Monats-Archiv Februar, 2015

Sonntagsschlaf und Sinneswandel

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Häuser im älteren Teil von Le Marin
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Steile Gasse zur Kirche hinauf - Le Marin

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Eye-Catcher vor einer kleinen Bar am Strand von Le Marin.
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Le Marin am Sonntagspätnachmittag - ziemlich “tot”

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Sonntagsruhe auch auf dem Wasser der Bucht

Sonntag — alles schlaeft. Sogar das Meer. Wie Oel liegt das Wasser der Bucht da. Die vor Anker liegenden Schiffe drehen sich voellig kontraer zueinander und richten sich in ganz neue Richtungen aus. Die Sonne schaut fuer eine Weile mal vorbei.Und unser Ankerball taucht auf! Voellig unvermutet, direkt neben dem Schiff und immer noch gut einen halben Meter unter der Wasseroberflaeche. Aus dem Dinghi heraus faengt ihn der Kaeptn mit dem Bootshaken ein, will einen Fender dran baendseln. Ploetzlich kommt Zug auf die Sache: “Ich kann den gleich nicht mehr halten” — kein Wunder, auch die Dinghileine kommt stramm, das Schiff will sich drehen. Also Dinghi vom Mutterschiff loesen und schon ist alles viel einfacher. Jetzt hopst unser blassorangefarbener Kugelfender auf dem Wasser rum und zeigt uns genau an, wo unser Anker geparkt ist.

Kurz darauf bewoelkt sich der Himmel schon wieder und beschert uns eine klatschnasse Heimfahrt vom auch Sonntagvormittags geoeffneten Leader Price Supermarkt. Fuers erste mag ich nicht mehr an Land fahren. Und so verdaddeln wir den zweiten, verregneten Tag hier auf Martinique mit Lesen und anderen sinnvollen Beschaeftigungen. Gegen Abend klart es wieder auf, wir starten zu einer Ortserkundung, wandern Richtung Kirche und Friedhof, passieren das verschlossene Marktgelaende. Still und fast wie ausgestorben sind die Strassen und der Fischerhafen.Am Strand ist eine kleine Bar geoeffnet und mangels Konkurrenz auch entsprechend belebt. Baden ist hier verboten. Und das ausgerechnet am einzigen Strandabschnitt des Ortes.

Der Ort wird renoviert, Strassenerneuerung ist angesagt. Ob dann auch die schon dem Zerfall ueberlassenen alten Haeuser wieder aufgepoliert und bewohnt werden? Zu wuenschen waere es. Aber vielleicht wohnt man auch hier lieber in den neu gebauten mehrstoeckigen Appartmentblocks weiter oben den Berg hinauf? Mit fantastischer Aussicht ueber die Bucht und die gegenueberliegende Seite mit ihren gruenen Huegeln?

Le Marin haelt Sonntagsruhe. Fast verschaemt laeuten die zarten Glocken der kleinen Kirche. Auf dem Platz davor haelt ein Bus und laesst einige aeltere Herrschaften aussteigen. Kaffeefahrt der Kirchengemeinde von Le Marin? Alles strebt nach Hause, zu Fuss oder man wird abgeholt von Angehoerigen, mit dem Auto.

In der Mango Bay Bar hat die Happy Hour die Lunchtime abgeloest. Laermend praesentiert sich dieser Teil des Ortes. Was fuer ein Kontrast zu den stillen, ausgestorben wirkenden Gassen des eigentlichen Ortes. Yachten laufen ein und aus, unaufhoerlich, ein nie enden wollender Strom an Segel- und Motorbooten. Die einen starten in den Urlaub, die anderen kehren zurueck, muessen ihre gecharterte Yacht abgeben. Trolleys und Reisetaschen werden auf den Stegen hin und her gekarrt, Waescheberge tuermen sich vor den Charterbueros, Schlauchboote liegen auf den Stegen, Schiffe werden verproviantiert, repariert, inspiziert.

