Monats-Archiv November, 2015

ausklarieren in Willemstad

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18.11.2015 Good bye Curacao ? Ausklarieren Es ist Zeit zu gehen. Irgendwie. Irgendwie auch nicht. Nichts destotrotz treten wir den schweren Gang zu den Behörden an. Seit Wochen schon liegt uns der Besuch im Gebäude des Customs schwer auf den Seelen. Was uns wohl erwartet, eine Strafe und wenn ja, in welcher Höhe? Immerhin haben wir unser Schiff während der 3 Monate in Deutschland in einer nicht authorizierten Marina ?alleine? gelassen. Und das trotz der ausdrücklichen Hinweise des Zollbeamten. Hätten wir nur die Klappe gehalten und nichts davon erwähnt, dass wir nach Deutschland reisen wollen ?. Hätte-hätte-Fahrradkette. Wir fassen uns an den Händen, die fühlen sich leicht rutschig an. Seite an Seite laufen wir tapfer und noch recht früh am Tag zum Zollgebäude in Willemstad. Ein junger Mann sitzt hinter dem für uns zuständigen Schalter. Die Sonnenbrille lässig auf den fast kahlen Kopf geschoben, das braune Polohemd wirkt fast Ton in Ton mit seiner Hautfarbe. Freundlich beginnt die Prozedur, die relativ schnell ins Stocken gerät, als er den Vermerk auf die Kimakalki-Marin in unseren Papieren entdeckt. Ratschlag mit einer Kollegin. Die will es jetzt aber mal ganz genau wissen. Und der Käptn redet und redet, vom Getriebe, von den Reparaturen bei Curacao-Marine. Beweisrechnungen werden kopiert und akribisch geheftet. Das Wort Overstay fällt und wir sind zunehmend beunruhigt. Wer denn an Bord des Schiffes gewesen sei will die Dame auch noch wissen. Wir hüllen uns in beredes Schweigen, irgendwie hören wir heute nicht so gut. Ein dritter Beamter kommt dazu, freundliches Lächeln über verschränkten Armen im Arnold-Schwarzenegger-Format. Wann wir denn ausreisen wollen und wohin? Ob die im Hintergrund laufende, unaufgeregt wirkende Diskussion uns gilt oder sich bereits einem anderen Thema widmet? Wir hoffen es mal. Noch ein bisschen Smalltalk über die hiesigen Weihnachtsgebräuche, der Beamte am PC wippt im Takt einer für uns nicht wirklich hörbaren Musik auf seinem Stuhl und schiebt uns nach gefühlten Stunden drei gestempelte Dokumente zwecks Unterschrift rüber. Dann sind wir fertig, haben unsere Ausreisepapiere in der Hand. Ob wir denn schon bei Immigration gewesen seien? Nein, da gehen wir jetzt anschliessend gleich hin. Freundliches Nicken ?. Nix wie raus bevor es sich die weibliche Kollegin anders überlegt und noch irgendwas wissen will. Erleichtert und beschwingt geht es auf die andere Seite der St. Anna Baai. Auf der Königin Emma Brücke blockieren diverse Lastwagen mit Hebebühnen einen Teil der Fläche ? werden die Lichterketten jetzt an- oder abmontiert? So ganz klar ersichtlich ist das nicht. Noch einmal laufen wir die Pier im Hafenbereich entlang, betreten das grüne Gebäude der Immigration. Wieder werden unsere Pässe eingescannt (was machen die mit den ganzen Scans und Kopien wohl?), bekommen Stempel und sagen Lebewohl. Noch nie in unserem Leben haben wir so viel Zeit damit verbracht, Behörden aufzusuchen. Wir hauen unsere restlichen Guldenscheine auf den Kopf, erstehen eine kurze Hose für den Käptn, kaufen etwas Obst auf dem floating Market und Kürbispfannkuchen an einer der Garküchen im alten Markt. Angesichts der vielen Schmuckläden in den Shoppingstrassen müsste es doch auch einen Laden geben, der den Verschluss einer silbernen Kette reparieren könnte?. Fehlanzeige, hier wird nur verkauft. Aber eine der Verkäuferinnen beschreibt uns sehr gestenreich und unter vollem Körpereinsatz den Weg zu einem Laden, in dem man uns weiterhelfen können sollte. So finden wir in einer schmalen, unscheinbaren Seitenstrasse hinter der Synagoge die ?J..qeria Jacky?. Alte Ornamentfliesen im Eingangsbereich, Gittertor, Rolltor, eine Klingel an der Ladentür. Dahinter ein kleiner Wartebereich vor dem wiederum vergitterten Tresen. Zwei Frauen und drei Männer sind hier bereits versammelt, die Männer dienen den Damen als Geleitschutz. Ob das vielleicht keine Strasse ist, in die Frau sich alleine traut? Ein paar Meter weiter lümmeln sich jedenfalls drei leicht verdächtig wirkende Gestalten ?..ich lese zuviel Krimis, eindeutig. Die Jungs rauchen einfach nurund wollen nix von uns, wünschen lediglich brav einen guten Tag. Dann sind wir auch schon wieder im Gewühl der Einkaufsstrassen und vertreiben uns die Zeit bis zur Abholung des Schmuckstücks mit Müssiggang, Leute beobachten und der Nutzung des freien Internets. Mit dem 14:30 Bus (der wieder mal getarnt ohne die Nummer 6a) ankommt und neben der Caracasbaai noch irgendein anderes Viertel anfährt) geht es zurück nach Spanish Water. Vorbei an den mittlerweile so vertraut gewordenen Wohn- und Geschäftshäusern, an den ungepflegten, ärmlichen, vorbei an Schulgebäuden, Kirchen, Supermärkten und Lotterieläden. Vor einem Laden liegt ein Hund im Schatten eines geparkten Autos, Am Haus daneben sitzt eine Katze auf der Mauer, bewacht mit grossen Augen die Strasse. Zu ihrem eigenen Wohl ist sie aus Stein und auf der Mauer festgeklebt. Im Hof gegenüber spielen zwei Jungs unter einem gigantischen Netz Basketball. Von so manchem der kleinen, einfachen Holzhäuschern blättert die verblassende Farbe ab. So werden auch unsere Erinnerungen bald verblassen und abblättern. Werden überlagert von neuen Eindrücken auf anderen Inseln, in anderen Ländern. Die ähnlich und doch ganz anders sein werden.

