preis.

Shoppingmall und der alte Kunsthandwerksmarkt werden erkundet, dann reicht es uns. Schnell noch klären, ob wir auch am Strand mit dem Dinghi festmachen können, ohne gleich Strandeintritt zahlen zu müssen - wir können. Die bereits bekannte Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Jamaicaner ist auch hier wieder vorhanden.

Die Nacht wird dann extrem unruhig: Schwell steht in die Bucht, die Schiffe tanzen wild hin und her, wir kommen unserem Nachbarn ziemlich nahe. Aber in der Dunkelheit Anker auf gehen und neu ankern? Wir, d.h. der aufopferungsvolle Käptn, gehen Ankerwache; geben mal etwas mehr Ankerkette, holen wieder ein paar Meter ein - je nach Bedarf. Und sind froh, als es hell wird, sich auf dem Nachbarboot etwas regt und wir umankern können. Jetzt halten wir deutlich mehr Distanz, sehr beruhigend. Der Schwell lässt ganz allmählich auch etwas nach und der Käptn kann ein paar Stunden Schlaf nachholen.