Und draussen, direkt gegenueber unseres Liegeplatzes verirrt sich ein grosser Cat auf die Flachstelle. Die liegt direkt neben der Fahrrinne, leuchtet gelblich durch das blaue Wasser. Auch Catamarane koennen aufsitzen. Ein grosser ueberdimensionaler Fender wird mit Kompressoren aufgeblasen und zwischen den Ruempfen platziert, hebt das Schiff an. Mehrere Schlauchboote umschwirren den beweungsunfaehigen Cat wie Ameisen ihre Koenigin. Und irgendwann schafft man es, das Boot wieder frei zu bekommen. Anblicke, die irgendwie Gaensehaut und Unbehagen ausloesen. Zeugen doch hier in der Bucht einige Schiffwracks davon, wie es ausgehen kann, so ein Stranden, Auflaufen. Beklemmende Anblicke und das Versprechen an unser Schiff, immer gut auf es aufzupassen, damit uns und ihr so etwas nicht passiert. Vielleicht doch ganz gut, wenn Frau ein kleiner Schisshase ist und immer etwas rumzickt, wenn die Wassertiefe abnimmt.

Der Kaeptn nutzt den Montagvormittag, um auf der Werft ein Stueck Teakholz als Podest fuer die neue Ankerwinschzu ergattern und auch gleich in die passende Form zu bringen. Der Schreiner verkauft das Holz und stellt ihm die Maschinen zur Verfuegung. Dann geht es an die Demontage der bisherigen Ankerwinsch. Die wir hier am Ankerplatz vornehmen wollen. Warum in die Marina umziehen oder an eine Mooring? Muesste doch auch so machbar sein.

Und in all diesen Aktivitaeten, zwischen Gespraechen mit anderen Seglern ueber Sinn und Unsinn unseres Lebens, ordnen wir uns neu. Dieses Jahr wird es nicht mehr nach Kuba und Jamaica gehen. Die Hurricansaison wird entweder auf Grenada oder Curacao verbracht werden. Wir wollen uns mehr Ruhe und Zeit fuer Inseln wie Dominica und Guadeloupe goennen. Spueren aber auch, dass wir gar nicht alle Inseln sehen wollen. Hast Du eine gesehen, kennst Du fast alle. Dieser Satz schwingt in uns nach. Genau wie die Aussage “haette ich den Sport nicht, das Tauchen und Kiten, ich wuerde sicherlich nach Europa gehen. Das finde ich landschaftlich und kulturell viel interessanter, die Staedte sind sehens- und erlebenswert”. Das Klima ist fuer viele noch ein Punkt, fuer andere ist es einfach nur belastend. Und die anfaengliche Verwunderung darueber, dass es einige Yachten bereits nach einer Karibiksaison bereits wieder nach Europa zieht, weicht einem gewissen Verstehen. . Mit einem gewissen Erstaunen registrieren wir aber auch eine andere Veraenderung, bei uns selbst: all das gibt uns eine gewisse, innere Ruhe. Nimmt Agression und Ungeduld aus dem Umgang miteinander. Laesst uns gelassener werden, friedlicher.

So plaetschern die Tage dahin, im Takt der Wellen. Mit Regen, Sonne, immer gleich bleibenden Temperaturen, Tag und Nacht ist es gleichbleibend warm und selbst der Regen bringt keine sonderliche Abkuehlung. Einkaufen, in der Bar sitzen, Besuchern, dem Studium von Montage- und Bedienungsanleitungen, Emails schreiben, Fotos sortieren, Lesen, Kochen. Wie lange kann man es an einem Platz wie diesem aushalten? Samirena liegt seit November hier in der Bucht. George und Giselle sind Franzosen, vielleicht deshalb? Oder ist es die gute Infrastruktur, sind es die unuebersehbar franzoesischen Einfluesse auf der Insel, die insbesondere die Franzosen und Kanadier hier halten? Aber auch einige deutsche Flaggen sind nun schon laengere Zeit hier sichtbar, bewegen sich nicht aus der Bucht heraus. Wir sind also auch hier wieder einmal kein “Einzelschicksal”. Irgendwie ja auch beruhigend.

Martinique laesst uns nicht gehen

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Ganz klein und unscheinbar liegt unser Schiffchen in der Bucht von Le Marin (siehe Pfeil). Der dicke Pott liegt in echt viel weiter weg von uns. Die Perspektive macht’s halt - wie so oft :-)

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Friedhof von Le Marin

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Kirche in Le Marin - mit Palmen und gerade in Renovierung

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Steiler Aufstieg zur Kirche.

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Oldtimer - Dieser R4 Savane laesst des Kaeptns Herz hoeher schlagen: “Das war ein geiles Auto”

Martinique

Ein Kreuzfahrtschiff, kein so grosses aber doch schon beeindruckend fuer die Bucht — steuert Le Marin an. Der wird doch nicht?? Nein, er wird nicht bis zur Marina durchfahren, aber er ankert in der inneren Bucht, rechts vom Zufahrtskanal. Schon beeindruckend, den Mini-Klotz da so liegen zu sehen.

