Monats-Archiv Februar, 2015

St. Pierre auf Martinique

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“Bombombombom…bobombobom…” von Martinique dringt rhythmisches Trommeln herueber, um uns herum und hinter uns zischt, braust, gluckert, gluckst und rauscht es. Wir segeln! Auf einer Distanz von ca 35 nm bekommen wir heute fast alles geboten: von achterlichem Wind mit Schmetterlingssegeln ueber Raumschotskurs zu Halbwind, zwischendrin mal am am Wind, wieder zurueck auf halb und raumschots, dann wieder mehr amwind und zu guter Letzt (nur die letzten beiden Meilen) gegen den Wind.Wechselnde Windgeschwindigkeiten, Fallwinde und Kapeffekte, Wellen von der Seite, dann von Achtern — alles dabei.

An Steuerbord die abwechslungsreiche Kuestenlinie Martinique. Zwei hoehere Berge huellen sich in Wolken, sind gar nicht bewaldet und ueberhaupt wirkt die Inselfauna gar nicht mehr so saftig gruen wie wir es noch bis vor kurzem auf den anderen Inseln wahr genommen haben. Trockenzeit? Dabei hat es doch gerade letztes Wochenende zwei Tage fast durchgaengig geregnet.

In Hoehe Fort de France nimmt der Wind nochmal etwas zu, unser alte Dame laesst den Autopiloten maechtig arbeiten, luvt immer wieder an. Also den Spibaum wieder weg und die Genua etwas einreffen. Schon geht es wieder leichter, fast unbeschwert ziehen wir so dahin. Vorsichtshalber (aus verschiedenen Gruenden) sitze ich auf der Querbank hinterm Steuerrad. Aber alles ist gut, auch nach zwei Wochen absoluter Ruhe in Le Marin hab ich mich noch nicht ganz entwoehnt, komme mit den Schiffsbewegungen auch bei achterlichen Wellen ganz gut klar.

Planmaessig erreichen wir die Bucht von St. Pierre. Gelbe Tonnen? Ist da irgendwo eine Untiefe, da huepfen auch wieder so kleine weisse Dinger auf dem Wasser rum. Beim Ankerauf heute frueh haben wir schon einen Hummerkorb mitdem Anker hoch geholt. Leider leer und ausserdem ziemlich platt. Der hat den 42 KG Anker wohl nicht so gut weg gesteckt. Die Adio-Crew kommt mit dem Dinghi angeflitzt und entsorgt den dusseligen Korb. Denn einfach so zurueck ins Wasser wollen wir ihn natuerlich nicht werfen.

Hier vor St. Pierre sollen wir auf die Wassertiefe achten, dicht vorm Strand ankern. Weil es ploetzlich steil abfaellt und man nie weiss, ob der Anker dann auch wirklich fasst. Die gelben Tonnen markieren eine Ankerverbotszone. Also orientieren wir uns an den anderen Yachten. Ein zeitgleich von der Gegenseite ankommender Catamaran erreicht den angepeilten, optimalen Ankerplatz 2 Minuten vor uns und laesst den Anker auch umgehend fallen. Mist. Also weiter auf den Ort und weitere Ankerlieger zuhalten. Was ist das denn? Das Echolot, eben noch 12 Meter anzeigend, tendiert nach unten. Bzw. zahlenmaessig nach oben. Wir haben immer mehr Wasser unterm Kiel, bis zu 25 Metern! Hier ankern? Da hinten, da waren es nur zwischen 8 und 12 Metern. Also wieder zurueck. Natuerlich gibt es Mecker vom Kaeptn, weil wir letztendlich am “Ars… der Welt” zum Liegen kommen. So weit mit dem Dinghi zu fahren! Ich finds gut. Hinter uns freie Bahn, kein weiteres Schiff mehr. Rechts voraus das Gespann aus Mega-Motorboot und superschoener grosser Segelyacht, das wir schon in Le Marin gesehen haben. Rechts eine Felswand, an der sich die Strasse samt extrem knatternder Motorraeder entlang zieht. Dann folgt eine kleine Bucht mit Sandstrand und Palmen.

Hinter uns versinkt die Sonne im Meer und der Kaeptn prophezeit einen Greenflash. Die Himmelskonstellation sei dafuer guenstig. Ich hab noch nie einen gesehen und verbanne dieses Ereignis kurzerhand ins Reich der Maerchen und Mythen. Gibt es das nicht eher in nordisch-kalten Gewaessern? Leider werde ich auch heute Abend keines Besseren belehrt, die Sonne versinkt unspektakulaer wenn auch rasend schnell hinter der Horizontlinie und laesst den Himmel noch eine Weile in orangerot aufleuchten.

Vom Ort her trommelt es, in wahnwitzigem Tempo und ebensolcher Lautstaerke. Der Bass wummert in uns nach und das sogar auf diese Entfernung. Mit drehendem Schiff wird es mal etwas leiser, dann wieder lauter. Dazwischen Reifengekreische von Motorraedern, dann wechselt die Musik — karibische Karnevalsmusikgemisch, fast wie in Deutschland. Hauptsache laut.

