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Begruente Muellhalde mitten im Wohngebiet

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Curacao-Stilleben: brandneue Autos neben ausrangierten Sitzgelegenheiten, Kinder-Raedern

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Eet smakelik, dem Kaeptn schmeckt es. Vorsichtshalber hat er die softe Loempia-Variante gewaehlt waehrend Ko, unser Piraten-Fahrer, die etwas schaerfere Variante bevorzugt

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Hier gibt es das beste Loempia von Curacao - so meint der Pirat. Und der wird es wissen, ist er doch auf Curacao aufgewachsen

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Ein kleiner Friedhof auf Curacao. Irgendwo dahinten ruht Ko’s Papa

…. oder

Piratenfahrt

Der Pirat (Ko) faehrt mit uns in seinem bulligen Ford Ranger zur Gasflaschenstation. Gasflasche die 3. ! Einem heissen Tipp folgend machen wir uns auf den Weg nach Santa Maria, zur dortigen Pompstation. Erster Boxenstopp: Tankstelle bzw. Geldautomat im Ortsteil Katoentuin (oder ist es schon Montana??). Jedenfalls ist schraeg gegenueber der vom Pirat sehr geschaetzte Minmarket Wah Sang. Natuerlich gefuehrt von Chinesen. Und gut besucht von Einheimischen, die sich hier ein kuehles Bier holen und es auch gleich trinken. Oder im Auto konsumieren. Oder es wird eine kollektive Flasche Rum gekauft, die dann rum-geht und wenn alle, dann holt ein anderer eine …. oder beim naechsten Mal. Eckkneipe im Supermarkt. Sehr lauschig direkt vor den parkenden Autos, mit Blick auf OElflecken und staubige Grundstuecke gegenueber. Ein staendiges Kommen und Gehen bzw. Fahren ist hier angesagt. Vom Arbeiter im Blaumann (den kennen wir doch von unserem Abreisetag, da haben wir ihn ein Stueck die Strasse runter in einem anderen China-Markt “kennen gelernt” — der gute Mann erinnert sich auch an uns), ueber den distinguiert wirkenden schlipstragenden Businessman bis zur etwas kraeftigen Hausfraufrau ist hier alles an Kundschaft vertreten.

Weiter geht’s nach Santa Maria. Der Pirat plaudert in der auf Anhieb gefunden Pompstation auf Papiamento mit den Servicekraeften und erfaehrt, dass man hier definitiv keine Gasflasche fuellen kann und auch noch nie fuellen lassen konnte. Hmm, wer irrt da jetzt? Fact ist, hier geht nix-nada-niente.

Frustiert legen wir einen Staerkungsstopp beim besten Loempia-Produzenten Curacaos ein. “Dushi Loempia Restaurant” , unscheinbar, auf dem weitlaeufigen wuestenaehnlichen Parkplatz mindestens soviele Tauben wie Autos, hinter der hohen Theke asiatische Gesichter. Die Loempia (oder der/das??) ist lecker, wir schieben gleich noch eine hinterher. Und weil das sonstige Angebot auch nicht schlecht aussieht, werden auch noch diverse frittierte Huehnerteile fuers Abendessen eingepackt. Dazu ein Bier, die sich ebenfalls hier staerkende Polizei schaut dezent weg.Ganz erfreut ist die Chinadame von unserem Grosseinkauf. Und dass wir auch noch aus Germany sind, diese Nachricht laesst die Augen leuchten. Bevor wir adoptiert werden, machen wir uns davon, starten noch einen Versuch in Muizenberg an der uns bereits bekannten Gasfuellstation. Dieses Mal schleppen wir saemtliche an Bord befindlichen Gasflaschenadapter mit uns herum. Was uns die volle Bewunderung des gerade Feierabend machenden obersten Gasflaschenfuellers eintraegt. Aber nutzt wieder nix: ohne die Ventilschraube fuellt er unsere Flasche nicht. Und eine solche Schraube hat unsere deutsche, ach so hoch sicherheitsgenormte Flasche halt nicht. Also geht es zurueck. Mit diversen Abstechern zu einem guten, jetzt gehbehinderten Freund unseres Piraten. Der wohnt versteckt in einer schmalen Sackgasse, direkt gegenueber eines gut begruenten Muellhuegels mittlerer Ausmasse. Die Huehner stoert das wenig.

Wir warten im Auto, im Schatten. Bestaunen die bunten Voegel, die Schmetterlinge und das Sammelsurium aus kaputten Stueheln, einem Sessel, Kinderraedern und neuen Autos. Vorne an der Ecke steht ein schnittiger weisser Amischlitten. Das sei das Auto seines Freundes, das er jetzt nicht mehr fahren kann. Stattdessen versucht sein Freund, der Pirat, ihm einen Rollstuhl aus Europa zu besorgen.Wir sind nachdenklich-ruhig.

An uns vorbei ziehen ganz unterschiedliche Wohn- und Geschaeftsviertel, mal wohlhabend, mal weniger, mal in voller Bluete, mal verlassen und zerfallend.Ein breiter Highway mit grossen blauen Hinweistafeln — hier waren wir noch nie, ganz unbekannte Regionen eroeffnen sich uns.

Und wo wir schon dabei sind, zeigt uns Ko auch noch wo er als Kind und Jugendlicher gewohnt hat. Wir sind erstaunt, als er mit uns durch ein ruhiges Nobelviertel faehrt. Tolle grosse Haeuser mit schoen angelegten Gaerten. Hier atmet alles Gediegenheit, Sauberkeit, Geld. Ein big Boss sei sein Pa gewesen, streng war er, aber gut. Nur zu frueh gestorben. Und als ihn sein mittlerer Sohn am meisten gebraucht haette, war er nicht fuer ihn da. Beerdigt ist er auf einem Friedhof, direkt neben der Strasse nach Caracasbaii gelegen und trotzdem ist er uns bislang nicht aufgefallen. Nach amerikanischer Manier kann man mit dem Auto auf den Friedhof fahren. Ko zeigt uns das Grab eines Freundes und das seines Vaters. So viele Menschen seien auf der Beerdigung gewesen. Und dabei dachte er, der Sohn, sein Vater habe keine Freunde. Weil er immer so streng war. Und so viele Blumen waren am Grab, die Insel sei ausverkauft gewesen mit Blumen an diesem Tag. Traenen hat er in den Augen, der Pirat mit dem weichen Herzen. Heute noch geht er ans Grab des Vaters, mit selbst gepflueckten Blumen der Insel. Und jedesmal spricht er mit ihm, weint um ihn, um die Zeit, die er nicht mehr mit ihm hatte. Weint um alles, was ungesagt und ungetan blieb. Kann ich nach vollziehen. Es ist immer zu frueh, zu vieles bleibt offen, zu viel wird vermisst. “Ik mis hem” — ja wel, dat mogen wij verstaan, lieve Pirat.

Damit wir nicht voellig ins Traenental sinken gibt es noch einen Abstecher zum Chinamarkt Wah Sang. Eis besorgen fuer unsere self-made Gasflaschenfuellung heute Abend. Und Brot. Und 1 Liter Flaschen Presidente-Bier. Und Zweitakt-OEl fuer den Aussenborder (kann man immer brauchen).

Und zum Abschluss eines interessanten und abwechslungsreichen Tages gibt es Abendessen dann mit Linsenstampot und chinesischen Huehnerteilen an Bord der “naja” . Ohne Traenen in den Augen und ohne wehmuetige Gedanken an zu frueh verlorene Menschen.