Jahres-Archiv 2015

Vertrauen

Vertrauen ist wichtig und wird geprägt von positiven aber auch negativen Erlebnissen und Erfahrungen. Meist von den selbst gemachten und erlebten, manchmal auch von denen Anderer.

Zur Zeit hängt unser grösstes Vertrauen an einem Stück verzinkten Eisen, 42 KG schwer. An einer 10mm Edelstahlkette befestigt und im Wasser versenkt. Auf 4 Metern Tiefe in den Sand gebuddelt trotzt es tagtäglich Wind und Strömung und hält unsere Schiffschaukel, unser Zuhause an Ort und Stelle.

In der Nacht, wenn sich die Geräusche auf mysteriöse Weise verändern, wenn es unterm Schiffsbauch gurgelt und gluckst, wenn es wippt und ruckt, wenn irgendwas knackt und stöhnt, dann geht mein Vertrauen für einen kurzen Moment flöten: ich schrecke hoch, stecke den Kopf aus Luk oder Niedergang, schaue rund ? liegen wir noch an Ort und Stelle? Hält der Anker tatsächlich noch?

Für einen Moment liege ich noch wach, lausche, spüre. Jetzt vielleicht doch nicht mehr ?. Soll ich vielleicht nochmal nachsehen? Quatsch, haste doch grad erst gemacht. Der Käptn neben mir ist unerschütterlich in seinem Vertrauen, schläft tief und fest.

Und auch mein Vertrauen kehrt zurück, lässt mich in die Kissen und den Schlaf sinken. Denn ich vertraue ihm, unserem Anker.

Sehenswertes - Mit dem Bus in den Sueden Arubas

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“Here in San Nicolas .. Is nothing, nothing to see. You can walk in this direction and some metres in that direction. But the best what you can do, is to take one of the small busses to Baby Beach”. Einen Stadtplan gibt es folgerichtig auch nicht in dem Tourismusbuero von San Nicolas, direct gegenueber dem Busbahnhof gelegen. Die von zwei aelteren Damen waehrend der Abwesenheit der eigentlichen Dame hinterm Schreibtisch liebevoll bewachten Prospektstaender sind ueberschaubar und beinhalten nicht wirklich viel Informatives. Trotzdem nehmen wir mit Staunen zur Kenntnis, dass an jedem Donnerstag das Carrubian Festival stattfindet. Eine Mischung aus Karneval und Kultur, mit Tank, Musik, lokalem Essen. Fuer alle, die zum eigentlichen ,Carnaval’ nicht auf Aruba sein koennen. Und das findet am suedlichen Zipfel der Insel, im Herzen von San Nicolas statt. Wo dieses Herz wohl sein mag?? Wir finden es nicht so wirklich, tappern etwas planlos (im wahrsten Sinne des Wortes) durch die Strassen. Jede Menge Bars, Night Clubs (vielleicht ist in der Nacht mehr los in San Nicolas?), lokales und kolumbianisches Essen, einige der karibikueblichen Supermaerkte a la Min Feng & Co. , eine Tankstelle, mehrere Schulen, ein Baumarkt und jede Menge Leerstand. Mit Brettern zugenagelte oder einfach nur vom Staub blinde Schaufensterscheiben und jede Menge Schilder “for sale” - “for rent”. Ein paar Autos fahren auf und ab. KFC, MCD duerfen ebenfalls nicht fehlen - ob die fuer San Nicolas wirklich eine positive Standortrecherche durchgefuehrt haben?? Klingt da etwa Spott in des Kaeptns Frage mit? Ein grosser Platz, aufwendig gepflastert und gestaltet, direkt gegenueber ein ebenso grosser, staubiger und als Parkingarea benutzter Platz. Beide ansonsten leblos - vielleicht nur grad jetzt, an einem Wochentag um High Noon? Die Raffinerie ist unuebersehbar, die Kirche - obwohl deutlich kleiner - ebenfalls. Die Tueren stehen offen und eine freundliche Dame freut sich ueber unser Interesse am Kirchlein. Eine Beerdigung steht an, wir wollen die Vorbereitungen nicht weiter stoeren und weiter die Strasse hoch gibt es noch eine kleine Kapelle, deren Tuer ebenfalls offensteht fuer interessierte Besucher und Gaeste. Die Kapelle ist klein und unscheinbar, wird fast erdrueckt von einem hohen Turm gegenueber. Kein Schild erlaeutert uns den Zweck des Gebildes. Auf der anderen Strassenseite bellen uns gut und gerne 15 Hunde auf einem ummauerten Grundstueck freundlich wedelnd an - endlich passiert mal was, endlich guckt mal einer uebern Zaun, willkommen auf Aruba.

