Freitag, 21.03.14 - Wir naehern uns unaufhaltsam Salvador. Die Stunden fliessen im Gleichklang der Wellen. Mal Sonne, mal Wolken. Nicht so gut fuer unsere Solarpaneele, die bringen heute einen sehr bescheidenen Beitrag zur Energieversorgung und unsere Batteriekapazitaet stuerzt leicht ab. Dafuer haben wir ganz passablen Wind mit einer Staerke um die 10 Knoten, was uns mit erfreulichen 5,5 Knoten im Schnitt vorwaerts schiebt. Die Wolkenphasen sehen wir zweigeteilt: einerseits sind wir fuer jede Abkuehlung froh, andererseits eben die Sache mit dem Strom. Eine Regenwolke zieht ueber uns hinweg, wir duschen mit Regenwasser. Auch fein. Und werden mit einem wunderschoen, intensiv leuchtendem und kompletten Regenbogen belohnt, der aus dem Wasser aufsteigt, einen grossen Bogen schlaegt und wieder ins Wasser sinkt. Kurze Zeit spaeter und nur fuer wenige Minuten bildet sich ein zweiter, deutlich schwaecherer, darueber. Seit heute frueh haben uns keine Schiffe mehr passiert, auch das Funkgeraet schweigt. Die Air Force hat wohl schon Wochenende eingelaeutet ;-).Auch unsere “Befuerchtung”, hier schon mit Fischern rechnen zu muessen, war unberechtigt. Fliegende Fische flitzen uebers Wasser - wie frueher die flachen Steine, die wir uebers Wasser warfen, um sie moeglichst oft aufditschen zu lassen. Dann kommt eine ausgedehnte Regenwolke auf uns zu. Wir nutzen gerade die Schwachwindphase davor, um unseren Kurs etwas zu korrigieren. Irgendwie kommen wir ganz schoen ab von der Linie und Kurs ueber Grund differiert zum Kurs durchs Wasser. Wenn wir nicht aufpassen, fahren wir glatt an Salvador vorbei. Ausserdem war da ja noch die Sache mit dem Strom. Jetzt haut die Maschine ordentlich Ampere rein und in einem Anflug von ploetzlicher Aktivitaet sind alle Steckdosen belegt, der Tiefkuehler brummt. Wenn schon, denn schon. Ein Blick nach hinten - wir werden verfolgt! Die grauen Flitzer springen weit aus dem Wasser, von Wellenkamm zu Wellenkamm, geben maechtig Gas damit sie uns auch ja einholen. Dabei ist das doch ihre leichteste Uebung. Als sie uns erreicht haben, wird sich vorne am Bug gesammelt und dann geht es wieder kreuz und quer, abfallen lassen, aufholen, quer vom Schiff weg, Anlauf nehmen und wieder Aaaattacke auf den Bug. Ein fliegender Fisch sucht sein Heil in der Flucht und springt mehrere Meter uebers Wasser. Nur weg vom Schiff! Die Truppe ist anpassungsfaehig. Da naja heute nicht so schwungvoll und mit Efet ins Wasser taucht und wieder hochkommt, haelt sich die kleine Gruppe Spielsuechtiger ebenfalls deutlich zurueck. Trotzdem halten sie es eine gute halbe Stunde bei uns aus, bevor sie wieder weiter ziehen. Mal gucken, wer sonst noch so unterwegs ist. Vor meinem inneren Auge habe ich ein Foto, das mich schon immer begeistert hat: der gigantische Bug eines Ozeanfrachters und davor springt ein Delpin hoch aus dem Wasser. Weiss gar nicht mehr, von wem das Foto gemacht wurde.Beken of Cowes war es nicht, der hat allerdings unser Schiff in seinen Regattajahren mehrfach abgelichtet. Die erste Husche ist kaum durch, da taucht links voraus schon die naechste auf. Wie ein Ruessel geht der Regen in der Mitte der Wolke nach unten ins Wasser. Und dann ist auch schon wieder Zeit, das neueste Etmal zu errechnen: 137 Meilen. Damit sind wir insgesamt 1936 Meilen gesegelt und haben noch 130 Meilen bis zum Eingang der Bahia plus 10 Meilen zum Terminal Nautico von Salvador vor uns. Wir schauen uns an: Das sollte doch zu schaffen sein, im Hellen anzukommen. “Wird” meint der Kaeptn. Aber jetzt wird’s erst noch einmal kraeftig regnen, die Wolke links hat sich Verstaerkung geholt und beide lauern genau voraus auf uns?.. Aktueller Standort um 17:09 UTC: 12?18,18′S und 036?32,21′W - Kurs: 245? - SOG: 5,8 Knoten (uner Gross und mitlaufender Maschine) - Wind: zwischen 8 und 10 Knoten fast von achtern, also aus ESE 17:44 Emails schreiben, Positionsmeldung fuer die Website, Wetter bei Saildoc abfragen - Merde, beim Anblick der Karte wird mir erst so richtig bewusst: Bis in die Karibik sind das ja noch mal so viele Meilen wie von Mindelo hierher. Mindestens! Aber immer an der Wand lang, pardon: Kueste. Da kann man dann ja wenigstens nochmal Zwischenstopps in Surinaam und Guyana einplanen. Venezuela faellt wohl eher aus. Wenn schon Venezulaner sagen, dass sie da mit dem Boot never-ever hinfahren ?. Ich glaube zwar fest an den Bannkreis gegen alles Boese und Verbrecherische um uns herum, aber man muss den Glauben ja auch nicht ueberstrapazieren. Die Regenwolken haengen uebrigens immer noch vor uns rum, scheinen aber auch schon einiges an ueberschuessiger Fluessigkeit los geworden zu sein. Auch schoen, kann das Regenrollo wieder hoch und eine frische Brise weht in die Plicht.