Monats-Archiv März, 2015

Klappe zu - Anse Colombier auf St. Barth

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Klappe zu — Spielwiese wech. Gleich zwei stattliche Motorboote bilden unsere Nachbarschaft in der Anse Colombier auf St. Barth. Erreicht nach einigen Stunden Motorfahrt. Auch die sportlichen Racer, deren Dreier-Training wir vor Phillipsburg ein Stueck weit begleiten, koennen uns nicht zum aufkreuzen gegen den Wind bewegen. Und so schaukeln wir tapfer mit dem obligaten Stuetzsegel Richtung St. Barth. Wechseln von tuerkisfarbenem Wasser auf der franzoesischen Seite von St. Martin ins dunkelblau auf der Sint Maarten Seite. Wundern uns zum wiederholten Male ueber weitgehend leere, traumhaft schoene Sandstraende, wundern uns ebenso darueber, dass ausgerechnet am kleinsten Strand die meisten Menschen zu sehen sind. Wundern ganz besonders, weil just dieser Strand in der Anflugschneise des Flughafens liegt. Man kann sich das ja mal anschauen, aber deshalb hier gleich stundenlang ausharren? Na, jedem das seine.

Auf VHF 12 ist ordentlich traffic. Irgendwann daemmert es auch mir, dass da immer St. Barth Port gerufen wird bzw. sich meldet. Verstaendlich ist das irgendwie nicht so richtig. Der Kaeptn identifziert mit Begeisterung die ganzen AIS-Signale und gibt mir Daten wie Laenge, Breite etc. durch. Da scheint die ganze High-Society versammelt zu sein, in St. Barth Port oder will sich versammeln. Erstmal ab in die Warteschleife, negativ, heisst es immer wieder. Oder hinten anstellen, hinter dem Frachtschiff Rebecca.

Wir wollen ja nicht in den Trubel, laufen Richtung Anse Colombier. Auch die ist sehr beliebt und entsprechend gefuellt. Ein dickes Motorboot geht Anker auf — das ist doch ein feines Plaetzchen fuer uns. Mooringbojen sind eh keine mehr frei. Anker platsch auf 9 Metern, ordentlich Kette raus, der norwegische Nachbar an der naechsten Mooringboje guckt gespannt zu.Die Turtle interessiert unser Getue eher weniger. Ganz entspannt schwimmt sie in einigen Metern Abstand an uns vorbei.

Auch der kleine Strand in dieser abgelegenen weil angeblich von Landseite nur schwer erreichbaren Bucht ist gut besucht. Dinghiparade. Dann ist auch schon Sundown-Zeit. Und binnen 3 Minuten ist die Sonne auch schon down. Eine grosse Segelyacht schiebt sich dekorativ noch kurz ins Bild, dann wird die Bucht von den Motorbooten schoen illuminiert, unter Wasser, ueber Wasser. Da koennen wir mit unseren poppeligen LED-Leuchten im Cockpit nicht wirklich konkurrieren, wollen wir ja auch gar nicht. Die Heckklappen der Dampfer gehen hoch, die Spielwiesen sind verpackt. Morgen werden sie bestimmt wieder runter gelassen, geben Sonnenschirme, Paddelboote etc. wieder frei und die Eigner oder Gaeste tummeln sich im Wasser, umsorgt von der Crew.

Jetzt liegen wir also in der Bucht, die mal Rockefeller gehoert hat. So sagt zumindest der Kaeptn; und der hat es bestimmt vom allwissenden Mr Doyle. Es schaukelt leicht, der Wind laesst den Windgenerator saeuseln, der Kaeptn ist muede und verzieht sich in die Koje. Vom Motorboot dringen Stimmen herueber, Lachen. Ein fettes, behaebiges, ein Urlaubslachen. Sternenhimmel, gleich doppelt: einmal die ganz oben am Himmelszelt und dann darunter die zahlreichen Sternchen der Ankerlaternen. Ein friedliches Bild. Ungestoert von Remmidemmi oder einer Lichterflut an Land. Nur drei vereinzelte Lichter sind zwischen den Baeumen zu sehen. Die Brandung klopft dezent an die Felsen zu unserer Rechten und die Duenung wiegt uns hin und her.

