Monats-Archiv August, 2014

Flussfahrt - auf zu neuen Ufern

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Luciano’s “Ribeira Adventure Club” vom Fluss aus

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Gesichter, die Geschichten erzaehlen

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Alle einsteigen

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Stilgerechte Warte”bank” an der Anlegestelle der Faehrboote in Ribeira

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Kokosnuss??

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Kosmetikstudio in Ribeira?? Zumindest sind hier Avon Produkte erhaeltlich, wer haette das gedacht!

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Die Idylle wird gestoert: ein Schwarm Jetski’s flitzt den Fluss hinunter, mit viel Krach und Schaum auf dem Wasser
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Die Samtpfote weiss, wo es gemuetlich ist. Die Muschelplatten sind ihr wohl zu kratzig

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Hm, lecker Coco - der Saft erfrischt und schmeckt supergut

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Der Anleger des Ribeira Adventure Club - sehr idyllisch hier mit viel Landschaft drumherum

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Brotfruchtbaum in Ribeira

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Mangroven bei Niedrigwasser

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Fahrt über den Fluss und durch die Flachwasserzonen um die Inseln herum

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Antrieb der Fischer- und Faehrboote, interessante, wartungsarme und spritsparende Konstruktion
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Wunderschöne Blüte in Jacaré

Salzwasserdusche und das im Fluss. Hier ist quasi alles im Fluss …. Das Dinghi treibt ziemlich schnell Richtung Insel. Ebbe. Wo zum Geier koennen wir denn hier das Eiland runden?? UEberall ragen Stoecke aus dem Wasser, aber die Bruehe davor sieht schon arg muddelig aus = flach??!! Gruenzeug ragt auch aus dem Wasser und das da hinten, das ist doch Sand oder?? Wir versuchen, weitraeumig auszuweichen, der Motor stockt. Oh Mann, mach nur keinen Mist jetzt, lieber Motor. Nein, nur die Schraube quierlt Karamellpudding auf. Nix wie weg! Gegen Wind und Welle geht es quaelend langsam zurueck zum Mutterschiff. ,Gib doch mal mehr Gas’ …. ,das ist schon Vollgas’ — ich frage mich ernsthaft, ob wir 5 oder 15 PS unter der Motorhaube haben. Da war ja unser alter 6 PS Evinrude am Metzeler Schlauchboot auf dem Rhein schneller und kraftvoller. Oder truebt die Zeit wieder einmal die Wahrnehmung? Ist ja schon so lange her.

Jedenfalls sind wir alle drei komplett geduscht. Erst mal ein Kaeffchen und in der Sonne sitzend trocknen. Eines der kleinen Faehrboote kommt von der anderen Seite des Flusses angetuckert. Vielleicht sollten wir doch diesen Service nutzen? Gruebelnde Blicke Richtung Ufer und Anlegestelle. Wann der wohl losfaehrt? Ach herje, jetzt kommen auch noch Fahrgaeste. Jetzt aber Avanti. Boot zu, Rucksack wieder packen, rein ins Dinghi und rueber zum Steg. Die bereits anwesenden Fahrgaeste brechen in Jubel aus bei unserem Anblick, jetzt wird es wohl gleich losgehen, das Boot ist gut gefuellt, die Fahrt rechnet sich also. Bei einem Spritverbrauch von gerade mal 5 Literen fuer 8 Fahrten (4xhin, 4x zurueck) und einem Fahrpreis von 2,50 Reais pro Kopf sollte das so sein.

Faehrmann wuchtet noch ein blaues Fass ins Boot und dann geht es los. Schnell traegt auch die Stroemung auch dieses Boot Richtung Insel. Fauliger Geruch dringt von den Mangroven in die Nase. Rot-schwarze, relativ grosse Krebs flitzen um ihr Leben und in die vorsorglich gegrabenen Schlupfloecher im Schlick. Ganz dicht fahren wir an den Mangroven vorbei, folgen dem Flachwasserstreifen zwischen Sand und Gruenzeug hindurch. Die Fahrgaeste sind guter Laune. Wochenende.

