Monats-Archiv September, 2014

Lost in space

20.09.2014 - Erster Tag in Franzoesisch Guyana Samstag und nix mit ausschlafen. Die Nacht war extrem ungewohnt ruhig. Keine Bewegung, nur ein schwacher Lufthauch verirrt sich in unser Schlafzimmer. Puh, waelzen von links nach rechts was jetzt trotz einigermassen Verdraengungsmasse auch nicht wirklich Bewegung in die Luft bringt. Verquerer Traum, wach werden, Lage peilen: meine Guete, ist das dunkel hier!!! Weiterschlafen, irgendwie tief und fest, nein, eigentlich mehr schwer. Egal. Wir sind sightseeingdurstig und wollen mit der Kuaka-Crew ein Auto mieten. Gesagt, getan. Die Herren zwitschern ab nach Cayenne und die Damen widmen sich der Bordarbeiten. Auf den Funkkanaelen herrscht reger Verkehr und einige der Schiffsnamen kommen uns sehr bekannt vor. Auch mit Trident kommt endlich wieder eine Verbindung zustande. Rob und Shirley kamen etwas zu spaet gestern Abend an und haben die letzte Nacht vor Anker zwischen den Inseln verbracht. Dann noch schnell unser Dinghi startklar machen und los geht es. Waehrenddessen laufen mehrere Yachten nacheinander ein. Auch Trident hat den Weg hierher jetzt gefunden und ankert in unserer Naehe. Also muessen wir erst noch dorthin, Hallo sagen. Das nimmt uns der Aussenborder wohl uebel. Jedenfalls streikt er erst einmal und wir muessen einige Startversuche unternehmen, bevor wir mit Vollgas Richtung Yettie duesen koennen. Kurz vorm Steg geht unserem Antrieb wieder die Puste aus. Mit langem Arm rette ich uns an ein anderes Dinghi. Um die Problemloesung kuemmern wir uns spaeter, Charlotte und Serge warten schon. Staunend geht es ueber den Steg, der mehr wie eine Sperrmuellsammelstelle wirkt. Auf einem Bootsdeck brummt eine ueberdimensionale Klimaanlage, ueberall wird irgendwie gebastelt. Meiner Schaetzung nach werden 80% der hier festgemachten Schiffe so schnell nicht weiterfahren. Aber wir fahren jetzt erstmal mit dem Leihwagen los. Es geht nach Kouro, ca. 60 Kilometer entfernt. Das Space- Museum ist unser Ziel. Und da heute irgendein besonderer Tag hier in Franz. Guyana ist, gibt es den Eintritt gratis. Na, das ist doch nett. Wir melden uns gleich zu einer Vorfuehrung im Planetarium an. Das entpuppt sich als eine Art Igluzelt in gross. Trotzdem habe ich so meine Bedenken, ob all die versammelten Menschen (inclusive Kinder) dort reinpassen. Sie passen. Gespannt sitzen alle auf dem Boden um einen kleinen Tisch herum. Die Vorfuehrung beginnt und begleitet von kindlichen ?Ooooh’s und Aaaahs wird der Sternenhimmel erklaert, der AEquator wird eingeblendet und Sternbilder werden gezeigt. Ich verstehe zwar hoechstens 20%, da die Erlaeuterungen in franzoesischer Sprache sind, aber das ist wurscht. Wir wandern durch das Museum, lesen staunend Details ueber Raumsonden und Raketen, ueber die ersten bemannten Weltraumstarts, begutachten die verschiedenen Ariane-Designs und verlieren uns im Kosmos zwischen Sonne, Venus, Orion und anderen. Immer wieder werden Filme gezeigt oder ein Hologram namens Christian erklaert, wo er arbeitet und beantwortet via Tastendruck verschiedene Fragen. Etwas unheimlich ist er ja schon, seine Augen verfolgen uns und immer wieder fuehlt man sich von ihm angesprochen. Einige Schritte weiter wird uns eindrucksvoll deutlich, was uns eigentlich die Nutzung von AIS, GPS etc. moeglich macht. “Die fliegen mit Raketen zum Mond und wir schaffen es mit Ach und Krach mit unserem Dinghi zum Steg” - dreistimmiges Gelaechter der anderen zu meiner Bemerkung. Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Es ist ja auch sehr angenehm, sich in den klimatisierten Raeumen wie eine Weltraumsonde treiben zu lassen. Viele Familien mit Kindern nutzen die zahlreichen Angebote fuer die Kleinen und etwas Groesseren Nachkoemmlinge und verbringen den Nachmittag hier im Museum. Wir melden uns noch fuer eine Bustour ueber das Spacegelaende an, die allerdings erst am Montag um 8 Uhr stattfindet. Dann geht es relaxt noch zur Marina von Kourou. An einem Steg liegen einige Wohnboote, mit zahlreichen Planen schuetzt man sich vor der gnadenlosen Sonne und vor dem Regen. Auch ein Boot, das wir schon von El Hierro kennen, sehen wir hier wieder. Der Skipper, junger Familienvater, arbeitet fuer 6 Monate in Kourou, die Familie lebt solange auf dem Boot. Die Sanitaergebaeude an Land sind sehr gepflegt und in maritimem Ambiente gestaltet, ein Securitymann verstellt uns allerdings den weiteren Weg und macht uns klar, dass wir hier nichts zu suchen haben. Ein Steg weiter dann eine komplett andere Welt. Im trueben Flusswasser treiben unzaehlige tote Fische, dazwischen lebende Exemplare mit merkwuerdigen Augen, die kurz ueber der Wasserlinie zu sehen sind. Am Steg sind vorwiegend Fischerboote und Ausflugscatamarane festgemacht. Einer davon kommt gerade zurueck, gut besetzt. Die Illes des Salut sind wohl ein beliebtes Wochenendausflugsziel. Auf einem Fischerboot ruht ein dunkelhaeutiger Mann. Auf franzoesisch angesprochen kann er allerdings keine aufschlussreichen Angaben zur Wassertiefe hier im Fluss machen. Dafuer verfolgt er unser untereinander auf Englisch gefuehrtes Gespraech offensichtlich sehr aufmerksam. Denn als Charlotte und Serge uns auf unsere NAJA-Ohrringe ansprechen und Werner die Story von den Fischern erzaehlt, deren Begraebnis an fremden Gestaden von den goldenen Ringen bezahlt werden sollte, da kommt ein Kommentar aus dem Deckshaus des Fischerbootes von ihm, er streckt den Kopf unter der schattenspendenen Plane hervor und nickt zustimmend. Wir schauen etwas verwundert. Das hatten wir nicht erwartet. Der Skipper des Ausflugscatamarans ist ebenfalls sehr redselig und erzaehlt uns gerne ein bisschen vom Fluss, der Barre, der Wassertiefe hier, dass die Dinghis der Ankerlieger am anderen Steg festmachen und hier auch viel geklaut wird. Zum Abschied wuenschen wir ihm viele Gaeste und er uns eine gute Reise. Oben an Land schlendern wir ueber einen merkwuerdigen Betonplatz zurueck zum Auto. Der Beton ist unterbrochen von Palmen und Bueschen, die in Reih und Glied stehen. Trotzdem erschliesst sich uns der Sinn und Zweck dieses Platzes nicht wirkich. Unter einem kleinen Pavillion versammeln sich einige Maenner, spielen Ball, haben eine Haengematte gespannt. Viele Asiaten und Dunkelhaeutige Menschen begegnen uns, ein bunter Voelkermix hier in Kourou. Tankstop. Unser Aussenbordertank ist ziemlich leer. Vielleicht ist ja auch das unser Problem. Was heisst Benzin auf franzoesisch?? Gut, dass Serge und Charlotte die Sprache perfekt beherrschen. Es ist schon dunkel, als wir zurueck sind am Steg. Auf dem findet gerade ein grosses Sit-in statt. Alles, was hier wohl lebt, hat sich aufgereiht und sitzt Spalier. Die unvermeidlichen Hunde beschnueffeln und begleiten