Neben ziemlich aermlichen und verwahrlosten Haeusern reihen sich auch die wohlhabenderen ins Strassenbild. Dicke SUV’s oder gar der hier auf Aruba gern gefahrene HUMMER stehen am Strassenrand oder hinter den massiven Toren. Eine riesige “professionel laundry” waescht alles sauber, was die Raffinerie schmutzig macht und im mehrstoeckigen Appartmentklotz mit Aussicht auf das weitlaeufige Raffineriegelaende will ganz offensichtlich niemand wohnen, zugemauert, Bretter vor die Aussicht - der Zahn der Zeit wird nagen, langsam aber unaufhaltsam. Eine Ehrenrunde drehen wir durch den Ort. Es gibt wirklich nichts Bemerkenswertes. Hier wird gelebt und gearbeitet. Und am Abend der OElgeschmack mit Bier und Rum herunter gespuelt. Wer wohl auf die Idee kam, diese knallbunte Giebeldachhaeuschenparade neben den Busbahnhof zu setzen? Digicel und eine Art Reisebuero residieren hier, alle anderen Ladengeschaefte stehen leer - noch, schon wieder. Nach San Nicolas wird sich bestimmt so schnell kein Kreuzfahrt-Reisender verirren. Und eine bunte Shopping-Minimall fuer die Einheimischen scheint uns hier auch nicht angebracht zu sein. Wir staerken uns am kleinen Kiosk. Wo wir her kommen, aus Deutschland?! Die beleibte Dame hinterm Tresen und ihr maennliches Pendant zeigen den erhobenen Daumen: sie lieben Deutschland. In Holland leben sie in der Naehe von Nijmegen, fahren zum Einkaufen gerne ueber die Grenze. Da laesst es sich besser einkaufen und was es da alles gibt, viel besser und nicht so teuer wie in Holland. Wir schluerfen unsere Kaltgetraenke und sind irgendwie erleichtert, als der Bus ueberpuenktlich an der Haltestelle steht. Natuerlich ohne ein entsprechendes Hinweisschild in der Windschutzscheibe und auch nicht in der Reihe, die fuer die Linie 3 eigentlich gedacht ist. Fragen lohnt sich also, sonst muss man unter Umstaenden eine weitere Stunde warten. Der Bus zurueck nach Oranjestad hat einen verkappten Rennfahrer auf dem Pilotensitz. Der ungluecklicherweise die Ausmasse seines Rennwagens nicht wirklich beherrscht und immer genau mit der Achse, ueber der wir Platz genommen haben, ueber die hohen Bordsteine knallt. Erst als er einem PKW bei der Abfahrt von einer Bushalte ziemlich ruede die Vorfahrt nimmt und dieser anhaltend und erbost hupt, wird der Fahrstil etwas zurueckhaltender. Haeuser aller Art fliegen an uns vorbei. Mit gepflegten Grundstuecken umzu oder einfach nur auf einem Stueck staubigen