Weisse, langbeinige Voegel stolzieren auf Beutezug im Wasser herum. Hohe Palmen saeumen das andere Ufer, dazwischen ducken sich kleine Haeuschen

Reffleinen und Haarschnitte

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Auch ein schönes Plätzchen für die Siestazeit. Als Sitzgelegenheit wird der Teil einer ausrangierten Motorboot Flybridge genutzt.

Die Rocking Chairs vor dem kleinen Restaurant sind wirklich bequem - Werner und Andi wollen gar nicht mehr weiter

IMG_9412komp.JPG naja an der Mooringboje direkt vor der Marina. Irgendwie sieht sie so klein aus … naja, nicht die Boje!

Frueh aufstehen lohnt sich — bzw. wird belohnt. In unserem Fall mit relativer Windstille und ablaufendem Wasser. D.h. unsere Lady dreht die Nase brav gen Joao Pessoa und somit fast in den kaum vorhandenen Wind! Ideale Bedingungen, um die Reffleinen-Orgie endlich abschliessen zu koennen. Gross also einmal freimachen und hochziehen. Reffleinen eintuedeln, festbaendseln und dann das Segel wieder runter, auftuchen, abdecken. Wir sind gerade fertig damit , das zieht auch schon wieder eine dicke Regenwolke heran und entlaedt sich exakt ueber uns! Das war knapp! Zeit fuer einen Kaffee, Fruehstueck komplett lassen wir heute ausfallen. Wollen wir doch gleich an Land, einkaufen und dann koennten wir ja um High-Noon, DIE beliebte Essenszeit bei den Brasilianern, das kleine Restaurant gleich ums Eck mal heimsuchen. Hier gibt es Teller voll vom Buffet, dazu ein Getraenk Deiner Wahl und wir bezahlen ganze 35 Reais fuer zwei Personen. Klar, geht das irgendwo auf der Welt noch guenstiger und der Tomatensalat schmeckt auch hier irgendwie merkwuerdig (Doris meint, metallisch, ich plaediere eher fuer seifig — und ich dachte schon, ich bilde mir das ein!). Aber insgesamt sind wir satt und zufrieden. Ein Cafesinho hinterher — den gibt es gratis, vorgesuesst und aus kleinen Plastikfingerhueten.Einige Arbeiter kommen hierher, aber auch die Segler nutzen den preiswerten Mittagstisch gerne. Der Kaeptn allerdings tut spaeter kund: Da gehen wir nicht mehr hin, lieber esse ich die suesse Linsensuppe - so ist alles fuer irgendwas gut und selbst eine misslungene Linsensuppe kommt zu ungeahnten Ehren! Vor dem Restaurant stehen “Rocking Chairs” brasilianischer Art. Hier koennte man locker die Siestazeit abhaengen und sanft vor sich hin rocken. Saubequem und schoen im Schatten, eine leichte Brise faechelt durch die Strasse. Die Maenner wollen gar nicht mehr hoch. So ziehen wir Frauen Richtung Marina, Haare schneiden ist angesagt! Doris als gelernte Friseurin zueckt das Werkzeug und reduziert meine Haarpracht um einige Zentimeter. Paul kommt vorbei und bestaunt das Werk gebuehrend “good job, you are looking younger” , Giselle gibt so was aehnliches auf franzoesisch von sich …. Gruebel, hab ich jetzt vorher etwa ALT ausgesehen????? Egal, ich fuehl mich wohl mit der neuen Haarlaenge und klettere gleich viel leichter ins Dinghi (bin ja jetzt auch juenger = beweglicher ;-) ). Wasser, Einkaeufe, Rucksack mit dem technischen Equipment — mei, was ein Geroedel immer. Den Rest des Nachmittags verdaddeln wir an Bord, das Bier zum Mittagessen hat uns etwas aus der Spur gebracht. Aber wir waren ja auch schon fleissig heute.

