Monats-Archiv Januar, 2016

Kingston und Blue Mountains vom 04 bis 06 Januar 2016

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EITS-Café - Restaurantterrasse (besteht eigentlich nur aus Terrasse) auf Stelzen mit tollem Blick in die Blue Mountains

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“Lobby” des Guesthouse - sehr gemütlich und einladend

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Bad - basic aber alles bietend, was Menschlein für die Körperpflege benötigt

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Schlüsselbrett des Guesthouse in den Blue Mountains

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Port Royal - Lobsterpott am Fischerstrand

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Fischer verschiedener Art friedlich nebeneinander - Port Royal

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zentraler Bus”bahnhof” in Downton Kingston

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Nochmal die Guesthouse Lobby

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Grill und Schmorfass des EITS-Café

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Cold Spring Heritage Gardens - dieses schöne alte Landhaus kann man mieten
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Blütenpracht im Heritage Garden von Cold Spring Estate

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Logenplatz für ranghohe Offiziere? Ziemlich weit oben in den Blue Mountains steht diese Kaserne mit Exerzierplatz und eigenem Friedhof. Leider nicht zu besichtigen

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Kaserne in den Blue Mountains - atemberaubende Aussicht. Ob die Soldaten das überhaupt geniessen? Und für den anderen Genuss gibt es etwas weiter unten ja den “Red Light District”

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Port Royal - Kingston

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Bob Marley im Museum - Statuen des grossen Rastafarai gibt es mehrere, nicht nur hier im Museum

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Im Bob Marley Museum

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Unser Guide hatte seine Haarpracht bislang unter einer Strickmütze eingetütet, enthüllt sie aber jetzt für ein Fotoshooting

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Bookshop an der Hope Road, etwas zurück gesetzt und leicht zu übersehen, innendrin aber total gemütlich und mit einer gemütlichen Kaffe-Ecke ausgestattet

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Wohnstrasse der upper middle class in Kingston, etwas erhöht, am Hang gelegen

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Devon House. Ein Landhaus in einem grossen Park, mitten in Kingston. Eine Oase

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Obstverkäufer in Downtown Kingston
Unterwegs in Downtown Kingston IMG_7120.jpg

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Auch Downtown Kingston, fast schon am Wasser ragen gesichtslose Betonklötze in den Himmel

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Ansichtskartensortiment einer kleinen Drogerie mit Bierverkauf - die Karten ruhen wohl schon etwas länger im Ständer, mangels potentieller Kunden. ICh kann gar nicht verstehen, warum der Käptn (sonst sehr Postkarteninteressiert) keine ersteht. Wär doch mal was anderes

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In den Blue Mountains - unsere Freundin kauft beim Rastaman Pflanzen für den Garten und gibt eine Kalabash-Lampenbestellung auf. Bin schon sehr gespannt, wie die dann aussehen

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Küche, Verkaufsstand, Aufenthaltsraum für die ganze Familie. Und mittendrin die Rastabibel

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Hah, die hab ich auch - in Deutschland auf der Fensterbank. Irgendwie mag ich die Dinger inzwischen sehr

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Familie Marley “macht” auch in Kaffee. Kein Wunder, bei den Preisen für die Bohnen sicherlich sehr gewinnträchtig.

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Blue Café in den Blue Mountains. Beliebtes Ausflugsziel für die besser verdienenden Jamaicaner. Kaffee und Kuchen sind aber auch echt lecker. Und der Blick von der Terrasse traumhaft schön

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Ah-ja. Wat es alles jibt und das mitten in den Blue Mountains

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typische Strassensiedlung in den Bergen

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Stammgäste werden im EITS-Café auf diese Weise geehrt

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Wo will der denn hin? Absturzgefährdete Bronzeskulptur im EITS Café in den Blue Mountains, direkt an der B1 gelegen

