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Jetzt liegen wir schon über einen Monat hier, in der Bucht von Port Antonio auf Jamaica. Sogar mehr als ein Monat. Hängen so rum, beobachten Neuankömmlinge und winken weiterfahrenden Yachten hinterher. Die ersten Sightseeing-Events sind abgehakt auf der imaginären To-do-Liste. “Wann wollen wir eigentlich weiter?” Der Käptn fragt und frau schürzt die Lippen “iss mir eigentlich wurscht” …. oder vielleicht doch nicht? Vermisst sie doch eigentlich nix. Eine Art Routine ist eingekehrt, wir erweitern unseren Dunstkreis der Markfrauen, lernen den Sohn von Markfrau Norma kennen (der lebt normalerweise in den USA, Michigan wo er sich mit zwei Jobs über Wasser hält, den Winter aber lieber auf seiner Heimatinsel verbringt); ballern Veronika, die Herrin über die Nähmaschine, mit Aufträgen zu …

Und doch drängeln sich da schon mehr Blicke auf die aktuelle Wetterlage in den Vordergrund, machen wir uns Gedanken über andere Ankerbuchten an Jamaicas Küste und gehen sogar noch einen Riesenschritt weiter: suchen Flüge von Kolumbien oder Panama nach Deutschland, recherchieren das Boatyard und Marina-Angebot der beiden Länder. “Zurück nach Curacao, das ist aber doch keine Option für uns?????” - das unausgesprochene ’sag bloss nicht doch’ steht in des Käptns Auge. Ich fände das gar nicht sooo schlecht. Vor allem im Hinblick auf die Regenhäufigkeit. und eigentlich mag ich mich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigen.

Der Tag schleicht weitgehend grau vor sich hin, Wind kommt auf und bewegt endlich mal wieder unseren Windgenerator etwas dauerhafter. Schon wieder Wochenende - wo ist eigentlich die vergangene Woche geblieben, was haben wir eigentlich gemacht??? O.k. der Mastkragen ist abgedichtet, Motorfilter wurden gewechselt, Wäsche gewaschen und eine Tour zur Boston Bay haben wir ebenfalls gemacht. Trotzdem unglaublich, wie schnell die Tage vergehen, herrlich unspektakulär. Die Stahlratte läuft ein und erhöht die Zahl der Schiffe mit Bremerhavener Heimathafen auf 2 sowie die gesamte deutsche Seglerzahl auf 7. Das langsame pött-pött des alten Dieselmotors im riesigen Bauch des ehemaligen Frachtenseglers sorgt für Aufsehen hier am Ankerplatz. Und dass der Koloss auch noch an eine Mooringboje geht. Aber Skipper Ludwig pendelt zwischen Kolumbien, Panama, Kuba und Jamaica hin und her, war schon einige Male hier und weiss, was er der Mooringboje zutrauen kann. Kein Problem. Während die derzeitigen Gäste sich auf Landgang befinden, repariert die Crew, widmet sich der Wäsche und führt uns durchs Schiff, steht Rede und Antwort auf unsere Fragen zu Cuba und Kolumbien. Erhellend wenn auch nicht wirklich so erwartet. Mein Käptn schaut etwas bedröppelt auf dem Heimweg aus dem T-Shirt.

Tja, das gelobte Land für marode Segelboote und ihre auf do-it-yourself getrimmte Crew scheint es wohl in unseren Breitengraden nicht (mehr) zu geben. Aber vielleicht finden wir es ja doch noch, ist ja alles sehr individuell, auch die Erfahrungen die man macht.