Regen Regen Regen


a, „wir koennen“ auch richtig Regen! Und heut ist so ein Regen-Tag! Puenktlich zu des Kaeptns geplanter Kletteraktion setzt der Regen ein. Schnuerlregen wie man im Sueden Deutschlands liebevoll sagt, gefolgt von heftigen Schauern. Joao Pessoa vesinkt erst in einer dunklen Wolkenwand und dann hinter einem weiss-grauen Regenschleier.

Wir erinnern uns – wenn auch nicht so gerne: Die Sicherungsleine fuer das Grossfall war praktischerweise an der Flagge festgemacht. Dumm nur, dass die Flaggenhaken aus Plastik und nicht starkwindtauglich waren. Ende vom Lied: Das Grossfall haemmert je nach Lage des Schiffes und Windstaerke mit lautem „Plong“ gegen unseren Mast, hat aber irgendwann ein Einsehen mit meinen Gehoernerven und wickelt sich kunstvoll um eine Maststufe. Ruhe im Karton! Und hoch muss der Chef ja eh.

Da wir uns ja viel UEbung im schoen-reden haben, troesten wir uns mit der Tatsache, dass die Kletteraktion eh sein muss, da das ramponierte Backbord-Backstag ausgetauscht werden MUSS und das an Steuerbord dann halt auch gleich ausgetauscht wird. Sind eh zu kurz die Dinger, daher auch ramponiert. Denn so weit koennen wir das luvwaertige Backstag gar nicht oeffnen, dass nicht doch die Latte des Grosssegels daran scheuert. Und da wir ein durchgelattetes Grosssegel haben, an dessen Ende die Latten mit Schrauben in Spannern gehalten werden, scheuert es an dieser Stelle ganz ordentlich. Puh, das war jetzt ganz schoen viel Seglerlatein. Ist ja sonst nicht so mein Stil.

Wir verkruemeln uns jedenfalls erstmal wieder unter die kuschelige Kuchenbude, die unsere Plicht wunderbar von Wind und Regen abschirmt. Draussen ist es grad a weng frisch und wir sind echt froh ueber die Waerme, die uns im Schiff erwartet.

Ich verfalle in einen mittleren Raeumungswahn (wenn schon keine Raeumungsverkaeufe, dann wenigstens sowas), suche wieder mal wie wild etwas, was vor zwei Tagen definitiv noch an diesem Platz lag ….. finde es schliesslich ganz woanders, beziehe kurzerhand das Bett neu, weiche Waesche ein. Der Kaeptn verdoest derweil einen Regenschauer nach dem anderen. Irgendwann koennen wir dann aber doch noch aktiv werden und er wagt sich in den Mast. So 21 Meter ueber dem Wasser, das ist schon eine recht luftige Hoehe. Da das Grossfall als Sicherungsleine ausfaellt, findet die Mastwanderung auch noch vorne statt, d.h. er muss auf seinem Weg nach oben die kleine Rollanlage umrunden. Was die Aktion kurzzeitig ins Stocken geraten laesst. Der Rest geht dann zuegig ueber die Buehne, eine Leine runter, die andere hoch und schon steht man(n) wieder auf Deck!

Weiter Regenfaelle unterbrechen unseren Tatendrang und da wir jetzt eh schon nass sind, fahren wir halt Duschen! Bei der Gelegenheit koennen wir gleich noch die gefuellte Gasflasche von Attilio in Empfang nehmen. Siestazeit – der Mercadinho hat seine Pforte geschlossen, einkaufen muss also spaeter stattfinden. Also zurueck ans Mutterschiff. Auf dem Steg geben wir aber erstmal eine Portion Mitgefuehl an die Lazy Duck ab. Die ist von ihrem Trip nach Fernando do Noronha zurueck gekehrt, hat ein Problem mit dem Autopilot! Das kommt uns doch sehr bekannt vor!!! Sind eigentlich noch Schiffe unterwegs, die KEIN Problem mit diesem Teil hatten oder haben?? Jetzt aber ab, die Sonne scheint – vielleicht bekommen wir ja noch die Reffleinen gewechselt und die Fussreling ein letztes Mal lackiert.

