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Blick auf die Docks und Oranjestad von unserem Ankerplatz aus
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Kreuzfahrer am Abend, erfrischend und …..

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Aruba - Anchorage: viel Wind und mit full speed vorbeidonnerte was-auch-immer-Boote die für zusätzlichen Wellenschlag (im wahrsten Sinne des Wortes) sorgen
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Gleich startet wieder ein Flugzeug

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Ankern dicht am Riff - für andere mittlerweile normal, für uns noch etwas gewöhnungsbedürftig

Ariba Aruba Endlich haben wir uns also gelöst von Curacao. Das uns doch mehr ans Herz gewachsen ist, als wir dachten. Die letzte Nacht vor Anker in der kleinen Santa Cruz Bay mit einem traumhaften Sonnenuntergang und Indo-Pop-Musik vom Ufer her war etwas wackelig ? gute Eingewöhnung auf die vor uns liegende Segelstrecke nach Aruba. Mit dem ersten Büchsenlicht geht es los. Leider auch mit nur wenig Wind. Dieselsegeln ist angesagt. Später kommt die Genua raus. Die Wellen rauschen ganz ordentlich unter uns durch, erste Anzeichen von Übelkeit bei mir: häufiges Gähnen. Vorsichtshalber sitze ich zwar mittschiffs am Ruder (wenn auch tatenlos, den Job übernimmt heute der elektronische Steuermann), weiche dann aber doch auf die Salonbank aus ? gerade noch rechtzeitig. Fast 2 Stunden später fühle ich mich ausgeruht und deutlich besser. Über Funk hören wir bereits Aruba Port Control; die erzählen doch tatsächlich was von 15-20 Knoten Wind ?. Könnten wir jetzt hier gut brauchen, nachher im Hafen beim Anlegen darf es gerne etwas weniger sein. Entlang der Küste Arubas wird die Welle deutlich weniger und angenehmer, der Wind legt etwas zu (war ja klar) und Aruba Port Control ziert sich etwas damit, auf unseren Anruf via VHF Kanal 16 zu antworten. Mittagspasue, Wachwechsel, keine Lust mehr ? oder sind wir denen doch noch zu weit weg? Irgendwann kommt dann aber doch der Rückruf ? geht doch. Wann wir denn gedenken, einzulaufen. Na, so in einer halben Stunde sollten wir wohl im Westhaven ankommen können. Spricht der Käptn. Wir sollen zum 2. Dock fahren, da seien irgendwie gelbe Lines oder Poller, dort würden wir erwartet. Na dann. Einfahrt in den Hafenbereich von Oranjestaad. Zwischen 2 Riffen hindurch ? komisches Gefühl wenn sich links und rechts die Wellen brechen und das Wasser ganz offensichtlich seeeehr flach ist. Am Pier liegen 2 grosse Kreuzfahrtschiffe. Und aus welchen Gründen auch immer ? der Käptn mag nicht zwischen Kreuzfahrtschiff und Riff vorbeifahren, will lieber mal das Hafenbecken rechterhand erkunden. Hier ist die Renaissance Marina beheimatet. Was zur irrigen Annahme führt, das es im Becken auch tief genug ist für Frau Panzerkreuzer naja. Tückischerweise ist das in der Einfahrt auch noch zu. Die komischen weissen und gelb-weiss-schwarzen Stangen missachtend bzw. als Einzelgefahrenstelle interpretierend halten wir die Backbordseite an und das Schicksal nimmt seinen Lauf: die Wassertiefe nimmt rapide ab, 2,70 ? 2,60 ? 2,50 ? stuck! Mein Einwand, dass wir doch an den Kreuzfahrern aussen vorbei zum Westhaven müssen, kommt zu spät, das Drehmanöver bringt uns erst recht in den Flachwasserbereich, nix geht mehr. Guter Rat ist teuer, wir rufen erstmal die Renaissance Marina und bitten um Hilfe. Die wird uns gewährt, zwei erfahrene Hafenmeister springen ins stark motorisierte Schlauchboot und eilen heran. Einer steigt zu uns an Bord, dann werden alle Register gezogen: schubsen, ziehen, Fall verlängern und mittels Dinghi Krängung erzeugen. Ein Ausflugsboot eilt zu Hilfe, rammt aber lediglich die Untiefenpfosten und dreht uns etwas hin und her. Um uns herum verfärbt sich das türkisblaue Wasser sandig-braun, unter unserem Schiff rumpelt es, ich könnte heulen, stehe stattdessen emotionslos hinterm Ruder und drehe je nach Anweisung mal nicht oder links/rechts. Die Wassertiefen auf unserer Anzeige variieren zwischen 2,10 und 2,70 ? verflixt, warum rührt sich das Schiff nicht? Nein, Madam findet diesen Logenplatz mitten im Hafenbecken offenbar toll, krallt ihren Kiel fest in den Sand und ist in keinster Weise davon zu überzeugen, in tieferes Wasser zurück zu kehren. Die Ausflugs- und Taxiboote umrunden uns, so ein Schauspiel bekommen ihre Fahrgäste nicht alle Tage geboten. Auf dem Kreuzfahrtschiff haben einige die Balkon-Logenplätze eingenommen und geniessen das Schauspiel, eines unter voller Besegelung fast bis zur Scheuerleiste gekrängten Segelbootes, das verbissen allen Schlepp- und Schubversuchen trotzt und sich nicht von der Stelle rührt. Dann naht ein Pilotboot, nimmt Kontakt mit dem Hafenmeister auf und kurze Zeit später eine Schleppleine über. Und