Behoerdengaenge — einklarieren, ausklarieren, einklarieren. Das wird im Laufe der Reise ja noch spassig werden. Wenn schon hier auf Tobago sind diverse Zettel in vierfacher Ausfuehrung (mit Blaupapier dazwischen, ganz ungewohnt) auszufuellen sind. Ausklarieren fuer den Wechsel nach Trinidad (obwohl ja eigentlich zusammen gehoerend). Und von Grenada kommend muessen wir ja auch erst noch einklarieren. Dafuer muessen wir erst ins Faehrterminal zum Immigrationoffice. Zweiter Stock durch die Glastuer. Aber bitte erst durch die Sicherheitskontrolle fuer die Faehrpassagiere. Die Zeit laeuft, wir muessen doch noch zum Customsbuero und dann wieder zurueck zum Schiff, Koffer holen, unseren Besuch zum Flughafen bringen. Wehmuetig denken wir an das unkomplizierte und schnelle Prozedere in Charlotteville. Wo ja auch die beiden Bueros nur zwei Tueren voneinander entfernt sind. Aber nett und freundlich sind auch hier alle. Der Himmel ist abschiedsmaessig bedeckt, letzte Nacht hat es fast durchgaengig geregnet. Frantz ist mittlerweile so an die Temperaturen gewoehnt (oder so muede), dass er selbst bei geschlossener Decksluke in seiner Vorschffskoje tief und fest schlaeft.

Beim Zoll sollen wir warten — erschrockene Gesichter unsererseits und ein Einsehen des Beamten. Wer ist der Skipper/Master? Werner darf doch ins Allerheilige. Wo sich mindestens drei weitere Personen langweilen oder gerade Mittagspause machen. Schon im Immigrationbereich haben wir uns gefragt, was die Beiden Damen an dem kleinen Pult im Wartebereich eigentlich fuer eine Aufgabe wahrnehmen — ausser telefonieren mit dem privaten Mobiltelefon, miteinander erzaehlen, aus dem Fenster gucken und Neuankoemmlinge grimmig anzuschauen.

Da Werners Seh- und somit auch die Schreibfaehigkeit leicht eingeschraenkt ist, werde ich noch dazu gerufen, fuelle den Rest des Formulares aus. Warum jetzt unsere Gaeste auf dem Ausreiseformular noch draufstehen, obwohl sie mit dem Flugzeug abreisen, erschliesst sich uns nicht. Aber nachdem wir mehrfach auf diese Tatsache hingewiesen haben, wird das schon o.k. sein. Mal sehen, wie wir das auf Trinidad erklaeren.

Vertraulich beugt sich der Officer zu uns. Eigentlich muessten wir Overtime bezahlen, weil der Kaeptn blauaeugigerweise als Ankunftszeit 7:30 angegeben hat. Da ist aber Overtime faellig, weil das Buero offiziell erst ab 8 Uhr arbeitet! Also bitte schoen, zukuenftig immer gut drauf achten, welche Zeit man angibt. Und wo das Schiff liegt? Ah, Store Bay, Das ist jetzt schlecht. Da kann es ja gar nicht besichtigt werden. Man muss hier in Scarborough ankern oder festmachen und einklarieren,erst dann bekommt man die Erlaubnis, weitere Ankerbuchten aufzusuchen.Und wenn man von Sued nach Nord wechselt …… ausfuehrliche weitere Erklaerungen und vertrauliches Grinsen folgen, das meiste geht rein akustisch im Wortschwall der sich langweilenden Mittagspausenladies und dem Zwitschern der Klimaanlage unter. Ob ich vielleicht doch mal zum Hoergeraeteakustiker gehen sollte??Jedenfalls werden wir mit guten Wuenschen fuer eine sichere Reise verabschiedet.

Das Taxi zurueck soll ploetzlich fast den doppelten Preis kosten. Kurze Diskussion mit dem Fahrer, dann klaert sich alles: wir haben als Ziel “Pidgeon Point” angegeben, das ist irgendwo mittendrin und kostet entsprechend. Beim Stichwort “Flea Market” ist alles klar, wir wollen am Pidgeon Point Junction aussteigen. Und dafuer muss man maximal 7 TT$ pro Person berappen. Unterwegs bekommen wir — wie auch schon auf der Fahrt nach Scarborough — einiges erklaert, zu den unterschiedlichen Nummernschildern (alle mit einem H beginnend sind Taxis und haben eine entsprechende Insurance, P = Private und T steht fuer Truck. Aha, die fetten Pick Ups sind also auch hier kleine Lastwagen). Das grosse Gebaeude ist eine Art Kulturzentrum fuer Tanz- und Theaterauffuehrungen. Mehrere Stockwerke hoch ueberragt es alle Gebaeude Scarboroughs. So eine Art Hamburger Oper vielleicht? Daneben jede Menge Tennisplaetze. Tobago Plantation?? Ein Hotel! Am Fleamarket steigen wir aus. Frantz und Werner duesen mit dem Dinghi zum Schiff. Kurzer Sicherheitscheck — auch nix vergessen? Gluecklicherweise sind die Wellen am Strand sehr moderat und ein trockenes Anlanden ist gewaehrleistet. Kurze Aufregung: wo ist Thomas’ Brille?? Die war in dem kleinen Koffer, ganz bestimmt. Der war nicht richtig verschlossen — rausgefallen beim Transport? Nochmal zurueck ans Schiff bestimmt der Skipper. Sicherheitshalber nimmt die im Suchen aeusserst versierte Bordfrau den Koffer nochmal unter die Lupe, negativ. Noch mal ein Blick in die Tuete mit den Schuhen. Und was blitzt mich aus einem Schuh heraus an? Die Brille! Also kann es losgehen, zum Flughafen. Der liegt ja nur ums Eck und wir werden schon seit Freitag Tag und Nacht Zeuge der Starts und Landungen. Was aber nicht wirklich stoert, eher interessant ist.Der urspruengliche Plan, ein Taxi anzuhalten verliert sich mit zunehmender Annaeherung an den Flughafen. Jetzt koennen wir den Rest auch noch laufen. Das ist wirklich praktisch hier in der Store Bay.

Auf dem Rueckweg finden wir noch einen Optiker, der Werners verlorengegangenes Nasenplaettchen unkompliziert und gratis ersetzt, kaufen Eier im kleinen Minimarket gleich daneben, wundern uns ueber die beiden Fetzenlaeden hier im Einkaufsnirwana (wie koennen die hier ueberleben?) und bewundern die schoene Parkanlage des Coco Reef Hotels. In einer kleinen Bar testen wir sowohl die frittierten Chickenteile als auch das Wifi und der Rueckweg findet wieder nach Einbruch der Dunkelheit statt. Zurueck an Bord stehe ich im Bett dann erstmal auf einer quietschnassen Badematte. Die Kloschuessel ist bis Unterlippe Oberkante mit Seewasser gefuellt, der Pumphebel steht auf “offen”. Da war wohl der letzte Benutzer im Abreisefieber etwas vergesslich. Der Schaden ist schnell beseitigt, die Matte wird nach draussen befoerdert. Leer ist das Schiff, merkwuerdig ruhig. Wieder allein zu zwein. Dem Kaeptn steht die Wehmut ins Gesicht geschrieben.