Kingston -  Blue Mountains Die Hauptstadt Jamaicas, für den Städtebegeisterten Käptn natürlich ein absolutes Muss. Und für die Bordfrau ebenfalls. Wohnt doch eine frühere Arbeitskollegin und Freundin schon seit einigen Jahren dort. So oft haben wir davon gesprochen: ?wenn ihr dann mit dem Boot unterwegs seid, müsst ihr uns auf Jamaica besuchen?. Und immer habe ich es abgetan mit den Worten ?noch sooooo weit weg, so lange hin, wer weiss ob das überhaupt was wird, ob wir überhaupt soweit kommen?. Und nun sind wir da, auf Jamaica und auf dem Weg nach Kingston. Mit dem Bus. Sicher ist sicher. Und wenn wir einmal irgendwo angekommen sind, haben wir es irgendwie auch nicht mehr so mit dem ?Buchten-Hafenhopping?. Haben wir jedenfalls irgendwann festgestellt und mittlerweile auch akzeptiert. So sind wir halt. Also sclagen wir auch alle Ratschläge der Freunde in den Wind, stürzen uns in das Abenteuer ?local Bus? und fahren für 450 JAD in einem der etwas grösseren Busse in die Hauptstadt. Grösser heisst, die Sitzplatzzahl liegt irgendwo so bei 25 ? offiziell. Auch hier das Motto: eine(r) geht noch. Wir quetschen uns zu dritt auf die allerallerletzte Sitzbank zu einem anderen Reisenden. Bank komplett ? denken wir. Doch eine üppig proportionierte Jamaica-Dame möchte gerne mit unserem französischen Nachbarn Jean-Philippe auf Tuchfühlung gehen, quetscht sich neben ihn. Sieht aber wenige Minuten später ein : ?thats not possible?. Jean-Philippe reisst die Augen auf und fragt den neben ihm ebenfalls erleichtert aufatmenden Käptn ?Qu? est-ce que c?est??. Irgendwann ist der Bus gut gefüllt und rumpelt los. Etwas über 50 Km geht es an der Küste entlang Richtung Ocho Rios. Am Kreisel dann nach links in die Berge bzw. deren Ausläufer. Parallel zu einem Flusslauf windet sich die Strasse am Hang entlang. Wir passieren den botanischen Garten ?Castleton Gardens? (Wortwechsel zwischen Käptn und Bordfrau: ?Oh, da möchte ich gerne nochmal hin und durchlaufen? ? ?Wieso, siehste doch jetzt, das reicht? ? so weit das botanische Verständnis meines Lebenspartners oder ist das Verständnis für meine Bedürfnisse, meine Wünsche? Ich denk da besser nicht allzu intensiv drüber nach). Immer wieder schrappt das Heck unseres Gefährts rechtsseitig über den Asphalt, vor allem in den etwas steileren Linkskurven. Wir kommen durch kleine Orte, die kaum den Namen Ort verdienen; Ansammlungen von Bretterbuden sind es meist nur, aber fast immer gibt es auf 3 Hütten eine Bar (mindestens) und einen kleinen Einkaufsladen. Aber auch bessere, massiv gebaute Häuser schmiegen sich an Strasse und Hang. Und natürlich eine Kirche. Faszinierend ? wie auch die Landschaft. Üppig grün, eine Wohltat fürs Auge, im Flussbett ruhen gigantisch grosse, dunkle und rund geschliffene Felsen. Monolithen, mit pelzig wirkendem Gras und einigen Büschen bewachsen ragen dahinter in den blauen Himmel. Dann wird es flacher, mehr Häuser säumen die Strasse, wir nähern uns ganz unverkennbar Kingston, fahren durch die Vororte, passieren Shoppingmalls und sind ganz plötzlich mitten drin. Verkehrsgewuhle, Hupen, Ampeln, Strassenverkäufer die zwischen den Autos rumspringen, die Bushaltestelle ?Half Way Three? gleicht einem Irrenhaus. Wir wagen gar nicht, auszusteigen und gondeln brav mit den letzten Fahrgästen bis Downtown. Mittendrin werden wir mehr oder weniger raus geschmissen. Wohin die verbliebenen 4 Leutchen fahren, erläutert uns niemand. Jean-Philippe hat Durst. Auf ein Bier. Doch irgendwie sind wir in einer Häuserschlucht gelandet, in der die Bardichte ausnahmsweise extrem dünn ist. In einer Art Drogerie bekommt er aber das gewünschte, gut gekühlt und zu einem eindeutig günstigeren Kurs wie in Port Antonio. Wir dackeln etwas verträumt (J.P.) hinter dem Käptn her, fragen uns zum Busbahnhof durch, kämpfen uns durch das Gewühl zu den für uns in Frage kommenden Bussen durch und überlassen J.P. schnöde seinem Schicksal. Hoffentlich kommt ?unser? Franzose heute noch bei der Immigration an. Das ist nämlich sein Ziel: das Immigration-Office in Kingston, wo er sein Visum verlängern muss. Den französischen Staatsbürgern ist nur ein 30-tägiges Aufenthaltsrecht vergönnt. Danach muss eine Verlängerung für weitere 30 Tage beantragt werden. Wir freuen uns insgeheim schon sehr, dass wir gleich für 90 Tage einreisen durften. Manchmal ist man ja doch auch ganz gerne ?Deutsch?. Während sich J.P. also auf seine Irrfahrt durch Kingston begibt, machen wir eine Bus-Sightseeing-Tour durch einige Wohngebiete Kingstons zum Devon-House. Dort haben wir uns mit unserer Freundin verabredet. Alles klappt, der nette Busfahrer macht uns auf die passende Haltestelle aufmerksam, wir hüpfen aus dem Bus, kommen gleich schon wieder ins Gespräch mit einigen Strassenverkäufern die hier an der Ampel auf autofahrende Kundschaft lauern und erreichen überpünktlich unseren Treffpunkt. Devon House ist ein eindrucksvolles Herrenhaus, erbaut von einem dunkelhäutigen Jamaicaner, der erste nicht-weisse Millionär der Insel. Der seinem Reichtum mit diesem Haus und dem dazugehörigen Park ein Denkmal setzte, wie es schöner nicht sein könnte. Heute beherbergt Devon House ein Museum bzw. ist ein Museum. In den früheren Wirtschaftsgebäuden sind ein Cafe, kleine Shops, ein Eisgeschäft und ein Restaurant untergebracht. Alles sehr stilvoll und eine Oase in dieser trubeligen Stadt. Patties in allen Variationen, ein süsses Puddingstückchen und