uns ein Stueck den Steg entlang. Franzoesische Witzeleien fliegen hin und her, ich verstehe kaum ein Wort, gruesse aber immer schoen artig links und rechts mit Bonsoir. Naja liegt als einzige noch ohne Ankerlicht. Mit dem schnell nach Hause fahren wird es allerdings erstmal nix. Der Aussenborder hat ja viele Stunden Zeit gehabt, ueber sein weiteres Arbeitsverhalten nachzudenken und da wir in einem franzoesischen Department sind, beliebt er, auch weiterhin zu streiken. Springt zwar immer wieder an, um dann aber gleich wieder auszugehen. Irgendwann hat ihn der ausdauernde Skipper so weit, dass wir losfahren. Das Kuaka-Dinghi bleibt in Sichtweite. Mit Vollgas geht es unter der Bruecke und zwischen den Mooringleinen hindurch. Auf halbem Weg ist es dann wieder aus mit der Lauffreude. Beim 3. Anreissversuch ist dann auch noch das Starterkabel durchgerissen. Klein-Kuaka nimmt uns in Schlepp. Die Armen! Gegen das ablaufende Wasser und mit einem deutlich schwaecheren Aussenborder keine leichte Arbeit, aber wir kommen heil an. Trident jetzt noch das mitgebrachte Baguette zu uebergeben, koennen wir allerdings vergessen. Stattdessen gibt es Gulasch mit Baguette und anschliessend macht Werner es sich im Dinghi bequem und versucht sich als Streikbrecher und Monteur. Das Starterkabel ist bald wieder heile und wahrscheinlich liegt das Problem unseres Aussenborders in einer nicht richtig funktionierenden Luftklappe, auch Shoke genannt. Wie das allerdings zu loesen ist, erschliesst sich uns noch nicht. Evtl. muessen wir morgen frueh den Taxidienst von Klein-Kuaka noch einmal in Anspruch nehmen.

Letzte Tage auf dem Atlantik und Ankunft in Franz. Guyana

18.09.2014 - 19.09.2014 - Ankunft in Franzoesisch Guyana Der letzte Tag und die dazugehoerige Nacht auf See fordern uns nochmal so richtig. Tagsueber vertreiben wir uns die aufkommende Langweile mit Spibaum-Manoevern und puenktlich zur Abendessenvorbereitung rei?t dann endlich der schon lange und einmal bereits nachgespannte Keilriemen der grossen Lichtmaschine! Da ich eh grad in der Pantry stehe, bekomme ich das “merkwuerdige Geraeusch” wenigstens gleich mit und kann dieses Mal den Dringlichkeitstonfall an den Tag bzw. in die Stimme legen. Muss wohl ziemlich dringlich geklungen haben, jedenfalls spurtet der Kaeptn ohne laengere Nachfragen gleich herbei. Diagnose: Keilriemen hinueber. Maschine stop (die lief gerade mal zwecks Stromerzeugung und gleichzeitigem Vortrieb mangels ausreichend Windantrieb). Der Kochbetrieb wird eingestellt, der Suchbetrieb nach Ersatzkeilriemen (die raeumen wir jedes Mal von einer Ecke des Stauraumes in die andere) wird aufgenommen. Fuendig wird man(n) auch relativ schnell, aber irgendwie sind die Dinger alle nicht in der richtigen Groe?e vorhanden und passen wohl eher zur zweiten Lichtmaschine. Irgendwo sollen aber passende sein. Ich vermute sie in einer gelben Pappumantelung in meinem Geheimfach ueber dem Tank. “Das sind Ventildichtungen”, voellige Empoerung auf Seite des Kaeptns, voellige Verblueffung meinerseits - sowas, und ich fahre jetzt seit mehr als 2 Jahren in dem Glauben durch die Lande, es handele sich um Keilriemen! Irgendwann tauchen die Gesuchten dann doch noch auf und die Montageversuche werden gestartet, was einen Extremsaunaeffekt auf die Schweissproduktion des Kaeptns zur Folge hat. Ich kann nicht helfend mitschwitzen, mangels