Land stehend. Mit angekettetem Wachhund, fein rausgeputzt, kurz vor dem Zusammenbrechen. Maenner in weissen Unterhemden und Frauen in bunten Kleidern setzen sich auf ihre Veranden, beobachten die Strasse und was sich bei den Nachbarn tut. Kinder sind auf dem Heimweg von der Schule. An einer Haltestelle steigt ein ganzer Trupp Teenies zu, es wird laut im Bus. UEber mehrere Sitzreihen hinweg konferiert Jeremy mit dem Rest der Truppe, scheint ein cooler Typ zu sein, dessen Meinung sehr gefragt ist. Von dem stark spanisch gepraegten Papiamentu Arubas verstehen wir leider nicht allzuviel. Nach einem grossen Bogen ueber Santa Cruz mit Ausblick auf den “Cero Jamanota”, den mit sagenhaften 188 Metern hoechsten Berg Arubas, sowie ausgedehnte Kakteenlandschaften naehern wir uns wieder Oranjestad. Wo hoert jetzt was auf bzw. faengt an? Dank unserer fleissigen Fussarbeit der letzten Tage kennen wir einige Strassenzuege und finden uns zurecht, koennen mitten in der Stadt aussteigen, weil wir es dann naeher haben zum Dinghi. “Is there something worth to see” - eine Dame spricht uns an, kommt gerade vom kleinen Fort-Museum. Wir gucken ziemlich ratlos, ist da was Sehenswertes in der Ecke, aus der wir gerade kommen?? Vielleicht das alte Haus mit dem skurrilen Baumstamm im Gelaender oder gegenueber das schoene, gruen gestrichene alte Landhaus? Vielleicht die blauen Pferde oder die Reste einer Muehle, oder der Laden des Polsterers, die Justitia-Statue? Ob sie sich vielleicht fuer die Zuckerbaecker-Fassaden der Shoppingmeile begeistern wird? Sehenswert - es liegt im Auge des Betrachters. Aber irgendwie bin ich mir ziemlich sicher, dass die Dame da vielleicht einen etwas anderen Blickwinkel haben koennte. Wir winken uns freundlich zu und vielleicht sagt sie heute beim Dinner auf dem grossen Kreuzfahrtschiff zu einem anderen Passagier ja auch “wir haben schon interessante und schoenere Destinations gehabt auf unseren Kreuzfahrten”. Und trotzdem zieht es sie alle und taeglich hierher, die grossen Passagierschiffe unserer Zeit, die bunt bemalten ebenso wie die distinguiert in dunkelblau daher kommenden. Curacao, Aruba, Cartagena, vielleicht auch noch Bonaire - dann ist eine Woche vorbei, Kabinenwechsel, neue Gaeste, neue Tour. Und irgendwo auf Aruba sitzt der Betreiber eines der funkelnden unzaehligen Juwelier- oder Uhrengeschaefte ueber einem Prospekt mit Nobelautos und bestellt sich seinen naechsten HAMMER.