Tatsaechlich bekommen wir Beides noch hin. Wenn auch das Gross unten bleibt und die Aktion Reffleinen somit noch nicht abgeschlossen werden kann. Puenktlich mit uns trifft auch der Wind an Bord ein, das Segel hochzuziehen ist zwar nicht unmoeglich, aber voellig unsinnig, liegen wir doch nicht genau im Wind. Sagte Daniela nicht irgendwas von weniger Wind zur Wochenmitte hin?? Also grosse Hoffnung auf morgen!

Kontraste und Warmduscher

Der Sonntagvormittag vergeht mit Unterwasserschiff reinigen. Allerdings lassen wir Hand anlegen. Junior, ein junger Mann aus dem Ort, wird von Werner abgeholt und legt auch gleich los. Mit Flossen und Taucherbrille und am Kiel dann auch mit unserer (noch nicht ganz kompletten) Tauchausruestung. Die Sauerstoffflasche ist anschliessend leer, der Rumpf dafuer (hoffentlich) etwas sauberer. Hatten sich wohl doch einige Muscheln und Algen angesiedelt. Mal gespannt, wie unser Schiff untenrum aussieht, wenn wir in Trinidad mal wieder an Land gehen….

Am Nachmittag ist dann fuer uns Landgang angesagt. Wir treffen Patrick, der uns ganz euphorisch von der „neuen“ Dinghi-Anlegestelle beim Yate Clube Jacaré erzaehlt. An der strahlend weiss gemalerten Mauer laufen wir ja oft genug vorbei und die gepflegten Anlagen samt Swimmingpool (dekoriert mit einer leicht kitschigen Delphinfigur) haben wir ebenso oft bewundert. Die Franzosen – wie auch einige andere Segler – gehen mit der Preispolitik ihrer Landsmaenner in der Jacare-Marina-Village nicht so ganz konform und haben eine Alternative beim Yate-Club gefunden. Dinghi anlanden, Wasser holen – alles gratis. Und das Beste – hier entfaltet der gute Patrick sein ganzes mimisches Talent: WARME Duschen!!! Graduit, also fuer umme.

Das muessen wir natuerlich gleich den Andori’s erzaehlen. Wasser holen und Dinghi anlanden ist jetzt grad nicht so ihr Thema, weil sie ja noch in der Marina liegen. Aber bei dem Stichwort Dusche und dann auch noch mit warmem Wasser, da wird Doris munter und rollt die Augen ebenso gekonnt wie sonst beim Sabadinho die Hueften. Das darf doch nicht wahr sein!! Gleich machen sich die Beiden zu einer ersten Besichtigungstour auf, wollen ein Bar in der Clubbar trinken.

Da wir uns ja alles irgendwie schoen reden koennen, nutzen wir noch einmal die herrlich erfrischend und hautstraffende Kaltdusche der Marina. Ob wir uns fuer die paar Tage, die wir noch hierbleiben wollen, nochmal umstellen koennen?? Auch die Yelo-Crew findet, dass die hautstraffende Wirkung einer kalten Dusche doch eigentlich vorzuziehen sei. Und fuer Wellness-Programme muss man bekanntlich halt zahlen. Der Wochenpreis von 100 Reais fuer Duschen, Abfall, Wasser bunkern, Fahrraeder und Dinghi parken haelt sich ja auch noch im vertretbaren Rahmen.

Wieder wohlduftend trollen wir uns erst einmal und gehen unsere Fahrraeder abholen. In der kleinen Werkstatt im Fischerdorf von Jacaré. Der Ort Jacaré besteht naemlich irgendwie aus mehreren Teilen. Und der Fischerteil liegt bei uns vor der „Haustuer“, bietet uns alles, was wir eigentlich so brauchen: kleine Einkaufslaeden, die Fahrradwerkstatt, eine Art Baecker, eine Bar und ein kleines Restaurant, in dem man um die Mittagszeit recht preiswert und gut essen kann.