Spaziergang am Sonntag durch Willemstad

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Schlepper rein, Lotse raus oder umgekehrt - Hier kann man stundenlang sitzen und gucken.

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Konigin-Emma-Brücke- endlich wieder im Betrieb. Und heute auch noch im Daueröffnungsmodus. Ganz schön viel los heute auf der St. Anna Baai

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Kura Hulanda Museum IMG_7221.jpg

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Hier findet der Gläubige durststillendes, kühles Wasser. St. Anna-Kirche, Willemstad

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Altar in der St. Anna-Kirche

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St. Anna Kirche - die dazugehörige Dame betet gerade vorne am Altar

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Alles unter Regie - am Set. Wir geraten irgendwie beim Spaziergang in die Vorbereitungen von Filmaufnahmen, stolpern über Kabel und Leuchten und sehen zu, dass wir vom Acker kommen

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Filmauto? Jedenfalls definitiv zu lang für die engen Gassen hier in Willemstad
Walker and Talker. Am Kreisel trifft man sich allmorgendlich, die Fitnessbewussten, die Busfahrgäste. Manche nutzen die Gelegenheit zu einem ausführlichen Schwätzchen, andere schnaufen sportlich-schwitzend mehr oder weniger schnell an uns vorbei.IMG_7197.jpg

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Kibbeling und Frites - nicht ganz so lekker wie die Original in Lemmer 2012 aber essbar
Zigarettenwerbung im Frittenladen. IMG_7176.jpg

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Lokale Kunst im Frittenladen. Gefällt mir irgendwie.
Die Gas-Tankstelle in Santa Rosa IMG_7171.jpg

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Was das wohl mal war? Oder werden sollte? Irgendwo im Südosten Curacaos

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Blick auf die andere Seite der St. Annabaai