Aruba Impressionen aus Oranjestad

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Endlich wird der Radweg mal so genutzt, wie es vorgesehen ist

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Ankerbekanntschaften und Wassertiefen

Ein Luftballon torkelt uebers Wasser, mitten in der Nacht. Was macht der fast durchsichtig-weiss schimmernde Gummigeselle hier draussen um diese Stunde, ganz allein? Ein Band hangt ins Wasser, scheint den Ballon irgendwo festzuhalten …. auf gut 10 Meter Wassertiefe? Auf und nieder huepft der luftige Kerl, von Wind und Wellen mal hoch gehoben, mal runter gedrueckt. Bizarr schimmert er zu uns rueber im Schein unserer Taschenlampe. Am anderen Morgen ist er verschwunden, fast so, als waere er nie gewesen.

Wir liegen an einer Art Rinne, sind umgezogen. Eine unvermutete Winddrehung hatte uns nur noch 30cm Wasser unterm Kiel beschert. Was die vorbei donnernden Motorboote ja nicht kuemmert. Uns dagegen schon; vor allem, wenn aus 30 schnell nur noch 20 und weniger werden. Bums, wir touchieren den Sandboden. Nicht schon wieder!! Wann ist Hochwasser???? Vorsichtig gehen wir Ankerauf, tasten uns ebenso vorsichtig naeher Richtung Hafenzufahrt. Hier ist es definitiv tiefer. Doch wo genau sich das abrupt ins Gegenteil verkehrt? Keiner weiss es so genau und zum ersten Mal beneiden wir die Eigner der Catamarane. Die sind in dieser Ankerbucht eindeutig im Vorteil, liegen weit vorn Richtung Strand im Windschatten der Insel, kaum erreicht von Wellen und Schwell. Kurze Wege an Land, schwimmen vom Schiff aus — menno. Wir dagegen ueben schon mal. Fuer den Toern nach Jamaica. Einschaukeln entfaellt dieses Mal definitiv, das haben wir hier am Anker schon. Insbesondere ein- und aussteigen ins Dinghi erfordert ein gutes Gleichgewichtsgefuehl und entlockt uns schon den einen oder anderen derben Fluch. “Stell Dir vor, Du liegst da drueben, direkt vorm Strand, in fast absoluter Ruhe. Und dann faehrst Du raus. Wir dagegen wissen doch ganz genau, was uns draussen erwartet” — des Kaeptns Sichtweise ist wieder einmal unerschuetterlich positiv.

Windboen mit ueber 30 Knoten fetzen ueber uns hinweg. Der Anker liegt irgendwo auf um die 4 Meter, wir haengen auf 10 Metern. Das Riff ist irgendwie ziemlich nahe, die Wellen donnern vom Meer dagegen, an unseren Rumpf donnern die Wellen der Taxiboote. Armes Schiff. Aruba meint es wahrlich nicht gut mit unserer naja. Und wir dachten, wir haengen hier entspannt noch 2-3 Wochen ab, bevor wir uns auf den Weg nach Norden machen. Hatten eine Tour mit dem Bus ueber die Insel ebenso wie eine ausgiebige Einkaufstour geplant. Stattdessen hocken wir auf dem Boot, trauen uns nur einzeln an Land, einer bleibt als Bordwache zurueck.

Dafuer lernen wir Karin und Wolfgang kennen. Unverkennbar aus Sueddeutschland. Ihr 30 Fuss Cat faehrt noch mit Heimathafen Delaware. Daher sind wir sehr erstaunt, als es heisst: ,ach, da koennen wir ja auch Deutsch sprechen’. Unser Schiff immer gut im Blick ziehen wir uns ins schattige Cockpit des Catamarans zu einem Schwaetzchen zurueck. Und sind erstaunt ueber das ungewohnte Konzept des Bootes: ein riesiges offenes Deck mit Steuerstand und Sitzbaenken. Bis zu 15 Personen finden hier ebenso locker Platz wie ein grosser Campingtisch vom Pricesmart. Links und rechts geht es in die Schwimmer bzw. in die Wohnraeume. Entbehrungserprobte Wohnmobilisten sind die Beiden. Und das mit dem Segeln wollten sie erst einmal mit einem preiswerten Boot ausprobieren. So sind sie hier auf den ABC-Inseln gelandet, pendeln ein wenig zwischen Aruba, Curacao, Bonaire und natuerlich Deutschland. Auf Aruba werden sie wohl noch etwas bleiben. Und wir lernen wieder einmal, das trotz aller Regeln und Vorschriften es immer noch Beamte gibt, die mal ein Auge zudruecken, etwas nicht ganz so streng auslegen. Und schon hat man nach nur einem Tag raussegeln einen frischen Einreisestempel mit neuer Aufenthaltsdauer in den Papieren. Na, da haben wir ja so unsere Erfahrungen gemacht in Brasilien. Nett ist es jedenfalls mit den Beiden, die Sonne naehert sich schon bedenklich dem Horizont, als wir uns aufmachen, aus dieser traumhaften Ruhe eines windgeschuetzten Ankerplatzes. Auf zu unserem rolling home. Im Gepaeck neue Informationen zu Einkaufsmoeglichkeiten, Restaurants, schoenen Sandstraenden  und –buchten, erfahren dass man mit dem Bus nach Norden fahren und dann durchaus zu Fuss den Leuchtturm erreichen kann. Immerhin können wir uns mit dem Tipp zur Wifi-Bibliothek revanchieren, die kennen die zwei noch nicht.