Die Fahrraeder sind repariert, die von uns mitgebrachten Reifen und Schlaeuche montiert, Gangschaltung erneuert, ein Tretlager. Kosten: 200 Reais. Das haetten wir in Deutschland nie und nimmer fuer den Preis bekommen. Die ganze Familie winkt uns zum Abschied und der kleine Sohn erklaert Werner noch ganz wichtig irgend etwas an seinem Fahrrad. UEber das Pflaster der Dorfstrasse hoppeln wir zurueck in die Marina, parken erst einmal unsere Raeder. Kleiner Abendspaziergang? Warum nicht. Vielleicht treffen wir ja noch Andy und Doris im Yate Club.

Von den Beiden ist weit und breit nix mehr zu sehen. Dafuer strahlen die Kokospalmen auf dem Clubgelaende in einem Gruen, gruener geht nicht. Ein junger Mann kommt zu uns, erklaert uns in holperigem Englisch (immerhin!), dass hier vorwiegend kleine Segel- und Motorboote liegen und der Club noch ein anderes Gelaende in Bassa hat. Dort liegen dann die groeßeren Segelboote. Zumindest verstehen wir das so. Er fuehrt uns aufs Gelaende, zeigt uns die Garagen fuer die Boote. Die letzten werden gerade von einem Traktor durch den Ebbe-Schlamm die Rampe hoch gezogen und aufs Gelaende gebracht. Ein feines, weisses Mercedes Cabrio parkt vor der Bar. Komisch, auf den Strassen hier habe ich ein solches Auto noch nie fahren sehen! Ob der hier auch eine Garage hat und nur auf dem Gelaende bewegt wird??

Alles ist gepflegt und huebsch anzusehen wenn auch hyperluxurioes. Aber das waere hier irgendwie auch fehl am Platz. Wo doch nur wenige Meter weiter die traditionellen, schmalen Holzboote entweder zum Fischen oder als Faehrboote genutzt werden. Und kleine Jungs auf ihren Eseln durch den Ort reiten. Hier die teuren Motorboote, dort die einfachen Fischer- und Faehrboote – kontrastreich wie so vieles in diesem Land.

Voller Staunen vernimmt der junge Mann, dass wir seit 2 Jahren mit unserem Boot unterwegs und ueber den Atlantik nach Brasilien gekommen sind. Er selbst zeigt uns stolz seinen Laser, mit dem er hier auf dem Fluss segelt, was natuerlich von uns gebuehrend bewundert wird. Noch eine Runde auf dem Steg, dann verabschieden wir uns. Treffen in der Marina-Bar Andy und Doris wieder. Die zwar ein Bier bekommen haben im Club, die ganze Truppe aber in helle Aufregung versetzt haben, weil keiner der anwesenden Herren Englisch sprach. Grosse Erleichterung, als Doris ihre Bestellung in einigermassem verstaendlichen portugiesisch/spanisch hervorbrachte. „We speak Beer“ geht eben irgendwie immer.

Die Anker-Crews zieht es zurueck auf ihre Boote. Noch kurz beratschlagen, was es zum Abendessen geben koennte, dann brummen die Dinghi-Motoren auch schon wieder um die Wette. Jetzt geht das Karussellfahren wieder los, denn immer kurz vorm kentern der Tide drehen sich alle Ankerlieger wie wild hin und her. Dazu dann noch der Wind …. Trotzdem schlafen wir tief und fest. Meistens zumindest. Denn hin und wieder muss halt mal das Luk geschlossen oder wieder geoeffnet werden. „Warum machst Du das Luk zu“ brummt es aus den Kissen neben mir. „Weil es schneit“ …. Die Antwort wird mit einem weiteren Grunzen und Umdrehen quittiert, es kuemmert sich ja schon einer, weit

Abendliche "Schlammschlacht" - die Boote des Yate-Club werden an Land gezogen

Abendliche

erschlafen!

