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“Kinders, mit euch erlebt man was” — Uli sprichts und fluechtet sich zu mir ins Cockpit. Eigentlich wollten wir gemeinsam, aber mit zwei Dinghis an Land fahren, um eine Inseltour zu machen. Eigentlich. Sagt ja schon alles. Unser Dinghi ist etwas geplaettet, ob vom gestrigen Faulenzia-Tag (die Killerbienen forderten eindeutig ihren Tribut in Form von viel Ruhe)oder von der UEberstrapazierung — jedenfalls packt der Kaeptn die Pumpe aus, stoepselt an, pumpt und — pffffft, mit einem Mordszisch huepft irgendwas vom Ventil weg. Innerhalb weniger Sekunden haengt der hintere, rechte Teil unseres Wassertaxis extrem schlaff herum. Erste Vermutung: ES muss im Dinghi liegen. Zweite Vermutung: ES (was auch immer das sein mag) ist im Wasser gelandet. Dritte Vermutung, die sich als wahr herausstellt: ES liegt im Schlauch drin. Herankommen nicht moeglich. Der Spiral-Greifarm wird dabei zerstoert und eine hektische Suche nach dem Ersatzventil beginnt nachdem sich das Ventil des Voodoochile-Dinghis als nicht passend heraus stellt. War ja klar, dass Zodiac und Caribe in dem Punkt nicht kompatibel sind.

Und zum ersten Mal stellt sich die Stauplanmentalitaet als ueberaus praktisch heraus. In der Box mit gelbem Deckel muss sich das gesuchte Teil befinden. Die steht zwar nicht am gelisteten Platz, war uns aber doch letztens noch in die Finger gefallen ….. aus der Backbord-Sitzbank im Salon foerdert man(n)( besagte Box zu Tage. Natuerlich erst nachdem wir schon den halben Stauschrank achtern ausgeraeumt haben.

Die Maenner basteln mit vereinten Kraeften und kurze Zeit spaeter koennen wir dann endlich aufbrechen. Schnappen uns ein Maxitaxi, mit dem wir bis zur “Endhaltestelle” fahren, einer Haeuseransammlung mit dem Namen “Brick Kiln”. Zwei Bars, eine kleine Balkonsaeulenfabrikation — verdursten koennen wir hier im Nirgendwo jedenfalls nicht. Der Himmel ist leicht regenverhangen, es geht auf Mittag zu. Da geht schon mal ein erstes Bier in der gerade oeffnenden Bar linkerhand. Der leicht stotternde Barbesitzer freut sich ueber die fruehe Kundschaft und erklaert stolz, dass er den fleischlichen Inhalt der Thekenvitrine selbst “produziert” hat. Uli hatte ja auf die Mutter getippt. Ihre Sparerips Reste bekommen die Katzen, das WC ist ueberraschend sauber und sogar mit Toilettenpapier ausgestattet. Derart gestaerkt wandern wir die Dorfstrasse entlang Richtung Flughafen. Vorbei an diversen Kirchen, Wohnhaeusern mit Schildern “for rent” (wer will hier wohnen???) und der Zufahrt zur Medical University oft he Americas. Direkt gegenueber protzige Appartmenhaeuser. Ob hier die Studenten wohnen? So recht vorstellbar ist das fuer uns nicht. Hinter uns liegt eine von drei Inselkirchen, die laut Tafel ein schwarzes Kruzifix ihr eigen nennen. Der Friedhof drumherum macht keinen wirklich gepflegten Eindruck, die Graeber wirken alle recht alt. “Wer will hier auch sterben, wenn schon kaum einer hier lebt?”. Gelebt wird hier schon, aber sehr beschaulich. Nur wenige Menschen begegnen uns; zu Fuss ist schon grad niemand unterwegs. Die unvermeidlichen Ziegen huepfen durch die Landschaft, neben moderneren, in Aufstockung begriffenen Steinhaeusern zerfallen die traditionellen, minipupskleinen Holzhaeuschen, werden von der ueppigen Natur zurueck erobert. An einem neu gebauten Kreisel steht eine ebenso neue Tankstelle samt ATM. Alles noch ,out of order’ — aber immerhin vorhanden.

Die Sonne kommt raus und laesst uns in ein vorbei kommendes Maxitaxi einsteigen. Vorbei am Flughafen geht die Fahrt. Lovers Beach zieht verlockend aussehend am Fenster vorbei. Unser Ziel ist aber Qualie Beach. Angeblich soll dort richtig was los sein. Koennen wir jetzt nicht so bestaetigen. Zwei Segelyachten ankern, am Steg sind einige Motorboote vertaeut, Strandleben ist faktisch nicht vorhanden und nur wenige Gaeste haben das Strandrestaurant aufgesucht. Von hier haben wir einen prima Blick nach St. Kitts hinueber. In einer der beiden zu sehenden Bays soll ebenfalls eine Marina gebaut werden. Wir wandern die Strasse entlang, am Nevis Yachtclub und an der Golf Association vorbei. Auch hier ein eher gelbes “Green” und von einem prunkvollen Clubhaus ist auch nichts zu sehen. Dafuer stehen ringsum wunderschoen in die Landschaft eingefuegte Villen, umgeben von gepflegten, weitlaeufigen und parkaehnlichen Gaerten. Sir Bourne residiert hier. Aha. Leider laesst sich der Sir nicht blicken und Uli kann ihn somit auch nicht zu einem Tennismatch auf der Villeneigenen Tennisanlage herausfordern. Schade. Irgendwie. Oder auch nicht.

Ein Hotelkomplex wird neu gebaut, steht im Kontrast zu einigen leer stehenden Anlagen dieser Art. Neuer Bau, neues Glueck? Hier entsteht gleich eine Marina dazu. TamarindeCove Marina protzt auf dem Werbeplakat mit einer Marinagroesse, die in natura keinster Weise mit den entsprechenden Steinschuettungen im Wasser korrespondiert. Gegenueber kann man nicht nur Gruenzeug fuer den Garten erwerben sondern auf einer schattigen und luftigen Veranda auch einen Imbiss zu sich nehmen. Der von mir gewaehlte Brotfruchtsalat aehnelt dem deutschen Kartoffelsalat und die Kuechenchefin kann ueberhaupt nicht glauben, dass ich lediglich den Salat essen will, kein Haehnchen oder sonstwas dazu??????

Die Strasse ein Stueck runter wird Obst und Gemuese zweifelhafter Qualitaet offeriert. Kartoffeln gibt es gleich gar keine und auch der Rest ist eher “naja”. Dafuer begruessen uns zahlreiche und sehr freundliche Hunde wie gute Bekannte. Das nahe gelegene Wartehaeuschen spendet uns Schatten bis zum Eintreffen des naechsten Maxi-Taxis, mit dem wir zurueck nach Charlestown fahren. Damit haben wir die Insel einmal umrundet. Bliebe noch die Bergbesteigung, ein Ritt am Strand entlang, ein Bad in der heissen Quelle, ein ……, ein …… - Uli steckt voller Plaene und hat immer noch nicht angesichts unserer Traegheit resigniert.