Platz muss er da alleine werkeln. Die Versuche scheitern, dem Ding fehlt ein entscheidender Zentimeter (vielleicht auch nur ein halber). Ob man irgendwie dehnen kann? Die entsprechenden Versuche mit heiss Wasser und Dampfkochtopf schlagen fehl. Ganz schoen zaeh und unnachgiebig - wie der Herr so’s Gescherr ?.! Nachdem saemtliche Ersatzkeilriemen und das entsprechende Werkzeug malerisch im Schiff verteilt ist, wird die Batteriebank mithilfe von Starterkabeln ueberbrueckt und ueber die Starterbatterie geladen. Was mich ja argwoehnen laesst, dass diese irgendwann leer sei. Nein, nein, die wird ja von der zweiten Lichtmaschine geladen und gibt den Strom einfach nur weiter. Dein Wort in Gottes Gehoergang. Und ueberhaupt, was kommt der Mann jetzt auf einmal so in Wallung? Tagelang jaule ich rum, weil die Spannung unter 24V geht, was ihn voellig kalt laesst. Tagelang retten wir uns irgendwie ueber die Naechte und paeppeln unseren Bordstrom tagsueber liebevoll wieder auf. Und jetzt bekommt er das P ins Auge? Aber davon versteh ich wohl nix. Ich koche erstmal weiter, auch wenn wir Beide nicht so wirklich Hunger haben. Auch gut, bleibt was fuer morgen ueber. Unter uns droeselt die Maschine und ersetzt den mittlerweile gaenzlich eingeschlafenen Wind. Schon ein Wunder, dass wir ueberhaupt vorwaerts kamen, maechtige Unterwasserkraefte muessen da am Werke sein und schieben uns unaufhaltsam die Kueste entlang, unserem Ziel entgegen. Mit der Dunkelheit kommen auch zwei Frachter auf und nehmen uns in die Zange. Der eine geht letztendlich hinter uns vorbei, der andere laeuft (schon wieder!) quer vor unserem Bug und relativ dicht vorbei, gibt aber immerhin ueber Funk die klare Auskunft, dass wir “red to red” passieren werden. Alles klar. Dann tauchen die UFO’s auf. Eigentlich sind es ja stinknormale Fischerboote. Aber mit ihrer Arbeits- und Fahrbeleuchtung gleichen sie kleinen Ufos, die fuer uns wild und unkontrolliert uebers Wasser sausen, mal hier, mal dort auftauchen, aber uns nie wirklich in die Quere kommen und irgendwann beruhigend weit achteraus liegen, bis sie nicht mehr zu sehen sind. Dann beschliesse ICH, dass der Spinnakerbaum weg muss. Super Entscheidung, traege flappt das Segel rum, geht gar nicht. Also Spinnakerbaum wieder raus. Bei dem ganzen hin und her wurschtelt sich die Unterliekstreckleine der Genua (sowas haben wir auch???) aus dem Segel heraus und in die Rollanlage rein. Nix geht mehr. Also Leine raustuedeln, alles sortieren, neu eintuedeln. Das dauert. Wenigstens ist es relativ ruhig hier auf dem Vorschiff. Und eigentlich ganz schoen, hier zu sitzen waehrend die Wellen sanft unterm Schiff durchlaufen und in Hoehe des Buges links und rechts rauschend und mit weissen Schaumkronen zusammenfallen. Sternenhimmel ueber uns, funkelnde Positionslichter der Fischer links und rechts von uns - eigentlich sehr romantisch. Eigentlich. Irgendwann ist alles wieder richtig (glauben wir), Kurs liegt wieder an, Maschine aus und weiter geht das traege Dahinschwappen im Takt der Atlantikwelle. Alles zurueck auf Entspannung. Ein Teil der Crew schwaechelt und gaehnt ganz offen. Der andere Teil ist immer noch mit Adrenalin vollgepumpt und uebernimmt freiwillig die Wache. Eine Stunde spaeter steht die Freiwache schon wieder an Deck, ohne Brille. Die liegt - vor lauter Aufregung vergessen - noch im Salon. Was-wo-wie?? Der