Ausklarieren zum xten

Ausklarieren — wieder mal. Und immer noch auf St. Martin. Oder hatten wir das letzte Mal eiiiigentlich nur einklariert??? Hier nimmt das keiner so genau, voellig wurscht, was da in den ersten, den Datumsfeldern drin steht oder auch nicht. Hauptsache, man fuellt alle Felder fein saeuberlich am Computer aus und zahlt 6 Euronen. Dann gibt es Stempel und Unterschrift, fertig.

Natuerlich sind alle 3 PC-Plaetze in der Commanderie des Yachthafens in der Marigot Lagune mal wieder besetzt. Full house, quasi. Auf dem ersten Platz sticht ein etwas beleibter, bebrillter, aelterer Herr im dezenten Karibik-Hemd auf die Tastatur ein. Zwei Plaetze weiter hat es ein anderer Skipper geschafft, der Platz wird von dem vor mir wartenden Herrn geentert. Dann bin ich dran, die goldene Mitte wird frei. Lesebrille auf, letzte Clearance raus (ich kann mir ums verrecken unser Registrierungsdatum vom Standerschein nicht merken), los geht das. Tack, tack, tack. Patsch auf “Print-auf-franzoesisch” und rueber zum Tresen. Waehrenddessen fuehlt sich die nach-mir-dran Dame bemuessigt, dem aelteren Herrn auf Platz 1 auf die Spruenge helfen zu wollen. Der wehrt aber ab: “don’t hurry, I have time”. Joh, er vielleicht, die schmallippige Blasse (Ton-in-Ton mit Kleidung und Schmuck, alles cremefarben, so quasi Nivea) wohl eher nicht, die haette ja mich am liebsten schon weg geschubst. Der indignierte Blick, als ich dann schon wieder aufstehe, ist sehenswert. Der junge Mann hinterm Tresen guckt auch gleich zweimal aufs Blatt (stimmt was nicht, ist doch alles ausgefuellt??) kassiert die Euronen, reicht das Blaettchen weiter, patsch, Stempel drauf, Unterschrift und auf feinstem Franzoesisch mit Blendamed-Laecheln bekomme ich bon journee gewuenscht und vielleicht ja ,a bientot’?!? Das Blendamed-Reklame-Laecheln legt nochmal zu. Mal sehen. Dezentes Laecheln zurueck (schliesslich steht der Skipper hinten im Eck am Buecherregal und eigentlich ist der Typ ja auch ein bisserl jung fuer mich) und ab zum Skipper - wie, schon fertig???? Eija, hab ja auch schon UEbung und wenn Frau sich einmal an die Tastatur und die Anfangsbuchstaben der im Pop-Up Menue zu waehlenden Worte und Bezeichnungen gewoehnt hat, dann geht das halt alles ziemlich fix. Und ueberhaupt, die Hessen ….

Leider klappt dann die online-vorab-Registrierung in unserem naechsten Zielhafen auf St. Barth nicht so gut. Das liegt aber daran, das man hier nur 24H vorher einklarieren kann. Pech, der Skipper besteht auf einem eventuellen Ankerzwischenstop in einer anderen Bucht. Also nix mit einklarieren. Schade aber auch, war grad so gut drin im Thema. Immerhin sind wir registriert. Wo jetzt allerdings der Unterschied zwischen “date of registry” und date of registration” ist ….. das kann ich mir nur oberflaechlich zusammen reimen.

Und jetzt wird das doch tatsaechlich bierernst, mit unserer Weiterfahrt. Jetzt, wo wir grad die Telefine-Crew getroffen und uns so nett mit denen unterhalten haben. Irgendwie schon schad. Aber nutzt ja nix.