Rings um die bucht reiht sich Huegel an Huegel. Gruen, bewaldet oder mit Wiesen durchsetzt. Die Haeuser dagegen draengeln sich alle in der Naehe der Marina aneinander und der alte Kern Le Marins duckt sich hinter der Kirche und liegt versteckt hinter einem kleinen Huegel. Steile Gassen geht es hinauf zur Kirche. Vom Vorplatz hat man einen fantastischen Blick auf die Bucht. Reich scheint der Ort ehemals nicht gewesen zu sein. Mal abgesehen von dem Areal rund um die Marina stehen hier eher schlichte, einfache Haeuser, die trotzdem (oder gerade deshalb) ihren Charme haben.

Zu Fuessen der Kirche St. Etienne (ebenfalls sehr schlicht, allerdings auch gerade in einer Renovierungsphase) liegt der Friedhof. Mit ehemals prachtvollen, heute etwas schief haengenden Grabstaetten. Die Plastikblumen werden vom tagsueber ewig wehenden Wind ueber das ganze Areal verstreut. Eine Madame mit grossem Strohhut weist mir durch das Labyrinth an Grabstaetten den Weg zurueck zur Kirche. Parlez vour francais?? Non, eher nicht. Aber sie spricht etwas englisch, den Rest machen Haend und Fuess. Geht alles. Irgendwie. Und mit einem freundlichen Laecheln sowieso.

Der Kaeptn wartet in einer kleinen Baeckerei auf die erkundungsfreudige Crew. Schluerft einen Espresso aus einer wirklich kleinen Tasse und schielt begehrlich auf die Backwaren. Die sind aber schon arg droege. Pat? Banane hoert sich toll an, schmeckt auch nicht schlecht, bleibt aber kruemelig in des Kaeptns Halse stecken. Grosse Augen schauen mich vorwurfsvoll an; ich haett ja auch gleich noch einen Kaffee ordern koennen …. schlechte Crew.

Wir schlendern zurueck. Vorbei am kleinen Markt in dem vorwiegend Obst, Gewuerze und Tand fuer die Touristen verkauft werden. Davor sind kleine Pavillons aufgebaut und eine Band spielt etwas schraege Toene. Da ist der Haendelbratstand gegenueber schon deutlich anziehender. Aber an Bord wartet frisches Gefluegel auf den Verzehr. Seufz, der Kaeptn fuegt sich in sein Schicksal. So schiebt halt jedes Crewmitglied seinen Frust; die Dame weil im Bootsladen soooo viel schoenes Anziehbares feilgeboten wird und der Kaeptn wegen entgangener kulinarischer Genuesse. Dazu der ganze Hickhack mit der vermaldeiten Ankerwinsch. Das schlaegt schon mal auf die Stimmung an Bord, da werden schon mal Teller und Glaeser etwas haerter auf den Tisch gepackt und gehaessige Fragen gestellt. Ob ich denn ueberhaupt merke, wieviel Zeit ich mit schreiben “vertue”. Aha, vertane Zeit ist das also. Das werd ich mir merken.Und die Schreiberei einstellen. Sofort. Und fuer mindestens einen Tag ….. Der mich vom schreiben abhaelt, der muss erst noch geboren werden! Aber etwas Strafe muss/soll schon sein. Bin gespannt, wann ihm auffaellt, dass keine Berichte mehr auf der Website zu lesen sind.

Der Espresso und ein Telefonat mit dem heimischen SVB haben den Skipper jedenfalls den Entschluss fassen lassen, die hier in Le Marin angebotene Lofrans-Ankerwinsch zu erwerben. Und so geht es zurueck in den Bootsshop, die Kaufzusage abgeben. Ratzfatz sind ueber 2000 Euronen via Kreditkarte vom Konto abgebucht. Puuuuuhhhh, soviel Geld. Aber nutzt ja nix. Ankern ist einfach auch ein Stueck Lebensfreude unter Segeln fuer uns. Jetzt muss die vorhandene Winsch noch fuer unsere Beduerfnisse umgebaut werden. D.h. ein 24V Motor ersetzt den originalen 12Volt Antrieb. Und die Kettennuss muss ebenfalls geaendert werden. Fahren wir doch eine DIN 766 Kette spazieren und die hat — wie wir gelernt haben