Wind hat gedreht, die Genua steht back. Mit dem Baum dran nicht so pralle, also Segel einrollen, Baum shiften. Gesagt, getan. Hoppla, warum veraendert sich da vorn Segelfaechenmaessig so rein gar nix? Kaeptn wieder aufs Vorschiff, Reffleine ist uebergesprungen, also wieder aus- und eintuedeln. Das uebt. Aber innerlich fluchen wir Beide ueber diese alte, nervige Rollanlage, die sich immer wieder in den unpassendsten Momenten irgendwelche UEberraschungen fuer uns ausdenkt. Mal ist keine Reffleine mehr auf der Trommel aber noch einiges an Segelflaeche einzurollen, mal springt die Reffleine ueber die Trommel und blockiert diese. Egal, wie wir die Leinenfuehrung veraendern, sie findet immer einen Weg, uns auf Trab zu bringen. Vorzugsweise Nachts und normalerweise vorzugsweise bei Starkwind und hohem Wellengang. Innerlich mache ich schonmal eine Kostenanfrage fertig fuer eine neue Anlage, sende aber jetzt und hier eine Danksagung an den Wettergott, der dieses Mal fuer Entspannung in diesem Punkt sorgt. Mittlerweile sind wir Winschmaessig jedenfalls ziemlich fit. Ich finde, meine Muckis haben da einen echten Leistungsschub bekommen in den letzten Tagen. Trotzdem sind wir bei solchen Aktionen tagsueber Beide total fertig und schlapp, was aber auch an den Temperaturen und der gnadenlosen Sonne liegt. Der Tag vergeht mit wenig Wind, einem Atlantik fast ohne Wellen, einigen Motorstunden und immer wieder mal kleinen Kurskorrekturen. Dann der spannende Moment: Land in Sicht!!!!!! Die ersten, Franzoesisch-Guyana vorgelagerten Inselchen werden immer groesser. Der Navigator guckt das Fernglas eckig auf der Suche nach den Untiefentonnen und der Ansteuerungstonne. Die ist schnell in Sicht und wird gross und groesser. Dann die Untiefentonnen. Da muessen wir durch. Wie schiebt der Strom? Von welcher muss ich mich mehr freihalten? Wie berechnet sind wir zu Beginn der auflaufenden Tide im Zufahrtskanal nach Degrad des Cannes. Um 13:20 passieren wir die ersten Tonnen, fahren mit wechselnden Wassertiefen Richtung Ankerplatz. Wie Ampelmaennchen stehen die roten und gruenen Wegweiser links und rechts der Fahrrinne. Wie Perlen an der Schnur aufgereiht und weithin gut sichtbar. Mal mit spitzem Kopf (rot) und mal mit eckigem Kanisterkopp ausgestattet etwas plumper wirkend (gruen) winken sie mit ihren “AErmchen” und lotsen uns den Weg. Die aufregende Farbe rot scheint die Damen heute besonders anzuziehen, immer wieder sind wir zu dicht dran, muessen den Kurs korrigieren. Mindestiefe im Kanal 4,20 Meter. Wie ist das Echolot nochmal eingestellt?? Da kein Rucken oder Schaben von unten kommt und wir unbehelligt durch das tuerkisgruene Wasser gleiten, bin ich ganz entspannt. Nette Haeuser saeumen das Ufer. Das sieht nicht nach den Armen des Landes aus. Mensch, das zieht sich ja elend lange, klar 12 nm sind nicht gerade wenig. Dann eine Kurve. Dahinter taucht ein Kran auf. Ein Blick durch Fernglas und aufs AIS klaert: “Das ist ein Containerfrachter einer franzoesischen Firma, der hat 6 Meter Tiefgang”. “Was?? Hier muss es definitiv noch eine andere Zufahrt geben, wie will der denn hier rein kommen?? Geht doch nur bei absolutem Hoch-Hochwasser!”