eine Riesen Eiswaffel wandern in unsere Mägen. Mittlerweile ist auch die Freundin eingetroffen und geniesst mit uns die Auszeit hier im Innen-Hof von Devon House bevor wir uns in den Feierabendverkehr stürzen, einen Supermarkt stürmen. Oft gehe sie hier nicht einkaufen. Auf dem Parkplatz fallen uns viele SUV?s aller Grössenordnungen auf und auch viele bekannte deutsche Automarken sind hier geparkt. Die Kunden gehören schon rein optisch eindeutig zur besser verdienenden Schicht und hier trifft man dann auch Botschaftsangehörige und deutschsprachige Bekannte oder Freunde. Die meisten leben schon lange auf der Insel, sind mit JamaicanerInnen verheiratet oder zusammenlebend. Haben sich etabliert, arrangiert und integriert. Man kennt sich. Und doch fühlt sich so manche(r) immer wieder mal als Fremde(r), als nicht zugehörig. Es gibt immer mal Problemmomente; Momente des sich-weg-wünschens. So ist das wohl überall, liegt vielleicht auch in der Natur der Menschen, gleich welcher Nationalität. Vorbei an gepflegten und teilweise stattlichen Villen geht es. Je höher, je besser. Die nobelsten Wohngebiete liegen etwas weiter oben am Hang, die Häuser sind von grossen Grundstücken umgeben. Unsere Freunde wohnen in einem schon sehr guten Wohngebiet, an der Grenze zu einem noch besseren. Eine Strassenseite weiter und schon sind die Unterschiede noch einmal sichtbarer. Zwischen arm-wohlhabend-reich sind es manchmal nur wenige Meter. Middle Class, middle upper class, upper class. Hier oben jedenfalls gibt es keine laute Musik, nur das fröhliche Geplapper der Kinder aus dem Nachbarhaus, ein paar verspätet trillernde Vogelstimmen. Irgendwo bellt ein Hund. Hin und wieder fahren Autos vorbei, hupen brav vor der Kurve (könnte ja einer überbreit entgegen kommen). Wir sitzen noch lange auf der gut gesicherten Terrasse (auch gegen Moskitos), erzählen von unseren Erlebnissen heute. Die Freunde können es kaum fassen, dass wir tatsächlich mit dem lokalen Bus von Port Antonio gekommen sind und uns auch per Bus durch Kingston bewegt haben. Auch ein Unterschied: die besser situierten Jamaicaner fahren mit dem Auto, die ärmeren mit Bus und Routetaxi, die ganz armen sind zu Fuss unterwegs ? teilweise ohne Schuhe, nur mit Lumpen um die Füsse gebunden. 05.01.2015 ? One Love Wir sind noch einmal auf uns gestellt. Unsere Freunde sind beruflich noch eingespannt, wir werden in der Nähe des Bob Marley Museums ?ausgesetzt?, wandern zu Fuss die breite Hope Road hinunter. Vorbei an einem kleinen Bookstore. Die Ladentür ist verschlossen, in der Tür hängt aber ein Schild ?Open?. Aha, hier kommt man nur rein, wenn man klingelt und einigermassen vertrauenswürdig aussieht. Leider ist das von uns gesuchte Buch über Bob Marley (Empfehlung von der Voodoochile) zwar bekannt aber nicht vorrätig. Schade. Im Museumsshop sollte es aber zu haben sein, meint die junge Dame hinterm Tresen noch. Wir trollen uns. Obwohl ich diese Mischung aus Cafe und Buchladen gerne noch etwas genossen hätte, irgendwie fühlt sich das hier gut an, behaglich. Ob ich vielleicht später doch auch ein Lese-Cafè ?..? Zukunftsvisionen. Weit weg. Also wieder raus in die Sonnenglut. Wo ist denn jetzt dieses Museum? Die Hope Road zieht sich doch ganz schön lange. Aber dann erreichen wir unser Ziel. 25 USD berappen wir pro Person für den Eintritt, in den Ohren die warnenden Worte der Freundin ?ich würde nicht nochmal hingehen, finde es nicht empfehlenswert?. Wir wagen es trotzdem und werden auch gleich von einem Rasta-Guide in Schlepp genommen. Mit ca 15 anderen Bob Marley Fans geht es an grossen Fotowänden vorbei und in das Wohnhaus des grossen Meisters. Absolutes Film- u. Fotografierverbot, von wegen Urheberrechten und so. Schade. Allein das Ambiente des Hauses wäre einige Fotos wert gewesen. Die ganze Truppe trabt brav hinter dem Guide her, bestaunt die zahlreichen Auszeichnungen, die Grammys, Awards, die Gold- und Platinlabels, das Tonstudio, das Schlafzimmer inclusive (sehr wichtig) dem letzten Joint ? warum er den nicht mehr geraucht hat, erfahren wir leider nicht, diese Frage stellt aber auch irgendwie keiner und mir fällt sie auch erst jetzt ein - die (spartanische) Küche. Erfährt, das B.M. bevorzugt Kürbis- und Sonnenblumenkerne gekaut hat; dass er seine Interviews gerne vor der Haustür sitzend gegeben hat, relaxt im Schatten der Veranda. Oder unter dem grossen Baum im Garten die Nachbarn mit seinem Gesang und seiner Musik zur Weissglut und zum Telefonhörer (zwecks Alarmierung der Polizei) getrieben hat. Das er 7 Söhne und 5 Töchter mit diversen Frauen in die Welt gesetzt hat, dass aber nur Rita Marley seine wahre Ehefrau und rechtmässige Thronfolgerin ist (sag ich doch auch immer: ich dulde keine anderen Göttinnen neben mir). Was sie äusserst geschäftstüchtig und gewinnbringend umsetzt und was wiederum diversen Foundations und Projekten zu Gute kommt. 