Landgang? Och, muss jetzt nicht sein, aber wenn es den Kaeptn zieht, dann ziehe ich mit. Gut, dass es nicht als dringlich eingestuft wird. Wir sind ja beide nicht so die Tanzmaeuse. Und bei allem Interesse dafuer, wie hier Karneval gefeiert wird — so recht in der Stimmung, um ausgelassen zu feiern sind wir grad auch nicht. Was nicht am Ankermecker des Kaeptns liegt.

Sundowner vor St Pierre, Martinique

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Elke Hofmann SY na ja Www.sy-naja.de

St. Pierre/Martinique

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Unser heutiges Tagesziel, St Pierre auf Martinique, ist erreicht. Traumhaftes Segeln mit allen Kursen, die man so segeln kann.

Elke Hofmann SY na ja Www.sy-naja.de

Trauer und Traenen

WievielTrauer und Traurigkeit haelt man aus?

Wechseljahre — mit Salzgeschmack. Das sollten die naechsten Jahre sein. Salzig schmeckt vieles, die Haut, das Wasser, meine Lippen. Salzig aber auch so manche Nachricht aus Europa, aus Deutschland oder anderswoher. Traurige Nachrichten. Nachrichten von Tod, von unheilbarer Erkrankung, von Trauer weil der geliebte Partner nicht mehr da ist. Trauer, weil man sich vom geliebten Partner bald verabschieden muss. Unabdingbar, unausweichlich. Wir wollen es nicht wahrhaben, wehren uns gegen die Nachrichten, gegen die Trauer. Und muessen sie doch akzeptieren, koennen nichts tun. Noch nicht einmal da sein, jemanden in den Arm nehmen.

Und wir, womit hadern wir tagtaeglich? Mit defekten Ankerwinschen, hohen Preisen fuer eine Neue, mit dem Partner, der wieder mal viel zu wenig Verstaendnis zeigt, mit dem dahinschmelzenden Kontostand, der kleine grossen Spruenge mehr erlaubt.

Gerade noch freuen wir uns ueber die endlich eingetroffene neue Ankerwinsch. Freuen uns, weil der Kaeptn so langsam ein Mechaniker wird und das Teil erfolgreich eingebaut hat. Freuen uns, weil aus Hoch wieder Runter und umgekehrt wird (war ja klar, dass die Kabel erst einmal falsch herum zusammen geklemmt werden). Und dann haut es uns um, einfach so, von jetzt auf gleich. Durch eine kleine, unscheinbare Email. Die uns von einer Tatsache in Kenntnis setzt, die wohl schon seit einigen Tagen Bestand hat, unabaenderlich ist. Auch wenn wir uns noch so sehr dagegen wehren. Tun koennen wir nichts. Sitzen hier, weit weg, auf der anderen Seite des Atlantiks. Lassen nur die Gedanken fliegen und geschriebene Worte per Email zurueck gehen. Wie schwach fuehlt sich das an, wie unzulaenglich; so wenig, was wir tun koennen. Waere es mehr, wenn wir in Deutschland waeren? Vielleicht. Eine Umarmung, ein stilles Verstehen in den Augen, Trost — Trost? Was ist Trost, wenn das Ende des Lebens Fakt ist oder unausweichlich erscheint. Nicht irgendwann, nein, bald. Greifbar, fuehlbar. Durch Schmerzen, durch extrem liebevoll und verstaendnisvolles Krankenhauspersonalund ein Einzelzimmer mit Blick in den Himmel greifbar gemacht, naeher gerueckt.

Was hat Bestand, was bleibt. Die Erinnerungen, die Traenen, die schoenen Momente und Erlebnisse, das gemeinsame Lachen, die Anekdoten, Geschichten und Fotos. Trauer und Traenen. Und die Gewissheit, dass es fuer uns weitergeht. Das die Erde nicht stillsteht, unser Leben fuer einen kurzen Moment erstarrt ist aber dass dieser Zustand nicht ewig anhaelt, anhalten kann.

Still ist es um uns herum. Weit weg bellt ein Hund. Das Dinghi flappt neben dem Schiffsrumf. Kaum, das sich ein Windhauch regt. Die Welt haelt den Atem an, haelt inne. Und pulsiert doch. Drueben an Land, mit lauter Musik, mit den coolen Seglern in den Bars und Restaurants. Die laessig die Sonnenbrille ins sonnenblondierte Haar schieben, lachen, erzaehlen, von vergangenen und den naechsten Segeltoerns. Und irgendwo, viele 1000 Kilometer entfernt ist Trauer, ist Stille. Eine ganz andere Stille wie die unsre hier.

Auch das sind Wechseljahre — der Wechsel in eine Generation, die naeher an das Ende des Lebens rueckt. Unausweichlich, unaufhaltsam. Und Platz macht fuer neues Leben, fuer neue Generationen.

Die Neue

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Endlich ist sie da … Montiert und einsatzbereit: Lofrans X3.

Elke Hofmann SY na ja Www.sy-naja.de

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