Hinter uns liegt eine Nacht mit Squalls, die uns Wind bis zu 30 Knoten beschert haben. Hinter uns liegt auch ein beschaemendes Etmal von 110 Seemeilen. Beschaemend deshalb, weil wir die Abdrift und die unterschiedlichen Gradzahlen von Kartenkurs und Kurs ueber Grund zwar wahrgenomen aber nicht wirklich gewuerdigt und zu spaet reagiert haben. So kommen wir - natuerlich - in stockfinsterer nacht und bei einsetzendem Regen zu nah an die Kueste und auch an eine Flachwasserzone. Da wir jetzt nicht so die Kampfsegler sind, geht es unter Maschine kaugummimaessig langsam wieder Richtung unserer Kurslinie zurueck. Nach meiner 3-stuendigen Freiwache wieder an Deck kommend habe ich das optische Gefuehl, dass wir keinen Meter weiter gekommen sind. Achtern an Backbord ist immer noch ein sehr praegnantes Licht einer Oelbohranlage zu sehen. Und die Kurslinie - tja, die scheint auch noch in weiter Ferne zu liegen. Aber bis zum Sonnenaufgang schaffen wir es dann doch noch, koennen auch wieder segeln. Am Wind und von jeder 14./15. Welle bekommt naja kraeftig gegen die Nase geboxt dass es nur so kracht. Armes Maedchen! Tapfer und unbeirrt steigt sie die Wellenberge hoch und runter. Nur dem Baumniederholer gefaellt das irgendwie nicht, er steigt aus und haut krachend aufs Deck. Der Bolzen am Baum hat sich kurzfristig verabschiedet. Wenig spaeter knallt es noch einmal, verhalten zwar, aber unueberhoerbar: die letzte Umlenkrolle der Genuareffleine hat es zerrissen. Verschleiss und Ueberbeanspruchung? Wo gehobelt wird, fallen halt auch Spaene. Sobald wir tieferes Wasser erreichen, werden auch die Wellen etwas moderater. Leider haelt dieser Zustand nicht allzulange an. Schlagartig geht es hier von ueber 400 Metern auf 50 Meter hoch. Vor uns blinkt was im Wasser: ein Fischerboot kommt direkt auf uns zu. Des Kaeptns erster Gedanke ist, dass wir in den Bereich der Fischzuchtanlage kommen und abdrehen muessen. Der zweite Gedanke ist: wo sind unsere Klamotten eigentlich???? Ich trage ja wenigstens und anstandshalber meinen Sonnenhut aber Werner hat noch nicht mal - wie vollmundig angekuendigt - die Socken angezogen! Die Anziehhektik ist dann doch voellig ueberfluessig, die Jungs ziehen ihr e Angelschnur oder ein Netz aus dem Wasser und beachten uns gar nicht weiter. Mit wird beim zuschauen schon speiuebel, in so einer Nussschale bei Wellen, in deren Taelern man locker ein eingeschossiges Haus versenken koennte (o.k. ohne Dach) hier draussen unterwegs zu sein und Fische aus dem Meer zu holen?. Das waer definitiv nix fuer mich. Wir umkurven dann noch ein hoch aufragendes Fischerfaehnchen und sichten noch einige dieser kleinen Booetchen - kleiner Vorgeschmack auf die Nacht? Hoffentlich sind die beleuchtet und einigermassen erkennbar. Die Nachtwachen duerften heute etwas anstrengender ausfallen. Vielleicht sollte ich sicherheitshalber alle Fischerboote gedanklich aus dem Weg beamen ;-) Apropos Fisch - irgendwie hab ich Hunger. Da unser Fruehstueck aufgrund latenten Schlafmangels des heutigen Smutjes (der auch Smut des morgigen und uebermorgigen Tages sein wird) etwas kurz ausgefallen ist und danach irgendwie auch keine Verpflegungsmotivation aufgekommen ist, gibt es dass Abendessen heute mal etwas frueher. Bei dem Gehopse und den Temperaturen kein Vergnuegen. Er ist halt doch mein Held, der Kaeptn Werner!