5 seiner Söhne sind ihm ins Musikgeschäft gefolgt und das auch noch erfolgreich. Ein Sohn betreibt eine Kaffeeplantage. Früher eine Familie auf die man eher herabsah, heute bestimmt zu den einflussreicheren gehörend. Im hinteren Hof des Museums (früher war hier Busch) sitzt der ehemalige Koch vor einer gemalten Szene aus dem einfacheren Leben Bob?s und vor einem Portrait von sich selbst. Auf seinem Fahrrad. Georgie (so heisst er) macht uns auf das Kunstwerk aufmerksam und das er das sei. ?I cooked for Bob?. Ich verkneife mir die Frage, für wen er heute kocht, scheint Georgie doch auch schon dank eines dicken Joints wieder in früheren Zeiten verschwunden zu sein. Geistig zumindest und seinem verklärten Blick nach zu urteilen. Etwas weiter hinten steht ein anderer Weggefährte Bob Marleys etwas verloren in seinem bunten Gewand unter einem Sonneschirm, zwischen CD?s und Musikinstrumenten. Was wohl aus den Jungs geworden wäre, wenn Bob sich nicht so früh aus dieser Welt verabschiedet hätte? Filmvorführung mit etwas Musik (wir vermissen den grossen Hit ?Stand up ?.? ), der Landrover Bobs ist seit kurzem restauriert und ausgestellt ? kaum ein Aspekt seines Lebens bleibt unerwähnt und selbst die Einschusslöcher aus dem Attentat auf ihn werden vorgeführt. Auch die intensive Beziehung zu dem König der Könige, Haile Selassi, der Messias der Rastafari wird ausführlich erläutert und mehrfach stimmt unser Guide Lieder Bob Marleys an, lässt uns in Refrains einstimmen und Liedteile wiederholen, mitsingen. Die grosse Mehrheit der Truppe scheint recht textsicher zu sein (im Gegensatz zu mir), trotzdem lässt die Lautstärke zu wünschen übrig. Unterm Baum dann noch ein Fotoshooting mit entfesselter Rastafari-Zopfpracht. Unglaublich, wieviel Meter Haar sich da unterm Strickhut versteckt hielten! Nochmal Rastafarai Lobgesang, noch ein paar Dankesworte ins Gästebuch. Warum die sozialkritischen Apsekte seines Lebens nicht erwähnt werden fragen wir. Rastafari sind nicht politisch. Ja, das wissen wir, aber darum geht es doch nicht, er war doch sozialkritisch ?. Wir vermissen seinen grossen Hit ?Stand up ?? der nirgendwo erwähnt wird. Die jamaicanische Regierung möchte Frieden auf der Insel. Aha, und der ist gefährdet, wenn man im Museum auch diesen Aspekt Bob Marleys würdigt und öffentlich macht? Offenbar. Der Guide ist sichtlich bemüht, uns los zu werden. Unser Tipp fällt ihm wohl auch etwas zu dürftig aus, der Händedruck ist lasch und irgendwie schal. Schade. Aber insgesamt doch ein beeindruckendes Erlebnis, wir gehen wahrscheinlich kein 2. Mal rein (warum auch) aber sind doch froh, das Bob Marley Museum besucht zu haben. Gegenüber sichten wir eine Bushaltestelle. Googlemaps bietet sogar Nummern der für uns in Frage kommenden Buslinien an. Wir wollen nach Port Royal. Das liegt am Ende einer schmalen Landzunge, far away von Kingston Stadt. Früher war es eine kleine Insel. Der Verbindungsdamm ist irgendwie natürlich entstanden und von Menschenhand verfeinert und erweitert worden. Heute liegt hier der Flughafen von Kingston, der Royal Yachtclub ist hier beheimatet, diverse maritime Institute. Und am Abend ist der breite Fussweg ein beliebter Joggingweg für die sportlich bewussteren Jamaicaner. Auch viele Frauen joggen hier entlang, sogar allein. Hauptanziehungspunkt für die Touris ist das weitläufige und recht gut erhaltene Fort. Bedrohlich wirken die schwarz glänzenden Kanonen von weitem. Der Eintrittspreis von 10 USD und das kurz vor Toresschluss lässt uns von einer weiteren Besichtigung allerdings absehen. Ein Blick durchs Tor, ein paar Fotos von aussen, wir wandern zurück in den Ort, vorbei an der kleinen, sich in Renovierung befindlichen Kirche. Der kleine Ort Port Royal selbst ist etwas verschlafen und besteht irgendwie aus relativ vielen ?Reihenhäusern?. Am Ufer sitzen Fischer, Reiher, Möwen und Pelikane einträchtig nebeneinander und verarbeiten den Fang des Tages jeder auf seine Weise. Eine Frau wirft immer wieder Lobster in einen dampfenden Kochtopf, ein junger Mann zieht sie nach kurzer Zeit aus dem Kochwasser und stopft sie in einen Sack. Nur wenige Menschen begegnen uns sonst. Bis wir um eine Hausecke biegen und plötzlich wissen, wo all die Touristen sind, die es angeblich hierher zieht. Und nicht nur die. Auch viele Einheimische sitzen hier und geniessen den besten Fisch Kingstons. Das Restaurant ?Gloria?s? ist gut gefüllt, die Küche ist am Limit bzw ausverkauft, wir warten ewig, dass überhaupt jemand unsere Bestellung aufnehmen will. Irgendwann wird es auch uns zu blöd (erstaunlich, wie lange es der Käptn aushält ? ob er solchen Hunger hat?), wir verlassen die für uns ungastliche Stätte und pilgern zurück zum Bus. Es ist schon dunkel, als wir in Downtown ankommen. Der nächste Bus steht aber bereits parat und bringt uns ohne weiteres Umsteigen zu unserem Ziel, der Kirche Stella Maris. Die liegt in Laufnähe zum Haus unserer Freunde und ist ein guter Anhaltspunkt für uns. So erreichen wir nach einer weiteren, interessanten Fahrt durch das abendliche Kingston und einem kurzen Fussmarsch durch ruhige Wohnstrassen wohlbehalten unsere derzeitige Herberge. Viele Eindrücke, viel erlebt, viel gesehen ? wir finden uns schon ganz gut zurecht in Kingston. 