Das eine Nacht derart ruhig sein kann! Das Schiff liegt so still, dass ich auf dem Echolot pruefe, ob wir noch ausreichend Wasser unterm Kiel haben oder vielleicht doch schon aufsitzen. Aber bei round about 6 Metern auf der Anzeige, sollte letzteres nicht der Fall sein. Es geht kein Wind, die Tide dreht uns langsam um 180?. Den Niedergang haben wir provisorisch einbruchssicher gemacht, indem wir die Leiter entfernt haben. Entweder plumst ein potentieller Bandito jetzt geraeuschvoll weil ueberraschend in die Tiefe oder in den darunter aufgestellten Waeschebottich. Vielleicht albern, aber uns beruhigt es etwas. Pfefferspray und schlagkraeftige Maglite-Lampe sind am Bett griffbereit. Das Luk ueber uns lassen wir zwecks Luftzufuhr geoeffnet. Laut Statistik kann aber eigentlich eh nix mehr passieren, das letzte Mal kam was vor zwei Jahren und eben jetzt am 31.3. vor - muessten jetzt rein theoretisch wieder 2 Jahre ohne besondere Vorkommnisse sein. Johann, ein Oesterreicher auf einem Trimaran neben uns, erzaehlt ausserdem, dass die Banditos vom Machetenueberfall gefasst seien, einer sei sogar auf der Flucht erschossen worden. Vor wem muss man sich in Brasilien jetzt mehr fuerchten? Johann bietet uns auch an, mit einem Bekannten in dessen Auto zum Einkaufen in den grossen Bomprecco mitzufahren. Uns ueberrumpelt das jetzt grad etwas, Fruehstueck steht auf dem Tisch, ich telefoniere mit Deutschland weil mein Papa ins Krankenhaus musste. Herzrhytmusstoerungen, 24-Stunden EKG, weitere Untersuchungen. Da hab ich grad nicht so den Kopf frei fuer unsere Vorraete. Und Obst, Eier und Brot sollten wir auch hier im Ort bekommen. Mittlerweile haben wir niedrigstes Niedrigwasser (es ist ja Vollmond) und die Sandbaenke in der naeheren Umgebung sind in voller Pracht sichtbar. Ein Segelboot hat sich trocken fallen lassen, um irgendwelche Arbeiten am Rumpf durchzufuehren. Das ist schon praktisch, wenn man das mit seinem Boot machen kann. Unsere Lady wuerde entweder auf die Seite oder auf die Nase plumpsen, trockenfallen ist so gar nicht ihr Ding. Aber dafuer wurde sie ja auch nicht konstruiert und gebaut. Kleine Boote liegen ebenfalls an der Sandbank und Menschen laufen darauf oder im flachen Wasser davor herum. Das reizt mich ja enorm. Aber den Kaeptn zieht es erst einmal an Land. Alle verfuegbaren Wasserkaniste werden ins Dinghi gepackt. An der Fonte direkt hinter dem Marinagebaeude wollen wir unseren Trinkwasservorrat auffuellen. Erst einmal geht es aber am Ufer entlang Richtung Kirche. Das beeindruckende Gebaeude erhebt sich ueber allen Daechern und war ja auch vom Wasser aus gut sichtbar. Der Fahrradweg wird frisch gemalert, ueberall stehen Farbpoette rum. Die Maler machen gerade Paeuschen, im Schatten eines grossen Baumes. Wir bewundern die unterschiedlichen Haeuser entlang der Uferstrasse. Ob sich hier der Wohlstand in der Zahl der Garagentore oder der Hoehe der Mauern und Zaeune ausdrueckt? Zwischen meist nicht wirklich sichtbaren, aber ganz offenbar sehr noblen Behausungen ducken sich Ruinen oder Teilruinen unter grosse Baeume. Die meisten Haeuser hier werden ganz offensichtlich nur fuers Wochenende oder die Ferien bewohnt. Am Mercado sind wir natuerlich wieder zu spaet. Nur die zahlreichen Bars-Restaurantes und einige schwarze Tauben sind aktiv. Ein Hund inspiziert eine Muelltuete auf verwertbaren Inhalt. Ist der Mercado vielleicht gar kein Mercado mehr, sondern eine Kneipenmeile?? Schoen bunt jedenfalls ist alles, vor allem durch die orange- und gelbfarbenene Plastiksitzgarnituren der Firmen Schin und Skol. Einige Etablissements sehen jedenfalls sehr einladend aus. Ein Mann mit einem kleinen Karren schneidet Fischstuecke zurecht und preist uns diese auch gleich an. Als wir ablehnen , geht die Klappe am grossen Verkaufskasten hoch, vielleicht davon was?? Eis oder Kuehlung suchen wir vergeblich an und in der Kiste, wir verzichten mal besser dankend. Wir goennen uns ein Bier mit Blick auf einen weissen Sandstrand. Ob wir oben unter den Baeumen oder unten im Sand sitzen moechten fragt die Wirtin. Im Schatten, ist doch claro! Am Nebentisch verzehrt der Wirt Krebs. Nach pruefendem Klopfen auf den gekochten Koerper werden die Schalen mit den Zaehnen aufgeknackt und dann das Fleisch heraus gepult. Aus der offenen Kueche riecht es gut. Aber die Preise sind auch touristisch angepasst hoeher, fuer die grosse Flasche Skol zahlen wir hier 2 Reais mehr wie sonst ueberall. Uns