irgendwann gibt unser dickschädeliges Schiff auf und den sanft aber energisch eingesetzten Kräften des Pilots nach, rutscht erst langsam, dann etwas zu zügig in freies Wasser. Halt, halt, da hängt ja noch ein Schlauchboot dran und die Segel müssen wieder runter. Leichte Hektik kommt auf, dann ist alles klariert, wir bedanken uns erst einmal mündlich bei allen Beteiligten für ihren Einsatz. Von Geld spricht irgendwie keiner. Mit gut 2 Stunden Verspätung erreichen wir den Westhaven, werden über Funk nochmal gerufen und ins Hafenbecken dirigiert. Ein sprachloser Beamter gestikuliert nur wie wild (dabei bin ich so schlecht in Zeichensprache), gibt uns zu verstehen, wo wir festmachen sollen und drückt uns irgendwann ein Telefon in die Hand, damit wir unsere Verspätung der Port Authority erklären können. Kurz darauf steht auch schon ein Männlein vom Zoll neben dem Schiff, ist begeistert, das ich a) etwas niederländisch spreche und wir b) die Einreisedokumente schon vorab weitgehend ausgefüllt haben. Schnell noch Ankunftstag und ?zeit ergänzen, er entschwindet ins Office und macht dem Immigration-Beamten Platz. Auch der ist hoch erfreut angesichts ausgefüllter Dokumente, besteht aber darauf, eine Touristenkarte auszufüllen (wie man sie auch in den Flugzeugen erhält), lässt uns dafür allein und kommt 10 Minuten später zwecks Abholung zurück. Der Zöllner kommt zurück, will noch wissen, ob wir irgendwas anzugeben hätten, elektronische Geräte, Alkohol, Zigaretten. Nein, alles Eigenkonsum (wenn der wüsste, wieviel Whisky ich im Schapp habe, der würde bestimmt denken, wir seien Alkoholiker). Ob er an Bord kommen möchte? Nein, nein, nicht nötig. Schönen Aufenthalt und wenn wir ausklarieren, müssen wir wieder hier an die Pier kommen. Innliches Stöhnen meinerseits, denn auf Sportboote ist so eine Pier nicht wirklich eingerichtet, die dicken schwarzen Autoreifen wirken eher abwehrend denn schützend. Ein Fenderbrett ist hier wirklich nicht von Nachteil. Auch Immigration kommt kurz darauf zurück, alles gestempelt, auf Wiedersehen bis zum ausklarieren, gleicher Ort, ähnliches Prozedere. Geld will keiner von uns und so geht es vorsichtig und genau nach Karte zum Ankerplatz, achten penibel genau auf die in der Karte verzeichneten Wassertiefen und gleichen misstrauisch mit dem Echolot ab; tasten uns vorsichtig auf 5 und dann auf 3 Meter Wassertiefe vor, lassen den Anker fallen. Mist, fasst nicht, kein Sand erwischt, 2. Versuch ? der passt. Wir liegen, nein schaukeln auf türkisfarbenem Wasser, die Sonne geht bereits unter. Nur wenige Yachten ankern hier, grosse mit viel Tiefgang schon gar nicht. Das sind Momente/Tage an denen mir der Gedanke durch den Kopf schiesst: ‘Ein Haus am Meer wäre vielleicht auch schön’…. Allmählich fällt die Anspannung ab. Von Land dringen die Geräusche der Stadt zu uns herüber: Autos, Motorräder, Musik und die abendlichen Reste des Strandlebens. Flugzeugliebhaber kommen auf diesem Ankerplatz voll auf ihre Kosten: im paar Minutentakt donnern grosse und kleine Flugzeuge über bzw. dicht neben uns in Richtung Landebahn ? wir liegen voll neben der Einflugschneise und ganz nah am Flughafen. Bei den Starts röhren die Motoren, verstärkt durch den Ostwind, zu uns herüber, es wummert und dröhnt, das wir meinen, gleich weg geblasen zu werden. Eines der Kreuzfahrtschiffe trötet zum Abschied. Muss ein sehr musikalischer Mensch auf der Kommandobrücke sein. Jedenfalls ertönt eine richtige Melodie bevor es dann das endgültige Signal zum Ablegen gibt. Beleuchtet wie ein Christbaum fährt das Ungetüm gen Curacao, auf dem Oberdeck zuckt es wild über eine Megaleinwand. Was für ein Kontrast zu unserem idyllischen Spaanse-Water Ankerplatz auf Curacao, daran müssen wir uns erst mal gewöhnen. Entsprechend unruhig wird die Nacht. Mehrfache Kontrolle, liegen wir noch? Wir liegen, der Anker hält. Rucken an der Ankerkette (trotz Ruckdämpfer und Kettenhaken), am Rumpf gluckst und gollert das Wasser, klopfen die Wellen vorbeifahrender Motorboote hart an. Der Wind pfeift mit über 20 Knoten über uns hinweg. Zum ersten Mal seit vielen Wochen ziehen wir das Luk etwas dichter und die Zudecken über die Schultern. Dafür heisst es dann ausschlafen, kein Wecker klingelt. Gemütliches Frühstück und Überraschungsbesuch: john und Jesse kommen mit ihrem kleinen, schwarzen Dinghi vorbei. Die beiden Jungs kennen wir von Curacao. Mit ihrem kleinen Segelboot wollen sie auf jeden Fall bis Neuseeland, vielleicht dort arbeiten, für ein Jahr. Vielleicht auch ganz rund. Aber erst einmal geht es jetzt Richtung Kolumbien für die Beiden. Zwei Kaffee später verabschieden sie sich von uns, müssen noch einiges vorbereiten für den Nachttörn zu den vorgelagerten venezulanischen Inseln. Und wir werden uns langsam mal auf den Landgang vorbereiten.