Zuhause empfängt uns ein wieder unermüdlich rotierender Windgenerator und es pfeift hier draussen unermüdlich zwischen mit Stärken zwischen 17 und 25 Knoten. Am Pier von Oranjestad hat der xte Kreuzfahrer fest gemacht, die Taxiboote preschen ebenso unermüdlich wie der Wind zwischen Oranjestad und der Renaissance-Insel hin und her. Pincho Grill & Bar Restaurant rüstet zur Dinnertime und auf zwei schwarzen Jetskis tuckern ganz gemütlich die Wasserpolizisten an uns vorbei, grüssen lässig herüber. Heute mittag sind wir schon alle gefilmt worden, von einem schwarzen grossen Behördenschlauchboot aus.

Zum Sundowner gibt es selbst gemachte Limetten-Limonade und ein Cola-Bier für den Käptn. Drüben an Land leuchtet auf einem Haus ein Weihnachtsbaum herüber und das Pyramidenhaus verwirrt uns mit geänderter Beleuchtung: blau anstelle von grün sind die einzelnen Stockwerke illuminiert. Oder hat uns eine gemeinsame Farbschwäche befallen? Nein, eindeutig blau, der Käptn ist sich auch ganz sicher und wir sind uns somit einig. Wenige Minuten später ist es rot, Weihnachtsbeleuchtung im grossen Stil? Und anstelle von besinnlicher Weihnachtsmusik das donnernde, infernalische Dröhnen der startenden Flugzeuge, die selbst das Heulen des Windes noch übertönen.

So werden wir also eine weitere Nacht auf Aruba verbringen, des Öfteren aufgeschreckt vom Gluckern und Glucksen am Rumpf, vom Einrucken in den Kettendämpfer, von dem unguten Gefühl, dass der Anker vielleicht doch …. nein, wird er nicht. Und doch: Vertrauen ist gut, Kontrolle schadet nix. Die Windprognosen für die nächsten Tage sind auch nicht in Richtung beruhigend/abschwächend.

Sonst noch was? Ja, der Sand auf Aruba ist eindeutig weisser wie auf Curacao. Dafür ist der Himmel längst nicht so blau und die Wolken nicht so tuffig, kompakt und greifbar. Was wiegt mehr? Aber Äpfel und Birnen vergleicht ja auch niemand. Alles hat irgendwo, irgendwie seinen ureigenen Reiz. Wirkt auf den Einen so, auf den Anderen so. Und ob etwas sehenswert ist, muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden.

Bookswop

Bookswop - so heissen die Bücherecken unterwegs. Hier landen gelesene Bücher, die man anderen zukommen lassen möchte. Hier findet man manche positive Überraschung, viele fremdsprachige Bücher (für die lernwilligen), viele zerfledderte und ramponierte Exemplare. Viele mit Bootsstempeln, viele von denen keiner weiss, woher sie kommen, wohin sie gehen. Bücher auf Reise.

Unterwegs hat man schon auch viel Zeit zum Lesen. Nicht, dass ich das zuhause nicht auch gehabt hätte. Aber unterwegs, an Bord habe ich ein anderes Gefühl für die Worte entwickelt. Vieles erscheint mir plump, profan, derb, ungehobelt von der Sprache her. Platt, plump obszön, schlechte Satzstellungen, Schreibfehler, Wiederholungssätze, Druckfehler - alles wird anders wahr genommen, schärfer. Und so manches ?Werk? habe ich nach wenigen Zeiten gelöscht. Froh, dass es nur ein ebook war und keines, das kostbaren Stauraum weg genommen hat und jetzt bis zum nächsten Bookswop nutzlos im Schapp Platz wegnimmt.