Ein Sonntagsspaziergang durch Willemstad. Kaum geöffnete Geschäfte, keine Kreuzfahrttouristen, keine Shoppingfans. Nur wenige Menschen sind unterwegs, einige Einheimische nutzen die fast leeren Einkaufsstrassen dazu, Bauschutt abzufahren, Fassaden zu streichen, Bauzäune umzubauen. Auf dem Wasser dagegen ist richtig was los. Pilotboote, Schlepper, Frachtschiffe gehen rein und raus. Die Brücke ist im Dauer-Auf. Die blaue Flagge am Führerstand zeigt an, dass sie ganz geöffnet wird. Rote Flagge = nur ein bisschen Öffnung. Wieder was gelernt - war uns bislang auch noch gar nicht aufgefallen, dass da eine Flagge weht. Erholsames Sitzen im Schatten an der St. Anna Baai, kühle Getränke mit abwechslungsreichem Panorama. Was will Man(n)/frau mehr? Vielleicht noch in der Kirche dem Schöpfer danken, dass wir all das erleben dürfen? Die St. Anna Kirche hat es uns angetan. Schon zum 2. Mal betreten wir sie, lassen in einer der Bänke alles auf uns wirken. Ein paar Einheimische beten, vorne am Altar steht kühles Wasser für durstige Gläubige bereit. Ein Bummel durch die Kura Hulanda Hotelanlage. Die Crew der La Favorita kennt das noch nicht und ist sehr angetan vom stilvollen Ambiente. Trotzdem fragen wir uns, ob hier überhaupt Gäste logieren, belebt wirkt das alles nicht so sehr. Stadtrundgänge sind anstrengend und ermüdend. Auch wenn die Geschäfte geschlossen haben.Da nutzt auch eine nochmalige Ruhepause auf einer schattigen Bank an der St. Anna Baai nicht viel. Und irgendwie sind wir nach dem Programm der letzten Tage/Wochen ein klein wenig froh, als wir vom 15:30 Bus zurück in die Carcasbaai geschaukelt werden. Hier weht uns immer noch ein strammer Wind gegen das Dinghi. Gut, dass wir unsere Klamotten im Rucksack verstaut haben und nur in Badesachen mit der Gummiwutz über die Wellen flitzen, dass es nur so kracht.

Mastlos auf Curacao

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Wenn einer eine Reise tut ….

Dann bricht er sich auch mal das Bein. Nein, nicht wir sind betroffen, ein Segelfreund f?llt auf dem Boatyard von der Leiter. Bruch im doppelten Sinne: die Leiter und sein Schienbein. Letzteres gleich mehrfach und offen. Eine Ambulanz bringt ihn zackig ins nahe gelegene St. Elisabeth-Hospital. Das ist sowohl von aussen als auch innen ein Erlebnis der besonderen Art. Der ?rmste wird mehrst?ndig operiert. Wir alle bangen und hoffen mit seiner Frau, dass alles gut wird. Die OP ?bersteht er gut, auch sonst geht es ihm den Umst?nden entsprechend. Nur die ?rztliche Betreuung ist ihm und uns nicht so ganz geheuer. Wenn ein wegkippen des Fusses geflissentlich ?bersehen und kein vertrauensvolles Gespr?ch zwischen Patient und Arzt stattfindet, wenn es heisst “kein Rollstuh verf?gbar” obwohl der Patient gleich zwei unbrauchbare Haxen hat … andere L?nder andere Sitten — wohl dem, der eine gute Auslandskrankenversicherung hat. Einige Tage sp?ter dann f?llt die Entscheidung: Heimflug nach Deutschland und Transport in eine Klinik. Erleichterung bei allen Beteiligten.

So schnell ?ndern sich Pl?ne. Eben noch haben wir Kurse abgesteckt Richtung Aruba und Jamaika, haben weitere Ziele geplant und dar?ber gesprochen, wo wir die n?chste Hurrikansaison verbringen k?nnten. Und jetzt heisst es: Boot klar machen f?r weitere Monate im Zollbereich der Curacao Marine. Alle packen mit an, die Zeit vergeht wie im Flug, schon ist der Abreisetag da. Andere Segler bringen die Bordfrau zum Flughafen wo alles vorbereitet ist f?r den Empfang des Patienten. Doch der l?sst auf sich warten. Nervosit?t macht sich breit. Dann endlich trifft der Krankenwagen ein, ab in den Flieger und Richtung Heimat.