Le Marin Martinique

Martinique empfaengt uns mit etwas Bewoelkung, mit elender Tonnensuchererei: “wo ist die gruene, ich seh nur eine rote ….. Du musst Dich weiter links halten ….. da wird es aber deutlich flacher …… mach Dir nicht ins Hemd, Du hast doch noch ueber 20 Meter Wasser ….. Nein, hab ich nicht, eben waren es “nur” noch 17 Meter…. Da, da ich seh sie, jetzt ist sie wieder weg, jetzt hab ich sie wieder….. wenn ich weiter rechts fahre, zeigt das Echolot deutlich mehr Wasser an …. Sinnieren darueber, ob man mehr Wasser sagt in diesem Fall …. Nimmt dieser Sch… kanal denn gar kein Ende? ….. was macht denn der? Ist hier Linksverkehr? …. Weich doch nach links aus …. Das find ich kacke, aber gut ….. ui, da ist es bestimmt schon sehr flach, das schimmert ja schon goldgelb durchs Wasser …. Jetzt nur ja nicht aus dem Tonnenstrich kommen ….. wo wollen wir ankern? … keine Ahnung, war hier ja auch noch nicht …. Ach, echt nicht? ….. da liegt die Sapphire, die hat 2,10 Tiefgang, dann wird es fuer uns wohl auch noch reichen ….. fahr mal da rechts von dem Cat bis an dessen Heck …. Das reicht hinten raus nie, dann ruecken wir dem Wharram auf den Bug …. Was haelst Du davon, links von dem Cat den Anker fallen zu lassen ….. dann kommen wir Sapphire zu nahe ….. nee, wenn wir so …. Dann mach halt” Ich mache und die Wassertiefe reicht auch, auf 9,80 faellt unser Anker — ohne Ankerwinsch, denn die streikt nach den ersten drei Umdrehungen schon wieder und klingt auch nicht so, als liesse sie sich noch einmal zu einem Arbeitseinsatz ueberreden.

Nichtsdestotrotz gehen 40 Meter Kette runter. Die als Aufholhilfe gedachte Trippleine samt Styroporboje verschwindet in den Tiefen der Bucht. Wie lang war die Leine? Eigentlich lang genug, aber wenn der Anker vielleicht drauf liegt ….. Jedenfalls wird das nix mit der Trippleine fuers Ankeraufgehen.

Dafuer gehen wir erstmal an Land. Die Sapphire-Crew faehrt flott vorneweg durchs Ankerfeld zum Dinghisteg des “Leader Price”, auch liebevoll Karibik-Lidl genannt. Wie praktisch, Einkaufswaegelchen direkt vorm Dinghi, der Supermarkt gut bestueckt und fuer karibische Verhaeltnisse preiswert, leckeres Baguette gleich nach dem Eingang, der Rotwein steht etwas weiter links ….was will Frau mehr?? Ich bin schon mal gluecklich (so leicht geht das nicht immer) und der Einkaufswagen ist in der dreiviertel Stunde, die wir bis zum Meeting-Point mit Brigitta und Horst zur Verfuegung haben, schnell und effektiv vollgepackt. 150 Euro fliessen von der Geldboerse in die Supermarktkasse. Das war wohl erst der Anfang einer groesseren Shoppingorgie. Im Eiltempo zurueck zum Schiff. Hinter uns wackeln die Bojenlieger. Aus- und einraeumen, dann geht es schon zum naechsten Stopover: die Yachtzubehoerlaeden stehen an. Wir suchen — was wohl! — eine Alternative zur defekten Ankerwinsch! Und einen Wassersammler aus Plaste, als Ersatz fuer den mueden und loechrig gewordenen Stahlkameraden. Gleich drei Laeden stehen zur Auswahl, jeder hat irgend etwas spezifisches, der eine ist auf Motoren und Zubehoer spezialisiert. Keilriemen haengen von der Decke und die Auswahl an Ausspuffwassersammlern laesst jedes Skipperherz hoeher schlagen. Die Preise allerdings auch. Autsch, wohl doch nicht in Europa angekommen. Meiner Meinung nach handelt es sich ja hier auch nur um ein europaeisch angehauchtes Eiland. Europa, das ist fuer mich das Festland, viele Seemeilen entfernt Richtung Nordosten.Trotzdem fuehlen wir uns im Wassersportparadies. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt, von Rollanlagenzubehoer ueber Winschen, OEfen, Schaekeln, Fendern, schicken Klamotten zu Schuhwerk und Literatur. Gastlandflaggen, Seekarten, Handbuecher — alles da. Nur kein weisser Rettungsring. Der soll naemlich auf die Sapphire und ist partout nicht zu erwerben. WIR waeren ja mit dem gelben zufrieden, aber der passt wirklich nicht zum eleganten Dunkelblau der schoenen Northwind.