06.01. Blue Mountains Eine Fahrt in die Berge, in die berühmten Blue Mountains. Hier wächst Kaffee, es gibt einige Kaffeeplantagen. Ab einer gewissen Höhenlage darf die braune Bohne sich entweder Highland Coffee oder gar Blue Mountain Coffee nennen ? je höher, je besser, je teurer. Wie bei den Menschen, naja so ähnlich. Des Käptns Knieprobleme lassen uns von einer Kaffeeplantagentour absehen. Lieber lassen wir uns von Ulla mit ihrem Suzuki Vitara die kurvenreichen Bergstrassen hoch schaukeln. Durch den ?Red Light District? z.B.. Ob der auch heute noch seiner ursprünglichen Bestimmung entspricht, nämlich die menschlichen Bedürfnisse der weiter oben angesiedelten Soldaten (und wahrscheinlich auch anderer Herren aus der Stadt) zu befriedigen, entzieht sich allerdings der Kenntnis unserer Reiseführerin. Anzeichen hierfür können wir grad keine entdecken, aber es ist ja auch noch früh am Tag. An die steilen Berghänge schmiegen sich immer wieder Guesthäuser oder private Villen. Aber auch einfache Hütten und Häuser. Ziemlich weit oben (mit der besten Aussicht auf Kingston) liegt eine militärisch genutzte Anlage, das Military Training Wing. Exerzieren die Soldaten kann man die Strasse nicht weiterfahren, muss warten, da diese quer über den Exerzierplatz führt. Unterhalb des Platzes stehen die ?Kasernengebäude? und ein Friedhof ist zu sehen. Wir fahren hier allerdings nicht weiter. Die Strasse soll bis auf die Nordseite führen, wird aber wohl im weiteren Verlauf sehr schwierig und schlecht befahrbar. An einer Engstelle kommt uns ein Lastwagen entgegen. Der hat Wasser geholt von der Blue Water Zapfstelle. Hier vermarktet ein cleverer Jamaicaner das Quellwasser, füllt es in Flaschen oder Tankwagen und verkauft das kostbare Nass. Viele Bergbewohner bekommen es dagegen frei Haus, sprudelt das Wasser via Leitung doch direkt in ihre Häuser oder nahe daran vorbei. Besichtigungsstop in einem alten Landhaus. Früher Kaffeeplantage, heute ein schön gelegenes Guesthouse, das man komplett mieten kann und welches von einem üppigen Garten umgeben ist. Der beherbergt neben einheimischen Gewächsen auch einige europäische Pflanzen und fügt sich wundervoll in den ihn umgebenden Tropenwald ein. Heritage Gardens at Cold Spring, so der offizielle Name. Und wir fühlen uns etwas zurückversetzt in der Zeit, als wir im Haus über die knarrenden, aber sehr gepflegten Dielen wandeln und uns die Räume begucken. Man weiss ja nie, vielleicht mieten wir uns ja doch einmal hier ein, hier oben in den Blue Mountains. Oder vielleicht doch lieber in einem Guesthouse der etwas anderen Art? Z.B. im Mount Edge. Das gehört zum Eits Café-Restaurant (EITS = Europe in the Summer, auch als 17 Miles Post bekannt) und besteht aus mehreren kleinen Häuschen, die sich teils abenteuerlich und auf Stelzen an den Berghang ducken. An einem Bord in der Lobby hängen derart viele Schlüssel ? wo sind denn die ganzen Räume dazu? Die Lobby selbst ist eher eine Kunstausstellung. Anstelle eines Tresens beherrschen ein Piano sowie gemütliche Sitzmöbel und viele Bilder den Raum. Dazu der fantastische Blick hinaus in den Wald und auf die gegenüberliegenden Berge ? traumhaft. Auch unter der Lobby verbergen sich Gästezimmer. Bad auf dem Flur, erfrischend schlicht: geduscht wird in einer altertümlich wirkenden Badewanne, der Raum ist mit einer Person schon fast überfordert, erfüllt aber alle wesentlichen Anforderungen die ein Gast an ein Bad stellen kann. So geht es auch. Im Restaurant sind kleine Namensschilder an der Brüstung angebracht, einige Namen sind unserer Freundin bekannt. Wohl Stammgäste des EITS und davon gibt es offenbar viele. Das Café punktet mit frischen Zutaten für die Küche, direkt aus der dazugehörigen Farm auf den Tisch der Gäste. Das mögen viele Kingstoner und dementsprechend beliebt ist der Platz am Wochenende. Geparkt wird entlang der so schon engen Strasse, ich kann mir das kaum vorstellen. Auch das Blue Café, unser nächster lukullischer Stop, ist beliebt. Der Blue Mountain Café stammt zum Teil aus der Marley-Plantage, man kann handgetöpferte Mugs mit Löwe und Marley-Schriftzug ebenso erwerben wie die Kaffebohnen. Wir beschränken uns auf ein Tässchen frisch gebrühten und ein Stück Kuchen. Auf der Terrasse mit Aussicht ins Grün, herrlich. Finden auch andere Gäste mit denen wir ins Gespräch kommen. Es geht gegen Abend. Immer mehr Minibusse und Routetaxis kurven die Strasse hoch. Lastwagen bahnen sich bedrohlich brüllend und dauerhupend ihren Weg. Platz da, jetzt kommen wir! Unmissverständlich, unüberhörbar, alles in Deckung! Boxenstop an einer kleinen Bretterbude. Kalabash hängen und liegen an einer geöffneten Luke, mittendrin die Rastafarai-Bibel. Ein kleiner Rastafari unschätzbaren Alters verkauft hier Pflanzen aller Art und Kalabash-Produkte. Im dunklen Schuppen stapelt sich die dazugehörige Familie, die Bretter innen sind rauchschwarz, es riecht auch entsprechend. Vom Wickel- bis zum Schulkind sind 4 Kinder vertreten, 2 Frauen, ein jüngerer Mann; im ?Garten? stakt ein farbenprächtiger Hahn unter der eher unscheinbar grau-blauen Wäsche umher. Ob die auch hier drin wohnen? Dafür wäre es dann aber vielleicht doch etwas zu klein ?. Oder doch nicht? Ulla, unsere Freundin, möchte gerne Kalabash als Lampenschirme im Garten aufhängen, zeigt ein Foto und tritt in Verkaufsverhandlungen für diverse Pflanzen. Die Kalabash-Lampen müssen erst noch in Produktion gehen. Telefonnummern werden ausgetauscht: mit einem Messer spitzt der Rastaman seinen Bleistift an und ritzt Ulla?s Nummer in eine Kalabash-Schale. Ulla steht daneben und tippt seine Nummer gleich in ihr Mobilphone. Kommunikation in den Blue Mountains. Mit gut gefülltem Kofferraum geht es weiter bergab. Noch einmal Supermarkt, im nebenan gelegenen Souvenirshop erstehe ich ein T-Shirt ? ?One Love Jamaica?, passt doch irgendwie. Auch wenn das mit der Jahreszahl 1962 (mein Geburtsjahr und gleichzeitig Unabhängigkeitsjahr für Jamaica) auch sehr gut gepasst hätte). Ein letzter Abend in einem Haus auf Jamaica. Am anderen Tag geht es mit dem Auto (wir bekommen einen Lift) und dem Bus wieder zurück nach Port Antonio.