Zur?ck bleibt en mastloses weiteres Boot befreundeter Segler und einiges an Arbeit, die der Verunfallte eigentlich ?bernehmen wollte. Daf?r springt Werner ein. Mast stellen im Boatyard auf Curacao. Das hatten selbst wir noch nicht. Und da das Mastlegen schon etwas exotisch-aufregend war (mittels eines Gabelstaplers), entschliessen sich die nerv?sen Eigner dazu, einen Autokran zu ordern.

Vorher aber m?ssen noch Strippen gezogen, Kabel verlegt, Salinge und Wanten anmontiert werden. Mehrere Tage pendeln wir mit dem Bus zwischen Spanish Water und Curacao Marine. Erschliessen uns neue Ortskenntnis und geniessen nach atemraubenden 60 Stufen einer steilen Treppe den Blick ?ber Willemstad bevor wir uns auf der anderen Seite an den Abstieg zur Marina machen. Am Abend dann alles in die andere Richtung. Verpassen Busse, lernen, das unsere Linie 6a um gewisse Uhrzeiten aus Bonam kommt und dann erst nach Caracasbaai f?hrt.

Dann ist es soweit: ab 16 Uhr soll der Kranwagen kommen. Alle 5 Minuten fragt jemand wohlwollend nach “na, wann kommt er denn, der Kran?”. Die Eigner und Hauptakteure werden langsam nerv?s. Kommt er ?berhaupt noch, der Kran? Er kommt und entlockt mir den Ausruf “der ist ja niedlich”. Irgendwie hatte ich mir den Autokran gr?sser vorgestellt. Aber er reicht wohl aus und vor allem: er passt durch die schmale L?cke zwischen einem Catamaran und dem vor den anderen Booten liegenden Mast. Wenden in mehreren Z?gen, dann steht das Gef?hrt in Position. Und nu? Der Fahrer sitzt in seiner Kabine, Telefon am Ohr, nix bewegt sich. Auf was wartet der???? Ich frage ihn mal, daf?r reicht mein niederl?ndisch definitiv. Ja, es soll noch eine Person kommen. Also warten wir geduldig mit, darin haben wir ja ?bung.

Dann, urpl?tzlich, pendelt der schwere Haken doch bedrohlich ?ber dem Mast, eine Schlaufe soll angelegt werden. Warten wir jetzt doch nicht mehr? Nein, es kommt keiner. Aha, wir verbuchen es unter sonstigen Erfahrungen und sprachlichen Missverst?ndnissen. Dann geht es los. Gar nicht so einfach, zwischen den geparkten Booten einen doch recht langen und auch schweren Mast in die Senkrechte zu bekommen. Mit vereinten Kr?ften und nach einigem Hin und Her schwebt der Spargel aber doch ?ber dem Bootsdeck. Diverse Helfer springen herum, halten hier, dr?cken dort. “Etwas h?her, nein, runter-r?ber, stopp, langsam, weiter, jetzt steht er, nein, er muss weiter r?ber …..” da soll sich so ein Mast noch auskennen, wissen die bald mal, was sie wollen? Der Mast ist willig und irgendwann doch noch an der gew?nschten Position. Die Kabelage verschwindet unbeschadet durch ein Rohr im Schiff, das erste Vorstag wird - vom Eigner vollkommen unbemerkt - festgemacht, die Unterwanten provisorisch gesichert.

Wie war das mit einer Sorgleine f?r die Schlinge? In der ganzen Hektik und bei dem ganzen Hin und Her wurde die als zu kurz befunden und wieder entfernt. Eine l?ngere war nicht zur Hand. Und nu? Beherzt schwingt sich mein K?ptn in luftige H?he und befreit Kranhaken und Schlinge. Bl?d nur, dass die Maststufen lediglich bis zur ersten Saling f?hren. Immerhin wird bei der zweiten Kletteraktion ein Bootsmannsstuhl “angezogen”.Trotzdem - mein Magen krampft sich leicht zusammen, bis er wieder wohlbehalten an Deck steht. “Sowas l?sst Du zu?” — vorwurfsvoll schaut mich eine andere Dame an. Was soll ich machen? Nein, solche Aktionen f?hrt ihr Skipper nicht durch.

Der Tag neigt sich dem Ende, der Kranwagen rauscht von dannen, der Fahrer ist um eine Erfahrung reicher und kann sich jetzt ehrlich damit br?sten,dass er “sowas schonmal gemacht hat”. Wir glauben n?mlich, dass das noch nicht allzuoft der Fall war.