Wieder ab ins Dinghi, eine Station weiter, zum einklarieren im Marinaoffice. Die Ladies haben in Erwartung des nahen Feierabend schon alle PC’s deaktivtiert. Horst laesst seinen Charme spielen und bringt ein schlagendes Argument: wir liegen sooo weit draussen und der Weg hierher ist so weit mit dem Dinghi. Wenn wir den jetzt umsonst gemacht haben und morgen nochmal her muessen. Das ueberzeugt. Zwei PC’s werden gestartet. Wir brauchen ja nur einen, aber zwei sind noetig, damit EINER das Anmeldeprogramm oeffnet. Technik. Wir wursteln uns mit Horstens Hilfe durch das Formular. Was ist das denn fuer eine Tastatur?? So viele Tippfehler hab ich ja noch nie gemacht! Ah, die Buchstaben sind ganz anders angeordnet, das bringt meine Blindschreibfinger ordentlich durcheinander. Und die Zahlen gehen nur uebers rechte Zahlenfeld. Wenn man sich erstmal dran gewoehnt hat. Ob das eine Option waere, Geld zu verdienen indem man “blinden” Seglern die Daten eintippert?? Wir berappen 5 Euro fuer die PC- und Druckernutzung, printen unser Formular, bekommen einen Stempel von den Officedamen drauf und das wars. Ausklarieren geht genauso. Wie einfach kann doch Seglers Welt sein!

Darauf genehmigen wir uns ein Bier (Grimbergen!!!) in der Bar gleich neben dem Marinaoffiice. Der Sonnenuntergang ueber den zahlreichen Masten kann ueber das flackernde Barlicht auch nicht hinweg troesten, ausserdem sind wir hungrig. War da nicht was mit Pizza? Die gibt es ein Stockwerk tiefer und schmeckt richtig gut. Dann uebermannt uns die Muedigkeit und im stockdusteren flitzen wir wieder um die ganzen Stege rum. Komisch, da ist ein riesen Fleck freies Wasser. Warum liegen da denn keine …… rumms, der Aussenborder haut hoch und schaltet entnervt ab. Ursachenforschung. Das Paddel wird eingesetzt und stoesst wenige Zentimeter unter dem Dinghiboden auf Grund! Aufgelaufen mit dem Dinghi, das kann auch nur uns passieren. Wir sind wohl etwas zu weit links gefahren, haetten uns mehr an den ankernden Yachten orientieren sollen. Paddelnd schaffen wir es in tieferes Wasser, dann geht es weiter. Das Sapphire-Dinghi samt Horst kommt uns entgegen, man hat sich schon gesorgt. Wie schoen. Entwarnung, alles ist in Ordnung.

Fuer heute reicht es uns an Erlebnissen. Morgen ist auch noch ein Tag!

Martinique

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Auch hier stehen einige der typisch karibischen Holzhaeuser. Scheinen aber wohntechnisch grad nicht mehr so beliebt zu sein
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Auf der hiesigen Werft gibt es einen Zubehoerladen. Und der hat eine interessante Second-Hand Abteilung. Leider werden wir auch hier nicht fuendig in punkto Ersatzteil fuer unsere Lewmar Ankerwinsch

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Teures Plastik: ueber 50 Euro berappen wir fuer diesen Bogen. Gedacht, den neuen Wassersammler mit dem Kuehlwasserschlauch zu verbinden. Wir benoetigen ihn dann doch nicht, koennen ihn gegen ein neues, laengeres Schlauchstueck und einige Hochlastsicherungen tauschen

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Uebersichtsplan. Ganz schoen gross alles. Weite Wege - ob mit dem Dinghi oder zu Fuss. Aber die Infrastruktur ist gut hier in Le Marin
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Kunst in der Marina

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Tolle Lage, weil Blick ueber die Bucht. Aber sonst - naja, huebsch ist anders