Unser erstes Lobsterdinner

Das neue Jahr beginnt gut — mit strahlend blauem Himmel, weissen Tuffwoelkchen, relaxtem abhaengen an Bord. Und mit Windstille — die Gelegenheit , unser nach fliegendem Fisch stinkendes Grosssegel hoch zu ziehen und einer Reinigung zu unterwerfen. Den Fisch, bzw. die Ueberreste haben wir noch im alten Jahr aus dem Lazybag raus gezogen, mit dem Schrubber weil das bloede Vieh praktischerweise mittig in unser “Netz” gerutscht war.

Da haben wir also dem herkoemmlichen Fischfang abgeschworen (zumindest die Bordfrau, sentimental veranlagt wie sie nun mal ist …. manchmal) und dann sowas. Egal, das Segel bekommt noch eine ordentliche Suesswasserspuelung (Regen ist manchmal echt praktisch), dann darf es in der langsam hoeher steigenden Jamaica-Sonne trocknen und wird zu guter letzt wieder fein aufgetucht.

Mist, jetzt haben wir das 2. Reff nicht wieder eingebunden. Irgendwas ist halt immer. Und jetzt ist es zu sp?t, der Wind brist wieder etwas auf, angenehm fuer uns, aber unangenehm wenn das Segel steht.Zumindest hier an der Mooring moegen wir das nicht so.

Gegen Mittag geht es auf ein Bier in die Marinabar. Mit Jean-Philippe, unserem Nachbarn . Der kann einem vorbeikommenden Sonderangebot in einer Plastiktuete nicht widerstehen und ersteht fuer seine gesamte vorhandene Barschaft eine Tuete voll mit fangfrischem Lobstergetier.Ich schaue weg

– keine Ahnung, wie man die Viecher zubereitet oder isst. Was der Bauer nicht kennt …. Nein, die Baeuerin ist da nicht so und da Jean-Philippe als waschechter Franzose und frueherer Barbetreiber weiss, wie’s geht und auch willens ist, dieses Wissen an uns zu vermitteln, verabreden wir uns fuer in 10 Minuten zum Lobsterfuttern an Bord seiner Little Wing. Wir muessen lediglich ein Ei fuer die selbst anzurührende Mayonnaise und kaltes Bier mitbringen. Kein Problem, das bekommen wir wohl noch hin.