. Na jedenfalls hat er es geschafft und den vielen Containern am Kai nach zu urteilen auch nicht zum ersten Mal. Die “Marina” kommt in Sicht. Marina ist zu viel gesagt; zwei Stege und daran ein Sammelsurium an Booten. Gleich dahinter das Ankerfeld. Wir halten Ausschau nach bekannten Booten und sind enttaeuscht: keine Kuaka zu sehen. Sind sie wohl doch schon weiter gezogen. Schade. Aber den Cat dort, den kennen wir aus Jacare und die gelb betuchte Aluyacht haben wir auch schon mal gesehen. Ach und da, als letztes Boot vor dem Schiffsfriedhof in den Mangroven, da liegt doch noch Kuaka. Hatte sich ganz klein gemacht und versteckt. Um 16:30 liegen wir fest vor Anker in ihrer Naehe. Keiner zu Hause, das Dinghi ist weg. Auch gut, erst mal aufklaren und etwas Ordnung in das Segelchaos bringen. Der Ankergrund hier ist gut, das konnten wir gleich testen, beim ersten Ankermanoever kamen wir zu nahe an Kuaka ran, daher hiess es nochmal Anker auf. Kein leichtes Unterfangen. Beim aufklaren donnert dem Kaeptn der Spibaum auf den Fuss. Aus einem haesslich klaffenden Riss quillt das Blut und dick wird der Fuss auch. Also gleich verarzten und erstmal Arbeitspause. Klage ich nicht schon seit Stunden ueber Hunger?? Dazu ein Anlegebier, gut gekuehlt. Leider hat eine Dose im Tiefkuehler den Toern nicht ueberlebt und sich ins Kuehlfach ergossen. Mir bleibt auch nix erspart, jetzt kann ich den Kasten schon wieder auswaschen?.. Kurze Zeit spaeter braust das Kuaka-Taxi auf uns zu. Die Beiden sind voellig fertig von einer Radtour. Nur gut, dass es heute nicht so sonnig war meint Charlotte. Sonst sei sie jetzt krebsrot. Ich nicke mitfuehlend, neige ich doch auch zu dieser Farbe bei sportlichen Betaetigungen bei Sonnenschein. Ein kuehles Bier fuer Serge, Wasser mit Saft fuer Charlotte und erzaehlen, erzaehlen, erzaehlen. Gleich werden Plaene geschmiedet. Auto leihen, nach Kouru fahren oder am Sonntag nach Cacao zum Markt. Wo ist der naechste Supermarkt, wo gibt es dies, wo jenes. Kein Internet in der Naehe, das ist nicht so gut. Charlotte nutzt eine Simcard fuers Mobiltelefon. Unser Keilriemenproblem wird besprochen. Dann zieht es uns in die Wagerechte und die Beiden zurueck zu ihrem Schiff. Unsere erste Nacht in Franzoesisch Guyana, seit langem wieder einmal unter franzoesischer Gastlandflagge! Vor uns liegt tiefe Dunkelheit und an unserem Heck strahlt und brummt die Containerpier, blinken die Tonnen des Zufahrtskanals gut erkennbar. Trotzdem bin ich froh, dass wir bei Tag hier einlaufen konnten. Wann wohl die Trident eintrifft?

Noch ca 290 Meilen bis Fr.Guyana

Aktuelle Position am 17.09.2014 um 10:06 UTC: 02?57′685N und 048?06′840W, Wind: zwischen 9 und 14 kts aus O, SOG zwischen 5,5 und 6kts. 6. Etmal: 172nm wir kommen nicht mehr ganz so flott voran wie die letzten beiden Tage, naehern uns aber Franzoesisch Guyana langsam aber stetig. Noch ungefaehr 290-295 Meilen bis zur naechsten Fluessmuendung. achterlich querab liegt das Amazonas-Delta. Von treibenden Baumstaemmen, braunem Flusswasser etc. haben wir nichts mitbekommen, dafuer waren wir zu weit draussen. Nach 2 Tagen ganz ohne Schiffsbegegnungen hatten wir letzte Nacht einen Ueberholer und auch jetzt zeigt sich ein Signal im AIS. Wir haben nur noch zwischen 115 und 200 Metern Wasser unter uns. Aber ausnahmsweise bekommt die Bordfrau kein P ins Auge, dafuer eine Truppe Delphine vor die Fotolinse. Blauer Himmel, Sonne - sunny sailing auf dem Atlantic. Und jetzt gibt es erstmal Fruehstueck - auf einem heute wieder etwas bewegteren Cockpittisch, Achtung - fliegende Teller!

