Kurz vorm Ablegen bekommen wir Besuch: der Franzose Jeff
(typisch franzoesischer Name) und sein argentinischer Mitsegler (dessen Name
ich vergessen habe) kommen freudig winkend zu uns und an Bord. Wo gibt es was,
wo sind die Behoerden, wie ist das mit Dieseltanken, viele Fragen von beiden
Seiten. Brasiliens Sueden sei doch deutlich anders und weiter suedlich sei es
auch von den Temperaturen her angenehmer, tags um die 25-26 Grad, nachts unter
20. Man koenne gut schlafen.

Ich seh schon, wie es in meinem Skipper wieder arbeitet ….

Die franz-argent Seglerkombi will von Salvador aus Richtung
Europa. Einen Monat auf See planen sie und wollen sich entsprechend
proviantieren.

Es regnet immer wieder. Wir wollen doch los. Ich will nur
noch weg hier vom Steg des Terminal Nautico. Wenigstens sind die Wasserleichen
heute frueh verschwunden. Die Bewegung der Schiffe ist aber immer noch sehr
stark und das harte Rucken in die Festmacher schmerzt regelrecht.

Endlich macht die Wasserflut von oben eine Pause. Stromkabel
rein, Festmacher und Mooringleinen loesen, Maschine rueckwaerts! Letztes Winken
zu der franzoesischen Aluyacht, dann sind wir in der Bucht. Die empfaengt uns
mit ordentlich Welle und einem Wind, der zu sehr von vorn einfaellt. Erstmal raus
aus dem Feld der auf Reede liegenden Grossschiffe. Einer vor uns geht Ankerauf,
die Kette wird gespuelt, ein minimales Schraubenwasser ist erkennbar, gaaanz
langsam bewegt sich der Koloss Richtung Meer. Da vorn spuelt noch einer die
Kette, der liegt auch noch mit dem Bug zu uns, was hat er vor?? Auf jeden Fall
hat er uns gesehen und wartet hoeflich ab, bis wir vor ihm durch sind, dreht
dann fast unmerklich seinen Bug Richtung Salvador herum. Ob er an den
Verladekai geht?

Der Wind kommt guenstiger, wir koennen mit der Genua
weiterlaufen, die Maschine ist wieder aus. Der Strom schiebt zusaetzlich und
schnell kommt schon die Nordspitze Itaparicas in Sicht. Aber nur fuer kurze
Zeit, dann versinkt alles in der naechsten Regenfront. Die haben wir ja schon
eine Weile beobachten koennen, aber jetzt sind wir mittendrin. Und tasten uns
ganz langsam Richtung Ankerplatz. Kein Schiff ist zu erkennen, aber ein
AIS-Signal! Ein franzoesischer (was auch sonst) Cat ist der letzte Ankerlieger
und hat wohl sicherheitshalber sein AIS angeschaltet. Der Regen hoert auf, wir
koennen die Pollen und die Pacifico erkennen. Green Nomad hat sich
offensichtlich verdrueckt, an ihrem Platz ankert eine andere uns schon bekannte
brasilianische Yacht. Auch der kleine knubbelige Franzose mit dem Rastabart und
dem schnellen 9,99 Meter Boot liegt weiter drinnen noch vor Anker.

Unser Anker faellt, von der Pollen winkt Johann herueber.
Ruhe und Zeit fuer Bratkartoffeln mit Spiegelei und Rote Beete Salat! Zeit auch
zum Lesen und Schreiben, zum Schauen und Sinnieren. Nach Landgang ist uns
Beiden jedenfalls nicht zumute.