So sitzen wir wenig spaeter am kleinen Cockpittisch der Little Wing und schauen gespannt zu, wie Jean-Philippe die zwischenzeitlich stark erroeteten Tierchen in fingergerechte Stuecke zerlegt. Lecker! Und keine technische Moeglichkeit, ein Beweisfoto für unsere Premiere zu schiessen! Mer….! Unser Koch lacht sich schlapp, kann kaum glauben, dass wir noch nie Lobster gegessen haben, erklaert mir aber geduldig, was man alles essen kann, wie man dran kommt und was er an Gewuerzen verwendet hat. Aus den Resten, dem Kochwasser und einigen vegetablen Zutaten soll dann am Abend noch eine leckere Suppe entstehen. Aber erstmal ist für unseren Gastgeber eine kleine Siesta anesagt und wir muessen dringend B&B (Bier und Brot) besorgen. Obwohl das Brot eigentlich noch nicht so notwendig waere, hat doch der Skpper gerade erst eines gebacken. Aber Brot kann man ja nie genug an Bord haben (zumindest wenn ein Werner an Bord lebt, seines Zeichens Brot- und Baeckereifetischist).

Im Ort ist es irgendwie ruhig. Ist wohl ein bisserl die Luft raus. Auch die Verkaufsfoerdernden Massnahmen in Form von laut bruellenden, gigantisch grossen Musikboxen sind entfernt worden – weitgehend. Die Strassenverkaeufer und notorischen Anquatscher kennen uns schon, halten irgendwie etwas mehr Distanz: ein kurzes Hello, how are you, das wars dann auch schon. So spielt sich alles ein und man wird ganz allmaehlich Bestandteil des gewohnten Strassenbildes, gehoert nicht dazu, ist aber auch nicht mehr gar ein solcher Fremdkoerper. In der Baeckerei bekommen wir gleich von 2 Damen freundlich erklaert, welche Brotgroessen es gibt, welche Sorten und wie man dran kommt: erst am vergitterten Schalter bezahlen, dann mit dem Bezahlbon zur Theke nebenan und das Brot einsacken. Das von uns erwaehlte verbringt nun schon fast 15 Tage an Bord der Little Wing im Plastikbeutel, ohne Anzeichen von Schimmelbildung oder sonstigen Qualitätsverlusten. Unglaublich, das muessen wir testen! Und so kommt es eben zum spontanen Broteinkauf.Und was wir da an Chemie futtern, darueber machen wir uns besser gar keinen Kopf. Andere Laender, andere Brotzutaten.

Die “bittere” Wahrheit über Port Antonio - Teil I

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Port Antonio/Portland, Jamaica - Teil I

Port Ant. Ist der drittgrösste Hafen Jamaicas und war in früheren Zeiten der Umschlagplatz für Bananen- und Kokosnüsse. Die sog. Bananenpier ist heute Bestandteil der Eroll Flynn Marina bzw. des dazu gehörigen Boatyards. Es ist die Hauptstadt von Portland Parish und ein bei Touristen sehr beliebtes Ziel. In der weitläufigen und trotzdem sehr geschützten und somit ruhigen Bucht gibt es 3 Möglichkeiten, Yachten festzumachen. Wovon für Yachten ohne Immigrationshintergrund aber lediglich die Erroll Flynn Marina in Frage kommt. Hier kann man entweder komfortabel am massiven Betonsteg (mit stabilen Fingerstegen) liegen oder man geht für deutlich weniger Dollars an eine der Moorings. Den eigenen Anker werfen bringt finanziell keinen Vorteil: man zahlt den gleichen Preis wie an der Mooring. Das erbost einige Yachties (zu Recht?) und sie ziehen alsbald von dannen. Wir bleiben, hängen an der Mooring nahe der Marina und haben damit sogar Wifi an Bord. Die Duschen sind sauber und man kann sogar die Wassertemperatur regulieren (meistens). Abfall kommt in an Land bereitstehende Tonnen, ein kleiner Pool lädt zum morgendlichen Schwimmvergnügen oder zur Wassergymnastik ein. Ganz hart gesottene hüpfen auch ins kühle Nass, wenn die Bar bereits geöffnet hat. Ansonsten ist der Pool zwischen 8am und 5pm zugänglich bzw. nutzbar. Die Marinaleitung ist freundlich ohne devot zu wirken, gibt Tipps und Hinweise. Oder organisiert die Füllung der Gasflaschen. Die allerdings hier mit rund 20 USD (ohne Transport durch einen Einheimischen) als eine unserer teuersten Gasfüllungen in die Bordkasse schlug. Und das wohlgemerkt für eine 5KG Flasche! Gas sei eben teuer auf Jamaica wird uns gesagt, für das heimische Cookinggas müsse man auch so viel bezahlen, es ist also kein Touripreis (wie wir erst hinterlistig vermuten). Die kleine Bar “Marybelle” in der Marina bietet eine ruhige und angenehme Atmosphäre und nur leicht erhöhte Preise im Vergleich zu den Bars der nahe gelegenen Stadt. So bleiben wir auch nach Barbesuchen in Port Ant immer mal wieder auf ein Bier hier hängen. Die sonst noch gerade anwesenden Segler trifft man allerdings eher selten. Nur wenige Gehminuten (auch für fusskranke Sailors zu bewältigen) entfernt findet man alles Lebensnotwendige wie diverse ATM’s, den lokalen Obst- und Gemüsemarkt, verschiedene kleine “Supermärkte”, Bars, Imbissähnliche Restaurants, Tankstellen und die Busstation. Auch einen Hardwarestore bietet Port A. über dessen Sortiment wir allerdings nichts sagen können.

