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“Ihr habt ja jetzt Zeit. Seid frei, zu tun, was euch gefällt !”. Mit einem kleinen Anflug von Neid hören wir diesen Satz in verschiedenen Variationen immer wieder. Zeit, ja die haben wir. Die benötigen wir aber auch, dauert doch alles bei uns deutlich länger als im früheren Landleben. Wir sind entschleunigt, meistens. Manchmal aber werden wir ziemlich hektisch und manchmal geht alles viel zu schnell: viel zu schnell ist gemeinsame Zeit mit lieben Menschen vorrüber; viel zu schnell geht ein wirklich schöner Tag zu Ende; viel zu schnell kommt die Mole näher und Fender sowie Leinen sind noch nicht an Ort und Stelle ?. Viel Zeit verbringen wir mit Behördengängen, damit auf den Bus zu warten, mit profanen Alltagsdingen. Aber das Thema hatten wir schon, irgendwann einmal. Hier geht es eher um die Zeit, die wir für unsere Reise so “eingeplant” haben. “Wie lange wollt ihr denn unterwegs sein?” Gute Frage. Können wir bitte die nächste Frage bekommen oder gibt es einen Telefonjoker? ?. Wir wissen es nicht. Wollen wir es vielleicht nicht wissen? Gerade dieses “Zeit haben”,  “zeitlos sein” ist doch der Luxus unseres Lebens, unserer Art zu reisen. Vor allem in unserem Alter. Ist man jung, sieht das noch etwas anders aus. Dann ist eine solche Reise sicherlich eher eine kurze Etappe, ein prägendes Erlebnis, auf das man im weiteren Leben aufbauen kann. Unsere Lebenszeit dagegen ist schon etwas fortgeschritten, da warten manche Dinge nicht mehr auf uns, sind bereits gelebt. Und vielleicht bewahrt uns dieses “Zeit lassen” auch vor persönlichen Enttäuschungen. “Wir wollten in 3 Jahren einmal rund, jetzt hängen wir schon ein Jahr hier in der Karibik/auf Aruba”. Andere geben sich 3,5 oder vielleicht sogar 5 Jahre. Oder sind schon seit 10 Jahren und länger unterwegs und wissen immer noch nicht, wie lange sie unterwegs sein werden. Sind wir nicht beständig und immer unterwegs? Kommen wir überhaupt jemals an? Bleibt vielleicht zeitlebens eine innere Unruhe, eine Rastlosigkeit in uns? Sind wir nirgendwo mehr so wirklich richtig zu Hause? Wanderer zwischen den Welten, zwischen welchen Welten? Müssen wir um die Welt? Ist die Welt, die wir bis jetzt gesehen haben, nicht genug? Müssen wir immer mehr erleben und sehen, immer weiter? Sind wir rastlos auf unsere Art so wie viele andere nach anderen Dingen streben, rastlos sind? Rastlos ist jedenfalls die Zeit. Die uns gefühlt mit 7-Meilen-Stiefeln vorneweg prescht, die wir nicht einfangen, nicht einholen können. Die uns das Gefühl gibt, vielleicht doch nicht mehr alles zu “schaffen” in diesem Leben was wir uns so vorgenommen, gewünscht hatten.

Manchmal fühlen wir uns müde, müde vom Reisen. Vom Schauen, Erleben, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen; vom Sprechen in fremden Sprachen, vom ewigen Wind, von der sengenden Sonne ausgetrocknet, verdampft. Sind des ewigen Reparierens, Kümmerns müde. Wollen einmal ruhig durchschlafen, ohne auf den Anker horchen zu müssen oder die Position zu überprüfen. Einen Teil dieser Müdigkeit kann man in einer Marina aufarbeiten, für andere Bereiche benötigt man eine Auszeit. An Land, in einem ganz anderen Land. Zuhause, bei der Familie, bei “alten” Freunden. Bei Menschen, die uns schon ewig kennen, denen wir nicht immer alles von vorn erzählen müssen. In einem Land, dessen Vielfalt und Möglichkeiten so verblüffend gross sind. Wo es alles irgendwo/irgendwie gibt. Wo wir kurze Wege und für alles andere ein Auto haben. Wo wir verstanden werden wenn wir in unserer eigenen Sprache sprechen. Diese Auszeiten sind uns wichtig, anderen eher nicht. Und sie verlängern unsere Gesamtreisezeit. Denn in gewisser Weise bewegen wir uns ja nicht vorwärts in dieser Zeit, bleiben stehen und bewegen uns doch. Bereiten Geist und Seele vor für Neues, ruhen aus, rasten und tanken auf. Klingt verrückt? Ist es vielleicht auch, irgendwie. Nichtsdestotrotz empfinden wir es so. Und es fühlt sich auch nicht schlecht oder schlimm an. Es ist ganz einfach ein auf sein Inneres hören und danach handeln. Und tun wir das nicht viel zu selten? Weil wir vielleicht keine Zeit dazu haben - oder sie uns nicht geben/nehmen? Zeit zu haben für eine Aus-Zeit, auch das ist ein Luxus, den wir geniessen. Dann ist es auch keine Zeit, die irgendwo fehlt, die uns auf eine andere Art davon läuft. Es ist eine schöne Zeit, die uns viel gibt. Und jetzt nehm ich mir Zeit, die Möwen und Pelikane bei ihren akrobatischen Flugübungen zu beobachten. Oder mache es wie die Möwen gestern auf den Pollern vorm Restaurant: sitze einfach nur da und schaue in eine Richtung. Zeit dafür hab ich ja. Werner schält heute die Bratkartoffeln :-))