Nur wenige Dinghies liegen am Ende des Hafenbeckens von Marigot. Die Restaurants haben bis auf wenige Ausnahmen noch die Rolllaeden dicht gezogen, die Boutiqen sind verriegelt. Eine dunkelhaeutige Einheimische kehrt die Gehwege zwischen den noblen Laeden, freut sich ueber mein “Bon Jour”, schenkt mir ein verlegenes Laecheln.

Die grossen Muellcontainer am Ufer der Bucht sind frisch geleert, auch hier sind fleissige Maenner bereits am aufraeumen und sauber machen. Auf dem Markt haben die ersten Staende geoeffnet, ein Mann erklaert einer Touristin den Inhalt der bunten kleinen Flaschen auf seinem Standtisch. Auch die Boulangerie mit Caf? ist noch dicht. Auf den Korbmoebeln, im Schutz der Hecke, haben zwei junge Maenner ganz offensichtlich genaechtigt. Gibt sicherlich unbequemere Schlafplaetze. Ein verfuehrerischer Duft nach frischem Boot zieht heran, lockt die Suechtigen in den zweiten, bereits geoeffneten Baeckerladen. Vor dem sitzen schon viele und geniessen ihr Fruehstueck. Auf franzoesisch wird die noch etwas unschluessige Kundschaft beraten. Schliesst man die Augen, man koennte sich in Frankreich fuehlen.

Zurueck am Dinghi — kein Kaeptn weit und breit. Ich laufe den Wifi-Signalen nach und finde ihn in Reichweite zum “Caf? de Paris”. “Gasflaschen koennen Montags nur bei Island Waterworld in der Cole Bay, also auf der niederlaendischen Seite, zum Fuellen abgegeben werden”. Das ist jetzt bloed, schaffen wir das noch vor 9 Uhr drueben zu sein? Vorher muss ganz zwingend noch der Dinghi-Tank aufgefuellt werden. Der zeigt schon “empty” — mitten in der Bucht mangels Benzin liegen zu bleiben, das waere irgendwie bloed und auch ein bisserl peinlich.

Also noch rechts ran an die Tankstelle. Fuer 0,99 USD pro Liter fliesst die Antriebsenergie in unseren Tank. Umrechnungskurs Euro/Dollar 1:1. Bei den derzeitigen Kursschwankungen und Abstuerzen des Euros sicherlich kein schlechter Deal. Auc hier, an der Tanke, kann man fruehstuecken. Oder sich am Abend beim deutschen Stammtisch mit anderen Seglern austauschen. Stammtisch - ist das eigentlich was typisch deutsches? Mir bleibt nicht viel Zeit zum sinnieren; es geht mit Vollgas weiter, Richtung Holland. Nur wenige Dinghies und Boote sind unterwegs. Die Bruecke, die aus der Marigot Lagune hinaus aufs Meer fuehrt ist heute out of order. Die Ausflugsboote stoert das meistnicht, die passen auch unter der geschlossenen Bruecke durch.

Gasflasche abliefern, nochmal schnell nach unserem Reparaturauftrag schauen (wenn wir schon mal hier sind), dann geht es wieder zurueck. Supermarkt Simply steht als naechster Stoppover an, dann noch Wasser bunkern bei Shrimpy’s. Ob wir auch Waesche haben? Nein, die kommt morgen oder uebermorgen.

Fruehstueck gibt es erst nach 11 Uhr heute. Bis dahin hab ich auch die Nachricht aus Deutschland verdaut, dass mein Papa gestuerzt ist und operiert werden muss. Wie schreibt ein Freund so passend: ,ich freu mich schon auf etwas mehr Europanaehe’. Ja, das wuerde ich mir jetzt auch wuenschen. Und bin extrem erleichtert, als die Nachricht vom guten OP-Verlauf eintrifft. Der Patient ist wach, wohlauf und erkennt seine Lieben.