Grüner die Palmen nie grünen ... oder so

Grüner die Palmen nie grünen ... oder so

-)

Die Drahtesel werden aus der Reparatur geholt - wie neu! naja, fast :-)

Sabadinho die Zweite

Rumpelnd, aechzend und knirschend setzt sich der Zug nach Joao Pessoa in Bewegung. Nimmt Fahrt auf und rattert durch Vororte und dschungelaehnliches Gruen. Ein Karussell mit bunten Holzpferden flitzt vorbei. Dahinter steht ein, ja wie nennt man das jetzt? Von der Form her ist es ein Riesenrad, aber ein kleines halt, geradezu winzig wirkt es, unwesentlich hoeher wie das Karussell …. Ein Mini-Riesenrad, Widerspruch in sich? In letzter Minute sind noch vier franzoesische Segler in unseren Waggon gesprungen. Mit den Hollaendern waeren wir also als „alle Neune“ unterwegs. Unterwegs zu unserem zweiten Sabadinho in Joao Pessoa.

Mandacaru – ah, davon hat Paul erzaehlt, hier finden in einer Bar die Montags-Musiksessions statt. Vielleicht erleben wir das ja auch noch. Joao Pessoa, die Damen (Giselle und ich) nutzen schnell noch einmal die Gelegenheit einer relativ sauberen Toilette. Dann trennen sich unsere Wege. Wir benoetigen noch Bares. Paul hat uns den Weg zur Banco do Brasil beschrieben. Die ist auch schnell gefunden aber leider ohne zugaenglichen ATM! Schwere Gitter sichern die Glastueren, kein Automat weit und breit zu sehen. Die benachbarte Caixa ist im Umbau. Also zurueck auf Start. Wir sind an der Santander Bank vorbei gekommen, haben sie „links“ liegen lassen. Santander = keine Geldauszahlung mit unseren Kreditkarten. Die Hoffnung stirbt zuletzt, also versuchen wir es einfach noch einmal. Und haben tatsaechlich dieses Mal Erfolg!! Finanziell jetzt wieder gut aufgestellt geht es weiter. Noch einmal am Shopping Center vorbei, an kleinen Laeden, dem ominoesen Haus mit der blauen Haustuere (ein Schild weist es als ‚Loja Macônica‘ aus. Es handelt sich also laut Wikipedia um die Freimaurerloge Weisse Tage, die 1918 gegruendet wurde.

Markt, Stadtrundgang oder gleich zum Praca da Branca, dem Sabadinho-Platz? Wir entscheiden uns fuer letzteres. Sind wir doch aufgrund der morgendlichen Lackierarbeiten erst verspaetet los gekommen. Zwei Fleischspiesse und 6 Bierdosen-Einkaeufe spaeter sind wir wieder froehlich vereint: Mit Litho, Viktor, den Seglern aus der Marina und einigen anderen, uns namentlich nicht bekannten Brasilianern. Man kennt uns schon, wir werden wie alte Freund begruesst und bekommen auch gleich zu hoeren, dass wir ja was verpasst haben. Die erste Band sei soooo gut gewesen, gigantisch, mit Saxophon und Trompete und ueberhaupt. Mehr Jazzmaessig, richtig gut. Litho verspricht uns eine CD, er nimmt ja immer alles auf. Auf der Buehne wechselt die Band, davor das gewohnte und doch wieder andere Bild der Tanzpaare oder SolotaenzerInnen. Auch hier sieht man viele jetzt schon bekannte Gesichter. Die AElteren schmeissen die Gehhilfen hinter die Stuehle und lassen sich von Juengeren ueber die Tanzflaeche schieben, lebende Geh- bzw. Tanzhilfen quasi.

