The Pier - Happy Hour einmal die Woche, am Donnerstag ist der Laden dann auch richtig gut besucht

The Pier - Happy Hour einmal die Woche, am Donnerstag ist der Laden dann auch richtig gut besucht

Jeden Tag pusseln wir ein klein wenig am Boot herum. Mal wird das Grosssegel wieder angebracht, mal der Genuaschlitten auf die Schiene montiert. Reffleinen muessen in die beiden Rollanlagen eingezogen werden, Leinenenden sauber verschweissen, der neue Evaporator wird endlich im zweiten Kuehlschrank verbaut und angeschlossen: juchhu, endlich wieder Platz fuer kuehle Getraenke, ultrawichtig bei den Temperaturen hier!

Dazwischen immer mal wieder ein Schnack mit dem Nachbarn oder ein leckerer Fisch-Imbiss, zubereitet von Ko, dem Piraten auf der Samba und unser Hinternachbar hier in der Kimakalki Marina. Aber von ihm erzaehlen wir noch separat, Ko ist zu speziell, um in einem eher allgemeinen Tagesbericht zur Geltung zu kommen.

Leider will er nicht mit in die Bar „The Pier“ auf der anderen Seite der Bucht wo sich heute ab 17 Uhr ganz viel Bootsvolk versammelt, um nach der Happy-Hour am Sailors-Dinner teilzunehmen. Anmeldung zwingend erforderlich und zwar ausschliesslich waehrend der Happy Hour am heutigen Tage. Wer zu spaet kommt, der darf nicht mitessen.

The Pier - rustikal aber gemütlich und stilvoll

The Pier - rustikal aber gemütlich und stilvoll

Gemuetlich ist es in „The Pier“. Und trotzdem ist es an den anderen Abenden nicht gerade ueberfrequentiert. Die Preise sind auch nicht gerade dem oft schmalen Segler-Budget entsprechend. Und so zieht es diese Klientel meist in die nebenan liegende Bar „Pirates Nest“. Die bietet jeden Abend eine Happy Hour und wartet auch schon mal mit etwas zivileren Speisen-Preisen auf.

Aber heute, am Donnerstag, trifft sich alles in „The Pier“. Auch die Fuehrungsriege der hiesigen Bootszubehoer-.Shops, Island Waterworld und Budget-Marine. Kundenpflege und –kontakt heisst wohl das Stichwort. Ungezwungen lernt man sich hier kennen, ein englisch-niederlaendisch-deutsches Sprachengemisch flirrt ueber die Holzterrasse, deutsch ist heute Abend mal nicht in der absoluten Minderheit. Hier trifft sich das Who-is-who der Seglerszene Curacaos, Residenten und Durchreisende, braun gebrannt (meistens), in lockerer Kleidung, nach Urlaub aussehend. Sogar die Crews der Silbermoewe und der Riocaja sind aus der doch etwas entlegenen Psicadera Baai angefahren gekommen. Spaet zwar, aber immerhin. Und Hanne und Kalli schocken uns mit diversen Schuerfwunden an Knie und Ellbogen. Was ist passiert??? Ein Auto hat sie mit ihrem Scooter beim Linksabbiegen umgehauen, zum Glueck ist es glimpflich abgegangen. Und etwas Gutes hatte die Sache auch noch: sitzen die Beiden doch mit ihrem Roller-Vermieter auf der Leitplanke und warten auf die Polizei. Dabei wird natuerlich ueber alles moegliche gesprochen und Kalli erzaehlt, dass sie auf der Suche nach einem Segelmacher oder Polsterer seien. Da hat er einen Tipp fuer sie, der Vermieter und schon sind die neuen Cockpitpolster in Auftrag gegeben. Glueck im Unglueck kann man da nur sagen. Aber Ilse und ich nicken uns vielsagen zu: wir wussten schon, warum wir uns mit der Idee, einen Scooter anzumieten bislang noch nicht wirklich anfreunden konnten. Wir fahren lieber Bus oder mieten uns ab und zu mal ein Auto.

Solche zwanglosen Abende in grosser Runde sind was Feines. Denn obwohl so viele Menschen um uns herum sind, kann Frau sich doch mal dezent ins intensivere Zweier-Gespraech zurueckziehen, bleibt doch Zeit und Raum fuer tiefgehende und uns Frauen bewegende Themen. Momente, die viel zu selten sind und sich nicht allzu oft ergeben. Die aber vielleicht gerade deswegen lange nachschwingen, positive Energie geben und die Motivation, durchzuhalten, weiter zu machen, auch wenn es (wieder) einmal nicht gerade rund laeuft. Und irgendwie ist bei jedem immer was, was nicht so wirklich in der Spur laeuft. Ausnahmen bestaetigen wohl die Regel.

Dann wird – viel zu frueh – zu Tisch gebeten. Drei grosse, lange Tafeln mit bequemen aber sauschweren Korbstuehlen drum herum werden erst mit Menschen, dann mit gefuellten Tellern besetzt. Small-Talk und mampfendes Schweigen. Zu welchem der in der Bucht ankernden Boote dieser oder jener Tischnachbar wohl gehoeren mag? Wo Oyster draufsteht, ist da auch Oyster drin bzw. drumherum? „My home is my Oyster“ – ein zweideutiger T-Shirt-Aufdruck. Die Dame rechts daneben kennen wir schon vom letzten Dinner, die lebt definitiv an Land.

Langsam senkt sich die Dunkelheit ueber Curacao, im Schein der Kerzen und Leuchten laesst es sich bei einer leichten Brise entspannt sitzen. Und doch zieht es uns nach Hause zurueck – Sailors midnight naht. Gummiwutzen liegt einsam und verlassen am schmalen Steg. Klar, die anderen haben auch naeher am Restaurant geparkt, nur wir waren wieder mal etwas fehlgesteuert und sind in der rechts-aussen Ecke gelandet.

Die Taschenlampe weist uns den Weg zurueck an einigen unbeleuchteten Ankerliegern und den Markierungsbojen der Flachstellen vorbei. Dann laufen wir auch schon in die Zielgerade ein, passieren die Hecks der hier an Mooringbojen liegenden Boote, passieren „Dash“ – das letzte der Mooringboote – alles schon so vertraut und bekannt. In der Marina ist alles ruhig, niemand sitzt auf irgendwelchen Booten, lacht oder erzaehlt. Selbst die Hunde schlafen schon. Nur ab und zu brummelt ein wuchtiger V8-Motor auf der schmalen Strasse gegenueber entlang, wuchtet die dazugehoerige Karosse ueber die beiden Schweller. Ob wir vielleicht jetzt die Genua ….?? Vergiss es, war ein Scherz.