Mast samt Boot wechseln noch einmal den Liegeplatz, die erste — wenn auch kurze — Fahrt der Saison f?r Skipper und Schiff. Mit hilfreichen Linehandern klappt das Anlegeman?ver r?ckw?rts bei ordentlich Wind gut und das Eignerpaar atmet h?rbar auf. Seit 30 Jahren stellen sie den Mast ihrer Schiffe, aber sowas hatten sie auch noch nicht.

Und weil es uns f?r heute noch nicht reicht, verpassen wir den Bus, verbringen einen romantischen Abend an der Bushaltestelle und beenden den Tag mit einer ebenfalls romantischen, f?r den K?ptn ?usserst anstrengenden Ruderpartie.Aber davon berichten wir separat.

Ruhetag

Dein Aussenborder ,das unverstandene Wesen

Neuer Tag, Aussenborder-Check. Das gestrige Startproblem scheint in einem undichten Pumpball zu liegen. Dieser schwarze, unscheinbare Gummikerl fristet sein Dasein in unserer Benzinleitung. Sonne, Wind und Salzwasser ausgesetzt, von innen permanent mit Benzin gespült ? irgendwann muss man da ja ?durchlässig? werden. Also wird eine neue Leitung samt Pumpball gebastelt. Die notwendigen Zutaten sind ? oh Wunder ? auffindbar.

Dann neuer Startversuch. Was soll ich sagen ? am besten nix, unser Aussenborder schweigt ja ebenfalls weiterhin. Zündkerzen- und Filterkontrolle ? sieht alles gut aus. Ein anderer Segler meint, wir sollten doch am besten zu Hause bleiben, wenn wir unseren Aussenborder nicht reparieren könnten. Klar, ich gehe in Deutschland ja auch zu Fuss, weil ich mein Auto nicht selbst reparieren kann. Auf so dumme, überhebliche Sprüche kann ich ja nicht so gut. Logisch, ist es hilfreich, alles oder vieles selbst machen zu können. Man spart auf jeden Fall einiges an Geld.

Wir jedenfalls suchen die Hilfe eines Fachmannes, wollen zur Kimakalki Marina rudern und um einen Fahrdienst bei Bekannten bitten. Ankernachbar Jeremy sieht uns und eilt zwecks Schlepphilfe herbei. In der Kimakalki wirft er dann mal einen Blick unter unsere Motorhaube, hat er doch den gleichen Motor und ist ebenfalls Problemerfahren. Und wie das oft so ist: drüber sprechen hilft ja bekanntlich auch oft. Erneutes Zupfen am Starterkabel erweckt unseren Mercury zum Leben. Wir staunen, stoppen, starten, stoppen, starten ? alles einwandfrei!! Geht doch.

Frohen Mutes düsen wir zum Fischerhafen. Wollen zur Bushalte um von dort mit der 6a wie gewohnt nach Willemstad zu düsen. Von dort dann zu Fuss zur Curacao-Marine laufen, um La Favorita weiterhin in Sachen ?segelklar? zu unterstützen. Hektik, Eile- wie auch immer. Jedenfalls vertue ich mich mit den Abfahrtszeiten. Um 12:30 fährt kein Bus, für den 12 Uhr Bus sind wir zu spät an der Haltestelle, der nächste fährt erst gut 2 Stunden später.

Also Kommando zurück ? wir legen heute einen Ruhetag ein. Daraus wird dann aber doch nix. Im Fischereihafen fragen wir mal vorsichtig nach jemanden, der unseren Ersatz-Motor warten kann. Der ruht nämlich schon geraume Zeit unter unserem Bett und bedarf dringender Pflege und Wartung. Also wird das schwere Teil erst ins Dinghi und dann zum Mechaniker befördert. Hätte uns ja auch schon mal früher einfallen können. Immerhin soll er bis Montag oder spätestens Dienstag fertig sein. Da hier viele lokale und mit grossen Aussenbordern bestückte Sportboote stehen, sind wir guter Dinge, unseren Zweitmercury hier in guten Händen zu wissen.

Den Rest des Tages verbringen wir mit dösen, schlafen, schwimmen (gemeinsam), Medikamente sortieren (Elke), Bett wieder provisorisch einräumen, Film gucken (gemeinsam) und dabei einschlafen (Elke). Auch schön.