Baguette Baguette

Nur wenige Dinghies liegen am Ende des Hafenbeckens von Marigot. Die Restaurants haben bis auf wenige Ausnahmen noch die Rolllaeden dicht gezogen, die Boutiqen sind verriegelt. Eine dunkelhaeutige Einheimische kehrt die Gehwege zwischen den noblen Laeden, freut sich ueber mein “Bon Jour”, schenkt mir ein verlegenes Laecheln.

Die grossen Muellcontainer am Ufer der Bucht sind frisch geleert, auch hier sind fleissige Maenner bereits am aufraeumen und sauber machen. Auf dem Markt haben die ersten Staende geoeffnet, ein Mann erklaert einer Touristin den Inhalt der bunten kleinen Flaschen auf seinem Standtisch. Auch die Boulangerie mit Caf? ist noch dicht. Auf den Korbmoebeln, im Schutz der Hecke, haben zwei junge Maenner ganz offensichtlich genaechtigt. Gibt sicherlich unbequemere Schlafplaetze. Ein verfuehrerischer Duft nach frischem Boot zieht heran, lockt die Suechtigen in den zweiten, bereits geoeffneten Baeckerladen. Vor dem sitzen schon viele und geniessen ihr Fruehstueck. Auf franzoesisch wird die noch etwas unschluessige Kundschaft beraten. Schliesst man die Augen, man koennte sich in Frankreich fuehlen.

Zurueck am Dinghi — kein Kaeptn weit und breit. Ich laufe den Wifi-Signalen nach und finde ihn in Reichweite zum “Caf? de Paris”. “Gasflaschen koennen Montags nur bei Island Waterworld in der Cole Bay, also auf der niederlaendischen Seite, zum Fuellen abgegeben werden”. Das ist jetzt bloed, schaffen wir das noch vor 9 Uhr drueben zu sein? Vorher muss ganz zwingend noch der Dinghi-Tank aufgefuellt werden. Der zeigt schon “empty” — mitten in der Bucht mangels Benzin liegen zu bleiben, das waere irgendwie bloed und auch ein bisserl peinlich.

Also noch rechts ran an die Tankstelle. Fuer 0,99 USD pro Liter fliesst die Antriebsenergie in unseren Tank. Umrechnungskurs Euro/Dollar 1:1. Bei den derzeitigen Kursschwankungen und Abstuerzen des Euros sicherlich kein schlechter Deal. Auc hier, an der Tanke, kann man fruehstuecken. Oder sich am Abend beim deutschen Stammtisch mit anderen Seglern austauschen. Stammtisch - ist das eigentlich was typisch deutsches? Mir bleibt nicht viel Zeit zum sinnieren; es geht mit Vollgas weiter, Richtung Holland. Nur wenige Dinghies und Boote sind unterwegs. Die Bruecke, die aus der Marigot Lagune hinaus aufs Meer fuehrt ist heute out of order. Die Ausflugsboote stoert das meistnicht, die passen auch unter der geschlossenen Bruecke durch.

Gasflasche abliefern, nochmal schnell nach unserem Reparaturauftrag schauen (wenn wir schon mal hier sind), dann geht es wieder zurueck. Supermarkt Simply steht als naechster Stoppover an, dann noch Wasser bunkern bei Shrimpy’s. Ob wir auch Waesche haben? Nein, die kommt morgen oder uebermorgen.

Fruehstueck gibt es erst nach 11 Uhr heute. Bis dahin hab ich auch die Nachricht aus Deutschland verdaut, dass mein Papa gestuerzt ist und operiert werden muss. Wie schreibt ein Freund so passend: ,ich freu mich schon auf etwas mehr Europanaehe’. Ja, das wuerde ich mir jetzt auch wuenschen. Und bin extrem erleichtert, als die Nachricht vom guten OP-Verlauf eintrifft. Der Patient ist wach, wohlauf und erkennt seine Lieben.