Zuruck auf dem Nordatlantic

Wir haben zum zweiten Mal den Aequator gequert und segeln jetzt wieder auf dem Nordatlantic. Das Amazonasdelta liegt bald querab. Entspanntes Segeln nur mit der Genua bei Wind zwischen 11 und 18 Knoten und einem SOG um die 7-8 Knoten. Aktuelle Position am 16.09.2014 um 06:08 UTC: 00?N59.727′ und 045?W27.912′

Unterwegs nach franz. Guyana

14.09.2014 - Drittes Etmal: 200 Seemeilen!!! aktuelle Position um 20:20 UTC: 00?56′65S und 041?49′70W Taeglicher Funkkontakt via Kurzwelle mit der SY Yelo und seit heute auch mit der SY Andori, die noch in Jacare liegt. Walsichtung auf der Yelo, auch hier sieht man einen Wal aus dem Wasser springen und mit der Fluke aufs Wasser klatschen. 13.09.2014 - Zweites Etmal: 158 Seemeilen Wir kommen gut voran, meist mit achterlichem bis raumen Wind. Segeln nur unter Genua Geschwindigkeiten zwischen minimum 6 und maximum 9 Knoten, wobei der Schiebestrom seinen Teil dazu beitr?gt. Meist scheint die Sonne, an Bord breitet sich - von schweisstreibenden Arbeitseins?tzen beim Segelshiften mit Spibaum - eine gewisse Lethargie aus. Schlafen, trinken, essen, Schiffe beobachten, ?ber Kurzwelle mit der heute ebenfalls gestarteten Yelo Kontakt halten oder mit vorbeiziehenden Frachtern ?ber VHF Nachrichten von der Trident III erhalten oder an diese weitergeben. Die Trident hat uns immer noch nicht eingeholt und ist auch ?ber Funk aufgrund der Distanz nicht erreichbar. Beim Spibaummanoever springt ein Wal direkt vor unserem Bug aus dem Wasser und sucht sein Heil in der Flucht. Werner haette ihn beruehren koennen, so nah war er uns. Ob er geschlafen und uns nicht gehoert hat, weil wir unter Topp und Takel nur mit der Stroemung unterwegs waren?

12.09.2014 - 08:51 Ortszeit - 11:51 UTC Erstes Etmal: 148 Seemeilen Aktuelle Position: 04?34,978′S und 035?32,977′W Geschwindigkeit: SOG zwischen 6 und 8 Knoten - je nach Wind Achterlicher Wind aus S?d-Ost - Segeln nur mit ausgebaumter Genua

11.09.2014 - 07:15 Ortszeit - wir gehen Anker auf. Die Trident umkreist uns schon, wir wollen gemeinsam nach Franzoesisch Guyana segeln. Die Trident ist ein 39′ Fuss Catamaran aus Suedafrika mit Rob und Shirley als Crew. Gemaechlich geht es den Fluss hinunter, immer die Tiefenanzeige gut im Blick. Mit meistens 5 Metern und einmal kurz um die 4 Metern aber kein Problem. Auf Hoehe Cabedelo kommt uns erst eine Autofaehre entgegen und kurz darauf kreuzen zwei Delphine oder kleine Wale unseren Kurs. Die sind wohl auf Fruehstueckssuche hier in der Flussmuendung. Die Besatzung der Faehre winkt uns lange zu. Kaum ist der Schutz der Landzunge von Cabedelo weg, bekommen wir den Atlantikschwell zu spueren. Zwischen den Fahrrinnentonnen steht eine kabbelige Welle und einige Male stampfen wir uns regelrecht fest. Mit unserem Tiefgang wollen wir aber auch keine Tonne an der falschen Seite nehmen, des oefteren ist eine Flachstelle in unserer Karte verzeichnet und mit 2,40 Tiefgang nur noch 0,30 Wasser - das ist nicht lustig. Aber irgendwann haben wir uns freigehopst und sind draussen, passieren die letzte Tonne. Freie Fahrt! Denkste. Natuerlich liegt genau in der geplanten Kurslinie ein Frachter vor Anker. Also aussenrum, die Trident immer brav hinterher. Ist vielleicht auch ganz gut, so kommen wir weiter von der Kueste weg und das kann bei der auflandigen Stroemung nur positiv sein. Mit raumem Wind und seitlichen Wellen segeln wir nur mit der Genua. Aus 5 Knoten Fahrtgeschwindigkeit werden recht schnell 6, 7 und zeitweise sogar 8 Knoten. Das laeuft ja prima. Ist zwar etwas unruhig und nicht wirklich als komfortables Segeln zu bezeichnen, aber das kennen wir schlechter. Die Trident faellt schon bald ab, laeuft auch noch weiter von der Kueste weg und wird irgendwie immer kleiner. Ueber Funk halten wir Kontakt. Drei Wale haben den Cat ganz nah passiert, einer bestimmt 15 Meter lang. Schade, die haben wir nicht zu Gesicht bekommen. Die Farbe des Meeres wechselt vom jadegruen der Flussmuendung in ein sattes Blau, wird zu nachtblau mit weissem Meerschaumbesatz. Darueber spannt sich ein zartblauer Himmel. Es rauscht und gurgelt, zischt und spritzt um unser Schiff herum. Wellen klopfen an, besonders kraeftige legen naja auf ihren dicken Backbordbauch, zeigen die Schwachstellen im Schiffsinneren, wo wir wieder mal nicht gut genug verstaut haben.