Ein kleiner, kraeftiger und dauerhaft laechelnder Mann guckt sich Doris als Tanzpartnerin aus. Sie hat aber auch einen guten Hueftschwung und faellt sofort auf. Verzueckt schiebt der Herr sie ueber die Tanzflaeche, gut einen Kopf kleiner wie sie, versinkt er dabei so in Brusthoehe. Gut, das er mich nicht auserwaehlt hat, der waer glatt erstickt ;-). Wir amuesieren uns natuerlich praechtig ueber das ungleiche Paar, das taenzerisch aber durchaus harmoniert.

Viktor schockt uns, hat er doch seinen prachtvollen Bart abrasiert und zwar todo completto!! Unfassbar! Zum Glueck hat er noch die Schiebermuetze auf dem Kopf, sonst haetten wir ihn vielleicht gar nicht mehr erkannt ;-). Unser kleine, illustre Gesellschaft wird heute durch einen echten Sambalehrer vervollstaendigt. Der gibt sich alle Muehe, Daniela von der Yelo, die richtigen Schritte beizubringen, schaut ihr dabei allerdings wohl zu schmachtend in die blauen Augen und zu tief in die Bierdose. So wird das nix mit dem Tanzunterricht. Die anderen lachen sich schlapp und erklaeren Daniela erst einmal, das brasilianische Maenner von blauen Augen bei dann auch noch blonden Frauen total hin und weg seien. Der Sambalehrer wird jedenfalls sanft nach Hause geschickt, die Trennung faellt ihm sichtlich schwer.

Nach dem offiziellen Musikteil startet nach einer kurzen Verschnaufpause, die alle zum Besuch der Cachacaria nutzen, mit dem Disco und jamsession-Teil. In der Strasse oberhalb des Platzes draengen sich die vorwiegend Jugendlichen der Stadt. Alle 10 Meter parkt ein Auto mit geoeffnetem Kofferraum. Dieser ist komplett mit Musikboxen zugebaut und die droehnen ihre Umgebung nach besten Kraeften zu. Eine Kakophonie der Geraeusche. Und damit auch die Nase nicht zu kurz kommt, mischt sich der Grillkohlenrauch mit diversen blumigen Dueften aus den Parfuemflaschen der Damen, Herren und Gays. Letzere sind hier naemlich reichlich vertreten und zu bewundern. Musik und Gewimmel ist nicht so unser Stil, aber gesehen haben muss man es einmal. Schnell fluechten wir uns aber wieder auf den Platz, hier fuehlen wir uns definitiv wohler! Bewundernd schauen die brasilianischen Herren auf Doris und ihren fast perfekten Tanzstil. Die Damen dagegen schuetteln entruestet die Koepfe: Geht ja gar nicht, alles falsch!! Was wollen die??? Stehen selbst mehr oder weniger bewegungslos rum und meckern an den Gringas rum?? Es gibt aber auch noch einige andere, die einfach nur wohlwollend mit uns tanzen und die notwendigen Korrekturen laechelnd weitergeben.

Wir lernen die Crew einer amerikanischen Yacht kennen. Zwei sehr junge Suedafrikaner, welche die schoene Amel Super Maramu fuer den amerikanischen Eigner nach Brasilien ueberfuehrt haben. Die Jungs sind gut drauf und einer erklaert uns, dass er irgendwann auch mit seinem eigenen Schiff um die Welt segeln will. Wir sind uns ganz sicher, dass er das schafft. Wer weiss, wo man sich irgendwann wieder trifft. Jetzt aber uebt er erst einmal mit einem Brasilianer Sambaschritte und erweist sich als aeusserst lernfaehig. Heute ist irgendwie Unterrichts-Samstag hier auf dem Sabadinho. So viele LehrmeisterInnen hatten wir letztes Mal noch nicht! Gehoert vielleicht zum hiesigen Integrationsprogramm, frei nach Lithos Motto: „I don’t speak english or german, I speak Beer“! Hier dann abgewandelt in „I speak Samba“!!