Nichtstun

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Wieviele Stunden, Tage vertroedeln wir? Mit Nichtstun, gruebeln, doesen, lesen? Koennte man in der Zeit nicht irgendwas etwas sinnvolles, nutzbringendes machen? Aber wuerde ein Sonntag in Deutschland nicht aehnlich aussehen? Waere er nicht auch angefuellt mit suessem Nichtstun, sich dem Tag hingeben? Ich stehe an der Reling und stelle mit Erstaunen fest, dass da unten auf dem Sandboden ein Seestern liegt. Gross schaut er aus. Der Kaeptn steigt ins Wasser und ganz viele Fische flitzen heran, umschwaermen ihn. Alles “Frauen”??? Oder Piranhas?? Die sich auf Beute freuen? Wohl kaum in diesen Gewaessern. Neugierig sind sie trotzdem, die relativ kleinen Meeresbewohner. UEber uns woelbt sich ein bayrisch blau-weisser Himmel, mit Tuffwolken. Etwas weiter draussen ankert eine Megayacht. Die kommt uns doch sehr bekannt vor. Ist das nicht ….??? Ein Blick ins Internet bestaetigt die Vermutung: es ist die Athos, eine 203 Fuss lange wunderschoene Segelyacht, ein Hoek-Schooner. Zum ersten Mal nebeneinander geankert 2012 auf Alderney und Guernsey. Und jetzt liegt sie hier in der gleichen Bucht wie wir. Wo solche Schiffe wohl ihren Werftaufenthalt absolvieren? Oder muessen die nie raus an Land? Ist da immer alles tippitoppi und perfekt? Vollgepackt mit Technik soll sie sein, die Athos. Die groesste Segelyacht in Privatbesitz.

Wir dagegen quaelen uns mit dem klaeglich scheiternden Versuch, unser Ruderblatt einen laeppischen Zentimeter anzulupfen. Damit ein paar Schrauben irgendwo in den Tiefen der hinteren Backskiste in was auch immer gedreht werden koennen. Klappt nicht. Dafuer ist die dafuer verwendete Leine an einer Stelle angescheuert. Also kommt der Punkt auf die To-Do Liste fuer den naechsten Werftaufenthalt.

Der Seestern ist weiter gewandert auf dem Meeressand. Die Fische haben sich wieder unter den schattigen Schiffsbauch verkruemelt. Ein erfrischendes Bad nehmen (brrrr, das Wasser ist echt kalt hier), trocknen in der Sonne auf dem Vorschiff — der Gennaker ist weich und bequem. Sanft schaukelt naja auf dem tuerkisfarbenen Traum; schwingt an gut 30 Metern Ankerkette ganz weich hin und her. Ein Hubschrauber knattert ganz tief ueber die Bucht hinweg, zieht einen weiten Kreis. Nichtstun kann so schoen sein und abwechslungsreich. Sonn-Tage in der Karibik.

Kleiner Grenzverkehr

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“Yalla” - das ist die Yacht links mit den schwarzen Antennenknubbeln oben drauf
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Megayachten - aus der Dinghi-Perspektive nochmal eindrucksvoller

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Wohlstand meets nicht ganz so wohlsituiert. Ein Audi TT fährt durch eine Strasse mit eher ärmlichen Wohnhäusern. Ob wohl die Autowasch”anlage” sein Ziel ist?

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Schuster - ein Paar Schuhe ist schon mal präpariert, liegt zum Trocknen in der Sonne. Ob’s hilft?

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Was da jetzt wohl das natural Food ist?

