IMG_2546komp.JPG

Tanks auf dem Weg von der Marigot Bay in die Rodney Bay, die “Schattenseiten” des Paradieses bzw. ganz normaler Alltag. Nicht alles ist Urlaubsidylle auf den Inseln.

Wenn ich einmal reich waer…..

Jetzt schwelge ich im Luxus und hab keinen Fotoapparat dabei, kein Handy – nix, nada. Kuehl und blau liegt er vor mir, der „Lower Pool“ des Capella Resort in der Marigot Bay auf St. Lucia. Den darf man nutzen, als Mooringgast der zugehoerigen Marina. Der Poolboy bringt dienstbeflissen duftige blaue Badetuecher und stellt einen Kuehler mit zwei Wasserflaschen neben meine Liege. Von oben plaetschert unaufhoerlich Wasser in den Pool – nein, kein Regen. Eher eine Art Wasserfall, der sich von der naechsten Etage in den Lower Pool ergiesst und seine Fortsetzung am hinteren Beckenrand findet, wo er auf die naechste Ebene plaetschert. Schau ich ueber den Poolrand, taucht die Lagune mit Palmen und Masten vor mir auf. Gegenueber die Mangrovenbewaldung, durchsetzt mit einzelnen Haeusern. Blauer Himmel, strahlende Sonne. Bahn um Bahn schwimme ich durch das Wasser. Geniesse und teile nur mit zwei schwarzen, amselaehnlichen Voegeln. Die mit den hellen Knopfaugen und dem listigen Blick.

Auf der Terrasse ueber mir fruehstuecken einige Hotelgaeste, ansonsten herrscht noch Ruhe zu dieser fruehen Stunde. Man hat ja schliesslich Urlaub und laesst den Tag langsam angehen.

Eins werden mit dem Wasser, schwimmen, bewegen, Gymnastik – gross ist er nicht, der Pool, aber einfach herrlich. Das ist Luxus. Wenn ich einmal reich waer …. Dann haett ich auf jeden Fall einen solchen Pool mit solchem Ausblick. Und wuerde jeden Tag darin schwimmen. Immer im Wechsel, mal im Meer, mal im Pool. Aber reich bin ich ja doch eigentlich. Reich an Zeit, reich an schoenen Erlebnissen verschiedener Art, reich an Begegnungen mit wunderbaren Menschen, reich an schoenen Segelstunden, reich an vielfaeltigen Erfahrungen. Was macht Reichtum schon aus? Doch nicht nur das finanzielle. Und eigentlich hab ich ja einen riesigen Swimmingpool tagtaeglich um mich herum. Auch wenn er nicht immer so herrlich blau und ausserdem ziemlich salzig ist. Das Salz in der Suppe des Lebens vielleicht?

Ausruhen auf den gerade so modernen Korbmoebeln die gar nicht aus Korb sind. Kunststoff aber trotzdem sehr gemuetlich und schoen anzusehen. Gigantisch grosse Sitzmoebel stehen hier, mit schattenspendendem Stoff umhuellte Liegen laden zum relaxen ein. So nach und nach belebt es sich; „any sharks today?“ – no, I’m lucky today. Das aeltere, noch bleichgesichtige Paar schmeisst sich auf die Liegen, zueckt die mitgebrachten Taschenbuecher und gibt sich dem Urlaubsfeeling hin. Und ich begebe mich auf Wanderschaft. Bestaune die Appartmenthaeuser mit den Jaccuzi-Whirlpools auf der Terrasse, bewunder den oberen Pool (der deutlich beliebter ist bei den Hotelgaesten), erfahre, dass die Anlage komplett renoviert und gerade erst vor einem Monat neu eroeffnet wurde und trolle mich dann wieder zu meinem eigentlichen Zuhause.

