Abendlicher Ausflug ins Pelourinho.

Mit Serge und Charlotte, unseren neuseeländisch-schweizerischen Nachbarn, stürzen wir uns ins abendliche Salvador. Vorsichtshalber schon um 18 Uhr, zu dieser Zeit erscheint es uns ungefährlich, mit dem Elevador in die Oberstadt zu fahren. Wir bummeln durch die Gassen, finden eine Kneipe mit Livemusik und trinken leckere Caipirinhas. Für die Musik müssen wir dann zahlen, den entsprechenden Hinweis auf der Getränkekarte hatten wir glatt übersehen. Mit 3 Reais pro Person ist das aber noch moderat. Trotzdem sind wir gewarnt, es kann auch mehr verlangt werden! Einige der zahlreichen Kirchen sind heute abend geöffnet. Die Igreja e Convento de Sao Francisco ist ganz besonders prunkvoll ausgestattet und sehr effektvoll werden die vielen goldenen Ornamente partiell rot angestrahlt. Hier findet heute ein Konzert mit Kirchenmusik statt, die Kirche ist entsprechend gut gefüllt. Überhaupt sind heute Abend auffallend viele extrem gut gekleidete Brasilianer zu Fuss unterwegs und ebenso auffallend viele Autos sind entweder geparkt oder quetschen sich im Schritttempo durch die schmalen Gassen.

Charlotte hat bislang noch keines der Touristinfobüros gefunden und so zeigen wir ihr das SAT, das sogar noch geöffnet ist. Sie ergattert einen Stadtplan, auf dem Ober- und Unterstadt dargestellt sind.

In der nächsten Kirche, am Terreiro de Jesus, soll morgen auch ein Konzert stattfinden, die Türen sind schon heute weit offen und geben den Blick auf eine wieder festlich gekleidete Menschenmenge frei. Blumenschmuck, Fotos werden gemacht – Hochzeit?? Ohne Brautpaar?? Wir drehen wieder ab, suchen uns in einer anderen Seitengasse die nächste Bar. Hier sitzen wir mitten im Trubel: Fernseher, Musik, Stimmengewirr. Eine unbeschreibliche Kakophonie, Werner haelt sich die Ohren zu, schüttelt mit dem Kopf. Ständig steht irgendjemand am Tisch und will etwas verkaufen. Die Palette reicht von gegrilltem Käse (der mobile Grill wird einsatzfähig mitgeschleppt) über poppende Vasco da Gamas zu Rosen aus irgendwelchen grünen Palmblättern gedreht.

Auf einem Balkongeländer am Haus gegenüber sitzt ein grosses, weisses Huhn – wie hingeklebt. Da wackelt keine Feder. Sitzt das schon die ganze Zeit dort? Aber wer schaut auch schon am Abend nach oben, bei dem Pflaster hier in den Gassen. Plötzlich noch mehr Tumult auf der Strasse direkt vor uns. Erregte Stimmen, Menschen treten auf das Pflaster, stochern mit einem Stöckchen in den Ritzen zwischen den Steinen, versuchen mit Papier etwas zu packen: eine kleine Schlange windet sich in den Fugen der Pflastersteine, umsonst, kein Entkommen möglich. Zuletzt wird sie vom Wirt unserer Bar zertreten und irgendwo entsorgt. Ob sie wirklich so gefährlich war? Oder haben die Städter hier einfach kein Verhältnis zur Tierwelt? Wir können es nicht beurteilen, sind aber schon merkwürdig berührt von der Szene, trinken unser Bier aus und wandern weiter. Noch einmal quer über die Plätze und dann zurück zum Aufzug. Da es noch früh ist und vor dem Aufzug nur Frauen stehen, wagen wir uns auch hinein und fahren problemlos in die Unterstadt. Wir diskutieren noch eine Weile darüber, dass die Brasilianer hier ihren Reichtum in Form von Schmuck, Handys und Fotoapparaten ganz ungezwungen zur Schau stellen, wogegen wir uns schon scheuen, überhaupt etwas mitzunehmen oder gar in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Übervorsichtig? Nach Werners Erfahrung einfach nur sensibilisiert. Aber in unserer 4-Gruppe fühlen wir uns ja auch etwas sicherer. Und Serge kann mir seine Fotos von diesem Abend ja überspielen :-))

Vom Aufzug zum Mercado Modelo die Strasse querend stellen wir fest, dass diese frisch geteert ist – wann ist das denn passiert, war das vorhin auch schon so??? Tatsaechlich stehen auf der anderen Seite des Mercado noch die Teermaschinen, da tut sich also noch mehr. Wird aber auch Zeit, bevor ganze Busse in den Schlagloechern hier verschwinden und nicht nur die Reifen der PKWs. Eine Busfahrt hier in Salvador ist fuer Schwangere der reinste Wehenbeschleuniger und wir haben schon parkende Autos gesehen, unter deren Hinterreifen die Strasse einfach weggesackt war.

Am Steg bewundern wir noch kurz die Bade-Stegleiter einer belgisch-französischen Ketsch. Eine italienische Segelyacht läuft noch ein und macht unter Assistenz des Securitybeamten fest. Nachts hier einlaufen – nee, das muss nicht sein. Obwohl es heute Abend ausgesprochen ruhig ist hier im Hafen, kaum eine der laut brummenden Faehren ist zu sehen oder zu hoeren. Also Gute Nacht, morgen heisst es frueh aufstehen – wir wollen noch einmal nach Lapa, uns ins Einkaufsgetuemmel stuerzen. Und eine Simcard fuer Wifi will auch noch besorgt werden. Dafuer muessen wir dann wieder ins Shoppingcenter.

Und so ganz allmaehlich planen wir dann auch mal den Trip nach Itaparica. Naechste Woche waere vielleicht eine gute Zeit dafuer ….