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Budget Marine Headquarter. Hier kann man Dinghis aller Grössen anschauen, hochheben und rückwärts umfallen, wenn man die ausgelegten Preisschilder sieht :-)

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And the winner is ….. - Sieger in seiner Klasse bei der diesjährigen Heineken-Regatta
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Dinghi- und Megayachten-Parade. Hier in der Cole Bay fühlt man sich wie in einer gigantischen “in-water-Boatsshow”

St. Martin — Sint Maarten — kleiner Grenzverkehr

Eine geteilte Insel. Wo hoert Frankreich auf, wo beginnt Holland? Ein Schild weist darauf hin, wenn man mit dem Bus vom Einen in den Anderen Inselteil faehrt. Direkt nach der neuen Bruecke, hinter dem Kreisel, da steht es. Faehrt man mit dem Dinghi, gibt es keinen Hinweis. Es veraendert sich ja auch nichts. Vielleicht sprachlich. Im franzoesischen Teil dominiert eben diese Sprache, waehrend im niederlaendischen Teil vorwiegend Englisch oder der uebliche Mischmasch-Dialekt gesprochen wird, USD sind hueben wie drueben akzeptiertes Zahlungsmittel, der Kurs zum Euro ist dabei noch miserabler wie im Bankenleben. Dachten wir zumindest. Bis wir an am ATM einer franzoesischen Bank auf niederlaendischem (oder doch schon nicht mehr??) Boden einen Kurs von 0,98 fuer einen Euro angeboten bekommen. Frechheit!

Die Seitenstrassen beherbergen mal die hinter Toren und Mauern verborgenen Haeuser und Villen wohlhabenderer Inselbewohner. Hunde verteidigen bellend ihr Reich, die auf den Grundstuecken geparkten PKW stammen entweder aus Europa oder Amerika und sind nicht gerade der Marke “Preiswert” zuzuordnen. Ein Gartencenter huetet seine Topfpalmen mit Stacheldraht, die Mini-Shoppingzeile mit kleinen Laeden ist gescheitert. Das Angebot war wohl nicht mondaen genug. Ein Schuster, ein Friseur und ein kleines Modegeschaeft kaempfen weiter tapfer ums UEberleben und sichern die bescheidene Existenz nach Feierabend mit massiven Gittern. Hier gibt es keine edlen Holztueren vor Ladentuer und Schaufenstern wie in Marigot.

Rund um die Bucht liegen die Mega-Yachten, meist mehrstoeckige Motorboote. Deren Wert und qm-Zahl den eines Mehrfamilienhauses in gehobenen Wohnlagen deutscher Grossstaedte sicher in nichts nachsteht. Mannshohe Antennenkugeln thronen ganz oben und verbinden mit der Welt oder wem auch immer.

Im Kontrast dazu stehen die eher bescheidenen Haeuschen einer anderen Strasse. Es duftet nach frisch gewaschener Kleidung. Die haengt vor einem dieser Haeuschen unter Baeumen zum Trocknen, die Waschmaschine steht vor dem Haus. Zwei Parzellen weiter eine kleine Bar, dann kommt ein Supermarkt, eine Autowaschanlage in der ein Porsche Chayenne gerade wieder auf Glanz gebracht wird. Ein Audi TT rollt vorsichtig ueber die Bodenschwellen der Strasse, dort drueben kann man Rahmen fuer Bilder kaufen oder hinter einer hohen Mauer irgendwelche Events feiern bzw. sich Wellnessmaessig verwoehnen lassen. Zwei alte, hutzelige Damen bieten an einer Haustuer eine bescheidene Auswahl an Obst und Gemuese zum Kauf an.

Bei Budget Marine finden wir die an Bord bislang vergeblich gesuchten Schmiernippel und treffen die Skipper zweier anderer deutschen Yachten. Bewundern die leichten AB Dinghies und bestaunen eher fassungslos die Preise dafuer. Neptun, lass unser braves Gummiwutzlein noch lange leben! Die Preisdifferenzen zwischen 8 und 9′ Gummiboot sind exhorbitant. Ein hagerer Local schlendert heran und meint: “Good Dinghies” und reibt dabei bedeutungsvoll Daumen und Zeigefinger aneinander. International verstaendlich, dieses Zeichen. Er brummelt sich noch was in seinen nicht vorhandenen Bart und schleicht von dannen. Die Strasse etwas weiter kann man dann Hurrikansichere Metallfenster erwerben oder Pflastersteine fuer den Vorgarten erwerben. Die sehen den unseren in Deutschland ziemlich aehnlich, die Schautafel koennte in jedem unserer Heimatorte stehen.