Ein kleines Fischerboot kreuzt unseren Kurs, haelt auf Trident zu, verschwindet hinter den Wellenkaemmen, taucht wieder auf. Bewundernswert, so weit draussen mit einem solch kleinen Boot. Mehrmaliges lautes “Bumm,Bumm” erregt unsere Aufmerksamkeit. Kein Schiff mehr weit und breit zu sehen, es klingt wie Kanonenboeller - aber hier draussen auf dem Meer? Eine Militaeruebung?? Fragende Blicke gleiten uebers Meer und werden fuendig: leider schon zu weit achteraus, aber trotzdem noch gut erkennbar, springt ein Wal aus dem Wasser, klatscht wieder zurueck, winkt noch einmal mit der selbst aus dieser Distanz imposant wirkenden Flosse, wirbelt weisse Wasserfontaenen auf und beginnt das Spiel von neuem. Wir stehen und staunen. Fuer Fotos zu weit weg und ist ja auch gar keine Zeit, den Fotoapparat in Position zu bringen. Momente fuer das innere Fotoalbum, ein ganz besonderes Erlebnis, ein unvergesslicher An- und Augenblick. Dann zieht er weiter und naja auch - in entgegengesetzte Richtungen. Der Abend kommt mit einem schon etwas laedierten und nicht mehr ganz so vollen Mond. Trotzdem erleuchtet er ganz wunderbar unsere Umgebung, wirft eine breite Lichtbahn vom Horizont bis zu unserem Schiff, versteckt sich ab und an hinter einem leichten Wolkenkleid. Dann frischt auch der Wind fuer einen Moment auf, weht mit einer Staerke um die 20 Knoten und beschert uns einen weiteren Knoten an Fahrtgeschwindigkeit. Immer noch sind wir mit halbem bis leicht raumschots Wind unterwegs und holpern etwas unrund ueber die Wellenachterbahn, die immer wieder versucht, uns aus dem Konzept zu bringen. Nachtwache. Die erste von vielen. Ungewohnt, nach so vielen Wochen Liegezeit wieder unterwegs zu sein. Aber auch schoen. Die Nacht geht schnell vorueber, die erste Schlafphase ist noch etwas unruhig, die zweite schon deutlich entspannter unter tiefer. Winige Frachter ziehen parallel zu uns oder kreuzen unseren Kurs. Immer wieder Gespraeche ueber Funk mit der Trident. Rob will wissen, ob wir immer noch nur mit der Genua segeln, wir seien so schnell. Na, das wird sich doch wohl aendern, wenn wir den Wind nach dem Cap mehr von achtern bekommen. Oder auch nicht. Das Cap Calhancar umrunden wir um 05:15 (UTC) und gegen 8 Uhr Ortszeit gibt es einen Morgenschnack mit der Yelo auf Kurzwelle. Das klappt prima, Galinhos ist allerdings auch nicht so weit weg von uns. Die Yelo will morgen weiter, hat sich noch mit Obst und Gemuese eingedeckt. Naechstes Ziel ist allerdings Lencois, wo es leckere Krabben und Aal geben soll und wo der klein Riss im Achterstagterminal noch einmal kontrolliert wird. Bis Franzoesisch Guyana ist es eine weite Strecke, wenn unterwegs das Terminal bricht, das waere nicht so gut. Ab dem Cap segeln wir mit ausgebaumter Genua. Was bei uns trotz einiger Veraenderungen immer noch ein ziemlicher Akt ist. Bis diese Stange endlich an Ort und Stelle ist - prompt loest sich der Niederholer. Geht auch ohne, wichtiger ist der Toppnant, nicht dass wir wieder eine Delle in der Reling haben. Ein symetrischer Ausgleich ist ja nicht mehr notwendig, haben wir die eingedrueckte Relingsstange auf der Steuerbordseite ja in Jacare erfolgreich richten lassen. Die Wellen schieben uns jetzt von hinten-seitlich an, das Bordleben wird etwas angenehmer und einfacher. Und langsamer werden wir auch nur unwesentlich, ein kraeftiger Strom schiebt uns an, die Wettervorhersagen scheinen Recht zu behalten.

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