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Marina-Impressionen: Dinghi-Steg

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Zwei Sauerlaender beim Sundowner in Le Marin. Auch hier haben wir ganz ueberraschend festgestellt, dass Segelbekannte die gleichen Wurzeln haben wie der Kaeptn

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Sonnenuntergangsstimmung in der Bucht von Le Marin, Martinique
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Ankernachbarn: Sapphire und na ja in der Bucht von Le Marin

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Im Baguette- und Weinparadies - der Leader-Price ist unser erster richtig guter Supermarkt seit langem

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Shoppingtour die erste - Leaderprice ist unsere erste Anlaufstelle in Le Marin, wir sind gespannt

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Auslaufen - wir verlassen St. Lucia durch den wirklich nicht sehr breiten Kanal

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Bananenverkaeufer voraus - paddelnd steuert er die Ankerbucht an. Das ist wirklich nicht leicht verdientes Geld

Jump up - St. Lucia

St. Lucia – Rodney Bay

Hier treffen wir sie (fast) alle wieder, die Seezigeuner und –nomaden der Karibik, die wir auf Trinidad kennenlernen durften. Hier liegen La Favorita, Nereus, Resolute, Allycat, Sapphire und wie sie alle heissen. Vor Anker, am nobel-breiten Holzsteg oder wie wir in der Lagune der Verlassenen an einer Mooring. Lagune der Verlassenen? Wir fuehlen uns hier schon etwas komisch, sind doch fast alle anderen Boote um uns herum nicht bewohnt, wirken einsam und verlassen. Am Abend ist es also extrem ruhig um uns herum, da auch das Gros der noblen Ferienhaeuser ebenfalls unbewohnt ist.

Wir finden unseren Liegeplatz recht praktisch. Mit dem Dinghi ist es nicht allzu wSt. eit zur Marina und all ihren Annehmlichkeiten wie Duschen, unzaehlige Bars und Restaurants, kleinem Supermarkt, Segelmacher, Laundry, Bootszubehoer, Duty-Free Shop, Swimmingpool, Bank mit ATM, Bushaltestelle (direkt vor der Marina). Oder wir fahren noch etwas kuerzer in die Suedwestecke der Lagune, wo ebenfalls ein Dinghi-Steg exclusiv fuer die Besucher der Shopping-Malls oder des direkt an der Wasserfront liegenden Restaurants angelegt wurde. Sehr praktisch. Was der junge Local fuer eine Aufgabe hat, ausser heftig zu winken, wenn sich ein Dinghi naehert, erschliesst sich uns mal wieder nicht so recht. Wir sind aber auch manchmal begriffsstutzig.

Freitag – Werner schnitzt mit tatkraeftiger und fachmaennischer Unterstuetzung von John (wie der Name unschwer erkennen laesst handelt es sich um deutschsprachigen Schweizer) an unserer Ankerwinsch bzw. an dem Zahnkranz herum. Dessen „Zaehne“ sind quasi nicht mehr vorhanden. Warum, wieso – grosses Raetsel, auch John hat keine Erklaerung dafuer. Jedenfalls scheint das der Grund fuer die Winschblockade zu sein. Und da die uns hier angebotenen Ankerwinschen preislich sehr exclusiv und jenseits unseres Budgetrahmens sind, hoffen wir auf eine provisorische Reparatur, die bis zu unserem Sommerlager durchhaelt. Dann wollen wir eine neue Winsch aus Deutschland mitbringen. Bei einem Preisunterschied von um die 600 Euro kann man das schon mal machen, finden wir.

Am Abend geht es dann zum Jump up oder auch Chicken Party genannt. Im kleinen Fischerdorf Gros Islet, das nur wenige Minuten zu Fuss von der Marina entfernt ist. Stark in der Gruppe (3 Paare) trauen wir uns auch nach Einbruch der Dunkelheit ohne Taxi und per Pedes dorthin und auch wieder zurueck in die Marina. Ein Teil der Dorfstrasse ist fuer den Autoverkehr gesperrt und alle Haeuser sind zur Bar oder Restaurant umfunktioniert. Der Ortskern scheint aus einzigen Fress- und Trinkmeile zu bestehen. Haushohe Lautsprecherboxen sorgen fuer die entsprechende Beschallung und zu vorgeruerckter Stunde wippen Locals und weisshaeutige Touristen Seite an Seite durch die Strasse. Unzaehlige Huehner mussten fuer diesen Abend ihre Beine opfern, Aber auch Lobster, Nudelgerichte, Salate, Pommes und Fleischspiesse werden ueberall angeboten und von den unzaehligen Grills zieht wahlweise beissender Rauch – oder verfuehrerisch duftender Grillfleischgeruch an den Nasenfluegeln vorbei. Kein Wunder, dass es nur so von Hunden wimmelt; rappelduerr meist haben sie schnell raus, wer von den Zweibeinern ihnen was abgibt. UEberlebenskuenstler auf vier Beinen. Ob vielleicht La Favorita morgen einen Bordhund hat? Der kleine schwarz-braune, der haette doch ein handiges Format. Lydia und Horst wehren energisch ab. Nein, nein, keinen Hund an Bord. Kommt uns bekannt vor.