Auf dem wird mit schwerem Geraet unserer maroden Ankerwinsch zu Leibe gerueckt. Denn raus muss sie, so oder so. Entweder ist sie reparabel oder aber sie muss einer Neuen weichen. Mit Ingbert, dem Mecanico hier vor Ort verbindet uns schon ein fast freundschaftliches Verhaeltnis, dass durch die Einladung zur Gemuesesuppe noch verstaerkt wird. Zum Dank bleibt eine Staude Bananen an Bord und der Stundenlohn faellt auch etwas geringer aus, wie urspruenglich angesagt.

Aber auch der permanent durch die Bucht paddelnde, Bananen verkaufende Weihnachtsmann und all der Luxus im Resort kann uns nicht dazu bewegen, noch einmal 30 USD fuer eine weiter Nacht hier in Marigot Bay, im Paradies, zu berappen. Auf zahlreichen Ausflugsbooten werden Urlauber durch die Bucht geschippert, Dr. Doolittle laesst wahrlich gruessen – vor allem auf einer grossen Werbetafel fuer das gleichnamige Restaurant. Strandgaeste setzen mit dem Taxiboot auf die andere Seite der Bucht ueber und Yachten laufen ein und aus.

Wir machen uns motorsegelnd auf den Weg zur ca 10 Meilen entfernten Rodney Bay, Anlaufpunkt der alljaehrlichen ARC-Regatta. Vorbei an grossen, runden Tanks zu denen ein Verladehafen gehoert. In Castries liegen gleich drei Kreuzfahrtschiffe und vor der Rodney Bay ankert ein weiteres, mit Masten aber nicht unbedingt als Segelschiff einzustufendes. Wir laufen in den schmalen Kanal zur Bay ein, vorbei an urbanen Huetten, vor denen die typischen Holzboote liegen. Was fuer ein Kontrast zu der quer liegenden Megayacht, die in der Marina festgemacht hat. An den Steganlagen vorbei geht es in die innere Lagune. Hier liegen Mooringbojen und gut, das ich nicht am Ruder stehe: geht doch das Echolot arg in die Tiefe! Mooringbojen angeln dieses Mal ohne Unterstuetzung eines Marineros. Sch … ist das Schiff hochbordig! Schwupp, schon ist die Boje weit weg, der Haken viel zu kurz, die Arme auch. Vielleicht wen ich weiter hinten …. Nee, da ist die Reling irgendwie im Weg, geht auch nicht. Im zweiten Anlauf bekomme ich den kleinen Haken auf der Boje mit unserem Schleusenhaken dann doch noch zu fassen. Uff, da ist ganz schoen Zug drauf, nur nicht die Finger dazwischen bekommen. Der Kaeptn belegt das Miniauge im Sicherungstampen auf einer Klampe (skeptischer Blick der Crew: haelt das wirklich?) und erledigt den Rest dann vom Dinghi aus. Dann liegen wir fest, schauen uns um, etwas zweifelnd. Sind wir hier richtig? Muss wohl so sein, auch wenn keines der anderen Schiffe irgendwie bewohnt aussieht. Wir fuehlen uns etwas wie auf einem Abstellplatz. Dafuer stehen ringsum prachtvolle Haeuser, in Reihe oder einzeln. Aber immer mit eigenem Bootsanleger davor.

Eilig geht es an Land, Anmeldung im Marinabuero. In einer der zahlreichen Bars treffen wir auf mehrere, uns aus Trinidad bekannte, Segler. „Office, da koennt ihr euch Zeit lassen, die haben schon Feierabend“. Na, auch gut. Bummeln wir halt noch etwas durchs Gelaende, sondieren das Supermarkt-Angebot und finden die OEffnungszeiten von Island Waterworld heraus, dem hiesigen Bootszubehoerhaendler. Der wird morgen gleich unsere zweite Anlaufstelle sein. Aber fuer heute reicht es uns, es zieht uns zurueck aufs Chaos-Schiff, zurueck zu Froschgequake und viel Ruhe um uns herum.