zieht es jedenfalls weiter, gibt ja noch einiges zu entdecken. Schon nett hier, die Ufermeile. Und viele wirklich schoene Haeuser stehen hier, mit Blick auf die Bucht - wenn denn nicht die Zaeune oder Mauern so hoch und dicht waeren! Hinter einer Jasminhecke verbirgt sich ein besonders schoenes Haus mit wundervollem Garten und Pool. Daneben ein eher modernes Gebaude, sehr viel Glas und sehr edel anzuschauen. Schoener Wohnen live und in Farbe. Die Wehenbeschleunigungsrampen auf den Strassen werden gerade neu gepflastert. Aber viel e Autos bewegen sich hier eh nicht entlang. Dann kommt eine Reihe ueberraschend niedriger Mauern, kleine Pforten lassen den Besucher in handtuchschmale Gaerten und zu den am Ende liegenden Haeuschen - Reihenhaeuser a la Itaparica, sehr charmant wie wir finden und als Wochenendhaus sicher vollkommen ausreichend. Die Strassen der zweiten und dritten Reihe beherbergen deutlich mehr Gras und Unkraut zwischen den Pflastersteinen, die Haeuser allerdings sind oft ebenso nobel (oder sogar noch nobler) wie die der ersten Reihe. Man sieht ganz deutlich, dass hier viele wohlhabende Leute aus Salvador oder ganz Bahia hier ihre Feriendomizile und Zweitwohnsitze haben. Auch in der Marina spueren wir das und das bevorstehende Osterwochenende: man faehrt mit dem Motorboot vor, laedt die Einkaeufe und Koffer aus und das Motorboot wird von einem Skipper betreut, waehrend die Familie von dannen eilt. Ein Jetski eskortiert ein Sportboot. Das kann ja heiter werden, mit der Ruhe ist es wohl ueber Ostern eher nix. Den laut aller Aussagen vorhandenen Minimercado haben wir bei unserem Rundgang leider nicht gefunden. Morgen muessen wir wohl etwas frueher raus und uns auf den Weg zum grossen Bomprecco machen. Ostern steht vor der Tuer und damit auch Feiertage mit nicht geoeffneten Laeden. Wir werden es auch so ueberleben, aber ein kleiner Bedarf an frischen Waren ist schon vorhanden. Am Ankerplatz haben sich noch weitere Yachten eingefunden, die schwedische ASH kennen wir nun schon aus Mindelo und Salvador. Die sympathischen Schweden haben also auch den Weg hinter die Insel gefunden. Und links von uns ankern noch zwei unter brasilianischer Flagge fahrende Boote. Deutsche Yachten sind hier derzeit eher die Ausnahme. Schade eigentlich. Deutsch sprechen k?nnen wir trotzdem, mit Hermann von der Pacifico (Deutscher mit brasilianischem Pass) und Johann, ?sterreicher mit einer Brasilianerin verheiratet. Den Tag moechte der Kaeptn mit einem abendlichen Landgang kroenen. Also wieder alle Luken weitgehend dicht machen, abschliessen, in die Klamotten schmeissen und losdatteln. Der Rundgang durch den Ort offenbart unendlich viele Kneipen und Bars, wir entdecken eine Pastellaria, den kleinen Minimercado der auch ueber die Osterfeiertage geoeffnet hat, lauschen einer Gruppe Damen, die vor der Kirche stehend beten (warum vor der Kirche???), finden die zweite Kirche und landen zum Betthupferlbier im Mercado. Der ist wirklich nur noch ein Mercado fuer Getraenke. In allen Nischen und hinter jedem Rollladen verbirgt sich eine Bar oder Launchette (keine Ahnung, was das genau ist). Auf dem Rueckweg kommen wir mit Hermann ins Schnacken, der ist auf der Suche nach einem Eis. Am Steg der Marina ist es voll geworden, ein Motorboot liegt neben dem anderen, das Wasser wird blau angestrahlt, auf einem grossen Flachbildschirm in der Kajuete des groessten Motorbootes flimmern die Tagesnachrichten zu uns heraus, der Mond haengt noch ganz tief und rund ueber den Baumwipfeln. Ablaufendes Wasser. Ganz ruhig ist es wieder geworden am Ankerplatz, kein Wellenkraeuseln, kein Plaetschern, kein Wind, schlapp haengt unsere Ankerkette ins Wasser. Ungewohnt und schoen, so ein ruhiger Ankerplatz. Jetzt noch kristallklares Wasser ….. aber wir wollen ja nicht undankbar sein. Ist auch so schon schoen!

Fotos gibt es auch unter:

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Traumhaus an der Waterfront von Itaparica - kamerüberwacht und mit hohem Zaun gesichert

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Die 2. Reihe sieht dann schon nicht mehr ganz soooo gepflegt aus

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In Itaparica gibt es viele gepflegte Häuser - und mit Blick auf die Bucht sicherlich meistens als Ferienhaus genutzt

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Ausflug mit dem Dinghi zur Sandbank

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