Wir sitzen an einem einfachen Holztisch vor einem Restaurant, das im typischen Holzhausstil an einer Strassenecke steht. Die Damen am Grill haben alle Haende voll zu tun und Eimerweise wandern die marinierten Huehnerbeine und Koteletts auf den Grill. Im Fenster, etwas erhoeht und somit mit vollem UEberblick, sitzt die Oma. Eine Plastikdose vor ihr nimmt die Dollarscheine auf und spendet Wechselgeld. Ein eintraegliches Geschaeft wie uns scheint. Gegenueber geht es etwas vornehmer zu. Die gefuellten Lobster und Nudelauflaeufe oder Reisgerichte warten vornehm und nicht allzu lange hinter Glas auf hungrige Kundschaft. Gleich daneben wird Kunst und Kitsch angeboten. Ringe, OElgemaelde, Holzschnitzereien.

Beim Anblick der meist schlichten Holzhaeuser ueberkommt uns die Frage, von was die Einwohner wohl leben wuerden, wenn sie nicht dieses Freitagabend-Spektakel fuer die Touristen veranstalten wuerden? Was war hier vorher? Wie ist dieses Spektakel entstanden? Ob wohl einige der Restaurantbesitzer in einer der schicken Villen rund um die Lagune wohnt? Wir wandern langsam wieder zurueck Richtung Marina. In der Hoffnung, eine nette Bar etwas abseits vom Rummel zu finden, in der wir noch einen Absacker nehmen koennen. Die stark nach Pott riechende Holzhuette entspricht dann aber doch nicht so unseren Vorstellungen. Und auch wenn Arno und Juergen in irgendwelchen Erinnerungen schwelgen beim Anblick der grossen Tankstelle – da wollen wir auch nix trinkbares holen und uns eine der Zapfsaeulen stellen. Nomen est Omen. Und schon sind wir auch wieder in Hoehe der Marina angekommen. Gegenueber vom Marinagelaende reihen sich Verkaufswagen und –staende aneinander. Aggregate wummern, Musik. Der Gehweg ist durch einen hohen Zaun von der stark befahrenen Strasse getrennt. Wird wohl seinen Grund haben. Ein grosser Hardwarestore verkuendet auf einer ueberdimensionalen Leuchtsaeule, was er alles im Angebot hat. Eine Bierlaenge reicht nicht, um zu erfahren, was man bei Johnsons alles erwerben kann.

Das war also unsere erste Chicken Party auf St. Lucia. Vom Musikangebot sind wir etwas enttaeuscht. Schade, dass keine Steelband aufgespielt hat. Sind wir doch an einem Proben-Container einer solchen Band vorbei gekommen und hatten die stille Hoffnung, dass diese sich fuer ihren spaeteren Auftritt warm spielt. Kann man nix machen, die Atmosphaere und die Eindruecke waren trotzdem gut. Nur schade dass ich mich nicht getraut habe, einen Fotoapparat mitzunehmen.

Von St. Lucia sehen wir sonst nichts mehr. Der Montag, als Gasflaschenfuelltag eingeplant, soll eigentlich noch fuer eine kurze Sightseeing-Tour genutzt werden. Dann faellt uns der neu erworbene Wassersammler aus Plaste in die Finger. Da war doch was. Vielleicht koennten wir uns ja weitere Bilge-Auspumpaktionen ersparen indem wir das Ding jetzt endlich aus seinem Kartondasein erloesen und den metallenen, poroesen Kameraden durch ihn ersetzen. Gesagt getan. Leider hat sich da jemand vermessen und wir haben den falschen Wassersammler von Deutschland in die Karibik geschleppt. Der im Karton ist nur fuer Schlauchanschluesse von 50mm geeignet, wir benoetigen aber einen fuer 60mm. Sowas wird doch tatsaechlich auch von Vetus produziert, haette man also gut bekommen koennen. Da der alte Sammler nun schon ausgebaut ist, wird er kurzerhand mit Epoxy ausgegossen. Es lebe das Provisorium!