So nach und nach dezimiert sich unsere Truppe, die Franzosen schwaecheln zuerst, sind muede. Dicht gefolgt von den Hollaendern, die schon mal zum Bus traben. Wir – die schweizerisch-deutsche Fraktion – wollen eigentlich mit dem Taxi zurueck. Das ist uns dann aber zu teuer und so wandern wir nach kurzen Diskussionen ueber die Richtung ebenfalls zur Bushaltestelle. Kaum erreicht, sichten wir auch schon eine der Linien, die in Frage kommen. Hand Hoch, Bus haelt und aus den ersten Fenstern bruellt es uns lautstark mit eindeutig niederlaendischem Akzent entgegen: Taxi, Taxi! Grosses Gelaechter, weil das Taxi jetzt doch zum Bus mutiert ist, dann sitzen bzw. stehen wir aber doch alle ziemlich ruhig und muede da. Im Busbahnhof grosse Fragezeichen: Faehrt jetzt ueberhaupt noch ein Bus nach Jacaré oder haetten wir vielleicht doch den Cabedelo-Bus nehmen muessen?? Andi bleibt voellig ruhig, da kommt auf jeden Fall noch einer. Ob ich vielleicht nochmal auf Toilette gehen sollte? Normalerweise beschleunigen derartige Aktionen die Ankunft eines Vehrsmittels enorm. Ich verzichte und gefuehlte Stunden spaeter taucht dann wirklich noch der ersehnte Bus auf! Gut gefuellt rumpelt er die schon bekannte Strecke entlang und voellig steifbeinig fallen wir in Jacaré die Stufen hinunter auf die Strasse.

Unser Fahrradladen hat schon geschlossen, holen wir die Raeder doch morgen aus der Reparatur ab. Dafuer gibt es noch Broetchen und schraeg gegenueber ist ein Gottesdienst in vollem Gange. Vor vielen Haeusern sitzen Menschen, Musik droehnt von ueberallher, das abendliche Leben von Jacaré ist immer wieder faszinierend. Durch geoeffnete Tueren kann man einen kleinen Einblick in die Wohnsituation der Menschen hier nehmen und egal wie klein die Huette auch sein mag, ein Fernsehbildschirm ist ueberall zu sehen. Aber davon zeugen ja oft genug auch die teils futuristisch anmutenden Satellitenschuesseln auf den Hausdaechern.

Zuhause, wir sind alle irgendwie platt. Und Doris schwoert, dass sie sich morgen ganz sicher nicht mehr bewegen kann.

Naja erwartet uns ganz souveraen und ruhig an der Mooring liegend. Ankerlicht an und dann sind wir auch schon in der Koje verschwunden. Sabadinho‘s sind anstrengend.

Fahrradwerkstatt in Jacaré - hier werden unsere Bordraeder endlich mal ueberarbeitet und hoffentlich wieder fahrtauglich gemacht!

Fahrradwerkstatt in Jacaré - hier werden unsere Bordraeder endlich mal ueberarbeitet und hoffentlich wieder fahrtauglich gemacht!

Academia Parabiana de Poesia

APP etwas anders interpretiert: Academia Parabiana de Poesia

Jung und Alt mischt sich wunderbar unbeschwerit auf dem Sabadinho

Jung und Alt mischt sich wunderbar unbeschwerit auf dem Sabadinho

Auch Esel freuen sich ueber ein erfrischendes Bad

Auch Esel freuen sich ueber ein erfrischendes Bad

Ausdauer wird hier gross geschrieben und Doris haelt tapfer mit

Ausdauer wird hier gross geschrieben und Doris haelt tapfer mit

Dekorative Plakate in einer kleinen Strasse in Joao Pessoa

Dekorative Plakate in einer kleinen Strasse in Joao Pessoa

Zwei BVB-Fans auf dem Bahnhof von Jacaré. Dieser hier ist stilecht gekleidet, waehrend der Skipper heute komplett incognito geht

Unverhofftes Treffen: Zwei BVB-Fans auf dem Bahnhof von Jacaré. Dieser hier ist stilecht gekleidet, waehrend der Skipper heute komplett incognito geht

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