Mit den Routetaxis (PKW’s) oder den Minibussen gelangt man relativ unkompliziert und für kleines Geld zu Zielen wie Ocho Rios oder Kingston bzw. allen dazwischen und näher gelegenen Orten und möglichen Ausflugszielen. Die Fahrt nach Ocho Rios geht über eine Distanz von rund 106km und bietet einen guten Einblick in die Landschaft Portlands. Die ist sehr landwirtschaftlich geprägt, mit Kokospalmenfeldern, sonstigen Ackerbauflächen, Rinder- und Ziegenherden auf ausgedehnten Weideflächen und hin und wieder sieht man auch mal ein Pferd grasen. Und jede Menge Flüsse kommen von den Bergen herunter, münden ins Meer. Jede Menge Wasserfälle locken die Touristen, es werden Flussfahrten auf Bambusflössen angeboten, Rafting, Hiking - Jamaicas grosser botanischer Garten rund um die Blue Mountains bietet viel und verschlägt uns immer wieder den Atem mit seiner Vielfalt. Schmetterlinge muss man hier nicht im Butterfly-Park bestaunen, die kann man sich schon an der Promenade der Marina anschauen.

Die Fahrt mit dem Minibus führt über Serpentinen bergauf- und bergab, vorbei an verschiedenen Buchten und durch kleinere Orte hindurch. Vollgepresst mit Passagieren und bei einer teilweise sehr forschen Fahrweise eine Herausforderung für ängstliche Gemüter. Dafür aber preiswert. So kostet die Fahrt nach Ocho Rios mit knapp über 4 USD nur einen Bruchteil der von der komfortableren Buslinie Knutsford geforderten Summe. Dafür fährt Knutsford mit wirklich guten, klimatisierten Bussen und garantiert nicht überfüllt direkt hinter der Marina ab. Alles hat eben seinen Preis. Der Ort selbst schmiegt sich an die Ausläufer der Blue Mountains, die im Hintergrund nicht nur das Bild, sondern auch das Wetter bestimmen. Port Ant. Ist erwissenermassen ein Regenloch. Es regnet häufig, wenn auch oft nur kurz. Was man aber meist anhand der Wolken schon recht früh erkennen kann. Schutz suchen ist dann zügig angesagt, denn es platscht gar heftig herunter. Auch kurzzeitiges von Bord gehen ohne ALLE Luken zu verschliessen empfiehlt sich nicht. Und ich denke erstmalig ernsthaft über die Anschaffung eines Regenschirmes nach. Wären nicht die Temperaturen, man könnte sich in einem englischsprachigen Land nahe Deutschlands wähnen.

Einer der schönsten Orte Jamaicas sei Port Antonio hören wir. Koloniale Baustile, leider nur allzuoft dem Gammelzahn der Zeit überlassen, findet man immer wieder zwischen modernen Betonbauten oder einfachen Holzhäusern die trotzdem irgendwie charmant dastehen in ihren kleinen Vorgärten, mit ihren Wellblechdächern und ihren Veranden. Gotteshäuser der verschiedensten Glaubensrichtungen, mal in Stein, mal in Holz, mal alt, mal etwas neuer, Schule, irgendein Trainingscamp, Guesthäuser, eine Art Shopping Mall (die gar nicht nach einer Mall aussieht), jede Menge Bekleidungsshops und die das Strassenbild ebenfalls bestimmenden “Jerk-Grills” runden das Ortsbild ab. Diese Grills bestehen aus alten Fässern, die auf ein Gestell geschweisst wurden. Ein Teil des Fasses wird als beweglicher Deckel umfunktioniert, Rost rein, fertig. Das ist zumindest die einfache Ausführung. Dann gibt es noch andere, mit integriertem Thermometer und etwas edler aussehend. Das Grillgut auf den Rosten ist allerdings auf allen meist ziemlich verkohlt und für uns verwöhnte Päns irgendwie eher abschreckend denn appetitanregend. Ein Segler erzählt uns, dass jemand ein Probestückchen von einem solchen Grill bekommen habe. Da dieses den Geschmacksnerv traf, orderte er eine Portion zum Mitnehmen. Die hat dann aber überhaupt nicht geschmeckt, war einfach nur fett und knorpelig - eindeutig von einem ganz anderen Fleischstück weg geschnitten. Also Augen auf beim Jerk-Pork Kauf! Das Jerk wurde übrigens in der Boston Bay “erfunden”, hier soll es auch die besten Variationen dieser jamaicanischen Spezialität geben. Wir werden es noch testen. Auch “Ackee und Saltfish” stehen noch zur Verkostung aus. Dieses Gericht wird wohl zum Frühstück verzehrt. Was erklären würde, warum es gestern am Abend im Imbiss nicht mehr geordert werden konnte. Ziege in verschiedenen Variationen ist ebenfalls sehr beliebt. Dazu gibt es nicht sehr einfallsreiche Beilagen, meist Reis und Bohnen, etwas Grünzeug als Salat, Tomatenschnitze. Insgesamt empfinden wir die karibische und auch die jamaicanische Küche bislang als nicht besonders vielfältig. Was vielleicht auch daran liegen mag, dass wir eher die Hochburgen der “armen-Leute-Küche” aufsuchen, Gourmettempel liegen meist preislich über unserem Budget. Und nachdem im Suppentopf auf dem grossen Markt die bleichen aber ansonsten sehr kompletten Hühnerfüsse beim umrühren aus dem grossen Topf auftauchten, ist mein Bedarf an Chicken Soup auch geschrumpft. Wozu auch beigetragen haben mag, das da noch ordentlich “Chicken” aus der Packung zugegeben wurde. Die Herrscher der Fertigsuppen sind auch hier auf dem Vormarsch.

-Fortsetzung folgt-

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