Dann stehen wir wieder in der Lagoon Marina, in der Lagoonies Bar. Noch schnell ein Schwatz mit Peter, dem wir unseren defekten Steuerungsarm anvertraut haben. Jetzt kann er Email, Werkstueck und Auftrag besser in Einklang bringen, hat ein Bild im Kopf wenn er sich unserem Problem annimmt. Er wird am Wochenende auch arbeiten, die Auftragslage ist gut, die Werkstatt gleicht einer dunklen Hoehle, in der sich Geraete und Werkstuecke uebereinander stapeln. Nur das Genie ueberblickt das Chaos. Ob Peter ein solches ist, wird sich fuer uns dann naechste Woche zeigen.

Langsam tuckern wir an den beeindruckenden Megayachten vorbei, legen einen Stopp bei Trident ein. Jetzt ein kuehles Heineken, das zischt und wird extrem dankbar von uns angenommen. Woher, wohin, wie lange seid ihr hier, wie lange bleibt ihr. Auch auf der Trident gibt es technische Probleme, irgendwas an der Wasserkuehlung der Motoren ist undicht, Wasser im Schiff. Nicht viel, aber - wir nicken verstaendnissinnig — es muss repariert werden. Ausserdem haben die Batterien von jetzt auf gleich den Geist aufgegeben. Also muessen neue her. Mangels Schengenvisa haette Trident die Insel binnen 48 Stunden wieder verlassen muessen. Fuer technische Probleme aber hat man — nach persoenlicher Besichtigung an Bord durch den Zoll — durchaus Verstaendnis. “You can stay how long you want and till you have solved your problems”. Das ist doch mal ein Wort! Gegenueber am Steg einer Marina liegt die “Yalla”. Noch so ein Mehrfamilienhaus, die sich aber mit schwarzen Antennenkloetzen von den anderen Motoryachten deutlich abhebt. Yalla … ob das wohl?? Stand da eigentlich ein Heimathafen am Heck? Aber sagt der auch was ueber den Eigner aus? So viele der Yachten sind in Malta, Bikini oder Gibraltar zugelassen. Unverfaenglich, steuerlich beguenstigt. Dagegen wirkt “Bremerhaven” doch schon fast exotisch.

Vor der Bruecke, die man vom Ankerplatz der Trident aus gut sehen kann, stapeln sich die auslaufwilligen Yachten. Und Rob erzaehlt uns die Story von der Megayacht, die bei der letzten Brueckenoeffnung des Tages nicht mehr auslaufen konnte, weil eine Yacht vor ihr zu lange troedelte. Da ist der Herr ueber die OEffnungszeiten beinhart und macht die Ausfahrt umgehend wieder dicht. Der Verkehr stockt auch so schon unverhaeltnismaessig lange und es bilden sich tagtaeglich Staus in den Strassen rund um die Lagune. Wir bekommen noch eine kleine Einweisung, was wo ist. Gegen die Sonne etwas schwer erkennbar und zuzuordnen, aber so grob koennen wir es uns schon vorstellen. ATM’s gibt es jedenfalls reichlich, Dinghidocks ebenfalls, dort ist ein empfehlenswertes Restaurant, dahinter ein Supermarkt, das guenstigste Heineken gibt es in irgendeinem Chinesenladen usw usw.

Wie gestern schon an Bord der “man suutje” laeuft auch jetzt die Zeit, wir wollten eigentlich noch die Gasflasche abgeben. Irgendwann, irgendwo werden wir sie wiedersehen, die Trident und ihre Crew.

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