Erstaunlicherweise sind die Uhrzeiger noch nicht viel weiter vorgerueckt. Das Epoxy im Wassersammler muss haerten und trocknen, dem restlichen Chaos im Schiffsinneren (ja, ich weiss; wann haben wir das mal nicht?!) kann derzeit auch noch nicht zu Leibe gerueckt werden. Also ab ins Dinghi und an den Strand. Ein kleiner Fussmarsch fuehrt uns an der Kneipenmeile entlang. Ob hier in der high season wirklich ausreichend hungrige und vergnuegungs-durstige Menschen aufschlagen, um all diese Etablissements zu bevoelkern und die Taschen ihrer Besitzer zu fuellen? Nicht so wirklich vorstellbar.

Am Strand herrscht immerhin etwas Leben. Gut 1/3 der aufgestellten Sonnenliegen sind doch tatsaechlich besetzt. Schoen bunt alles hier. Und nein, wir benoetigen weder ein Wassertaxi noch gedenken wir eine der zahlreich angebotenen Holzschnitzereien zu erwerben. Die werden weiter vorne direkt an der Strasse gekloeppelt. Direkt dahinter eine stinkende Wasserlache. Zum stehenbleiben und Kaufen animiert der Geruch nicht unbedingt. Ein anderer Standort waere sicherlich verkaufsfoerdernd. Ob ich wohl mal eine Anmerkung mache? Nein, der gute Mann ist so in sein Klopfwerk vertieft, da wollen wir nicht stoeren.

Mittagessen in der Shopping Mall. Die hier ansaessigen Geschaefte scheinen ebenfalls ihren einzigen Zweck zu haben, die Kaufgelueste der Touristen zu befriedigen. Abgesehen von ein paar Mode- und Schuhlaeden gibt es Souvenirs, Parfuem, Wein, Rum und Nippes aus Ton. Es regnet. Auf dem Dach der Mall trommeln die Tropfen ihr lautes Lied und einige Passanten fluechten sich in die Mall. Kurze Zeit spaeter ist alles wieder vorbei und wir fluechten uns in unser privates Wassertaxi, entern den Pool in der Marina! Nicht ganz so glasklar das Wasser hier und auch das Ambiente ist eher bescheiden. Aber immerhin – endlich wieder Chlorwasser und trockensonnen auf einer Liege.

Puenktlich um 16 Uhr ist die grosse spanische Gasflasche wieder voll. Rodney Bay ist die letzte Anlaufstelle, um spanische Gasflaschen fuellen zu lassen. So sagt man uns und eigentlich ist es auch wurscht, sie ist am Samstag Abend leer geworden und muss neu gefuellt werden, so oder so und voellig egal, wo. Hauptsache, wir muessen keine 12 KG Flasche Kilometerweit durch die Gegend schleppen. Ausklariert wird noch so zwischendurch, ein Paeckchen fuer eine andere Yacht im Marina-office abgeholt, dann geht es zurueck in unsere wohnliche Schiffshoehle. Chaos beseitigen, den Aussenborder hoch nehmen (darauf bestehe ich dieses Mal) und alles schon mal soweit reisefertig machen. Jetzt koennen wir los, morgen in der Frueh. Martinique wir kommen. Und die Illes des Saint ruecken damit auch naeher. „Hier ist das Paradies“ haben uns Freunde geschrieben und wir sollen schnell kommen. Na, mit dem schnell ist bei uns so eine Sache. Aber wir kommen. Und weil die Freunde auch nicht so die schnellsten sind in punkto weitersegeln, treffen wir sie dort ganz bestimmt.

Schilderwald in der Rodney Bay - alle werben um die Gunst der Konsumenten

Schilderwald in der Rodney Bay - alle werben um die Gunst der Konsumenten Kunsthandwerker an der Strasse - leider ist der ihn umgebende Geruch von fauligem Wasser nicht gerade verkaufsfoerdernd Pavillon am Strand der Rodney Bay

eingetragen am 02. Februar 2015 | von Elke |

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