Romantischer Abend

Ein romantischer Abend

?Weisst Du was? Ich wollte schon immer mal mit Dir an einer lauschigen Bushaltestelle sitzen und den Abendhimmel über Willemstad bewundern, die an- und abfahrenden Busse und die anderen Fahrgäste beobachten?” Dazu haben wir jetzt gut 2 Stunden Zeit. Entspannt sitzen wir auf einer Holzbank, die Rücken jeweils an einen Pfosten gelehnt. Soviel Luxus muss sein und jetzt, gegen 21 Uhr ist die Bushaltestelle von Willemstad auch nicht gerade überfrequentiert. Wir können es uns also bequem machen bis der letzte Bus zur Caracasbaai abfährt. Das wird um 22 Uhr der Fall sein.

Und den wollen wir auf gar keinen Fall verpassen! Also harren wir an der Bushalte aus, rühren keinen Fuss weg von hier.

Eigentlich wollten wir ja um 19:30 zurück fahren. Hätten wir auch locker geschafft. Pünktlich wie die Maurer sassen wir an der Haltestelle und warteten und warteten, hielten Ausschau nach ?6a Caracasbaai?. So gegen 20 Uhr wird auch uns klar: soooo viel Verspätung kann er gar nicht haben.

Also fragen wir mal bei dem Fahrer einer anderen Linie vorsichtig nach. ?nee, hor, de Bus vertrekkt om 22 uur?. Und was war jetzt mit dem um 19:30??? Jaaa, der kommt ja am Abend aus Bonam (mit entsprechendem Schild in der Windschutzscheibe), wechselt dann die Anzeigetafel und donnert in unsere Caracasbaai. Super, wer kann das denn wissen??? Wir wussten es jedenfalls nicht.

Den letzten Bus bekommen wir jedenfalls, geben unsere neu erworbene Info auch brav an andere ahnungslose Fahrgäste weiter. Erleichtert fallen wir in die Polster und pünktlich um 22 Uhr werden wir zu unserem Ziel geschaukelt. Geschafft!

Am fischerhafen-Dinghisteg erwartet uns dann die nächste Überraschung. Der Käptn reisst am Starterseil, der Aussenborder springt an, läuft exakt 30 Sekunden und geht aus. O.k. kennen wir schon, nächster Versuch. Ups, was ist das? Totalstreik?? Tatsächlich, gefühlte 100 weitere Startversuche verlaufen ebenfalls negativ. Und nu?? Der Käptn zuckt ratlos die Schultern. Übernachten im Dinghi? Finden wir beide nichts so prickelnd. Nach Brakkeput Ariba laufen und das kurze Steg zum Schiff schwimmen? Auch nicht das wahre. Beherzt greift der Käptn zu den Paddeln. Mein Held!!!

Auf dem Tank mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzend rudert er, was die Oberarme her geben. Gegen Wind und Welle. Ich throne mittlerweile auf dem Motor, leuchte eventuelle Hindernisse aus und gebe die Fahrtrichtung vor. So eine Gummiwutz ist ja nun wahrlich nicht einfach zu rudern. Unsere Wutz spürt aber wohl, dass einiges von ihrer Mithilfe abhängt und bemüht sich redlich, den Kurs zu halten. Wind und Welle allerdings geben alles, uns gegen ankernde Schiffe oder deren Kette zu drücken bzw. uns vom Kurs abzubringen.

So hangeln wir uns von Spot zu Spot. ?An der Asgard können wir uns ja ausruhen? ? ?sollen wir bei Wiri anklopfen und um einen Lift bitten??. Der eiserne Sauerländer rudert und rudert. ?Ach was, jetzt haben wir es soweit geschafft?. Und tatsächlich: das vertraute Ankerlicht des Nachbarn kommt ins Blickfeld, eine letzte Gegenstörmung gilt es zu überwinden, dann liegt unsere Dicke vor uns und wir können andocken. Gut 2,5 Stunden haben wir für eine Distanz benötigt, die wir sonst in knapp 10 Minuten überwinden. Starke Leistung! Und ich bin sooo stolz auf meinen Käptn, dass er uns heil nach Hause gebracht hat, mit reiner Muskelkraft. Mein Held!!!

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