Bookswop - so heissen die Bücherecken unterwegs. Hier landen gelesene Bücher, die man anderen zukommen lassen möchte. Hier findet man manche positive Überraschung, viele fremdsprachige Bücher (für die lernwilligen), viele zerfledderte und ramponierte Exemplare. Viele mit Bootsstempeln, viele von denen keiner weiss, woher sie kommen, wohin sie gehen. Bücher auf Reise.

Unterwegs hat man schon auch viel Zeit zum Lesen. Nicht, dass ich das zuhause nicht auch gehabt hätte. Aber unterwegs, an Bord habe ich ein anderes Gefühl für die Worte entwickelt. Vieles erscheint mir plump, profan, derb, ungehobelt von der Sprache her. Platt, plump obszön, schlechte Satzstellungen, Schreibfehler, Wiederholungssätze, Druckfehler - alles wird anders wahr genommen, schärfer. Und so manches ?Werk? habe ich nach wenigen Zeiten gelöscht. Froh, dass es nur ein ebook war und keines, das kostbaren Stauraum weg genommen hat und jetzt bis zum nächsten Bookswop nutzlos im Schapp Platz wegnimmt.

Aber es gibt auch solche, die ganz tief gehen. An die ich vom Thema her mit Skepsis heran gegangen bin, die mich nicht schon mit ihrem Titel überzeugten. Bücher, die ganz tief gehen, die hängen bleiben, berühren und deren Worte von einer Virtuosität sind, dass ich mir daneben ganz klein und unfähig vorkomme. Und meine eigenen Buchpläne mal wieder in eine Schublade wegsperre. Nicht begraben, nein, das wäre zu endgültig.

Jedenfalls werden die folgenden Bücher nie von Bord gehen, nie gelöscht werden:

Von Paul Mercier: Nachtzug nach Lissabon - Der Klavierstimmer -  Perlmanns Schweigen - Lea

Von Rolf Lappert: Nach Hause schwimmen

In einem ganz anderen Genre zu Hause aber ebenso virtuos von der Wortwahl; geeschrieben mit Witz und Intelligenz sind folgende Bücher:

Von Martina Kempff alle Eifelkrimis deren Titel alle etwas mit dem Ort zu tun haben, an dem die Geschichten angesiedelt sind, der KEHR: Wiederkehr, Einkehr zum tödlichen Frieden, Bekehrung, Kehraus für eine Leiche, Knochen im Kehricht und Pendelverkehr

Bleiben wir noch in der Eifel. Die ist irgendwie mörderisch gut und so lande ich unweigerlich immer wieder bei der Siggi-Baumeister Reihe von Jacques Berndorf.

Auch Rita Falk begeistert mich als Krimi-Mimi mit ihren Eberhofer Franz Krimis, die ein zwar mörderisches aber auch charmantes Bild von Niederbayern zeichnen: Dampfnudelblues  - Griessnockerlaffäre - Sauerkrautkoma - Schweinskopf al dente - Winterkartoffelknödel - Zwetschgendatschikomplott werden abgerundet von dem passenden Rezeptbuch Knödel-Blues.

Ein Standardwerk unserer Bordbibliothek ist der Seglerkrimi von Björn Larsson “Der keltische Ring”. Mysteriös, spannend, manchmal auch verwirrend und mit viel Segelthematik einfach klasse.

Aber auch Harpe Kerkelings Buch über seinen Trip nach Santiago de Compostela ICH BIN DANN MAL WEG (bei uns an Bord auf niederländisch vorhanden und gelesen) hat mir nach anfänglicher Skepsis sehr gut gefallen. Vielleicht lag es aber auch an der Herausforderung, ein Buch in einer fremden Sprache zu lesen.

Dank der SY Mari-Luise hat auch Asa Larsson mit SONNENSTURM und BIS DEIN ZORN SICH LEGT zu uns an Bord gefunden und wird wohl auch nicht mehr abmustern.

Bei Krimis ist es heute ja in, dass sie in einer bestimmten Region “spielen” und daraus lassen sich dann ganz gut Fortsetzungen schreiben. Als Rheingaunerin ist es da natürlich Ehrensache, sich dem Thema Rheingau, Wein etc. zu widmen. Hier gibt es einige, auf die ich aber noch nicht näher eingehen möchte, das Feld will noch erarbeitet bzw. erlesen werden.

Diese Auflistung lässt sich also definitiv noch erweitern. Es gibt noch viele, die nett sind, unterhaltsam, spannend. Aber bei der Frage: Wert fürs Bücherschapp an Bord doch leichten Herzens weg gegeben werden.

Für Tipps und Hinweise bin ich natürlich jederzeit aufgeschlossen; frau liest ja immer noch gerne!

Und in den nächsten Tagen werd ich mir mal den Bookswop im Hafenmeisterbüro der Renaissance Marina etwas näher anschauen. Wer weiss, welche Schätze sich dort verbergen.