Aber es gibt auch solche, die ganz tief gehen. An die ich vom Thema her mit Skepsis heran gegangen bin, die mich nicht schon mit ihrem Titel überzeugten. Bücher, die ganz tief gehen, die hängen bleiben, berühren und deren Worte von einer Virtuosität sind, dass ich mir daneben ganz klein und unfähig vorkomme. Und meine eigenen Buchpläne mal wieder in eine Schublade wegsperre. Nicht begraben, nein, das wäre zu endgültig.

Jedenfalls werden die folgenden Bücher nie von Bord gehen, nie gelöscht werden:

Von Paul Mercier: Nachtzug nach Lissabon - Der Klavierstimmer -  Perlmanns Schweigen - Lea

Von Rolf Lappert: Nach Hause schwimmen

In einem ganz anderen Genre zu Hause aber ebenso virtuos von der Wortwahl; geeschrieben mit Witz und Intelligenz sind folgende Bücher:

Von Martina Kempff alle Eifelkrimis deren Titel alle etwas mit dem Ort zu tun haben, an dem die Geschichten angesiedelt sind, der KEHR: Wiederkehr, Einkehr zum tödlichen Frieden, Bekehrung, Kehraus für eine Leiche, Knochen im Kehricht und Pendelverkehr

Bleiben wir noch in der Eifel. Die ist irgendwie mörderisch gut und so lande ich unweigerlich immer wieder bei der Siggi-Baumeister Reihe von Jacques Berndorf.

Auch Rita Falk begeistert mich als Krimi-Mimi mit ihren Eberhofer Franz Krimis, die ein zwar mörderisches aber auch charmantes Bild von Niederbayern zeichnen: Dampfnudelblues  - Griessnockerlaffäre - Sauerkrautkoma - Schweinskopf al dente - Winterkartoffelknödel - Zwetschgendatschikomplott werden abgerundet von dem passenden Rezeptbuch Knödel-Blues.

Ein Standardwerk unserer Bordbibliothek ist der Seglerkrimi von Björn Larsson “Der keltische Ring”. Mysteriös, spannend, manchmal auch verwirrend und mit viel Segelthematik einfach klasse.

Aber auch Harpe Kerkelings Buch über seinen Trip nach Santiago de Compostela ICH BIN DANN MAL WEG (bei uns an Bord auf niederländisch vorhanden und gelesen) hat mir nach anfänglicher Skepsis sehr gut gefallen. Vielleicht lag es aber auch an der Herausforderung, ein Buch in einer fremden Sprache zu lesen.

Dank der SY Mari-Luise hat auch Asa Larsson mit SONNENSTURM und BIS DEIN ZORN SICH LEGT zu uns an Bord gefunden und wird wohl auch nicht mehr abmustern.

Bei Krimis ist es heute ja in, dass sie in einer bestimmten Region “spielen” und daraus lassen sich dann ganz gut Fortsetzungen schreiben. Als Rheingaunerin ist es da natürlich Ehrensache, sich dem Thema Rheingau, Wein etc. zu widmen. Hier gibt es einige, auf die ich aber noch nicht näher eingehen möchte, das Feld will noch erarbeitet bzw. erlesen werden.

Diese Auflistung lässt sich also definitiv noch erweitern. Es gibt noch viele, die nett sind, unterhaltsam, spannend. Aber bei der Frage: Wert fürs Bücherschapp an Bord doch leichten Herzens weg gegeben werden.

Für Tipps und Hinweise bin ich natürlich jederzeit aufgeschlossen; frau liest ja immer noch gerne!

Und in den nächsten Tagen werd ich mir mal den Bookswop im Hafenmeisterbüro der Renaissance Marina etwas näher anschauen. Wer weiss, welche Schätze sich dort verbergen.

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