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Blue Lagoon, Winifred Beach, San San Beach, Boston Bay - mit dem Routetaxi geht es Richtung Osten. Die Strasse ist - oh Wunder - kurvenreich und voller Schlaglöcher. Gekonnt weicht unser Fahrer aus. Wie oft er die Route fährt am Tag? Er lacht, kann er nicht zählen. Bequem ist das Auto, relativ neu, sein eigenes. Und zwei weitere nennt er sein eigen; fährt viel für die Guesthäuser der Umgebung, zum Flughafen und so. Gutes Business. In Boston Bay setzt er ins mitten in einen kleinen Regenguss und braust schon wieder davon. Jerk. Jerk. Jerk und nochmal Jerk. An fast jeder Holzhütte steht es dran: Best jerk - Boston Bay Jerk - Seaview Jerk. Es ist früh am Tag und noch sind die Grills nicht angeheizt.

Brandung rauscht in die kleine Bucht, Wellen brechen sich am Strand. Mittendrin ein wagemutiger Surfer der sich den Wellen stellt. Ein anderer schleift sein Board am Strand erst noch in Form. Wie gute Freunde werden wir per Handschlag begrüsst und gleich schonmal darauf aufmerksam gemacht, dass man ja den Strand säubert und wir unseren Obulus für die Beschaffung der Mülltüten leisten sollen. Ich missverstehe das erstmal wieder gründlich, denke, wir sollen Mülltüten für unseren Abfall kaufen und frage mich, warum der junge Mann ausgerechnet uns, den Meistern in Mülltrennung, Müllvermeidung und unseren-Müll.wieder-mitnehmen (an einsamen Plätzen in der Botanik), erklärt, wie das geht, mit dem Müll. Ein anderer will uns zu einem kleinen Felsen führen. Zugang nur mit einem official Guide erlaubt. Wir erkunden lieber selbst und scheitern zwei Felsvorsprünge weiter an einem Bambuszaun. Ob der Guide den Schlüssel für das Türchen darin hat? Eine steile Treppe hinauf geht es zu einem Guesthouse. Bestimmt ein toller Blick von dort oben. Aber eben nur für die Gäste des Hauses. Private property, no trespassing. Und man möchte doch bitte die Privatsphäre würdigen. Wir würdigen und kraulen eine sanftmütige blonde Hundedame, die sich ein Loch in den Bauch wedelt vor Vergnügen über soviel Zuwendung. Genug gesehen.

Beach fällt heute aus wegen zuviel Brandung, Hunger haben wir auch noch keinen. Also wandern wir ostwärts, die Strasse entlang aus dem kleinen Ort hinaus. Werden angehupt von den zahlreichen Routetaxis und freundlich gegrüsst von den Ortsbewohnern. Dann sind wir mitten in der Botanik. Steinmauern, darüber/dahinter Stacheldraht; endlose Weiden, die sich bis zum Meer hinunter ziehen. Braune, sanft blickende Kühe mit ihren Kälbern, dazwischen die weissen staksbeinigen Vögel, wechseln sich ab mit Ziegenherden. An einem Baum hängt eine fussballgrosse grüne Frucht, die wir nicht definieren können. Ob das vielleicht eine Calabash ist? Ist es, erfahren wir später. Die Rindviecher gehören wahrscheinlich dem Sohn einer gewissen Patrice Wymor. Die war Schauspielerin und die letzte Ehefrau Errol Flynns und blieb nach dessen Tod auf Jamaica, starb hier ebenfalls im gesegneten Alter von über 90. Ihre Farm soll irgendwie hier an der B4 stehen, einen Hinweis darauf haben wir allerdings nicht gesehen. Ganz ungewohnt, so wenig Häuser. Immer wieder halten Routetaxis an, wollen uns mitnehmen, können gar nicht fassen, dass wir laufen wollen. Wir sind die Attraktion des Tages unter den Taxistas und ihren Fahrgästen, alle winken uns wild, grölen uns zu.

An den ersten Häusern der nächsten grösseren Ansiedlung streikt dann des Käptns kürzlich erst geflickte Sandale: die Sohle löst sich. Also in den Schatten stellen und auf ein Taxi warten. Zurück nach Port Antonio. Ohne das berühmte Bostoner Jerk probiert zu haben. Wir werden es überleben. Und vielleicht fahren wir ja auch nochmal her. Aber eher gleich zu den Reach Falls.